Zwischen Feldern und Wäldern in Luxemburg wandern

Im Auf und Ab wandern wir an Feld und Flur entlang und genießen die Ruhe auf dem Pfad, der uns über den Jacobsberg bringt und auf dem wir uns mit der luxemburgischen Sprache vertraut machen. Am Rand von dichten Wäldern auf der einen Seite wandern wir mit Blick über die Felder auf der anderen Seite und begegnen kleinen, malerischen Weilern.

Pkw/Parken: Parkplatz am Kulturzentrum in Bech, in der Straße Hanner Bra.
ÖPNV: Ab Echternach mit dem Bus 474 in Richtung Wecker bis Bech, Bei der Gemeng
Rundweg: Ca. 10 Kilometer/2–2,5 Stunden
Streckenprofil: Schmale Landwirtschaftswege
Einkehr: Keine Einkehr an der Strecke
Am Wegesrand: Regionen in Luxemburg; Lëtzebuergisch; Bech;

Am Kulturzentrum Hanner Bra in Bech lassen wir den Parkplatz hinter uns, wenden uns nach links und gehen ein kurzes Stück an der wenig befahrenen Landstraße entlang. Hinter dem letzten Haus biegen wir links ab und wandern mit einer leichten Steigung an einer Weide entlang bis zu einem Waldrand. Vor dem Wald wenden wir uns nach rechts und gehen auf dem Sträßchen Hammeknupp geradeaus und an einem Hang entlang. Mit weiten Ausblicken über die Regionen von Echternach und Grevenmacher wandern wir bis zu einer T-Kreuzung.

Luxemburg ist eines der kleinsten Länder Europas und hat dennoch so eine große Bedeutung für den Kontinent. Zunächst einmal besteht aus drei Distrikten. Der Distrikt Grevenmacher ist der kleinste und grenzt im Osten an die deutsche Grenze. Er besteht aus den Kantonen Echternach, Grevenmacher und Remich. Der größte Distrikt liegt im Norden des Landes und umfasst die Kantone Clerf, Redingen, Vianden, Wiltz und Diekirch. Letzterer ist auch Namensgeber für den Distrikt. Im Südwesten, rund um die Hauptstadt, erstreckt sich wiederum der Distrikt Luxemburg mit den Kantonen Capellen, Esch an der Alzette, Luxemburg und Mersch. Als kleinere Verwaltungseinheit gilt die Gemeinde, von denen es 106 in Luxemburg gibt. Ein Dutzend davon hat den Status einer Stadt. Doch den Übergang zwischen Kantonen, Distrikten und Gemeinden merkt man nur, wenn man genau auf die Beschilderung achtet. Viel beachtenswerter ist die Rolle Luxemburgs im Prozess der europäischen Einheit. Dabei steht an erster Stelle natürlich die gleichnamige Hauptstadt im Süden des Landes. Sie ist Standort des Europäischen Gerichtshofs, des Europäischen Rechnungshofs und Verwaltungssitz der Europäischen Union. Zahlreiche weitere europäische Institutionen haben in Luxemburg ihren Sitz und auch der Rat der Europäischen Union tagt zuweilen auf dem Kirchberg-Plateau in Luxemburg-Stadt. Deutlich kleiner, aber mindestens genauso bekannt ist das Örtchen Schengen im Dreiländereck Deutschland, Frankreich und Luxemburg. Nach ihm das Abkommen der europäischen Staaten benannt, durch das wir uns ohne Grenzkontrollen zwischen den einzelnen Unterzeichnerstaaten bewegen können. Das Schengener Abkommen wurde 1985 auf einem Schiff auf der Mosel, südwestlich von Trier, vereinbart und ermöglicht es uns heute, problemlos zwischen beiden Staaten zu wandern.

Wir biegen rechts ab, passieren einen kleinen Hof mit dem Namen Jacobsbierg und erreichen hinter einem Feld eine Landstraße. Nicht nur die Landstraße wollen wir überqueren, sondern zugleich auch die bereits angesprochene Verwaltungsgrenze zwischen Echternach und Grevenmacher. In einem Linksbogen gehen wir an einem Abzweig vorbei und wandern geradewegs, aber mit einem geringen Gefälle zwischen den Feldern bis zum ersten Abzweig nach links. Auf dem Landwirtschaftsweg sehen wir links ein kleines Waldstück, passieren dieses und überqueren erneut die Landstraße. Auch hier bleiben wir auf dem Landwirtschaftsweg, gehen durch eine Kurve hindurch auf einen Wald zu und wandern am Lilienhof vorbei.

Gleich dahinter wandern wir auf einem schmalen Feldweg direkt am Waldrand entlang und lassen auf der linken Seite unseren Blick über die Felder schweifen. An einer von rechts kommenden Einmündung gehen wir vorbei und wenig später tiefer in den Wald hinein. Doch sobald wir auch zu unserer Linken von hohen Bäumen umgeben sind, biegen wir an einem Abzweig nach links ab, gehen noch ein Stück durch den Wald und haben kurz darauf wieder eine Lichtung auf der linken Seite. Noch ein kleines Waldstück gilt es zu durchqueren und schon befinden wir uns am Weiler Geyershof, der auf Lëtzebuergisch Geyershaff heißt.

Weiter oben wurde ausführlich beschrieben, welche bedeutende Rolle das kleine Land Luxemburg für den Einigungsprozess Europas hatte und immer noch hat. Doch kurioserweise wissen nur die wenigsten außerhalb von Luxemburg, welche Sprache eigentlich im Land gesprochen wird. Kein Wunder, denn ganz so einfach zu beantworten ist die Frage nach der der Sprache nicht. Grundsätzlich sprechen die Einwohner Luxemburgisch, was in der Eigenbezeichnung Lëtzebuergisch heißt. Über zwei Drittel der Luxemburger können sich in Luxemburgisch verständigen, doch eigentlich handelt es sich dabei um eine moselfränkische Dialektgruppe und ist damit eine Sprachvarietät des Westmitteldeutschen. Das sehen die Luxemburger natürlich anders und sind stolz darauf, Luxemburgisch als Sprache bezeichnen zu können. Allerdings gehört die Sprache nur zu den Minderheitssprachen in der Europäischen Union und hat damit denselben Stellenwert wie Katalanisch und Baskisch. Den Bezug zur deutschen Sprache spürt man auch deutlich, wenn man Begriffe wie Sprong (Sprung) oder Waasser (Wasser) liest. Doch die meisten Lehnwörter stammen aus dem Französischen und damit wird es nun ganz kompliziert. Denn neben Luxemburgisch spricht man auch Französisch, geschrieben wird jedoch meist in Deutsch. Alle drei Sprachen sind damit offizielle Amtssprachen in Luxemburg, doch nicht selten kommt es vor, dass Einheimische in ihrem Land zunächst nach der Verständigungsart fragen müssen, bevor sie beispielsweise beim Bäcker bzw. der Boulangerie ihre Bestellung aufgeben. Eines steht aber fest – für deutsche Muttersprachler klingt Lëtzebuergisch immer niedlich. Denn wer kann schon Wäiwaasseschdëppchen auf Anhieb aussprechen? Gemeint ist damit Weihwasserbecken.

Wir biegen rechts ab, gehen in das kleine Zentrum des Weilers und lassen diesen dann rechts liegen, um mit einer sanften Steigung wieder an einem Waldrand entlang zu wandern. In dieser abseits gelegenen Region wundern wir uns nicht über Rehe und Damwild, die über die anschließenden Felder springen, während wir zwischen den Feldern eine S-Kurve zurück legen und weiter bergauf in einen weiteren Wald hinein gehen. Auf einem schmalen Pfad gehen wir durch eine Linkskurve, verlassen den Wald wieder, ignorieren jedoch alle Abzweige, um nach einer Rechtskurve wieder zum Forst zu gelangen. Nun geht es plötzlich deutlich bergab und wir verlassen das Hochplateau, auf dem wir unterwegs waren. Kurz bevor wir die ersten Häuser des kleinen Örtchens Bech erreichen, welches immerhin über eine Kirche und zwei Kapellen verfügt, wenden wir uns scharf nach links.

Bech ist eine der 106 Gemeinden im Großherzogtum Luxemburgs und besteht aus mehreren Ortschaften, unter anderem auch aus der gleichnamigen Ortschaft Bech. Sie wurde zum ersten Mal im Zusammenhang mit dem Kloster Echternach im Jahr 862 als Becche erwähnt. Bis zum Ende des 11. Jahrhunderts gehörte Bech mit einigen anderen kleinen Gemeinden als Klosterhof zum Kloster Echternach. Erst mit dem 16. Jahrhundert löste sich Bech vom sakralen ab und kann als weltlicher Ort bezeichnet werden. Allerdings hatte die Ortschaft auf Grund des Dreißigjährigen Krieges zu diesem Zeitpunkt gerade einmal drei Haushalte. Bekannt ist Bech heute bei Radfahrern für den Becher Tunnel. Dieser erstreckt sich auf einer Länge von über 200 Metern unterhalb der hügeligen Landschaft und diente 50 Jahre lang als Strecke für eine Kleinbahn namens Charly. Sie wurde 1954 aufgegeben und in den letzten Jahren zu einer beliebten Radtrasse umgebaut. Die Geschichte der Trasse wird mit zahlreichen Informationstafeln am Wegesrand beleuchtet.

Kurz darauf treffen wir auf eine Kreuzung, die wir schon zu Beginn der Wanderung berührt haben, biegen rechts ab und spazieren am Ortsrand entlang bis zu einer Landstraße hinab. Abschließend wenden wir uns nach links und erreichen mit wenigen Schritten das Becher Kulturzentrum.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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