2014 – Reise entlang der Emscher

Im Frühjahr 2014 war ich für eines meiner nächsten Bücher oft in meiner eigenen Region unterwegs. Denn es galt, die Emscher zu bereisen. Daher zeige ich hier einige Bilder von der Quelle bis zur Mündung. So hatte ich es auch schon mit der Reise entlang der Rur gemacht, auf der ebenfalls ein Wanderführer entstanden ist.

Die Emscher nimmt ihren Anfang in Holzwickede, einem kleinen Ort südöstlich von Dortmund. Dort entspringt sie am sogenannten Emscherquellhof, einem ehemaligen Bauernhof in Fachwerk-Architektur. Heute wird der Emscherquellhof von der Emschergenossenschaft betrieben. Dieses Unternehmen ist ein Wasserwirtschaftsverband mit Sitz in meiner Heimatstadt Essen. Und mit der Emschergenossenschaft steht und fällt der Fluss, denn die Emscher ist nicht irgendein Fluss.

Geschichte der Emscher

Als die Industrialisierung im Ruhrgebiet im 19. Jahrhundert Fahrt aufnahm, diente die Ruhr und die wesentlich weiter nördlich gelegene Lippe zur Trinkwasserversorgung der Bevölkerung. Doch wo Menschen leben und arbeiten, entsteht natürlich auch Abwasser. Diese konnte logischerweise nicht einfach in die Ruhr oder in die Lippe gelassen werden. Dafür nutzte man eben die dazwischen gelegene Emscher.

Tragischerweise führte das dazu, dass die Emscher völlig verdreckte und im Laufe der Jahrzehnte bis weit in das 20. Jahrhundert zum wohl dreckigsten Fluss Deutschlands verkam. Die Aufgabe der im Jahr 1899 gegründeten Emschergenossenschaft war nun unter anderem, den Fluss zu reinigen und ihn wieder naturnah umzugestalten. Der Begriff Renaturierung wäre hier falsch, wie man mir in der Emschergenossenschaft sagte. Denn auf Grund von Bergsenkungen wird der Fluss nie wieder so verlaufen können wie einstmals vor dem Eingriff der Menschen. Daher betreibt die Emscher zahlreiche Pumpwerke, gibt dem Fluss sein Bett wieder und betreibt mehrere Kläranlagen.

Ein Teil des Flusses, nämlich der Oberlauf, ist bereits wieder umgestaltet und die Emscher fließt zum Teil durch eine Auenlandschaft und nicht mehr, wie in den letzten 100 Jahren, in einer Betonröhre. Übrigens, in der Bevölkerung trug die Emscher lange Zeit die Bezeichnung Köttelbecke, die wohl nicht näher erläutert werden muss.

Beginnen wir unsere Bilderreise entlang der Emscher also am Emscherquellhof. Über einen schmalen Weg gelangt man zu dem kleinen Teich, der als Quellort gilt. Richtig ist aber eigentlich, dass der Fluss durch den Zusammenschluss von fünf kleinen Bäche eines nahegelegenen Waldes entspringt. Zunächst fließt die Emscher durch den sogenannten Emscherpark in Holzwickede. Der Emscherpark befindet sich mitten im Zentrum der kleinen Ortschaft und ist bereits komplett naturnah umgestaltet. Nördlich von Holzwickede zweigt die Emscher schließlich nach Westen ab und behält nun weitgehend ihre Richtung bei, um nach insgesamt 83 Kilometern nördlich von Duisburg in den Rhein zu münden.

Sie passiert Haus Rodenberg, auch Schloss Aplerbeck genannt und im gleichnamigen Dortmunder Stadtteil gelegen, mäandert ein wenig durch die Landschaft und trifft dann auf die erste große Besonderheit. Das heißt, eigentlich trifft sie nicht drauf, sondern fließt daran vorbei. Denn in Dortmund-Hörde liegt der Phoenix-See mitten im Weg.

Phoenix-See in Dortmund

Der Phoenix-See ist nicht irgendein See. Er ist künstlich. Aber er ist kein klassischer Stausee. Die Geschichte des Phoenix-Sees begann in der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts. Bis dahin stand an der Stelle des Sees nämlich ein gigantisches Industriewerk – die Stahlhütte Phoenix-Ost. Der Dortmunder Stadtteil Hörde war das gesamte 20. Jahrhundert von dieser Stahlhütte geprägt, gab zahlreichen Menschen eine Arbeitsstelle und war natürlich völlig unattraktiv. Nachts leuchtete der Himmel über Dortmund hellrot, wenn flüssiger Stahl abgestochen wurde und es war sicherlich nicht schön, dort zu leben.

Allerdings hat das Stahlwerk seine Pforten geschlossen und wäre vermutlich eines von vielen Industrieruinen bzw. -denkmälern geworden, die es im Ruhrgebiet gibt. Doch man konnte Teile der Hütte nach China verkaufen, riss den Rest ab und hatte nun eine riesige Brachlandschaft, die man mit Wasser füllte. Klingt jetzt vielleicht ein bisschen einfach, aber so entstand der Phoenix-See.

Heute bietet der See Segelmöglichkeiten, zahlreiche Gastronomie, eine kleine Halde und mit einem Thomaskonverter noch enige wenige Erinnerungsstücke an die einstige Industriegeschichte. Am westlichen Ufer erhebt sich zudem die Hörder Burg, die während der Zeit des Stahlwerks als Verwaltungsgebäude diente und im Rahmen der Seegestaltung restauriert wurde.

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Ansonsten geht der Reisebericht hier weiter:

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