In meinem letzten Blog-Artikel über die Mother Road schrieb ich über die Sehenswürdigkeiten der Route 66 in Illinois. Die Reise auf der legendären Straße endet in dem Bundesstaat am Ufer des Misssissippi und damit an der Old Chain of Rocks Bridge. Diese galt es zu den Glanzzeiten der Route 66 zu überqueren. Heute kann man das nur noch zu Fuß oder mit dem Fahrrad machen. Ein kleines Stück weiter nördlich verläuft mittlerweile die New Chains of Bridge, auf der die Interstate 270 von Illinois nach Missouri führt.
Und genau darum geht es in diesem Blog-Beitrag – über die Sehenswürdigkeiten der Route 66 in Missouri. Es beginnt also mit der stählernen Brücke, die man unbedingt gesehen haben sollte. Sie ist wirklich beeindruckend, war Filmkulisse und Tatort eines schweren Verbrechens. Das auch noch heute auffälligste an der Old Chain of Rocks Bridge ist jedoch ihre Bauweise. Denn ungefähr auf der Hälfte des Mississippi knickt sie bauartbedingt nach Norden ab. So musste man also früher auf der Brücke ein Stück sogar um die Kurve fahren. Für damalige Verhältnisse beachtlich.
Die nächste Sehenswürdigkeit, die aber eigentlich nichts mit der Route 66 zu tun hat, befindet sich gleich am Ufer des Mississippi und zwar nur ein kurzes Stück weiter flussabwärts. Dort erstreckt sich die Stadt St. Louis und erhebt sich mit dem Gateway Arch gleichzeitig ihr Wahrzeichen. Über dieses beeindruckende Denkmal und Nationalpark gleichzeitig habe ich schon einen eigenen Blog-Artikel verfasst. Der weithin sichtbare Bogen wurde jedoch zu einer Zeit fertiggestellt, als die Route 66 ihre besten Zeiten bereits hinter sich hatte.
Wassertürme mit Hot and Cold-Aufschrift
Wer St. Louis auf der Route 66 verlassen will, wird es schwer haben. Ich kenne nichts, was im Stadtgebiet an die Straße erinnert. Daher nutzt man eher die Interstate 44, die ohnehin für längere Zeit Wegbegleiter sein wird. So gelangt man zum Beispiel in das Städtchen Eureka, das sich südöstlich von St. Louis ausbreitet. Dort gibt es den Meramec River, der Teil des Route 66 State Parks ist. Die Brücke, die als Route 66 einst über den kleinen Fluss verlief, ist zwar heute noch vorhanden, kann aber nicht mehr betreten werden. Am Ostufer befindet sich das Route 66 State Park-Besucherzentrum mit Information über die Mother Road an dieser Stelle.
Wenig später passiert man einen riesigen Freizeitpark der Kette Six Flags, der 1971 eröffnet wurde. Unseren nächsten Stopp verbrachten wir aber erst wieder in St. Clair. Auch hier erinnert eigentlich nichts an die Route 66. Doch es gibt eine nette Kleinigkeit, die wir uns anschauen wollten. Und zwar erheben sich in einem Gewerbegebiet nahe der Interstate zwei typisch amerikanische Wassertürme. Diese wären eigentlich nichts besonderes, hätte man sie nicht mit zwei Wörtern bemalt: Hot und Cold. Ein kleiner Gag der Einheimischen, die damit nun sagen können, dass das heiße und kalte Wasser der Amerikaner offenbar aus St. Clair stammt. Irgendwie drollig.
Einen guten Ausblick auf die beiden Hot and Cold-Wassertürme hat man von dem leicht erhöht liegenden Taco Bell direkt an der Ausfahrt der Interstate 44. Schon zwischen Eureka und St. Clair kann man der alten Route 66 halbwegs folgen, wobei das nicht immer ganz einfach ist und man zwischendurch vielleicht doch wieder geneigt ist, die Interstate zu nutzen. Ab St. Clair ist es einfacher, weil die alte Route 66 streckenweise parallel zur Interstate verläuft. Mal auf der rechten und mal auf der linken Seite der Autobahn.
Cuba ist mit seinen vielen Murals unbedingt sehenswert
Wirklich etwas zu sehen gibt es aber erst wieder, wenn man auf der historischen Straße in die Kleinstadt Cuba hineinfährt. Dort befindet sich auf der linken Seite das Shelly’s Route 66 Cafe, das man auf alle Fälle mal besucht haben sollte. Doch auch der Rest der Stadt ist einfach sehenswert, denn Cuba ist bekannt für die vielen sogenannten Murals. Dabei handelt es sich um liebevoll und detailliert gezeichnete Wandgemälde. Mehr als ein Dutzend sind in der Altstadt von Cuba zu sehen und erzählen dabei interessante Geschichten rund um die Stadt.
In Cuba sollte man dann auch nicht den Fehler machen, auf die Interstate zu wechseln. Denn ostwärts kann man die Stadt auf der Old Route 66 verlassen und schon nach wenigen Meilen erreicht man den Fanning 66 Outpost. Hierbei handelt es sich um ein Geschäft, in dem man jede Menge Andenken zur Route 66 und andere Sachen einkaufen kann. Das Besondere an dem Geschäft ist, dass es von außen sehr klein wirkt und nur eine schmale Fassade besitzt. Eine richtig schöne sogar, mit Vordach erinnert es wenig an die Wildwest-Zeit. Doch der Fanning 66 Outpost überrascht im Inneren mit seiner Größe, die weit nach hinten reicht.
Eine zweite Besonderheit ist der Schaukelstuhl auf dem Parkplatz des Geschäftes. Er ist es, warum man den Laden eigentlich nicht übersehen kann. Denn es handelt sich um den angeblich größten Schaukelstuhl der Welt. Er besteht aus Stahlträgern und ist einige Meter hoch. Zum Sitzen denkbar ungeeignet, aber ein schönes Fotomotiv.
Jede Menge Kurioses auf der Route 66
Die Route 66 verläuft anschließend wieder parallel zur Interstate 44 oder wurde mit ihr überbaut. Daher passiert bis zur Ortschaft Rolla dann auch nicht ganz so viel. Allerdings sollte man vorher noch einmal einen kurzen Stopp einplanen. Auf der südlichen, also linken Seite der Autobahn, befindet sich ein Tabakladen. Dieser gibt zwar nicht so viel her, doch wird er mit einer großen Figur beworben. Dabei handelt es sich allerdings nicht um einen Muffler Man, sondern um eine Figur, die einen typischen Hillbilly darstellen soll. Mit Hillbilly bezeichnet man in den USA Menschen, die ein wenig hinterwäldlerisch daherkommen.
In der folgenden Ortschaft Rolla verläuft die Route 66 an der örtlichen Universität vorbei und passiert dabei auch noch die verkleinerte Nachbildung vom berühmten Stonehenge in Südengland. Diese hat mit der Route 66 nichts zu tun und entstand erst später durch die Universität, ist aber auf jeden Fall mal einen Blick wert.
Hinter Doolittle kann man dann wieder ein paar Eindrücke von den Ruinen der Route 66 bekommen. Südlich der Interstate befand sich Vernelle’s Motel Route 66 und man wird ein wenig wehmütig, wenn man sieht, wie die Straße einst verlief. Etwas weiter westlich ein ähnliches Bild auf der rechten Seite der Interstate. Dort befindet sich mit dem Stony Dell Resort ein ehemaliges und verwildertes Motel. Gleich dahinter folgt etwas, das erst in den letzten Jahren als Kunstprojekt eines Privatmanns entstanden. Mit zahlreichen Skulpturen auf dem sogenannten Trail of Tears will er an die indigene Bevölkerung erinnern.
Übernachten in einem typischen Motel
Ein bisschen schräg wird es wenig später in der Ortschaft St. Robert. Der dortige Muffler Man ist noch das Normalste, was es zu sehen gibt. Er macht Werbung für einen Minigolfplatz. Beides, der Muffler Man und der Minigolfplatz gehören zum Uranus Missouri Towne Center. Dort ist irgendwie alles wild durcheinander. Eigentlich handelt es sich um ein Süßwarengeschäft, in dem es jede Menge Fudges zu kaufen gibt. Aber drumherum hat man noch eine Fassade errichtet, die irgendwie wirr und durcheinander wirkt. Genauso wie die Sachen, die man sich dort ansehen kann. Dazu gehört zum Beispiel die größte Gürtelschnalle der Welt.
Auf die Idee muss man erstmal kommen, eine riesige Stahlplatte als Gürtelschnalle zu bezeichnen. Das Guinnessbuch der Rekorde hat es aber anerkannt, wie das Zertifikat daneben beweist. Der Besitzer vom Uranus Missouri Towne Center bezeichnet sich selbst als Bürgermeister dieses bunten Ortes. Ich finde, es wirkt ein wenig wie Kraut und Rüben, aber man sollte es mal gesehen haben. Liegt ja immerhin unmittelbar an der Route 66.
Gleichzeitig hat man hier die Hälfte der Strecke der Route 66 innerhalb von Missouri bereits hinter sich. Das nächste Ziel ist die Ortschaft Lebanon. Dort kann stilecht in einem typischen Motel des letzten Jahrhunderts einkehren. Das Munger Moss Motel ist mehr als nur eine Erinnerung an die Route 66, sondern lässt sie noch so richtig aufleben. In der öffentlichen Bücherei von Lebanon gibt es außerdem noch einen Souvenirladen sowie ein kleines Museum zum Thema Route 66.
Wie schon in Illinois gibt es auch in Missouri eine Stadt namens Springfield. Ihr Spitzname lautet „Birthplace of Route 66“. Denn im April 1926 trafen sich im Colonial Hotel eine Gruppe Unternehmer, die darüber debattierten, dass „66“ ein guter, gängiger Name für die neu zu errichtende Straße sei. So kommt es nicht von ungefähr, dass in Springfield schon seit Jahren alljährlich auch ein Route 66 Festival gefeiert wird. Mit einer Autoshow, Parade, Flohmarkt und Live-Musik und mehr findet es immer an einem Augustwochenende statt.
Springfield – Birthplace of Route 66
Aber auch außerhalb der Festivalzeit gibt es etwas zu sehen. Da wäre zum Beispiel der Roadside Park in der College Street. Dort stand einst ein Hamburgerladen, der als erstes Drive-In Amerikas galt. Von diesem ist mittlerweile nichts mehr zu sehen, doch ein kleiner Park erinnert an das Geschäft und an die Route 66 in Missouri. Keine 200 Meter weiter östlich steht an der Kreuzung zum Broadway eine Skulptur, die aus Felgen besteht und ebenfalls wie eine 66 geformt ist. Weiter westlich hingegen befindet sich ein Automuseum. Das nennt sich zwar 66 Car Museum, hat aber eigentlich nichts mit der Route 66 zu tun. Doch die Fahrzeuge, die darin gezeigt werden, sind natürlich genau die, die man während der Hochphase der Mother Road auf dem Asphalt fahren sah.
Die Route 66 verlief in zwei Varianten durch Springfield. Die nördliche Route wurde später als Umfahrungsstrecke (Bypass) angelegt, doch die eigentliche Straße verlief etwas südlicher und trägt heute den Namen St. Louis Street. Dort an der Kreuzung zur Delaware Avenue steht vor einem Tacoladen ein weiterer Muffler Man, passend zum Geschäft in Kleidung eines Kochs.
Übrigens, auch das Tourismusbüro von Springfield, Missouri, erinnert an die Zeit der Route 66 und hat natürlich jede Menge Informationen zu bieten. Es befindet sich nur eineinhalb Kilometer westlich vom Muffler Man.
Abschluss von Missouri bei Gary Gay Parita
Ein weiteres Highlight der Route 66 findet man westlich von Springfield. In einem kleinen Weiler trifft man rechter Hand auf die restaurierte Tankstelle namens Gary Gay Parita. Dort gibt es wieder jede Menge zu sehen, zu stöbern und man wird zudem freundlich begrüßt. Wir erhielten als Erstes eine Postkarte in die Hand gedrückt, die eine historische Aufnahme der ehemaligen Tankstelle zeigte.
So konnten wir direkt vor Ort den Vergleich zwischen damals und heute ziehen. Vor dem Gelände verläuft das schmale Band der Route 66, auf dessen Asphalt ein großes Logo in Form des typischen Straßenschildes aufgemalt wurde. Ich kann mich nicht erinnern, irgendwo eine größere Markierung gesehen zu haben.
Im Südwesten von Missouri gibt es, so weit ich informiert bin, nicht mehr viel von der Route 66 zu entdecken. Man durchquert noch die Kleinstadt Joplin und schon geht es nach Westen hinaus bis zur Grenze zum Bundesstaat Kansas.
Ort | Was | Koordinaten | Straße | Warum bzw. welche Besonderheit |
---|---|---|---|---|
Granite City | Old Chain of Rocks Bridge | 38.75892, -90.17109 | Chain of Rocks Road | Historische Straßenbrücke mit Knick |
St. Louis | Gateway Arch Nationalpark | 38.62442, -90.18405 | Levee Road | Nationalpark mit Torbogen |
Eureka | Route 66 State Park | 38.50589, -90.59131 | Outer Road | Grünanlage und ehemalige Brücke |
St. Clair | Hot and Cold-Wassertürme | 38.36279, -90.98131 | Miller Drive | Aussicht auf die beiden Wassertürme |
Cuba | Shelly’s Route 66 Cafe | 38.06353, -91.40035 | Washington Boulevard 402 | Klassisches Diner |
Cuba | Murals/Wandgemälde | 38.06196, -91.40687 | Smith Street | Wandgemälde in der Innenstadt |
Cuba | Fanning 66 Outpost | 38.03727, -91.46918 | State Highway | Souvenirladen und größter Schaukelstuhl |
Rolla | Tabakladen | 37.97785, -91.72231 | Dillon Outer Road | Hillbilly-Figur vor dem Geschäft |
Rolla | Stonehenge | 37.95648, -91.77673 | Bishop Avenue | Miniaturausgabe von Stonehenge |
Newburg | Vernelle’s Motel | 37.93881, -91.94192 | Outer Road | Ehemaliges Motel |
Newburg | Stony Dell Resort | 37.91174, -91.97694 | State Highway | Ehemaliges Motel |
Jerome | Trail of Tears | 37.91016, -91.98056 | State Highway | Privates Skulpturenprojekt |
St. Robert | Uranus Missouri Towne Center | 37.82922, -92.10535 | State Highway | Muffler Man und mehr (siehe Text) |
Lebanon | Munger Moss Motel | 37.68615, -92.64013 | Route 66 | Motel |
Lebanon | Museum | 37.67261, -92.65546 | Jefferson Avenue 915 | Museum und Souvenirladen in Bücherei |
Springfield | Roadside Park | 37.20864, -93.30599 | College Street 1200 | Parkanlage, ehemaliges Restaurant |
Springfield | Hubcaps on Route 66 | 37.20846, -93.30348 | College Street 1000 | Route 66-Skulptur aus Felgen |
Springfield | Route 66 Car Museum | 37.20815, -93.31367 | College Street 1634 | Automuseum |
Springfield | Muffler Man | 37.20932, -93.26658 | St. Louis Street 1530 | Muffler Man |
Springfield | Tourist Information | 37.208887, -93.28296 | St. Louis Street 815 | Besucherzentrum |
Springfield | Birthplace of Route 66 | jährliches Festival im August | ||
Ash Grove | Gary Gay Parita | 37.19428, -93.67928 | Old 66, 21118 | Ehemalige Tankstelle und Logo |
Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.
Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.
Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.
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