Eifelsteig – Etappe 1 von Kornelimünster nach Roetgen

  • Anspruch: leicht
  • Länge: 14 km
  • Dauer: 4,5 Std.
  • Höhenmeter: ca. 400
  • Wanderzeit: ganzjährig
  • Kurzinfo: Sehr schöne Einstiegsetappe, die bei schlechtem Wetter jedoch gute Wanderschuhe erfordert. Aber die sollte man für den Eifelsteig ja ohnehin haben. Die großen Berge der Eifel hat man noch nicht erreicht, aber einige Steigungen und ein besonderes Gefälle sind dennoch vorhanden. Landschaftlicher Höhepunkt ist das Naturschutzgebiet Struffelt zwischen Rott und der Dreilägerbachtalsperre.

Wegbeschreibung:

Der Eifelsteig beginnt am Korneliusmarkt in Kornelimünster, wo sich gleich die Reichsabtei erhebt.

Kornelimünster ist eine kleine Ortschaft am Ufer der Inde und entstand mit der gleichnamigen Abtei zu Beginn des 9. Jahrhunderts. Der aus Südfrankreich stammende Benedikt von Aniane und der Sohn von Karl dem Großen, Ludwig der Fromme gründeten die Reichsabtei. Zunächst war sie relativ unbedeutend und galt nur als Erlöserkirche. Das änderte sich auch nicht, als Kaiser Ludwig I. alias Ludwig der Fromme, aus der Aachener Kaiserpfalz drei Christusreliquien entnahm und dem Kloster schenkte. Hierbei handelte es sich um ein Schürztuch, ein Grabtuch und ein Schweißtuch. Erst mit einer weiteren Reliquie, dem Schädelknochen von Papst Cornelius begann eine Wallfahrt zum Kloster, das eben auch erst durch diese Reliquie seinen Namen Kornelimünster bekam. Im Mittelalter war eine Wallfahrt nach Kornelimünster mindestens genauso bedeutend wie eine Reise an andere, heute weitaus bekanntere Pilgerorte. Während der Zeit der Säkularisation wurde das Kloster aufgelöst. Zwar leben heute wieder Benediktinermönche in Kornelimünster, doch gilt das nicht als Rückkehr, sondern als Neugründung eines Klosters, das im Jahr 2009 sein hundertjähriges Bestehen feierte, gleichzeitig aber an eine fast 1000jährige Tradition der hiesigen Mönche anknüpft. Die alte Abteikirche gilt als Pfarrkirche des Ortes. Dieser wurde 1972 eingemeindet und gilt seither als südlichster Stadtteil Aachens.

Etwas weiter oberhalb erkennen wir die Bergkirche St. Stephanus. Sie entstand später als die Reichsabtei und war die Mutterpfarre des Münsterländchens. Mit Münsterländchen bezeichnete man das Gebiet der Reichsabtei, das sich von der heutigen Staatsgrenze bis zum Münsterwald erstreckt. Noch heute gibt es geografische Bezeichnungen, wie das Münsterbachtal und das Naturschutzgebiet Münsterbach, die darauf zurückzuführen sind. Kurioserweise existiert jedoch kein Münsterbach. Vielmehr handelt es sich hierbei um die lokale Bezeichnung für die Inde, die das Münsterländchen von Süd nach Nord durchquert. Die St. Stephanuskirche entstand im 12. Jahrhundert, verlor aber mit der Säkularisation an Bedeutung und wird seither nur noch als Friedhofskirche genutzt.

Der Beginn des Eifelsteigs ist mit einer erstaunlicherweise überschaubaren Informationstafel markiert. Gleichzeitig sehen wir, dass hier noch weitere Fernwanderwege verlaufen. Die Inderoute ist dabei noch die kleinste. Sie ist gerade einmal etwas über sechs Kilometer lang und demnach in gut zwei Stunden erwandert. Dabei verbindet sie die beiden außerhalb von Aachen liegenden Stadtteile Brand und Kornelimünster. Richtung Brand folgt man zunächst dem Lauf der Inde, passiert eine Einsiedlerklause aus dem 17. Jahrhundert sowie zwei sehenswerte Mühlen, bevor man das Indetal verlässt und man auf den Höhenzügen Aachen-Brand erreicht. Von dort konnte man noch einmal so eine Strecke gehen, dann allerdings deutlich langweiliger, weil immer an der schnurgeraden Trierer Straße entlang, um das Zentrum von Aachen zu erreichen.

Etwas länger ist man schon auf dem Europäischen Fernwanderweg E8 unterwegs, der am Atlantik beginnt und bis zum Rila-Kloster in Bulgarien verläuft. Der genaue Ausgangspunkt ist ein Leuchtturm auf einer kleinen Insel namens Dursey Island am südwestlichen Punkt Irlands. Von dort verläuft der Wanderweg durch den Süden der grünen Insel, durch Wales und durch England, wo der Fernwanderer bei Hull auf die Fähre steigt und sich bis Rotterdam erholen kann. Hinter Nijmwegen erreicht der Weg Deutschland und verläuft quer durch das Land bis Passau. Entlang der Donau wandert man bis zur Slowakei und ein verhältnismäßig kurzes Stück durch Polen. An der ukrainischen Grenze endet vorerst die Beschilderung, doch geplant ist eine Fortführung des Wegs durch Rumänien bis zum bulgarischen Rila-Gebirge und es gibt sogar Bestrebungen, den Europäischen Fernwanderweg darüber hinaus bis nach Istanbul, also an die Grenze Asiens fortzuführen.

Und wer nicht nur wandern, sondern auch pilgern möchte, der hat die typische gelbe Muschel für den Jakobsweg sicherlich schon entdeckt.

Der Jakobsweg ist wohl, nicht zuletzt durch den Komiker Hape Kerkeling, einer der berühmtesten Pilgerwege. In den letzten Jahren hat sich eine wahre Begeisterung für den Pilgerpfad entwickelt, die dazu führte, dass fast jede Region in Deutschland einen eigenen Jakobsweg ausschilderte. Das ist auch gar nicht schlimm, denn der Jakobsweg besteht mehr aus einem Wegenetz, das sich über Europa spannt. Die Gehrichtung ist jedoch immer dieselbe – nach Westen. Denn das Ziel des Jakobspilgers ist die Kathedrale in Santiago de Compostela im nordspanischen Galizien. Sämtliche Jakobswege Europas führen von Osten kommend auf die Pyrenäen zu, wo sie sich schließlich zum eigentlichen Hauptweg zusammenschließen, dem Camino Francés. Wenn man also vom richtigen Jakobsweg spricht, dann meint man in der Regel den rund 900 Kilometer langen Abschnitt zwischen der spanisch-französischen Grenze und dem Pilgerziel am Atlantik. Der Jakobsweg in Aachen verlässt natürlich nach kurzer Zeit Deutschland und erreicht das belgische Wallonien, wo er an Lüttich einer alten Handelsroute entlang der Maas folgt. Der Fluss gab dem dortigen Weg-Abschnitt dementsprechend seinen Namen – Via Mosana.

Doch weder das Kloster in Rila, noch die Kathedrale im spanischen Santiago de Compostela sind unser Ziel, schon gar nicht das heutige. Roetgen wird der Ort sein, den wir am Ende der ersten Etappe erreicht haben.

Hierfür verlassen wir den Markt durch die kleine Gasse, die auch noch den Namen Korneliusmarkt trägt und überqueren auf der kleinen Brücke die Inde.

Nach der Inde ist ein komplettes Land benannt worden. Nein, es ist nicht Indien, sondern das Indeland mitten in Nordrhein-Westfalen. Doch der Reihe nach: Die Inde hat keine eigene gefasste Quelle, die man besuchen könnte, sondern entsteht durch den Zusammenfluss mehrerer kleiner Bäche eines Quellgebietes in der Nähe der belgischen Kleinstadt Raeren. Belgien lässt die Inde aber ganz schnell hinter sich und erreicht mit dem Aachener Stadtteil Kornelimünster deutschen Boden. Danach fließt das Gewässer durch Eschweiler, Weisweiler und durch Inden, einer nach dem Fluss benannten Gemeinde von Düren. Nach insgesamt 54 Kilometern endet der Lauf der Inde bei Jülich, wo sie in die Rur mündet. Eine Besonderheit der Inde ist das von Menschenhand geschaffene Flussbett im Unterlauf kurz vor ihrer Mündung. Floss sie ursprünglich zwischen Lamersdorf und Kirchberg geradewegs nach Norden, so stellten sich ihr Ende des letzten Jahrhunderts einige Bagger in den Weg, die Braunkohle aus dem Boden schürften. Aus diesem Grund wurde die Inde weiter nach Westen verlagert, wo sie das Braunkohlegebiet umrunden konnte und gleich noch sieben Kilometer an Länge dazu gewann. Bei Lamersdorf befindet sich auch der Indemann, ein 36 Meter hoher stählerner Aussichtsturm in Form eines Menschen. Er ist Wahrzeichen des bereits erwähnten Indelands. Hierbei handelt es sich selbstverständlich weniger um ein Staatsgebiet, sondern um ein Projekt, dass die Landschaft rund um die derzeit vorhandenen Braunkohlegebiete an der Inde aufwerten soll.

Auf der anderen Flussseite überqueren wir die Straße, wenden uns nach links und verlassen die Hauptstaße mit dem Namen Napoleonsberg nach halbrechts. Dem Weg Unter den Weiden folgen wir an den letzten Wohnhäusern von Kornelimünster entlang und werden zu unserer Linken von der Inde begleitet. Hinter den Häusern blicken wir über ein Feld hinweg bis zum Itertalviadukt. Das Brückenbauwerk überspannt sowohl den kurzen Iterbach als auch die angrenzende Bundesstraße.

Der Iterbach entspringt südlich der belgischen Gemeinde Raeren und beendet seinen kurzen Lauf gleich links neben uns, indem sie in die Inde mündet. Das Viadukt ist rund 130 Meter lang und besticht durch mehrere Bögen, von denen zwei gegen Ende des Zweiten Weltkriegs von der deutschen Wehrmacht bei ihrem Rückzug gesprengt wurden. Anschließend wurde das Viadukt wieder hergerichtet, diente noch einige Zeit der Vennbahn und ist heute Teil des Vennbahntrassen-Radwegs.

An einer kleinen Holzbrücke überqueren wir den schmalen Fluss, folgen weiterhin der Inde und unterqueren bald eine alte Eisenbahnbrücke. Dabei blicken wir auf den Reiterhof Schlauser Mühle, der mit seinem Gutshof bis in das 12. Jahrhundert zurückblicken kann. Vor dem Hof halten wir uns rechts und erleben die erste nennenswerte Steigung auf dem Eifelsteig. Auch wenn der Weg mit Stufen begehbar ist, gehen die Höhenmeter spürbar in die Waden. Wenig später erreichen wir den kleinen Aachener Ortsteil Hahn. Hahn wurde Mitte des 13. Jahrhunderts erstmalig erwähnt und war damals Teil der Reichsabtei Kornelimünster. Im Laufe der Jahrhunderte hatte die kleine Ortschaft eine bewegte Geschichte. Mal gehörte Hahn zum nahe gelegenen Walheim, mal war es selbstständig. Heute ist es seit der Gemeindereform 1972 Stadtteil von Aachen.

In Hahn folgen wir der Ausschilderung des Eifelsteigs entlang der Hahner Straße, gehen beim Überqueren der Inde wieder in einen Wald hinein und treffen auf erste Spuren der hiesigen Kalköfen.

Weiter durch das Tal der Inde kommen weitere Bauwerke der Kalkwerke Walheim zum Vorschein, die in dem einstigen Kalksteinwerk Teile eines geologischen Lehrpfades sind. An einem Parkplatz wenden wir uns nach links und durchqueren das Portal zum Freizeit- und Erholungsverein Walheim. Auf dem Gelände des ehemaligen Kalkwerks Walheim befindet sich heute das Freizeitgelände Walheim. Entstanden ist es nach Schließung des Steinbruchs, der zum Naturschutzgebiet umgestaltet wurde und für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich sein sollte. 1971 wurde das Areal von einem Verein gepachtet, der es Kindern und Erholungssuchenden zur Freizeitgestaltung zur Verfügung stellt. Heute umfasst es neben Liegewiesen und einem Kiosk auch Grillhütten, Sportfelder und einen Spielplatz. Außerdem werden auf dem Gelände Veranstaltungen wir Zirkusse oder Publicviewing organisiert.

Die Spielplätze lassen wir rechts und links liegen, wandern durch den Wald und gehen leicht bergab zu einem Asphaltweg. Links würden wir nach wenigen Gehminuten Schloss Friesenrath erreichen, das erst 1926 erbaut wurde und derzeit zu einem Wohnhaus umgebaut wird. Doch wir halten uns nach rechts, biegen an der Krieger-Gedächtnis-Kapelle nach links ab und erblicken zu unserer Linken die St. Bernhardkapelle. Sie ist noch ein wenig jünger als Schloss Friesenrath und entstand durch Eigenleistung der Friesenrather Bürger im Jahr 1939. Sie ist komplett aus Bruchsteinen errichtet worden. Friesenrath selbst gehört noch zu Kornelimünster, womit wir, formal betrachtet, an dieser Stelle übrigens noch immer auf Aachener Stadtgebiet wandern.

Kurze Zeit später biegen wir links ab, überqueren ein letztes Mal die Inde und werden ihr auf dem weiteren Weg nicht mehr begegnen. Leicht bergauf geht es bis zu einer T-Kreuzung, an der wir uns nach rechts wenden und an einem Picknickpilz ein wenig verschnaufen können. An der nächsten T-Kreuzung geht es nach rechts, um sofort wiederum links abzubiegen. Einige hundert Meter wandern wir nun schnurgerade aus, bis uns die Symbole nach links verweisen und wir den Vichtbach überqueren. Wir viele kleine Bäche in der Region ist auch der Vichtbach ein Nebenfluss der Inde. Immerhin bringt es der Vichtbach aber auf eine Länge von 23 Kilometern. Seinen Anfang nimmt der Bach unter einem anderen Namen, nämlich als Grölisbach in Roetgen, nahe der belgischen Grenze. In Stolberg, östlich von Aachen, findet der teilweise begradigte Fluss schließlich sein Ende und trifft dort auf die Inde.

Die kleine, folgende Landstraße ist schnell überquert und auf einem Wurzelpfad geht es wieder leicht bergan. Es dauert nur eine kurze Weile, bis wir an einer Kreuzung rechts abbiegen und das Naturschutzgebiet Struffelt betreten, in dem wir uns auf einem Holzsteg fortbewegen. Das Naturschutzgebiet Struffelt gibt bereits einen schönen Vorgeschmack auf das später noch erscheinende Hohe Venn. Der beinahe baumlose Struffeltkopf reicht bis auf eine Höhe von rund 450 Metern über dem Meeresspiegel. Damit überragt es seine Umgebung um knapp 100 Meter und ist anfällig für häufigere Regenfälle.

Alte Landkarten aus dem 19. Jahrhundert zeigen, dass der Struffelt bereits damals als Heidegebiet gekennzeichnet war. Doch der Mensch hat natürlich auch hier versucht einzugreifen und die Landschaft zu verändern. Noch heute sind Entwässerungsgräben zu entdecken, die die 56 Hektar große Heide urbar machen sollten, was – zum Glück für den Struffelt – erfolglos verblieb. Auch frühere Aufforstungsversuche schlugen fehl, da sich auf der dünnen Rohhumusschicht kein Wald halten kann, abgesehen von einzelnen Birken, die von zahlreichen Vogelarten genutzt werden. Heute hat man dazu gelernt und belässt die Heide weitgehend so, wie sie sich präsentiert und befasst sich lieber damit, die Flora und Fauna zu untersuchen. Dabei hat man festgestellt, dass der Struffelt 175 verschiedene Pflanzenarten beherbergt und fast genauso viele Falterarten ihren Lebensraum hier gefunden haben. Andererseits hat sich durch den fehlenden Eingriff des Menschen auf fast der Hälfte der Fläche der Adlerfarn ausbreiten können, der wiederum auch zahlreiche Tier- und Pflanzenarten verdrängen kann und es auch schon tat. Doch der Struffelt ist nicht nur eine feuchte Landschaft. Je nach Jahreszeit kann es passieren, dass der Besucher gerade eine der kurzen Perioden erwischt, in denen der Struffelt nahezu ausgetrocknet erscheint. Dennoch ist das Naturschutzgebiet für uns nur eingeschränkt begehbar. Auf langen Holzstegen können wir das überwiegend feuchte Moor durchqueren.

Am Ende der Vennlandschaft erreichen wir die Staumauer der Dreilägerbachtalsperre, die direkt an das Naturschutzgebiet Struffelt angrenzt. Die Staumauer der Dreilägerbachtalsperre wurde zu Beginn des letzten Jahrhunderts errichtet und 1911 fertiggestellt. Rund 80 Jahre später wurde die aus Beton und Bruchstein bestehende Mauer komplett saniert und in diesem Rahmen auch gleich noch vergrößert. Heute ist die Mauer 38 Meter hoch und staut das Wasser des Dreilägerbachs sowie weiteren kleinen Bächen. Über Stollen ist diese Talsperre mit der rund sechs Kilometer entfernten Kalltalsperre und dem Obersee an der Rurtalsperre verbunden. Diese Seen dienen ausschließlich der Trinkwasserversorgung, weshalb hier keine Freizeitmöglichkeiten bestehen.

Der See breitet sich unserer Linken aus, und wir folgen auf der rechten Seite dem steilen Weg bergab. Festes Schuhwerk ist hier vonnöten. Nach Überquerung einer Landstraße geht es wieder auf einem befestigten Weg leicht bergauf und in einen Wald hinein. In dem Wäldchen sind zu unserer Linken noch einige Überreste aus dem Zweiten Weltkrieg zu sehen. Und zwar handelt es sich um die sogenannte Höckerlinie des Westwalls, die auch noch an anderen Orten in der Eifel sehr deutlich zu erkennen ist.

Zwischen Kleve und Grenzach-Wyhlen bei Basel verlief eine 630 Kilometer lange Verteidigungslinie, die Hitler zwischen 1938 und 1940 errichten ließ. Ursprünglich sollte die Linie Schutzwall oder Limes-Programm heißen, doch schnell wurde der von Arbeitern erfundene Name Westwall übernommen und von der Nazi-Propaganda benutzt. Zahlreiche Bunkeranlagen und Kasematten waren Bestandteil des Westwalls, doch charakteristisch sind die Panzersperren, die wegen ihrer Form auch Höckerlinie genannt wurde. Sie bestanden aus mehreren Reihen pyramidenförmiger Stahlbetonbauten. Zu Kampfhandlungen kam es zu Beginn des Zweiten Weltkrieges am Westwall kaum. Doch beim Rückmarsch der deutschen Truppen wurde der Westwall reaktiviert und war besonders im Hürtgenwald stark umkämpft. Heute sind noch zahlreiche Relikte des Westwalls sichtbar, sowie zum Beispiel die fünfreihige Höckerlinie bei Paustenbach. Viele dieser Relikte dienen heute dem Naturschutz. Während sich die teils abgelegenen Panzersperren zu Biotopen umwandelten, werden die Bunkerbauten von Wildkatzen und Fledermäusen genutzt.

Auf dem weiteren Weg nähern wir uns bereits dem Etappenziel, das sich in Form von Wohnhäusern der Ortschaft Roetgen nähert und sich auf der linken Seite zu erkennen gibt. Doch zunächst folgen wir noch dem Eifelsteig und verlassen kurioserweise das Land, da wir die Vennbahntrasse betreten, die auf einer Breite von gerade mal drei Metern zum belgischen Staatsgebiet gehört.

Die Vennbahn ist ein politisches und geografisches Kuriosum zwischen Deutschland und Belgien und in dieser Weise wohl einmalig auf der Welt. Auf der Trasse, wo sich heute Radfahrer und Wanderer begegnen, verkehrte ursprünglich die Eisenbahn zwischen Aachen und Ulflingen in Luxemburg. Die heute belgischen Städte Eupen und Malmedy gehörten damals noch zu Preußen, mussten jedoch in Folge des Ersten Weltkriegs an Belgien abgegeben werden. Die Grenze zwischen Belgien und dem Deutschen Reich wurde neu gezogen und querte mehrfach die Bahntrasse. 1920 wurde durch eine Kommission festgelegt, dass auch die Trasse der Vennbahn belgisches Staatseigentum sei. So fuhr die Vennbahn zwar durch Deutschland, verließ aber niemals belgisches Hoheitsgebiet. Das führte jedoch dazu, dass westlich der Bahntrasse fünf deutsche Exklaven entstanden, die von Deutschland aus nur erreicht werden konnten, indem man das drei Meter breite Stück Belgien durchquert. Das änderte sich auch nicht, als der Zugverkehr Ende des letzten Jahrhunderts eingestellt und die Gleisanlagen zurückgebaut wurden. Somit betritt man also noch heute belgisches Staatsgebiet, wenn man auf dem heutigen Fuß- und Radweg der Vennbahntrasse unterwegs ist.

Der Vennbahntrasse folgen wir an einem Wohnmobilstellplatz vorbei und gelangen zum einstigen Bahnhof von Roetgen. Halblinks befinden sich die Thermen der Ortschaft, die unser Etappenziel symbolisieren.

Die Kleinstadt Roetgen bezeichnet sich selbst ganz offiziell als Tor zu Eifel, womit sie durch ihre Lage am nordwestlichen Nationalpark Eifel nicht übertreibt. Außerdem hat Roetgen den Sonderstatus einer geteilten Stadt. Natürlich ist das nicht mit dem früheren geteilten Berlin vergleichbar, dennoch zieht sich durch die Gemeinde die Vennbahntrasse, die belgisches Staatsgebiet ist und dafür sorgt, dass der südliche Teil der Ortschaft eine deutsche Exklave ist. Roetgen wurde erstmals in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts schriftlich festgehalten – in einer Liste, die zur Steuererhebung diente, als in gewisser Weise vom Vorgänger des Finanzamtes. Die Ortschaft Roetgen, die außerhalb der Eifel nur den wenigsten bekannt sein dürfte, stand im September 1944 im internationalen Rampenlicht und wurde namentlich sogar in der New York Times und anderen US-amerikanischen Zeitungen erwähnt. Nördlich der Ortschaft betraten nämlich alliierte Truppen bei ihrem Vormarsch in Richtung Osten zum ersten Mal deutschen Boden. Heute ist Roetgen nicht nur das Tor zur Eifel und Ausgangspunkt für die zweite Eifelsteig-Etappe, sondern auch ein beliebtes Ziel für Besucher der Roetgen-Therme. Hierbei handelt es sich um mehr als nur um ein Hotel mit Restaurant, sondern um einen umfangreichen Wellnesstempel mit sieben verschiedenen Sauna-Arten. Diese reichen von einem Caldarium mit 45°C über die sogenannte Eifeler Schwitzhütte bis zur klassischen Aufgusssauna mit einer Temperatur von 100°C. Daneben gibt es noch verschiedene Badelandschaften und Ruheräume, die nach dieser ersten Eifelsteig-Etappe natürlich zu einer erholsamen Einkehr einladen.

Weiter geht es mit der Eifelsteig – Etappe 2 von Roetgen nach Monschau

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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