2024 – Mit dem Wohnmobil durch Holland

Es war mal wieder an der Zeit für eine größere Wohnmobilreise und auch für ein größeres Wohnmobil. Wie ich schon im letzten Bericht über die Reise nach Sachsen-Anhalt schrieb, sollte dies die letzte Tour mit dem Pössl sein, nachdem der Wagen auf der Reise durch den Süden Norwegens Probleme bereitete. Man muss natürlich ganz klar sagen, dass ich für meine Arbeit als Reisejournalist ein zuverlässiges Fahrzeug benötige und keines, bei dem eine Reparatur nach der nächsten anfällt. Schon für normale Camper ist es ärgerlich, wenn eine Urlaubsreise ausfällt oder abgebrochen werden muss, weil die Technik versagt. Für mich hätte so etwas ganz andere Auswirkungen. Ich habe Aufträge zu erfüllen und muss hierfür mobil bleiben.

Natürlich kann auch mit einem neuen Fahrzeug immer mal etwas sein, aber die Chancen hierfür sehen doch etwas anders aus. Außerdem muss ich mein Wohnmobil für die Reiseführer und Zeitungsartikel auch immer wieder als Modell nutzen und da ist Abwechslung wichtig sowie die Tatsache, dass Verlage ungerne alte Fahrzeuge auf den Bildern sehen. Auch Kastenwagen werden bei manchen Verlagen immer noch nicht als Wohnmobil betrachtet, was in der Vergangenheit dazu führte, dass einige meiner Bilder nicht genutzt wurden. Schlicht, weil aus der Sicht des Verlags ein „falsches“ Fahrzeug bzw. „kein richtiges Wohnmobil“ abgebildet wurde. Nun ja, darüber kann man natürlich lange diskutieren.

Für die nächsten Jahre ist da aber nun für Abhilfe gesorgt. Ab sofort bin ich wieder mit einem klassischen Wohnmobil unterwegs und der Pössl ist verkauft. Es war ein schönes Fahrzeug, aber auf die Dauer für die Arbeit zu klein und eben auch nicht mehr der Jüngste und Zuverlässigste. Und prompt ist die erste Reise mit dem neuen Wohnmobil natürlich eine Dienstreise. Was auch sonst? In die Niederlanden geht die Wohnmobiltour, um für einen Zeitungsartikel des Camping + Reise-Magazins zu recherchieren und Bilder zu machen. Die Ausgabe erscheint Anfang 2025 und beschreibt für die Leser eine Rundtour um das IJsselmeer.

Natürlich kenne ich die Niederlande sehr gut. Immerhin habe ich bereits einen Wohnmobilreiseführer für Holland & Co. verfasst und das Land bei mindestens einer großen Wohnmobilreise durch die Niederlande intensiv kennengelernt und besucht. Doch natürlich gibt es auch bei mir Wissenslücken und Dinge verändern sich. Also muss auch immer wieder neu recherchiert werden. So zum Beispiel für die nächste Auflage des Wohnmobilreiseführers, aber eben auch für den Zeitungsartikel, der entsprechend „frische“ Bilder benötigt. Mit einem Zwischenstopp bzw. Großeinkauf bei Obelink in Winterswijk führte diese Reise zunächst nach Oirschot. Der dortige Wohnmobilstellplatz an einem Kanal war uns noch unbekannt und diente uns in erster Linie als Zwischenstation auf dem weiteren Weg durch Holland.

Natürlich inspizierten wir gründlich den Platz, machten aber auch noch ein paar Einkäufe im nahegelegenen Supermarkt und richteten das Wohnmobil ein. Immerhin sollte es die erste Nacht in dem Fahrzeug werden und wir hatten auch noch auszutüfteln, wie die Arbeit mit und in dem Wohnmobil vonstatten gehen würde. Es ist halt irgendwie auch so, als würde man ein Büro neu einrichten. Aber es funktionierte alles reibungslos und wir hatten eine wirklich erholsame Nacht in dem neuen Wagen. Eine bessere Nacht, als wir sie im Kastenwagen je hatten. Das muss man auch einfach mal sagen. Da spürte man schon den Größenunterschied.

Geärgert haben uns am nächsten Morgen ein wenig die deutschen Campinggäste drei Parzellen weiter. Sie hatten ihre Hunde zwar an der Leine, doch eine Schleppleine ist keine kurze Leine und plötzlich tauchte einer der Hunde bei uns auf und schrappte mit der Schleppleine an unserem Wagen entlang. Ein ganz toller Einstand. Ärgerlich war einfach, dass die Besitzer die Hunde überhaupt nicht im Blick oder gar im Griff hatten und dennoch glaubten, eine Leine dieser Art würde ausreichen. Nein, hier muss man ganz klar sagen, dass auf unserem Wohnmobilstellplatz in Nordkirchen eine Schleppleine eben nicht ausreicht, sondern eine kurze Leine gefordert ist. Sonst könnte man den Hund ja gleich frei laufen lassen, so dass er drei bis vier Parzellen in Beschlag nimmt. Es gehört sich einfach nicht.

Nur eine kurze Fahrt war es am Vormittag bis zu unserem nächsten und eigentlichen Ziel, dem Wohnmobilstellplatz in Alblasserdam, den wir auch noch nicht kannten. Er bietet eine gute Möglichkeit, die Windmühlen von Kinderdijk zu besuchen, was auf unserer To-Do-Liste stand. Nachdem wir das Wohnmobil auf dem Stellplatz abstellten, machten wir das, was wir nach der Ankunft immer machen: Wir zogen los, mit den Kameras im Gepäck gingen wir unserer Arbeit nach, denn das Wetter passte wunderbar und wir waren gespannt, wie wir die Windmühlen ins richtige Licht rücken konnten. Von Alblasserdam aus ist es noch ein ziemlich langer Spaziergang, aber wir sind ja gut zu Fuß.

So konnten wir auf einer Art Damm zwischen zwei Wasserläufen entspannt wandern und den Ausblick auf die vielen Windmühlen genießen. Immer wieder gibt es dort alle 15 Meter am Ufer einen kleinen Steg, auf dem man angeln oder einfach mal Platz nehmen kann. Echt schön. Wir folgten auch dem Weg durch eine Art Naturschutzgebiet und machten jede Menge Bilder. Etwas abseits der Museumsmühlen gingen wir dann durch den Ort wieder zurück in Richtung Wohnmobilstellplatz – nur, um am Abend noch einmal loszuziehen, um auch ein geeignetes Pingu-Foto vor den Kinderdijk-Windmühlen machen zu können.

Am nächsten Vormittag stand dann erstmal ein eher trauriger Besichtigungspunkt auf dem Programm. In der Nähe vom Amsterdamer Flughafen Schiphol fuhren wir zu einer Gedenkstätte für den Abschuss des Flugzeugs MH17 im Jahr 2014 über der Ostukraine. Die Anreise in den kleinen Ort Vijfhuizen war nicht ganz einfach, obwohl es ein fußläufiger Entfernung sogar einen Wohnmobilstellplatz gibt. Doch wir wollten ja nicht übernachten, sondern bloß die Gedenkstätte aufsuchen. Doch die Parkplatzsituation ist dort für Wohnmobile eher schwierig, erst recht, wenn in der benachbarten Messehalle gerade eine Ausstellung stattfindet.

So mussten wir den Ordnern vor Ort erstmal lange klar machen, dass wir weder campen noch zur Messe wollten. Wir wollten eigentlich nur auf den Parkplatz, der extra für die Gedenkstätte ausgeschildert ist. Doch dieser war mit roten Verkehrshütchen zugestellt, damit eben dort niemand kostenlos für die Messe parkt. Es war nicht ganz einfach, im Ergebnis hat es dann am Ende doch irgendwie gepasst und wir konnten die Gedenkstätte in Ruhe auf uns wirken lassen und unsere gewünschten Bilder machen.

Als nächstes steuerten wir den Camper zur Ortschaft Urk direkt am IJsselmeer. Im Gegensatz zu Kinderdijk war uns Urk schon bekannt und so diente uns der etwas außerhalb gelegene Wohnmobilstellplatz lediglich als Zwischenstation. Zu Fuß gingen wir am Ufer des IJsselmeers entlang, um nach einem kurzen Spaziergang im Zentrum des kleinen Ortes zu gelangen. Immer wieder faszinierend, zu wissen, dass Urk eigentlich mal eine Insel im offenen Meer war. Heute würde man das gar nicht merken, wenn man das nicht wüsste. Aber darüber berichte ich ja bereits in meinem Reiseführer und auch in dem entsprechenden Zeitungsartikel.

Wir waren froh, dass wir noch die letzte Parzelle auf dem im Wald gelegenen Wohnmobilstellplatz bekamen. Denn der Stellplatz im Hafen, der ohnehin auch schon komplett belegt war, entspricht nicht unserem Geschmack. Wir sind immer froh, nicht so zentral stehen zu müssen und zu wollen. Der Stellplatz im Ort ist einfach eng und rummelig. Über Leeuwarden reisten wir am folgenden Tag nach Norden bis zur kleinen Ortschaft Dokkum.

Auch diese Stadt kannten wir bereits von den früheren Touren. Was wir aber noch nicht kannten, war der westlich der Stadt gelegene Wohnmobilstellplatz am Flüsschen Ee. Er befindet sich bei einem Landwirt und umfasst rund ein Dutzend Stellflächen in herrlich ruhiger Lage. Aber auch hier zogen wir natürlich nach der Ankunft und der freundlichen Begrüßung sofort los, um mittels Umweg auf die andere Seite des Flusses zu gelangen und am Ufer entlang bis in die Stadt hineingehen zu können. Ein paar neue Bilder mehr auf der Speicherkarte und ein Besuch in einer beiden zentralen Windmühlen später, hatten wir nach einiger Zeit den Stadtbesuch von Dokkum dann hinter uns und konnten uns auf den Rückweg machen.

Eine kleine private Sache unternahmen wir am Abreisetag dann doch noch. Denn obwohl wir so nah an der Nordsee waren, hatten wir das Meer doch noch gar nicht wirklich gesehen, abgesehen vom IJsselmeer, bei dem es sich aber mittlerweile um einen großen Binnensee handelt. Daher fuhren wir am Morgen des letzten Tages noch schnell die wenigen Kilometer zum Pier Holwert, um einen Blick auf das Wasser werfen zu können. Von dort aus legen die Fähren nach Ameland ab und die Insel konnten wir am Horizont auch schon gut erkennen. Zu unserer Überraschung gab es im kleinen Fährterminal sogar einen netten Souvenirladen, in dem wir tatsächlich noch ein kleines Mitbringsel erstehen konnten. Sehr nett zum Abschluss einer gelungenen Recherchereise.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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