Eifelsteig – Etappe 11 von Daun nach Manderscheid

Anspruch: mittel bis schwer
Länge: ca. 23 km
Dauer: ca. 7,5 Std.
Höhenmeter: ca. 800
Wanderzeit: ganzjährig
Kurzinfo: Hier wandert man durch die pure Vulkaneifel. Schon kurz hinter Daun passiert man gleich drei sehenswerte Maare. Auf der zweiten Hälfte der Strecke ist man im Liesertal unterwegs. Hier sollte man unbedingt Rucksackverpflegung mit sich führen. Plump gesagt: Weniger Zivilisation, wie in diesem malerischen Tal, ist in der Eifel kaum möglich.

Hier geht es zur vorherigen Eifelsteig – Etappe 10 von Gerolstein nach Daun

Wegbeschreibung:

Der offizielle Start der elften Etappe des Eifelsteigs erfolgt am Sportplatz im Westen von Daun, weswegen wir das Zentrum hinter uns lassen und uns zunächst dorthin begeben. Wir folgen dem Fernwanderweg und legen zugleich die ersten wenigen Höhenmeter zurück, die uns sachte zu einem imposanten Kriegerdenkmal bringen. Diese Siegespyramide wurde im Jahr 1870 aus Basaltsteinen der Region errichtet und ragt 13 Meter in die Höhe.

Hinter dem Denkmal gehen wir durch den Wald, halten uns halbrechts und erreichen schon wenigen Augenblicken die kleine Marienkapelle am Wehrbüsch. Auch die Wehrbüschkapelle erinnert an den Krieg, denn sie wurde von Dauner Bürgern nach Ende des Zweiten Weltkrieges aus Dankbarkeit gebaut, dass sie hier im Stadtwald Schutz vor den Bombenangriffen finden konnten.

Gleich dahinter verlieren wir schon wieder an Höhe und wandern bis zum südlichen Ortsrand von Daun, wo wir zwischen Wald und Wohnsiedlung entlang wandern, wo wir gleich neben der Dauner Sprudel GmbH den Kurpark von Gemünden erreichen. Nachdem wir in Gerolstein den größten Mineralwasserproduzenten der Region kennenlernten, sind wir hier bei der kleinsten Firma, die in der Eifel das erfrischende Nass in Flaschen abfüllen. Allerdings ist die Zukunft vom Dauner Sprudel ungewiss, da die Firma im Herbst 2014 Insolvenz anmelden musste. Der Kurpark bietet hingegen nicht nur Wasser zum Trinken, sondern auch für die körperliche Ertüchtigung an. So gibt es ein Wassertretbecken und ein Armbadebecken. Außerdem können wir im Park auch im Klimapavillon Platz nehmen und eine kleine Pause einlegen.

Durch den schnuckeligen Kurpark wandern wir gemütlich hindurch und genießen den Anblick von skurril gewachsenen Bäumen, liebevoll gefertigten Holzschnitzereien und werfen auch einen Blick auf den hiesigen 20 Kilometer langen Kosmosradweg, auf den man hier besonders stolz ist. Der Radweg ist zweigeteilt. Im ersten Abschnitt fährt man durch das uns bekannte Planetensystem und legt pro Meter 300.000 Kilometer zurück. Das bedeutet, wer mit dem Rad oder zu Fuß einen Meter pro Sekunde zurücklegt, reist mit Lichtgeschwindigkeit durch das Modell des Planetensystems. Im zweiten Teil wird das Universum dargestellt und der Radler reist vom Urknall bis heute durch die Zeit und legt pro Meter satte drei Millionen Jahre zurück.

Gleichzeitig wandern wir damit im Tal der Lieser, der wir im späteren Abschnitt dieser Etappe nochmals genauer begegnen werden. Am Ende des Parks überqueren wir sowohl die Lieser Straße als auch die Maarstraße und wandern hinter dem Gasthof rechts die kleine Straße hinauf. Während wir in einen Wald hineinwandern befindet sich rechter Hand und etwas unterhalb die Ortschaft Gemünden, in der neben der dortigen Kirche der Pützborner Bach in die Lieser mündet. Wir kennen den Bach aus der vorhergehenden Etappe.

Doch viel bekannter ist Gemünden für das Gemündener Maar, das wir nach einem kurzen Aufstieg erreicht haben. Mit dem Gemündener Maar erreichen wir eine Landschaft, die im Wesentlichen aus drei sehenswerten Maaren besteht.

Zwar stammt der Name Maar vom lateinischen mare ab und bezeichnet ein Meer, doch sind Maare deutlich kleiner und grundsätzlich ein See. Diese entstanden durch Vulkanismus, als Grundwasser auf heißes Magma traf und daraus eine Wasserdampfexplosion entstand. In der Regel sehen sich Maare auf Grund ihrer gleichen Entstehungsgeschichte recht ähnlich. Sie sind entweder kreisrund oder oval und bilden unter der Wasseroberfläche eine gleichförmige Senke. Außerdem erhebt sich rund um den Maarsee ein Erdwall, der durch das bei der Explosion ausgeworfene Material entstand. Das Gemündener Maar ist bis zu 38 Meter tief und das kleinste der Dauner Maare. Sein Alter wird auf rund 30.000 Jahre geschätzt.

Wir umrunden das beliebte Ausflugsziel in einem weiten Bogen, steigen dabei deutlich in die Höhe und erreichen den Mäuseberg, der vom Dronketurm dominiert wird. Gebaut wurde der Dronketurm zu Beginn des letzten Jahrhunderts und erinnert an Adolf Dronke, dem Gründer und ersten Vorsitzenden des Eifelvereins. Vom Dach des 10 Meter hohen Dronketurms hat man einen schönen Ausblick auf die Vulkaneifel und kann das Gemünder Maar sehr deutlich erkennen.

Nach dem Genuss der Aussicht vom Dronketurm gehen wir auf dem breiten Weg geradeaus weiter, passieren das Wildgattertor und erreichen schon bald den nächsten Aussichtspunkt, wo wir auf das Weinfelder Maar blicken. Das Weinfelder Maar ist eher ovalförmig und deutlich jünger als das Gemündener Maar. Der See entstand vor etwas über 10.000 Jahren und bildete bei der Explosion unter anderem den Mäuseberg, von dem wir gerade hinabgestiegen sind.

Vor dem Wald gehen wir nach links, umrunden auch dieses Maar und gelangen nach einem weiten Rechtsbogen zur sogenannten Pestkapelle am Totenmaar. Sie war die Pfarrkirche eines Dorfes namens Weinfeld. Das Dorf wurde jedoch nach den verheerenden Auswirkungen der Pestepidemie in der Mitte des 16. Jahrhunderts aufgegeben. Die einstigen Wohnhäuser dienten als Steinbruch für die umliegenden Dörfer. Geblieben ist nur die Kapelle am Totenmaar, wie das Weinfelder Maar auch genannt wird.

Gemütlich wandern wir weiter am Ufer des Totenmaares entlang, bis wir diesen an einem Parkplatz verlassen und eine Landstraße überqueren. Aber mit den Maaren ist es damit noch nicht getan. Denn der dritte See im Bunde ist das Schalkenmehrener Maar, das wir unterhalb der Straße erblicken. Der See entstand in etwa zur selben Zeit wie das Weinfelder Maar, besteht jedoch eigentlich aus zwei Maaren. Da wäre einmal der erkennbare See mit einer Tiefe von bis zu 21 Metern, aber dazu gehört auch die Mulde östlich des Gewässers. Diese enthält jedoch kein Wasser und wird daher als Trockenmaar bezeichnet. Wir genießen den wunderbaren Ausblick über den Vulkansee, hinter dem sich die gleichnamige Ortschaft Schalkenmehren erhebt und wandern an der Informationstafel hinab zum Ufer des Sees.

Wer Lust hat, kann an der Informationstafel auch nach links wandern. Wir sehen dort auf einem Hügel das Maarkreuz, das sich im Rahmen einer Wanderung erreichen lässt und einen ebenfalls wunderbaren Ausblick auf das Maar und die Ortschaft offenbart. Es ist heute ein beliebtes Ausflugsziel und ein Wahrzeichen von Schalkenmehren bzw. der Maare. Errichtet wurde es im Jahr 1932, wie eine kleine Plakette am Fuße des Kreuzes verrät. Mehrere Rundwege verlaufen um das Maar, weshalb wir dort entlang ebenfalls nach Schalkenmehren kämen, allerdings auf einem etwas längeren Weg.

Auf dem offiziellen Weg des Eifelsteigs biegen wir in Schalkenmehren links ab, gehen durch das Örtchen zur Touristinformation und zur St. Martinkirche, die Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut wurde und heute als Denkmal geführt wird. An der Kirche kämen wir auch aus, wenn wir das Schalkenmehrer Maar ostseitig, also am Maarkreuz entlang, umrunden.

Vor der Kirche gehen wir durch die St. Martinstraße und wandern leicht bergauf, bis wir links in die Straße Zum Scheid einbiegen. An einer Gabelung halten wir uns halbrechts, wandern auf dem Landwirtschaftsweg aus Schalkenmehren hinaus und genießen beim Blick zurück noch einmal die Aussicht über die Ortschaft mit dem Schalkenmehrer Maar. An einer Kreuzung wandern wir halbrechts in einen Wald hinein, orientieren uns an einer Gabelung abermals halbrechts und überqueren schon bald die Landstraße.

Zunächst folgen wir der Zufahrt zu den Kliniken von Daun-Altburg, verlassen diese aber dann auf dem Waldweg und wandern an der bewaldeten Kuppe entlang zum sogenannten Grafengrab. Im Auf und Ab sind wir auf dem kurvigen Wanderweg unterwegs, passieren einen kleinen Fischteich und befinden uns in der Nähe des kleinen Dorfes Trittscheid. Wir wandern noch ein kleines Stück am Hang entlang, biegen wenig später vor einem Wanderparkplatz rechts ab und befinden uns nun auch auf dem Lieserpfad. Der Lieserpfad ist rund 40 Kilometer lang und führt durch die ruhigste und einsamste Region der Eifel.

Damit begegnen wir erneut der Lieser, die wir nach links überqueren. Die Üdersdorfer Mühle ermöglicht uns in etwa auf der Hälfte dieser Etappe eine Stärkung für die nächsten Kilometer, die wir beinahe durch unbesiedeltes Gelände gehen werden.

Im Anschluss an die Mühle überqueren wir eine Landstraße und wandern fortan durch das ruhige und naturreiche Liesertal. Bei Boxberg entspringt die Lieser in der Hocheifel, passiert Daun und bildet ab hier das wunderbare Tal, das noch an Manderscheid vorbei führen wird. Später durchquert die Lieser noch Wittlich und mündet in der Nähe von Bernkastel-Kues in die Mosel. Eine kleine Pause ermöglichen uns zwar mehrere Sitzbänke, aber auch der kleine Tettscheider Stausee, den wir nur kurz berühren. An seinem Ufer befindet sich nicht nur der Sitz des hiesigen Angelvereins, sondern auch eine Picknickhütte.

Wir bleiben weiter im Liesertal und genießen die scheinbar unberührte Natur. Kein Haus, kein Dorf, keine Straße kreuzt unseren schmalen Weg, der auch hier immer noch als Lieserpfad und von vielen Eifelsteigwanderern als der schönste Abschnitt des gesamten Fernwanderwegs bezeichnet wird. Immer wieder wird der Fluss von kleinen Bächen mit Wasser gespeist, immer wieder entfernen wir uns ein wenig von der Lieser, um bald wieder zu ihrem Ufer zurückzukehren.

Als einer der Höhepunkte im Liesertal gilt aber auch der kurze Abstecher zur Grabungsstelle Eckfelder Trockenmaar, das wir ab der Blümchesauhütte aus in wenigen Schritten erreichen, wenn wir dem dortigen Pellenbach folgen. Auch das Eckfelder Maar war ursprünglich ein See, der durch eine Gasdampfexplosion entstanden ist. Das Wasser ist mittlerweile nicht mehr vorhanden, weshalb ein Trockenmaar geblieben ist. Dieses war anfangs deutlich größer als das heute erkennbare Maar und verkleinerte sich im Laufe der Zeit durch Erosion. Heute ist das Eckfelder Maar eine bedeutende Fossillagerstätte und gibt wichtige Einblicke in die Geologie Mitteleuropas frei.

Die Kobeslochhütte und die Hahnerflachhütte sind weitere Pausenmöglichkeiten im Tal der Lieser, bevor wir die erste der Manderscheider Burgen erblicken und damit langsam aus dem Tal hinaus treten. Mit den Manderscheider Burgen sind die Oberburg und die Niederburg gemeint, die sich gleich gegenüber stehen und nur vom kleinen Flüsschen Lieser voneinander getrennt sind.

Beide Burgen markieren hier die einstige Grenze zwischen dem Kurfürstentum Trier und der Grafschaft Manderscheid, da deren Besitzer sich mit den Burgen feindlich gegenüber standen. Heute geht es hier friedvoller zu und beide Burgruinen geben ein schönes Bild ab. Beide Burgen können besichtigt werden. Die etwas kleinere der beiden, die Niederburg, befindet sich seit Ende des 19. Jahrhunderts im Besitz des Eifelvereins und wird seither kontinuierlich restauriert.

Mit dem Verlassen des Liesertals haben wir urplötzlich wieder Zivilisation erreicht, so scheint es, und befinden uns wenig später im Zentrum von Manderscheid und damit am Ende dieser Etappe. Neben den beiden Burgruinen, für die man sich am Ende des Wandertages ein wenig Zeit nehmen sollte, bietet Manderscheid auch noch ein Maarmuseum, in dem die Maare der Eifel nochmals erläutert werden.

Hier geht es zur nächsten Eifelsteig – Etappe 12 – von Manderscheid zum Kloster Himmerod

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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