Nach Wülfrath und zurück
Begegnungen im Bergischen Land
Pkw/Parken: Wanderparkplatz an der Aprather Mühle, Düsseler Feld, Wülfrath
ÖPNV: Mit der Buslinie 601 ab dem S-Bahnhof Wülfrath-Aprath bis Wülfrath-Klinik
Rundweg: Ca. 11 Kilometer/3-4 Stunden
Streckenprofil: Überwiegend befestigte Feldwege, zeitweise an städtischen Straßen entlang
Einkehr: Aprather Mühle, Düsseler Feld 1, 42489 Wülfrath, Tel. (0 20 58) 85 72; Armer Ritter, Haus Düssel 4, 42489 Wülfrath, Tel. (0 20 58) 89 69 99, www.armer-ritter-wasserburg-duessel.de; Kutscherstube, Dorfstraße 6, 42489 Wülfrath, Tel. (0 20 58) 7 82 67 77
Am Wegesrand: Zentrum von Wülfrath; Niederbergisches Museum, Bergstraße 22, Tel. (0 20 58) 7 82 66 90, www.niedebergisches-museum.de; Kindergarten Düsseler Tor; Ortsteil Düssel

Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels stammt aus meinem Reiseführer über Wanderungen entlang der Düssel, der schon lange nicht mehr im Handel erhältlich ist. Die meisten Informationen werden daher veraltet sein und dieser Artikel kann nur als grobe Richtschnur dienen.
Kuppen, die sich sanft in der Landschaft erheben und Pferde, welche grasend auf ihren Weiden stehen, sind die Kulisse für eine Wanderung durch das Bergische Land. Interessante Ausstellungen präsentieren uns, wie sich einstmals das Leben an der Düssel abspielte und malerische Ortskerne laden uns zum Verweilen und Genießen ein. Zu sehen gibt es neben den typischen schiefergedeckten Häusern des Bergischen Lands auch farbenfrohe Architektur eines berühmten Künstlers.
Von der Haltestelle wandern wir über die kleine, asphaltierte Straße bis zur Düssel, wenden uns vor ihr nach links und begleiten sie bis zum Aprather Mühlenteich, wo die Pkw-Nutzer von links kommend in die Wanderung einsteigen. Gerade erst haben wir unseren Wegbegleiter begrüßt, schon verlassen wir die Düssel wieder, indem wir sie zunächst überqueren und geradeaus dem etwas steileren Anstieg folgen. Aus dem Düsseltal heraus, wandern wir stetig bergan, genießen die Felder neben uns und werfen gelegentlich einen Blick nach hinten, um die schöne Aussicht auf Aprath, einem Ortsteil von Wülfrath zu genießen.
Ein kleines Rat(h)espiel: Was haben die Ortschaften Wülfrath, Erkrath, Rösrath und Gräfrath mit den Düsseldorfer Stadtteilen Garath, Benrath und Hubbelrath gemeinsam? Die Antwort ist nicht schwer: Natürlich das Suffix -rath. Es gibt noch zahlreiche weitere Ortsnamen im Rheinland und im Bergischen Land, welche auf Rath enden. Alleine die bei Mönchengladbach gelegene Stadt Erkelenz hat mehr als ein Dutzend „Rather Ortsteile“. In unserem Rat(h)espiel wollen wir den Schwierigkeitsgrad erhöhen: Was bedeutet Rath eigentlich? Zurückzuführen ist Rath auf eine Rodung, also auf eine Landnahme, in der eine Siedlung entstand. In anderen Teilen Deutschlands ist das Suffix -rath weniger gebräuchlich, dafür existieren dort ähnliche Endungen wie zum Beispiel Friedrichroda in Thüringen, Wernigerode in Sachsen-Anhalt oder Mödlareuth und Bayreuth in Bayern.
Oben auf der Kuppe angekommen, wenden wir uns nach rechts und folgen ein kurzes Stück der Wanderwegmarkierung N. Rechts und links erstrecken sich weiterhin Felder und schon nach kurzer Zeit gehen wir an einer Gabelung halblinks auf einen Bauernhof zu. Schwungvoll geht es zunächst hinab und nach Überquerung des Hofgeländes wieder deutlich bergauf. Das gelb leuchtende Ortseingangsschild von Wülfrath sticht in der grünen Landschaft hervor und ist uns ein Zeichen, dahinter links auf die Straße Flehenberg einzubiegen. Die wenig befahrene Straße führt uns vorbei an hübschen Fachwerkhäusern durch ein gemütliches Wohnviertel. Blühender Ginster leuchtet aus den idyllischen Vorgärten während wir vor einem rot geklinkerten Wohnhaus rechts in einen schmalen Schotterweg einbiegen. Eichen strecken ihre weiten Äste über unseren leicht abfallenden Weg, der nach kurzer Zeit in eine asphaltierte Straße mündet. Hübsche Vorgärten wechseln sich mit gepflasterten Garageneinfahrten ab, Hecken säumen unseren Weg und wir biegen links in die Beethovenstraße ein, wo an einer der Hauswände eine aufgemalte Sonne aufgeht und uns begrüßt. Am Ende der Beethovenstraße treffen wir auf die Düsseler Straße, gehen nach rechts und wechseln sofort vom musizierenden Künstler zur schreibenden Zunft, indem wir links in die Goethestraße wechseln. An einem Supermarkt vorbei biegen wir an der nächsten Möglichkeit nach rechts ab und schlendern bei einem Schaufensterbummel durch das malerische Zentrum von Wülfrath.

Die Gründung von Wülfrath geht auf eine Legende zurück, die besagt, dass ein ausgestoßener Siedler namens Wolf im 8. Jahrhundert an der Stelle des heutigen Wülfraths damit begann, einen Wald zu roden (siehe oben: Rath=Rodung). Diese Sage würde auch mit der Annahme passen, dass es um diese Zeit dort schon eine erste Saalkirche gegeben haben soll. Erstmalig schriftlich festgehalten wurde die Ortschaft jedoch erst im ausgehenden 11. Jahrhundert als Wolveroth. So wurde aus der Rodung eine Siedlung und aus der Siedlung eine Stadt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde das historische Wülfrath jedoch mehrfach von Feuersbrünsten komplett zerstört und selbst im noch jungen 21. Jahrhundert vernichtete ein Großbrand im Stadtzentrum drei Fachwerkhäuser, die mittlerweile durch Neubauten ersetzt wurden. Dennoch ist die Altstadt sehenswert. Schiefergedeckte Fachwerkhäuser umrahmen den wunderschönen Kirchplatz auf dem sich der Turm des spätgotischen Gotteshauses aus dem 16. Jahrhundert erhebt. Im gesamten Bereich der Fußgängerzone im Wülfrather Zentrum trifft man auf hübsche Skulpturen. Erwähnenswert ist auf jeden Fall die Skulptur eines Hirten, der mit seinem Stab einen Wolf niederringt. Es handelt sich um eine Abwandlung der Gründungssage, die sich auch im Wappen der Stadt wiederfindet.
Auf der anderen Seite einer Straße gabelt sich an einem kleinen Platz unser Weg und wir entscheiden uns für die ruhigere Heumarktstraße. Sie führt uns halblinks und leicht bergab an schiefergetafelten Häusern vorbei, wird zu einer schmalen Gasse und bringt uns, rechts haltend zum sehenswerten Kirchplatz.
Den Kirchplatz verlassen wir geradeaus über die Fußgängerzone hinweg, steigen die wenigen Treppenstufen hinauf und folgen der aufwärts führenden Straße Am Pütt. Nach wenigen Metern erreichen wir eine Schallschutzwand, wenden uns nach links und erkennen bereits eine Fußgängerbrücke, die uns über die hinter der Wand verlaufende Landstraße bringt. Hinter der Brücke geht es noch einmal für wenige Meter leicht hinauf, doch schon an der ersten Möglichkeit, der Museumsstraße biegen wir rechts ab, durchqueren diese an einer Schule vorbei und wenden uns an ihrem Ende nach rechts, um mit dem Niederbergischen Museum den Grund für den Straßennamen zu erfahren.
Die original Bergische Kaffeetafel kommt nicht ohne ihre Dröppelmina aus. Spätestens im Niederbergischen Museum lernen wir Begriffe und Traditionen aus dem Bergischen Land kennen. In einer Dauerausstellung werden das Leben und die Arbeit der Region im 19. Jahrhundert präsentiert und natürlich auch die Kalkindustrie erläutert. Das vielfältige Angebot reicht von bäuerlichen Backstuben bis zu Fossilien aus dem lokalen Massenkalk des Devonzeitalters. Kinder können sich in dem 1913 gegründeten und kostenlosen Museum spielerisch ein Diplom als Museumsdetektiv verdienen. Wir hingegen schenken uns an der Kaffeetafel weiterhin aus der Dröppelmina ein, beißen in Krentensemmel, essen ein Schwattbruad, belegt mit Klatschkies und genießen zum Abschluss eine typisch bergische Waffel. Guten Appetit und viel Spaß!
Nach einem Museumsbesuch wandern wir schwungvoll die Bergstraße hinab, gehen vor dem Straßengeländer nach rechts bis zum Kreisverkehr und biegen dort links in die Straße Zur Loev. Halbrechts betreten wir die Fußgängerzone und biegen an der ersten Möglichkeit scharf rechts ab. Die Schwanenstraße haben wir in kurzer Zeit durchschritten und wenden uns an ihrem Ende links, wieder in die Goethestraße. Das beschauliche Treiben des kleinen Städtchens beobachtend, sehen wir halblinks vor uns eine Sparkassenfiliale, vor deren Eingang sich die Skulptur des Wolfes erhebt, welcher von einem Hirten bekämpft wird.
Wir aber wenden uns vor der gegenüberliegenden Stadthalle nach rechts, beachten den Gedenkstein für die Opfer des Nationalsozialismus und wandern rechts daran. An der ersten Möglichkeit vor dem Kinder- und Jugendhaus nutzen wir den gepflasterten Weg nach links und folgen sofort dem Weg durch den Park nach rechts. Leicht hinauf wandern wir an spielenden Kindern und tollenden Hunden vorbei und beachten die teilweise verschnörkelt gewachsenen Bäume bis wir an einer Steinsetzung, die als Picknickplatz dient, die Hauptstraße erreichen.

Wir wenden uns nach links, überqueren einen Kreisverkehr und biegen hinter einer Telefonzelle rechts in den schmalen asphaltierten Fußweg hinein. Zu unserer Linken befindet sich zwar nicht die Düssel, doch wenigstens der Kindergarten Düsseler Tor, welcher vom legendären Künstler Friedensreich Hundertwasser geschaffen wurde.
Friedrich Stowasser, besser bekannt als Friedensreich Hundertwasser, steht für außergewöhnliche Kunst mit poppigen Farben und verschnörkelten Linien. Der 1928 in Wien geborene Künstler reiste Zeit seines Lebens und hatte seine ersten Ausstellungen in Wien, Mailand und Paris. Seine erste Hochzeit feierte er in Gibraltar, seine zweite Frau lernte er in Japan kennen, in der Normandie kaufte er sich einen Bauernhof und weitere Reisen führten in nach Nordafrika und Neuseeland. Bekannt wurde er durch seine farbenfrohe Fassadenarchitektur. Zu seinen Werken zählen so einfache Bauten wie eine Autobahnraststätte in Österreich aber auch Bahnhöfe wie in Uelzen und berühmte Wohnkomplexe wie die Darmstädter Waldspirale oder das Ronald McDonald-Haus der McDonald’s Kinderhilfe im Essener Grugapark. Außergewöhnlich wie sein Leben und seine Werke war auch sein Tod, der ihn auf einer Reise heimsuchte: Auf der Rückfahrt von Neuseeland nach Europa starb Hundertwasser im Februar 2000 auf dem Kreuzfahrtschiff Queen Elizabeth II an Herzversagen.
Unser Weg führt am kunstvollen und in fröhlichen Farben leuchtenden Kindergarten vorbei, wandelt sich in einen Hohlweg, überspannt von den Ästen der hochgewachsenen Bäume bis er einen weiten Blick über Felder freigibt. Während wir an ihnen entlang wandern, lassen wir unseren Blick schweifen, erspähen einzelne Feldkaninchen, die sich an des Bauern Feldern bedienen und schlendern an einem Hof vorbei. Gleich dahinter verläuft der asphaltierte Weg nach rechts weg, wir wandern jedoch geradeaus und benutzen den gepflasterten Weg geradeaus. Landwirtschaftliche Nutzwege, die mit Rasengittersteinen gepflastert sind, sind für diese Region eher untypisch. Dieser so befestigte und leicht erhöhte Weg erinnert mit seinen grün leuchtenden Feldern rechts und links eher an einen Deich an der Nordseeküste. Ein kleines Windrad, aus Fahrradreifen kunstvoll erstellt, und die dazugehörige Brise, die einem über das flache Feld sanft ins Gesicht bläst, vermittelt den Rest eines Gefühls, auf einem nordfriesischen Küstenweg unterwegs zu sein – jetzt fehlen nur noch ein paar Schafe. Unser Weg führt uns an einen nach rechts abzweigenden Weg, aber – und jetzt kommt eine Überraschung – wir biegen nach links ab, auch wenn dies auf den ersten Blick unmöglich scheint. Doch schon nach wenigen Metern auf dem Gras erkennen wir einen schmalen, ausgetretenen Pfad zwischen den beiden Feldern, der uns durch die wellige Landschaft zu einem Hof bringt. Hier gehen wir halbrechts weiter, freuen uns über den Anblick der Kopfweiden zu unserer Linken und geraten an eine Schranke. Wir folgen dem Hinweis auf den Reitweg nach rechts und wandern am Feldrand bis zu einer Allee, gesäumt von alten Birken. Nach rechts unter den ausladenden Kronen der Bäume wandern wir bis zu einer Kreuzung, halten uns links und überqueren einen von links ankommenden Bach, der wenig später zu unserer Rechten in die Düssel münden wird. Diese ist zwar noch nicht zu sehen, aber wir befinden uns endlich wieder in ihrem Tal. Einen schönen Ausblick haben wir darauf von dem kleinen Picknickplatz auf der linken Seite. Dem ansteigenden Weg folgen wir geradeaus zwischen den Feldern und sehen vor uns bereits die ersten Häuser von Düssel, einem Ortsteil von Wülfrath.
Das Düsseldorf ist ein Ortsteil von Wülfrath. Nein, die Rede ist natürlich nicht von der Landeshauptstadt am Rhein, sondern von dem idyllischen Dorf Düssel, welches am Südrand von Wülfrath liegt und an Wuppertal grenzt. Das ländliche Idyll präsentiert sich mit rustikalen Fachwerkhäusern, einer Wasserburg aus dem 17. Jahrhundert und zwei dicht beieinander stehenden Kirchen. Angrenzend ein Friedhof mit dem Grab des Heimatdichters Carl Schmachtenberg, welcher in Oberdüssel zur Welt kam und Gedichtbände im niederbergischen Plattdeutsch veröffentlichte. An der einzigen Ampelkreuzung des Ortes befindet sich ihm zu Ehren eine mannshohe Statue.
An der Hauptstraße wenden wir uns nach rechts, gehen deutlich bergab bis zur Ampelkreuzung und biegen dort an den hübschen Fachwerkhäusern links ab. An der Statue des Heimatdichters Carl Schmachtenberg wandern wir vorbei, überqueren den schmalen Holzer Bach, der kurz darauf in die Düssel münden wird und haben bereits einen Kirchturm fest im Blick. Unterhalb der St. Maximinskirche sind wir umgeben von schiefergedeckten Häusern, vor denen sich Kopfweiden nach oben strecken und wandern rechts um die Kirche herum, nicht ohne uns auf den dortigen Tischen und Bänken eine kleine Pause zu gönnen. Weiter wandern wir auf der Dorfstraße und haben schon nach wenigen Metern das Haus Düssel neben uns. Die Gräben dieser Wasserburg sind leider ausgetrocknet, trotzdem ist das lachsfarbene Gebäude, ein einstiger Rittersitz aus dem 17. Jahrhundert ein schöner Anblick. So wäre es an dieser Stelle undenkbar, wenn wir nicht die gastronomische Einrichtung im Alten Ritter oder in der gegenüber liegenden Kutscherstube besuchen und unseren Gaumen verwöhnen lassen. Ganz ritterlich marschieren wir weiter, werfen unbedingt noch einen Blick auf die evangelische Kirche am Ortsausgang, welche sich hinter einer kleinen Allee aus Kopfweiden verbirgt und wandern an dieser links vorbei. Nun gehen wir an einem Friedhof vorbei und passieren das Ortsausgangsschild, welches den Namen unseres Wegbegleiters trägt – Düssel. Diese hält sich übrigens rechts von uns unter der Baumreihe versteckt. Zwischen zwei Feldern kommen wir an eine T-Kreuzung, die wir bereits zu Anfang kennen gelernt haben, wenden uns nach rechts und überqueren wieder die Düssel. Nutzer von öffentlichen Verkehrsmitteln gehen sofort nach links und bleiben entlang der Düssel auf dem bekannten Weg bis zur Haltestelle, während Pkw-Fahrer zum Parkplatz an der Aprather Mühle zurückkehren.

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.
Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.
Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.
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