Eifelsteig – Etappe 10 von Gerolstein nach Daun

Anspruch: mittel bis schwer
Länge: ca. 24 km
Dauer: ca. 7 Std.
Höhenmeter: ca. 870
Wanderzeit: ganzjährig
Kurzinfo: Diese Strecke ist nicht nur lang, sondern bietet auch einige Auf- und Abstiege, was sie zu einer guten, sportlichen Herausforderung gestaltet. Landschaftlich geht es zunächst durch Waldgebiete, wo man unter anderen von der Dietzenley einen schönen Ausblick genießen kann. Anstrengend wird es dann auch wieder am Nerother Kopf bevor man schließlich Daun erreicht, wo man auch in der Ortschaft einiges an Höhenmetern machen kann.

Hier geht es zur vorherigen Eifelsteig – Etappe 9 von Hillesheim nach Gerolstein

Wegbeschreibung:

Gleich zu Beginn der zehnten Eifelsteig-Etappe wird unsere Wadenmuskulatur verlangt, indem wir Gerolstein verlassen und den ersten markanten Aufstieg überwinden. Kurz vor dem Naturkundemuseum bringen uns unzählige Treppenstufen durch die Hänge unterhalb der Löwenburg. Mit jedem Meter, den wir weiter nach oben wandern, wird die Aussicht über Gerolstein hinweg immer schöner – besonders in westliche Richtung, wo die Dolomiten und der Auberg als markante Landmarken zu sehen sind.

Oben angekommen führt uns der Eifelsteig an stolzen Einfamilienhäusern vorbei und wir biegen an einer Straßenkreuzung links ab. Bevor wir hier dem Fernwanderweg folgen, sollten wir aber gleich nochmals links abbiegen und einen kleinen Abstecher zum Besuch der Löwenburg einplanen.

Die Löwenburg ist der eigentliche Namensgeber für Gerolstein, denn sie gehörte einem Gerhard von Blankenstein und wurde als Gerhardstein bezeichnet, wovon sich der heutige Ortsname ableitete. Die Burg wurde erstmalig im frühen 12. Jahrhundert erwähnt und thronte stolz oberhalb des Kyll-Tals. Als die Burg nach 300 Jahren in den Besitz der Familie von Loen gelangte, änderte sich auch der Name in die heute übliche Bezeichnung Löwenburg. Nach einem verheerenden Blitzschlag und diversen Kämpfen mit den Franzosen wurde die Burg soweit zerstört, dass heute nur noch die Vorburg existiert und einige Mauerreste der Hauptburg, von der aus man einen wunderschönen Blick über Gerolstein werfen kann.

Anschließend gehen wir durch die Gerolstraße und den Hubert-Rahn-Weg bis zum Ende der Wohnsiedlung. Dort begeben wir uns geradeaus in den Wald hinein, wandern auf dem schnurgeraden Waldweg mit einer deutlichen Steigung hinauf bis zum sogenannten Heiligenstein, einer Felsformation, an der wir in einer Schutzhütte unseren ersten Aufstieg mit einer kleinen Pause belohnen können und bei der es sich um ein Naturdenkmal handelt.

Gleich darauf geht es wieder leicht bergab und wir passieren eine Waldschneise, in der wir eine Hochspannungsleitung unterqueren und das nächste Waldstück betreten. An einer Kreuzung halten wir uns halbrechts und erreichen nach wenigen Wanderminuten die idyllisch gelegene Büschkapelle. Sie wurde Ende des 17. Jahrhunderts auf Geheiß des Grafen von Gerolstein errichtet. Der Legende nach hatte seine Gemahlin an dieser Stelle eine böse Vorahnung, als die beiden mit ihrer Kutsche nach einem Verwandtenbesuch auf dem Rückweg zur Löwenburg waren. Durch diese Vorahnung eilten sie sich und entgingen so noch rechtzeitig einem Überfall. Im Glauben, dass dieses ungute Gefühl ein göttliches Zeichen war, ließen sie daher aus Dankbarkeit die Büschkapelle bauen.

Vor der Kapelle wenden wir uns nach links und folgen dem breiten Waldweg durch eine enge Rechtskurve, wo sich am Wegesrand ein Kreuz erhebt. Die Inschrift dieses sogenannten Grafenkreuzes verkündet, dass das Kreuz unter anderem Graf Ferdinand von Manderscheid-Blankenheim-Gerolstein wegen eines großen Unglücks errichten ließ. Gemeint ist der oben erwähnte und misslungene Überfall. Das Kreuz wurde zunächst aufgestellt. Das war der Gräfin jedoch zu wenig, weswegen die Kapelle wenig später folgte.

Kurz darauf verlassen wir den breiten Forstweg nach halblinks und folgen dem ansteigenden Weg bis zu einer Kreuzung, wo sich mit dem Davitskreuz ein weiteres Denkmal erhebt. Auch dieses Kreuz wurde errichtet, weil in erster Linie jemand Angst hatte. Ein Bauer namens David zog, der Überlieferung nach, mit seinem Ochsenkarren durch den Wald und fürchtete sich plötzlich. Er schickte ein Stoßgebet in den Himmel, dass er an dieser Stelle ein Kreuz errichten würde, wenn er heil nach Hause käme.

Wir biegen links ab und folgen dem weiter bergauf führenden Eifelsteig bis zur Dietzenley, wo sich nicht nur ein Picknickplatz, sondern auch ein Aussichtsturm befindet, der uns in über 600 Metern Höhe einen wunderbaren Blick über die Eifellandschaft ermöglicht.

Damit haben wir ab Gerolstein rund 200 Höhenmeter zurückgelegt, aber bleiben nun vorläufig in etwa in dieser Höhenlage. Auf breiten Waldwegen folgen wir der Beschilderung des Eifelsteigs im leichten Auf und Ab und durch mehrere Kurven bis wir das Forsthaus passieren und nach dem Linksabbiegen an einer etwas größeren Kreuzung langsam wieder an Höhe verlieren und beim Verlassen des Waldes den noch jungen Enzbach überqueren.

Wir folgen seinem Lauf, treffen auf eine asphaltierte Straße, gehen halblinks und biegen unmittelbar darauf wieder scharf nach rechts ab. Auf diese Weise wandern wir südlich des Eifelortes Neroth entlang. An einem Sportplatz und Tennisplätzen vorbei haben wir die Ortschaft, aber auch den vor uns liegenden Nerother Kopf immer fest im Blick. Wir überqueren eine kleine Landstraße und landen im Tal der Kleinen Kyll. Die Kleine Kyll ist an dieser Stelle noch recht jung, da sie in der Nähe von Neroth entspringt. Südlich von Manderscheid wird sie nach insgesamt 24 Kilometern in die Lieser münden.

Das Flüsschen überqueren wir und hätten gleich dahinter eine letzte gute Möglichkeit, in wenigen Minuten das Zentrum von Neroth und das dortige Mausefallenmuseum zu erreichen, indem wir links abbiegen würden. Schon vor dem Museum warten einige kleine Mausefallen-Skulpturen auf den Besucher und laden zu einem Besuch ein.

Neroth entwickelte sich aus der Not heraus zu einem Mausefallendorf. Die karge Landschaft warf zu wenig ab, sodass viele Familien in Armut lebten. Auf der Suche nach einer Verdienstmöglichkeit blieben sie beim Drahtwarengewerbe hängen. In Heimarbeit wurden Mausefallen hergestellt, die industriell gefertigt nicht hätten besser sein können. Während die Frauen des Ortes die Fallen herstellten, zogen die Männer als Händler in die Ferne und verkauften sie in ganz Deutschland. Das Mausefallenmuseum erläutert die Geschichte und zeigt die selbstentwickelten Gerätschaften, die hierfür notwendig waren.

Wir wandern jedoch nach rechts, verlassen aber schon nach kurzer Zeit das Tal der Kleinen Kyll nach links und erklimmen auf dem Waldweg den Nerother Kopf.

Doch zunächst passieren wir einen Picknickplatz in Form eines Pilzes, von dem aus man einen schönen Blick auf Neroth hat. Wir biegen rechts ab und sehen wenig später ein kleines Wegekreuz, das ungewöhnlicherweise komplett aus Metall besteht. Eine Tafel erinnert an ein Unglück, bei dem die beiden Kinder Marlene und Peter Pantenburg an dieser Stelle starben, als sie im Nachkriegsdeutschland, im Sommer 1954, eine Granate fanden und diese detonierte. Mit ihrem Alter von sieben und neun Jahren hatten sie den Zweiten Weltkrieg gar nicht erlebt und waren dennoch seine Opfer.

 Am Schild wenden wir uns nach links, gehen nochmals deutlich bergauf und haben endlich den Gipfel des Nerother Kopfs mit seiner Burgruine und der Mühlensteinhöhle erreicht.

So romantisch der Ort sich heute präsentiert, entstanden ist die Höhle nicht durch ein natürliches Phänomen, sondern durch den Eingriff des Menschen. Die Höhle ragt bis zu 18 Meter tief in die Erde und befindet sich unterhalb einer Burgruine. Die Burg wurde in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts errichtet, doch schon zuvor begann man damit, aus dem Gestein, Mühlsteine herauszubrechen und zu bearbeiten, womit die Höhle entstanden ist. Noch bis weit in das 18. Jahrhundert nutzte man das hiesige Lavagestein, um Mühlsteine aus dem Nerother Kopf herzustellen. Dieser ist nämlich ein 650 Meter hoher Kegel eines erloschenen Vulkans.

Beim Abstieg vom Nerother Kopf überqueren wir den Xynthiapfad. Der Orkan Xynthia war einer der verheerendsten Stürme der letzten Jahre, der über Europa zog. 60 Menschen starben Ende Februar 2010 als Xynthia von Portugal aus über Spanien, Frankreich und Deutschland hinwegfegte. Teilweise wurden Spitzengeschwindigkeiten von über 200 km/h gemessen. Dabei hatte er in Deutschland zwar noch die geringsten Spuren hinterlassen, doch diese waren eben genau hier in Rheinland-Pfalz. Über zwei Millionen Festmeter Holz wurden alleine im Bundesland zerstört und es dauerte lange bis die Wälder wieder betreten werden konnten. Um daran zu erinnern und um zu zeigen, was mit Totholz geschieht, haben Mitarbeiter des Forstamtes diesen kurzen, aber interessanten Xynthia-Steig angelegt, der die Verwüstungen deutlich zeigt.

Wir gehen an einem Feld entlang und am Waldrand vorbei, bis wir wieder in ein Waldgebiet eintauchen und in diesem deutlich an Höhenmetern verlieren. Im Zick-Zack erreichen wir einen kleinen Bach, halten uns rechts und folgen diesem bis zur Ortschaft Neunkirchen. Neunkirchen streifen wir jedoch nur kurz, indem wir im Goldammerweg rechts abbiegen und uns an der Neunkirchener Straße erneut nach rechts wenden.

Nach Überquerung einer Landstraße passieren wir noch den Pützborner Bach und gelangen zur Neunkirchener Mühle auf der linken Seite, die mit ihrem rustikalen Gasthaus die letzte Einkehrmöglichkeit vor Daun und damit unserem Etappenziel ist.

Kurz hinter der Neunkirchener Mühle folgen wir dem Eifelsteig über einen Holzsteg und erreichen wenig später einen Wald, in dem wir auf einem Serpentinenpfad einer kurzen aber knackigen Steigung folgen.

Ebenso steil wie es hier hinauf ging, geht es anschließend wieder hinab und wir sind am Alten Neunkirchener Weg zwar eigentlich schon in Daun angekommen, doch der Eifelsteig beschreibt noch eine Runde um den bewaldeten Rosenberg, bevor die Etappe offiziell an einem Sportplatz endet. Von hier aus gelangen wir über einen Feldweg abschließend in das sehenswerte Zentrum von Daun mit seinem überregional bekannten Vulkanmuseum.

Das hügelige Daun wird überragt von der Höhenburg Daun, in der sich heute das Schlosshotel Kurfürstliches Amtshaus befindet. Doch vor über zweieinhalbtausend Jahren war dieser Hügel im Zentrum von Daun ein strategisch wichtiger Punkt und wurde von den Kelten mit einer Fliehburg bebaut. Ansonsten ist aber natürlich auch Daun von der Vulkanologie geprägt. Als Teil des Natur- und Geoparks Vulkaneifel befindet sich unweit der Burg Daun das Vulkanmuseum. Mit interaktiven Modellen wird die Tektonik erläutert und der aktive Vulkanismus dargestellt. Eine weitere Sehenswürdigkeit Dauns ist der Viadukt im Osten der Ortschaft. Er überspannt in einer Höhe von 30 Metern die Bundesstraße 257 und war Teil der Nebenstrecke der Eifelquerbahn. Züge ab Daun erreichten über die Brücke im späteren Verlauf das Moselufer. Der Bahnverkehr wurde jedoch in den 1980er-Jahren eingestellt. Mittlerweile verläuft auf der Brücke der 58 Kilometer lange Maare-Mosel-Radwanderweg.

Hier geht es weiter zur Eifelsteig – Etappe 11 von Daun nach Manderscheid

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


Die Weltenbummler – ältester deutschsprachiger Reiseblog (seit 2000)

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