2025 – Kreuzfahrt auf der Queen Victoria

Das Jahr 2025 begann für uns großartig und zwar mit einer Reise auf der Queen Victoria. Sie ist eines der vier Schiffe der Gesellschaft Cunard. Mit Cunard verreisen wir sehr gerne, vor allen Dingen, weil uns die größere Queen Mary 2 die Möglichkeit gibt, den Atlantik ohne Flug überqueren zu können. Das haben wir ja schon einige Male gemacht. Die Queen Anne ist das jüngste Schiff in der Flotte und wir hatten das Glück, im Jahr zuvor an der Jungfernfahrt teilnehmen zu können. Außerdem gibt es noch die Queen Elizabeth, die das baugleiche Schwesterschiff der Queen Victoria ist.

Auf der Queen Elizabeth reisten wir vor einigen Jahren nach Island, daher wussten wir in etwa, was uns erwarten würde. Doch fehlte uns eine Fahrt auf der Queen Victoria in unserer Sammlung und eine Kurzreise von Hamburg nach Southampton Anfang Januar bot sich an, um das nachzuholen. Die Ziele zwischendurch waren uns eigentlich egal. Geplant waren Amsterdam, Rotterdam und Zeebrugge. Über alle Orte habe ich bereits in meinen Reiseführern geschrieben und wir kennen die Städte sehr gut. Das konnte uns also nicht besonders reizen. Wir wollten schlicht das Schiff kennenlernen und genießen.

Es war der 3. Januar als wir mit dem Mietwagen Nordkirchen bei strahlend blauem Himmel verließen. Da wir nicht auf den letzten Drücker am Hafen ankommen wollten, planten wir eine Hotelübernachtung in Hamburg ein und entschieden uns bei der Buchung für ein Hotel, das wir bereits eineinhalb Jahre zuvor bei einer Atlantiküberquerung auswählten und für gut befanden. Auf der Fahrt auf der A1 gen Norden sahen wir weit vor uns eine markante Wolkenwand am Horizont, der wir uns näherten. Die Sache mit dem blauen Himmel hatte sich daher nach kurzer Zeit erledigt und nicht nur das: Aus der Wolkenwand fiel kräftiger Schnee, der das Tempo auf der Autobahn deutlich in den zweistelligen Bereich senken ließ.

Das war überraschend, zumal es an dem Morgen zunächst gar nicht nach Schneefall aussah. In Hamburg angekommen, war der Schneefall auch schon wieder vorbei, doch war die Landschaft in einem entzückenden Weiß eingetaucht. Sogar in den Nachrichten war dieses Wolkenband die Top-Nachricht. Für uns war das die Bestätigung, dass wir mit der Hotelübernachtung vor der eigentlichen Reise alles richtig gemacht haben. Was wäre, wenn es einen Unfall mit Vollsperrung oder ähnliches gegeben hätte und wir unter Zeitdruck zum Hamburger Hafen müssten? Nö, so waren wir ganz entspannt, brachten den Wagen zur Filiale und begaben uns auf den kurzen Fußmarsch zum Hotel.

Dieser Spaziergang dauerte zwar wirklich keine 15 Minuten, reichte aber vollkommen aus, damit unsere Schuhe komplett nass waren. In dem hohen Schnee und Schneematsch war das kein Vergnügen. Grundsätzlich keine wilde Sache, doch geplant war unser Schuhwerk dafür nicht, da wir annahmen, wir wären überwiegend an Bord unterwegs. Nun, es half alles nichts. Nach dem Einchecken im Hotel zogen wir also los, um im nächstbesten Schuhgeschäft günstige neue Schuhe zu kaufen. Denn wir hatten noch den ganzen Nachmittag vor uns und wollten natürlich nicht mit nassen Füßen bei kalten Temperaturen durch Hamburg spazieren. Und die anderen Schuhe, die wir noch im Koffer hatten, waren für die Zeit außerhalb des Schiffes eher ungeeignet.

Aber irgendwie schon witzig: Wir waren eigentlich noch gar nicht unterwegs und hatten schon „Andenken“ kaufen müssen, die ja noch irgendwo im Gepäck verstaut werden mussten. Aber irgendwie klappt es ja immer und so konnten wir nach dem Schuhkauf durch die Hamburger Innenstadt schlendern, mal wieder die Aussichtsterrasse der Elbphilharmonie besuchen und einige Zeit an der Promenade Richtung St. Pauli spazieren. Mit ein paar Kleinigkeiten aus dem Supermarkt zogen wir uns am Abend zurück in unser Zimmer und sättigten uns bei einer bereits mehrfach gesehenen Komödie, die gerade zufällig im Fernsehen lief und die uns stets an unsere USA-Reisen erinnert.

Am nächsten Morgen konnten wir ausschlafen, da wir das Zimmer erst um 12 Uhr verlassen mussten und wir so früh sowieso noch nicht an Bord gehen konnten. Rund sechs Kilometer war unser Hotel vom Cruise Center Altona entfernt. Für uns also nicht wirklich viel. Aber eigentlich hatten wir bei der Hotelbuchung das Cruise Center Steinwerder im Blick und hatten erst wenige Tage vor Beginn der Reise gesehen, dass die Queen Victoria bei St. Pauli ablegen würde. Na, ob wir in die eine oder in die andere Richtung spazieren würden, war uns eigentlich egal. Aber gut war, dass wir das noch rechtzeigt bemerkten. So zogen wir unsere Koffer also durch die Speicherstadt und an den St. Pauli Landungsbrücken vorbei bis zum Cruise Center Altona.

Rund eineinhalb Stunden brauchten wir für die Strecke bei der Kälte und dem immer noch vorhandenen Schneematsch. So mussten wir wegen der Koffer natürlich immer wieder aufpassen, damit sie nicht zu sehr der Nässe ausgesetzt waren, aber es klappt halt. Von der Jan-Fedder-Promenade aus konnten wir einen ersten Blick auf die Queen Victoria werfen, die genau in unsere Richtung blickt. Schön. Jetzt war es nicht mehr weit.

Am Terminal angekommen wurden wir direkt zur Gepäckabgabe geschickt, wo wir zumindest den großen Koffer zurückließen. Unsere beiden kleinen Koffer behielten wir bei uns. Vor uns war ein Herr mit einer etwas umständlichen Gepäckaufgabe beschäftigt, der eher ungewöhnliche Koffer abgab. Aber wie wir später bei einer Theateraufführung an Bord bemerkten, handelte es sich wohl um einen der Gastkünstler, die einen Auftritt auf dem Schiff haben würden. Das wussten wir zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht. Wir gingen in die Halle und wurden auf Grund unseres Platin-Status bei Cunard in die entsprechende Wartereihe geschickt, doch das spielte überhaupt keine Rolle. Es war nämlich kaum jemand anwesend, der hätte einchecken sollen. Es war schön ruhig und überschaubar, das gefiel uns sehr gut. So kamen wir auch direkt an den erstbesten Schalter, um einzuchecken.

Dabei offenbarte man uns bereits, dass der erste Landgang in Amsterdam ausfallen würde. Wegen der Vorhersage für starken Wind hat man die Einfahrt nach Amsterdam abgesagt. Dafür hätten wir wohl einen halben Tag mehr in Rotterdam inklusive Übernachtung in der Stadt. Wie gesagt, uns war es total egal, in welchen Städten wir anhalten oder auch eben nicht anhalten würden. Flugs bekamen wir unsere Bordkarten, absolvierten noch den Sicherheitscheck und konnten schon direkt an Bord gehen.

Wir waren sehr überrascht. Das war wohl bisher der schnellste Check-In, den wir je hatten. Gefiel uns natürlich gut, keine Frage. Und kaum waren wir an Bord der Queen Victoria, da fühlten wir uns direkt wie Zuhause. Obwohl wir noch nie auf diesem Schiff waren, fühlten wir uns sofort heimisch. Der Geruch, die Atmosphäre, die Ausstattung – es passte alles und erinnerte uns an frühere Reisen mit Cunard. Wir fühlten uns vom ersten Augenblick an wohl, was wir an Bord der Queen Anne nicht sofort hatten. Doch einen direkten Vergleich der Schiffe untereinander werde ich demnächst noch schreiben.

Wir begaben uns sofort in unsere Kabine und erfreuten uns daran, dass wir uns für eine Außenkabine entschieden. Eine Balkonkabine brauchen wir nicht, schon gar nicht Anfang Januar. Und eine Innenkabine hatten wir schon so häufig. Da wollten wir jetzt einfach auch mal was anderes. Wir hatten die Annehmlichkeiten einer Außenkabine auf zwei Kurztouren mit der Queen Mary 2 und der Disney Dream bemerkt und wollten das auch auf dieser Reise spüren. Es ist ja nicht nur so, dass man Tageslicht hat, sondern auch deutlich mehr Platz. Das ist schon ganz angenehm, zweifellos. Wobei ich „meine“ Innenkabine 13023 auf der Queen Mary 2 immer noch für absolut super halte.

Nach einer kurzen Orientierung zogen wir sofort los, um uns im Buffetrestaurant namens Lido zu stärken. Auch hier waren wir ganz angetan von der vertrauten Umgebung und freuten uns, dass es deutlich anders lief als auf der Queen Anne. Denn bei dem 2024 in Dienst gestellten Schiff war es irgendwie schwierig heißes Wasser für Tee zu bekommen, man musste sich fast sämtliche Speisen geben lassen und überdies hatten die Pancakes aufgrund ihrer Größe besser die Bezeichnung Poffertjes verdient. Das alles war auf der Queen Victoria komplett anders; komplett so, wie wir es von der Queen Elizabeth und der Queen Mary 2 kannten.

Das führte dazu, dass wir gerade einmal eine Stunde an Bord waren und schon wehmütig wurden, weil wir das Schiff fünf Tage später verlassen müssten. Uns war sofort klar, dass wir gerne an Bord der Queen Victoria bleiben würden. Was allerdings auch daran liegt, dass das Schiff von hier aus auf eine große dreimonatige Südamerikareise ging. Ist auch nicht die schlechteste Wahl für eine Tour.

Nach der kurzen Stärkung schauten wir uns in Ruhe an Bord um und begaben uns ins Theater, weil dort eine deutschsprachige Schiffseinführung stattfand. Etwas Neues gab es für uns dort zwar nicht zu hören, aber es ist dennoch immer wieder interessant, dabei zu sein. Der Anteil an deutschen Passagieren wurde dort ebenfalls verkündet und war überraschend klein im Vergleich zu allen Passagieren auf dem Schiff. Später waren wir ein weiteres Mal im Theater, weil dort die verpflichtende Seenotrettungsübung gezeigt wurde.

Das Schiff legte an diesem Tag sehr spät ab und so verpassten wir zum ersten Mal das Lösen der Leinen. Normalerweise schauen wir immer dabei zu. Aber einerseits war es ohnehin sehr kalt draußen und andererseits fand da schon nach dem Dinner die Vorstellung im Theater statt. Die sagte uns an diesem Abend aber nicht zu, da der englischsprachige Künstler aufgrund eines Dialekts nur schwer verständlich war. Deswegen gingen wir auch früher und zogen noch über Bord bzw. nahmen wir anderswo an einem Quiz teil. Quizze bzw. Trivias finden auf den Cunard-Schiffen ja ständig statt und so versuchten wir immer wieder, irgendwo mitzumachen.

Unser Abendessen fand wie gewöhnlich im Britannia-Restaurant statt und wir fanden, dass wir einen tollen Tisch hatten. Die beiden deutschen Herren, die den Tisch neben uns hatten, grüßten nur kurz und klangen weniger begeistert. Uns war eigentlich sofort klar, dass wir sie wohl nicht mehr wiedersehen würden. Und so war es auch. An den nächsten Abenden saß keiner mehr neben uns. Vermutlich haben sie sich für eines der aufpreispflichtigen Restaurants entschieden. Keine Ahnung, was man am Essen im Britannia-Restaurant zu bemängeln haben könnte.

Als wir später in der Kabine waren und unser Tagesprogramm für den nächsten Tag sahen, waren wir weiterhin sehr angetan. Denn es stellte sich heraus, dass auch auf der Queen Victoria Deckspiele angeboten werden. Wir mögen diese kleinen Gruppen, in denen man Baggo, Deck Quoits oder Shuffleboard spielt. So lernt man auch ein paar andere Passagiere kennen, was bei einem Quiz im Pub beispielsweise nicht möglich ist. Da sitzt jeder an seinem Tisch und quizzt vor sich hin. Kontakte gibt es dabei keine, auch wenn man immer wieder dieselben Leute sieht. Bei den kleinen sportlichen Wettbewerben sieht das schon ganz anders aus. Und auch hier kommt wieder der Vergleich zur Queen Anne, denn dort wurden diese Spiele komplett eingestellt und man hat sich nur noch auf Trivias konzentriert, was wir sehr schade finden.

Ganz witzig war das Musik-Quiz, das wir am späten Abend aufsuchten. Es wurde von der Hostess Lily moderiert und Lily kannten wir mittlerweile von einer Transatlantikreise auf der Queen Mary 2 und von der Jungfernfahrt mit der Queen Anne. Wir trafen sie also nun zum dritten Mal und jedes Mal auf einem anderen Cunard-Schiff. Das Besondere dabei war aber, dass Lily sich nicht nur an uns erinnern konnte, sondern uns sogar ganz erfreut mit Namen begrüßte. Wow, wir waren echt überrascht, dass sie sich an unsere Vornamen erinnern konnte. Welchen Eindruck haben wir bloß hinterlassen?

Was es sowohl auf der Queen Anne gab als auch auf der Queen Victoria sind die Schatzsuchen bzw. die Scavenger Hunts. Dabei bekommt man ein Blatt Papier ausgehändigt, auf denen zehn Bilder kleine Details des Schiffes zeigen. Diese kleinen Details gilt es dann, auf dem Schiff zu finden und als Beweis abzufotografieren. Finden wir super und erlebten wir auch auf der Disney Dream. Das ist nämlich die ideale Möglichkeit, das Schiff näher kennenzulernen und ein bisschen Bewegung dabei zu haben. Außerdem trifft man immer wieder andere Reisende, die ebenfalls mit diesem Zettel suchend über Bord laufen und so kommt man eben auch wieder mit anderen Menschen in Kontakt. Diese Aktion fand gleich am nächsten Tag statt, dem einzigen Seetag während der Reise. Nur anders als sonst, hatten wir dieses Mal keine 24 Stunden Zeit, sondern mussten unsere Beweise schon am späten Nachmittag vorlegen. Sportlich. Hat aber dennoch geklappt. Man ist ja erfahren.

Sehr schön war auch die Schnitzkunst eines der Küchenmitarbeiter. Im Wintergarten, der zu dieser Jahreszeit ziemlich kühl ist und warme Decken zum Einkuscheln und ein paar Heizstrahler bietet, zeigte er, wie man aus Lebensmitteln schöne Skulpturen schaffen kann. Da wird aus einer Ananashälfte eine Katze, die eine Banane als Schwanz hat und eine Orange als Kopf. Die Augen bestehen aus Blaubeeren mit Radieschenscheiben und eine aufgesteckte Weintraube dient als Nase. Aus einer Wassermelone schnitzte er mal eben ein Gesicht und andere Früchte wurden zu Enten und Hasen. Der Applaus war ihm sicher.

Wir genossen die Fahrt, obwohl wir nur sehr selten draußen waren. Ein paar Runden drehten wir dick eingepackt auf dem Promenadendeck auf Deck 3. Das war es aber dann auch schon. Es war halt sehr kalt und außerdem herrschte starker Wind. Die Vorhersage traf also vollkommen zu. Das merkte man auch deutlich an der Schräglage der Queen Victoria. Um von Steuerbord zu Backbord zu gehen, ging es entweder bergauf oder bergab. Doch das Schöne war, dass es fast keine Bewegung gab. Kein Stampfen, kein Rollen – einfach nur Schräglage. Aber wir hatten auch Zeit. Wir waren irgendwo zwischen Dänemark und Großbritannien weit draußen nördlich der Niederlande und Deutschland auf hoher See.

An diesem Abend war dann auch wieder die Zeit für die elegantere Kleidung. Wir genossen das Dinner, die Vorstellung im Theater und gingen anschließend noch in den Golden Lion – dem englischen Pub auf dem Schiff – um beim Karaoke den Sangeskünsten der anderen Passagiere zu lauschen. Es wurde spät.

Gleich am nächsten Tag gab es unerwarteterweise eine zweite Schnitzeljagd, an der wir natürlich auch wieder teilnahmen. Die Zeit war noch knapper, was uns aber keine Probleme bereitete. Das lag aber nur daran, dass wir vieles bereits kannten oder zumindest erahnten. Denn eine Abgabe bis 17 Uhr, wenn man den Zettel um 10 Uhr ausgehändigt bekommt, ist schon knapp. Man bedenke, dass man ja zwischendurch noch den Lunch hat, man an den Deckspielen und Trivias teilnimmt und um 15 Uhr der Afternoon Tea stattfindet, den wir auf keinen Fall verpassen wollen und für den man sich frühzeitig anstellen sollte. Hinzu kamen noch die Runden, die wir draußen auf dem Promenadendeck machten. Von wegen Erholung auf so einem Schiff. Stets in Bewegung und im Terminstress. Schön!

Während des Afternoon Teas fuhr die Queen Victoria langsam nach Rotterdam hinein und legte am Cruise Terminal an. Uns interessierte das nur wenig. Wir gingen am Abend zwar nochmal auf das Außendeck und bewunderten die Lichter der Großstadt, aber in die Stadt hinein wollten wir nicht. Das verlegten wir auf den nächsten Tag, um uns dann auch mal ein wenig mehr die Beine zu vertreten. Nach dem Frühstück spazierten wir also zur Markthalle, stöberten dort noch ein wenig zwischen den Ständen herum und begaben uns auch zu den berühmten gelben Kubushäusern. Das kannten wir natürlich alles schon sehr gut von unserer Reise mit der Queen Elizabeth nach Island. Denn damals checkten wir in Rotterdam ein und hatten am Vortag auch jede Menge Zeit, um uns umzuschauen. Außerdem habe ich ja in meinem Niederlande-Reiseführer über die Sehenswürdigkeiten von Rotterdam geschrieben.

So wurden es vielleicht zwei Stunden, die wir uns an Land aufhielten und bis wir wieder zur Queen Victoria zurückgingen. Dort schauten wir uns nochmal das Gelände rund um die Anlegestelle an. Hier befindet sich nämlich ein Auswandererdenkmal für diejenigen, die früher über den Atlantik nach Amerika reisten und dort ihr Glück versuchten. Auch die berühmte Holland-Amerika-Line hatte hier einst ihren Sitz. Für uns, die wir Amerika immer mit dem Schiff erreichen, ist das natürlich von besonderem Interesse. Nach dem Besuch genossen wir wieder das Bordleben und verpassten im Grunde genommen auch die Ausfahrt aus Rotterdam.

Am nächsten Tag stand Zeebrugge in Belgien auf dem Programm. Die Ortschaft hat nicht viel zu bieten, außer dass man von hier aus nach Brügge fahren kann. Aber auch diese Stadt kannten wir bereits sehr gut und so handhabten wir es genauso wie im Vorjahr auf der Disney Dream: Wir blieben einfach entspannt an Bord und hatten das Schiff sozusagen für uns. Na ja, nicht ganz. Es blieben auch noch einige andere Menschen auf dem Schiff, doch man spürte schon, dass es leerer war.

So waren wir auch nur wenige Menschen, die an diesem Vormittag an einem weiteren Trivia teilnahmen. Dieses Mal ging es gegen die Zeit und gegen andere Teams. Man musste so viele Vogelarten wie möglich erkennen, was für uns grundsätzlich weniger ein Problem ist, weil wir sehr viele Vogelarten kennen. Doch wir befürchteten, dass wir die englische Schreibweise nicht immer wüssten. War nicht schlimm. Was wir nicht auf Englisch wussten, konnten wir auf Deutsch benennen und es wurde einfach übersetzt. Und siehe da: Wir gewannen. Und wir freuten uns. Da hatten wir tatsächlich die meisten Richtigen beim Erkennen von Vögeln. Lustig. Für uns war der Tag auch genau der richtige Zeitpunkt, um in Ruhe Bilder vom Schiff zu machen. Sowohl also Bilder von Pingu, als auch Aufnahmen mit der richtigen Kamera und nicht bloß mit dem Handy.

Außerdem mussten wir an diesem Tag unsere Belohnung für die vielen Spiele einlösen. Denn jedes Mal, wenn man etwas gewinnt, bekommt man Stempel oder Sticker. Diese sammelt man in einem Heftchen und für eine bestimmte Anzahl an Stickern/Stempeln erhält man ein paar kleinere Geschenke. Unser Luxusproblem ist allerdings, dass wir die meisten Gewinne bereits in der Vergangenheit für uns einnehmen konnten. Egal, wir fanden auch dieses Mal etwas für uns und freuen uns darüber.

Interessanterweise mussten wir an diesem letzten Abend dann auch noch schon um 18 Uhr ins Theater gehen. Normalerweise gibt es immer zwei Aufführungen: Einmal um 20 Uhr und einmal um 22 Uhr. Und dann gehen immer die Passagiere, die gerade nicht ihre Tischzeit beim Dinner haben. Da wir für gewöhnlich um 20 Uhr beim Abendessen sitzen, sind wir Zuschauer in der 22 Uhr-Vorstellung. Doch diese wurde nun nach vorne verschoben, so dass wir vor dem Dinner ins Theater gingen. Etwas unüblich, obwohl wir das so ähnlich auch von der Disney Dream kannten. Wir vermuteten, es lag dieses Mal daran, dass man die Passagiere nicht ganz so lange wach halten wollte. Um 22 Uhr ins Theater zu gehen, bedeutet, dass man um 23 Uhr nochmal über das Schiff schlendert, irgendwo einkehrt und nicht vor 24 Uhr in der Kabine ist. Dann noch duschen, sich für das Bett fertig machen und schon ist es nach halb eins.

Angesichts der Tatsache, dass man schon früh morgens wieder raus muss, hat man natürlich wenig Schlaf. In unserem Fall mussten wir nämlich schon gegen sieben Uhr am frühen Morgen im Britannia-Restaurant aufschlagen, wo die britischen Grenzbeamten die Pässe kontrollieren. Na, wer wohl pünktlich da und wer nicht? Daher wurden wir gebeten, erst noch frühstücken zu gehen, bis die Zöllner dann auch endlich an Bord wären. Haben wir das also so gemacht. Die Einreiseprozedur lief sehr schnell und unkompliziert ab, so dass wir dann unsere Koffer aus der Kabine holen konnten und uns zur Gangway begaben. Dieses Mal nahmen wir alle Koffer an uns, weil wir die paar Meter auch so schaffen konnten und uns die Suche nach unserem Koffer im Terminal ersparen konnten.

Kaum waren wir von Bord, gingen wir vom QE2-Terminal in Southampton in Richtung Bahnhof. Das ist ein ziemliches Stückchen, aber die Temperaturen waren völlig okay und noch viel besser: Es war trocken und die Sonne schien. Wir freuten uns, dass auch dieser Tag wettertechnisch wunderbar mitspielen würde. Also gingen wir am Ocean Cruise Terminal vorbei, wo zufälligerweise die Queen Anne angelegt hatte und wir sie auch wiedersehen konnten. Auch wenn wir uns für die Queen Anne weniger begeistern können als für die anderen drei Queens von Cunard, so schließen wir natürlich nicht aus, zukünftig auch hier wieder an Bord zu gehen.

Da wir uns in Southampton nun mal sehr gut auskennen, waren wir schnell zu Fuß am Bahnhof, kauften uns am Automaten ein Ticket für den Regionalzug nach London und hatten Glück, dass der Zug nur wenige Minuten später kam. Na gut, er fährt ja sowieso jede halbe Stunde, aber so sparten wir uns das Warten für dreißig Minuten. Dafür war der Zug aber so voll, dass wir mit unseren Koffern fast eineinhalb Stunden an der Tür stehen mussten. In London kamen wir am Bahnhof Waterloo Station an und begaben uns gleich darauf auf den nächsten Spaziergang. Denn unser Hotel war weiter nördlich, rund 45 Minuten Fußweg entfernt in der Nähe des Bahnhofs St. Pancras. Logisch, denn dieser Bahnhof ist international und Abfahrtsbahnhof für den Eurostar, mit dem wir am nächsten Tag zurück zum europäischen Festland fahren würden.

So spazierten wir die Strecke ziemlich entspannt und kannten diese ja auch schon von anderen Reisen nach und durch London. Am Hotel kamen wir sehr früh an, es war gerade einmal kurz nach elf Uhr am Vormittag. Wir hofften ganz bescheiden darauf, dass wir unser Gepäck irgendwo deponieren könnten, um den Nachmittag in London zu verbringen. Doch es war noch besser: Wir durften sogar schon direkt in unser Zimmer. Wow, das hatten wir nicht erwartet. Gut, in dem Zimmer war alles ein wenig altbacken, aber das störte uns nicht. Wir wollten ja nur die eine Nacht verbringen. Wir stopften uns kurz etwas in den Mund und machten uns auf, die britische Hauptstadt zu besuchen.

Da wir ja nun schon einige Male in London waren und ich auch über diese Stadt schon einiges in Reiseführern zusammengetragen hatte, waren wir bei der Auswahl unserer Ziele etwas entspannt. Wir entschieden uns für den Weg zum Trafalgar Square, von wo aus wir über die Golden Jubilee Bridge die Themse überquerten und am Golden Eye vorbei zur Westminster Bridge gingen. Vorbei am Elizabeth Tower bzw. Big Ben spazierten wir zur Westminster Abbey und durch den St. James Park bis zum Buckingham Palast. Im Park genossen wir mal wieder den Anblick der zahlreichen Squirrel, bevor wir wieder zur Themse zurückkehrten. Für die Tower Bridge wurde es mittlerweile zu spät, aber einen kleinen Blick auf die berühmte Brücke wagten wir noch von der Millennium Bridge. Wer das auf der Karte nachvollzieht, wird sehen, dass wir einige Kilometer gemacht haben. Mit den Wegen am frühen Morgen an Bord und in Southampton kamen wir an diesem Tag auf satte 26 Kilometer Fußweg.

Kein Wunder also, dass wir früh ins Bett fielen und gut schliefen. Dabei mussten wir jedoch aufpassen, nicht zu verschlafen. Denn unser Zug fuhr um 9 Uhr ab und für den Sicherheitscheck sollten wir schon um viertel vor 8 im Bahnhof sein. Frühes Aufstehen war also angesagt und es klappte auch alles ganz wunderbar. Nur der Zug hatte leider deutlich Verspätung. Wir wurden jedoch nur wenig nervös, weil wir in Brüssel über eineinhalb Stunden Aufenthalt hatten, bevor wir unseren Anschlusszug nehmen mussten. Allerdings wurde es zum Schluss dann doch noch knapp und wir standen keine zehn Minuten am Bahnsteig, bis unser Zug dann einfuhr. Der Zug von London nach Brüssel, mit dem wir das fünfte Mal durch den Eurotunnel fuhren, war wieder einmal sehr komfortabel und spürbar komfortabler als der Zug, mit dem wir von Brüssel nach Köln fuhren, obwohl beide zur Gesellschaft Eurostar gehören.

Na, wie auch immer. Wir kamen letztendlich pünktlich in Köln an, gingen zur Mietwagenstation und holten unseren Wagen, mit dem wir schließlich entspannt nach Hause fuhren. Eine tolle Reise mit der Queen Victoria ist leider viel zu früh zu Ende gegangen.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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