Am Stadtrand von Neuss lässt es sich wunderbar wandern. Wir lernen sakrale Bauten kennen, wenn wir langsam das Stadtgebiet verlassen und durch den idyllischen Stadtwald den Ortsteil Morgensternsheide erreichen. Am breiten Nordkanal entlang treffen wir anschließend auf die Jröne Meerke – einer ruhigen Grünanlage, die zu einer entspannenden Pause einlädt.
Pkw/Parken: Parken im Bereich Geulenstraße, Neuss
ÖPNV: Mit einer der Buslinien 843, 844 oder 851 ab Neuss Hbf. bis Haltestelle Neusser Weyhe.
Rundweg: Ca. 8 Kilometer/2,5 Stunden
Streckenprofil: Anfangs Straßen, später ruhige Wege und Pfade am Nordkanal
Einkehr: Diverse Einkehrmöglichkeiten in Neuss
Am Wegesrand: Ev. Reformationskirche Neuss; Christ König Neuss; Hauptfriedhof und Jüdischer Friedhof Neuss; Neusser Stadtwald; Jröne Meerke
Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels stammt aus meinem nicht mehr erhältlichen Reiseführer über Wanderungen in im Rhein-Kreis Neuss. Die meisten Informationen werden daher veraltet sein und dieser Artikel kann nur als grobe Richtschnur dienen.
Wir gehen auf der Straße Neusser Weyhe geradeaus zu einer Grünanlage auf der rechten Seite und wandern an dieser entlang. Schon nach wenigen Augenblicken sehen wir auf der linken Seite den Hubert-Schäfer-Sportpark und gegenüber das Gelände des Nordbads. Vor dem Nordbad biegen wir nach rechts in die Straße Im Niederfeld ein und folgen dieser bis zu einer Kurve, wo wir geradeaus auf einem schmalen Fußweg weiter wandern. An einer T-Kreuzung wenden wir uns nach rechts und gehen sofort wiederum nach links in die Frankenstraße hinein. An einer Kleingartenanlage vorbei, kommen wir bis zur Evangelischen Reformationskirche auf der rechten Seite, die mit ihrem modern gestalteten Gotteshaus in den 1960er-Jahren fertig gestellt wurde.
Wir biegen hinter der Kirche rechts ab und passieren den Berliner Platz mit seiner Grünanlage, einem Denkmal, einem Parkplatz und haben direkt dahinter den Blick frei auf die nächste Kirche – Christ König.
Noch ein kurzes Stück gehen wir an der Hauptstraße entlang, wechseln die Straßenseite und wechseln an Haus Nummer 31 auf einen kleinen Fußweg, der uns zur Ubierstraße bringt. Wir drehen uns nach rechts und gehen an einer Grünfläche nach links in die Marienstraße hinein. An ihrem Ende biegen wir erneut nach rechts ab, erreichen einen Kreisverkehr und sehen auf der linken Seite Eisenbahnbrücken, die wir als nächstes unterqueren wollen. Gleich hinter der zweiten Brücke gehen wir scharf rechts zur Gutenbergstraße und wenden uns vor Haus Nummer 18 erneut nach 18, um auf der Röntgenstraße zu einer Hauptstraße zu gelangen. Noch einmal wenden wir uns nach rechts, unterqueren auf der Rheydter Straße abermals eine Bahnanlage und halten uns direkt dahinter halblinks, um auf dem Glehner Weg den innerstädtischen Bereich von Neuss zu verlassen. Nur noch der Konrad-Adenauer-Ring will von uns überquert werden und schon haben wir zu unserer Rechten den großen Hauptfriedhof von Neuss, während zu unserer Linken der Jüdische Friedhof zu sehen ist.
Der Hauptfriedhof von Neuss besteht im Wesentlich aus einem alten und einem neuen Teil. Ursprünglich wurden die Menschen in Neuss auf dem heutigen Freithof, direkt gegenüber vom Quirinus-Münster bestattet. Später wechselte er im Jahr 1805 zum Standort der heutigen Marienkirche und noch im selben Jahrhundert an die Rheydter Straße, wo er schließlich mit dem neuen Friedhofsabschnitt erweitert wurde. Der alte Teil steht seit dem Jahr 2003 unter Denkmalschutz und besteht aus einem dichten Wegenetz mit herrlichen Alleen und einem alten Baumbestand. Im Jahr 1902 erhielt er eine Friedhofskapelle im neoromanischen Stil, die von einer lokalen Bankierswitwe gestiftet wurde. Im Zentrum des Ehrenfeldes auf dem Friedhof erhebt sich seit 1934 das Ehrenmal des Bildhauers Theodor Hammers, welches mit einem Relief versehen ist. Darüber hinaus befinden sich auf dem Friedhof einige architektonisch interessante Gruften, teilweise mit Engeln, die zu Beginn des letzten Jahrhunderts geschaffen wurden und daher ebenfalls unter Denkmalschutz stehen. Die Geschichte des jüdischen Friedhofs ähnelt in seinen Anfängen der des Hauptfriedhofs. Zunächst wurden die Toten der jüdischen Gemeinde an der Düsseldorfer Straße bestattet. 14 Jahre nachdem der Hauptfriedhof an seinem heutigen Ort in Betrieb ging, erwarb die jüdische Gemeinde ein Grundstück in unmittelbarer Nachbarschaft. Eine Birkenallee führt auf den rechteckigen Friedhof, wo im hinteren Abschnitt die Grabsteine der ehemaligen Begräbnisstätte aufgestellt wurden. Im Zentrum befinden sich 212 Grabstelen, die als geschlossene Gruppe aufgestellt wurden und einen historischen Kernbestand bilden, denn auch dieser Friedhof steht unter Denkmalschutz.
In einem leichten Rechtsbogen genießen wir die Ruhe zwischen Bäumen und Sträuchern und biegen rechts in den Eselspfad ein. Neben dieser breiten, aber ruhigen Straße wandern wir gemütlich nordwärts und stoßen bald auf den Haupteingang des Hauptfriedhofs. Dort überqueren wir abermals die Rheydter Straße und gehen auf dem Eselspfad weiterhin geradeaus. Eine Bahnlinie wird passiert und schon erstrecken sich vor uns mehrere Felder. Über eine Kreuzung hinweg passieren wir einen Hundeübungsplatz und schauen dabei zu, wie die Vierbeiner sich im Agility versuchen. Nur kurz darauf tauchen wir in den Neusser Stadtwald bzw. in die Morgensternsheide ein.
Eingebettet zwischen einer Autobahn und dem von Napoléon erbauten Nordkanal befindet sich einer der kleineren Stadtteile von Neuss, die Morgensternsheide. Keine 500 Menschen leben hier in grüner Umgebung, die direkt an den dichten Neusser Stadtwald grenzt. Dieser ist wiederum ein beliebtes Ausflugsziel und wird von einem dichten Wegenetz, besonders im Bereich des Nordkanals, durchzogen. Mächtige Bäume am Ufer des schnurgeraden Nordkanals könnten sicherlich zahlreiche Geschichten erzählen, denn sie haben bereits ein hohes Alter erreicht. Begrenzt wird der Stadtwald im Süden vom Sportpark, weshalb man von dem hiesigen Viertel gelegentlich auch vom Stadionviertel spricht und im Norden vom Pferdegestüt Geulenhof.
An Abzweigen zur Rechten und zur Linken gehen wir getrost vorbei und wandern auf dem breiten Hauptweg, während der Gesang von Vogelstimmen unser Ohr erreicht. Ein Feld linker Hand wird noch passiert und schon sind wir in einem kleinen Wohnviertel, in dem wir an der ersten Möglichkeit nach rechts abbiegen. In der Straße Auf der Heide durchqueren wir das gepflegte Wohnviertel und erreichen nach kurzer Zeit wieder den Stadtwald sowie den Nordkanal (siehe Route XX) und einen Bahnübergang. Sowohl den Kanal als auch den Bahnübergang überqueren wir und biegen gleich dahinter links ab. Wir genießen die Wanderung durch das herrliche Grün, parallel zum Nordkanal und kommen zu einer Gabelung. Hier lassen wir den Kanal hinter uns begeben uns halbrechts zu einer kleinen Grünanlage mit dem Namen Jröne Meerke.
Die Jröne Meerke ist ein beliebtes Naherholungsgebiet am Rande der Neusser Nordstadt. Es besteht aus mehreren Wiesen, Spielplätzen und vor allem einem See mit einer Vogelschutzinsel. Kein Wunder also, dass man in der Jrönen Meerke auf bis zu 80 Gänse treffen kann, die dort laut schnatternd die Besucher empfangen. In den Abendstunden wird das Gelände auch gerne von jungen Menschen aufgesucht, die besonders im Sommer gerne ihren Grill anwerfen. Der Name Jröne Meerke ist der Rheinischen Sprachgruppe zuzuordnen und bedeutet so viel wie Grünes Meer bzw. in der rheinischen Verniedlichungsform Grünes Meerchen. Vermutlich ist es sogar ripuarischer Dialekt – eine der drei Sprachgruppen, die zum Rheinisch gehören. Von diesem Dialekt gibt es zahlreiche Varianten wie das Öcher Platt, das im Raum Aachen gesprochen wird oder das Dürener Platt, das der Region rund um Düren zugeordnet werden kann. Der bekannteste Vertreter des rheinischen Dialekts dürfte jedoch das Kölsch sein. Bundesweite bekannte Sprecher der rheinischen Sprache waren Willy Millowitsch und der erste Bundeskanzler Deutschlands, Konrad Adenauer. Aber auch die Rockband BAP ist überregional bekannt und hat auch viele Fans, die den rheinischen Text nicht unbedingt verstehen können. Übrigens im regionalen Dialekt wird die Stadt Neuss gesprochen wie Nüss.
Noch vor dem kleinen Teich, auf dem die Enten schnatternd nach Futter suchen, wenden wir uns nach links und gehen durch die Grünanlage hindurch. Dabei nehmen wir gerne an einem der Sitzbänke Platz, schauen auf das Treiben im Park und umrunden anschließend den Weiher, um anschließend halblinks auf dem schnurgeraden Weg durch den Park zu gehen. Der Weg führt uns nicht nur geradewegs aus dem Park hinaus, sondern auch direkt zu unserem Ausgangspunkt an der Neusser Weyhe.
Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.
Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.
Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.
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