Wanderung durch den Meerbusch

Kein Ozean und keine Sträucher – und doch lernen wir Meerbusch kennen. Die namensgebende Ortschaft jedoch nur zu einem Teil, denn überwiegend wandern wir durch den Wald mit gleichem Namen. Und wo wir gerade bei Namen sind: Der Stingesbach, auch bekannt als Stinkesbach, macht seinem Namen keine Ehre, sondern begleitet uns mit einer Frische durch die idyllische Natur.

Pkw/Parken: Parken in der Hindenburgstraße, Meerbusch
ÖPNV: Mit den U-Bahnlinien 70 oder 76 ab Krefeld Hbf. bzw. ab Düsseldorf, Heinrich-Heine-Allee bis Meerbusch, Haus Meer
Rundweg: Ca. 11,5 Kilometer/3 Stunden
Streckenprofil: Breite Waldwege, später Schotterpfad am Stingesbach
Einkehr: Restaurant Haus Meer, Moerser Straße 129, 40667 Meerbusch, Tel. (0 21 32) 7 56 78 88, www.hausmeer.de (So und Mo geschl.); Hofladen bei Bauer Berrisch, Broicherseite 14, 41564 Kaarst, Tel. (0 21 31) 54 20 62, www.bauer-berrisch.de; Restaurant Gut Dyckhof, Am Dyckhof 3, 40667 Meerbusch-Büderich, Tel. (0 21 32) 97 77, www.gutdyckhof.de (nur mit vorheriger Reservierung); Café Schwarz, Niederdonker Straße 74, 40667 Meerbusch-Büderich, Tel. (0 21 32) 7 29 32
Am Wegesrand: Meerbusch; Mühlenbach; Verkehrsübungsplatz; Stingesbach; Haus Dyck, Am Dyckhof 3, 40667 Meerbusch-Büderich, Tel. (0 21 32) 97 77, www.gutdyckhof.de

Nach einer kurzen Überlegung, ob wir uns im Restaurant Haus Meer vor der Tour stärken oder nachher belohnen, überqueren wir die Straße und gehen geradeaus in die Hindenburgstraße hinein. Zahlreiche gepflegte Wohnhäuser säumen unseren Weg auf dieser ruhigen Wohnstraße und wir erreichen an ihrem Ende einen Wendehammer über den wir geradewegs in den Wald Meerbusch hinein gehen.

Mit Hildegundis von Meer beginnt die Geschichte von Meerbusch. Sie lebte im 12. Jahrhundert und gründete das Schloss Meer, in dem sie nach ihrem Tode beerdigt wurde. Das klösterliche Leben endete jedoch mit der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch die französischen Truppen. Anschließend wurde es zu einem Schloss umgebaut und gilt heute als das Herrenhaus Haus Meer. Vom Haus Meer leitet sich der Name für das Waldgebiet Meerbusch bzw. Meerer Busch ab, der an die heutige, gleichnamige Ortschaft grenzt. Diese wiederum erhielt ihren Namen erst im Jahr 1970, als mehrere kleine Ortschaften nördlich von Neuss zusammengelegt wurden. Ursprünglich war geplant, ihr den Namen Rheinaue zu geben, man entschied sich jedoch dann für das heutige Meerbusch.

Schon nach wenigen Metern sehen wir rechts einen kleinen Abzweig und wandern auf dem schmalen aber gut erkennbaren Pfad durch das dichte Gehölz. Während über uns die Vögel singen, halten wir uns an einer Gabelung halbrechts, überqueren einen Forstweg und bleiben zunächst auf dem schmalen Waldweg bis zu einer T-Kreuzung. Auch an dieser wenden wir uns nach rechts und treffen auf einen breiteren quer verlaufenden Waldweg. Vor dem parallel verlaufenden Mühlenbach biegen wir nun links ab.

Landschaft bei Zons
Landschaft bei Zons

Der Mühlenbach hat sein Quellgebiet in der Ilvericher Altrheinschlinge und durchquert das Waldgebiet Meerbusch. An seinem Ufer befanden sich im 12. Jahrhundert zwei Wassermühlen, die zum Haus Meer gehörten. Dieser ein bis zwei Meter breite Bach fließt heute nur noch sehr gemächlich und bildet einen Lebensraum für Erlen, aber auch ein Eschenwald erhebt sich an seinem Ufer. Mehrere Vogelarten, die auf der Roten Liste NRW aufgeführt werden, haben am Mühlenbach bzw. im Naturschutzgebiet Meerbusch ihre Heimat gefunden. Dazu zählen zum Beispiel der Baumpieper, der Gartenrotschwanz, die Nachtigall und der Waldkauz.

Auf dem breiten Waldweg wandern wir sicher zwischen Eichen, Buchen und auch feuchtigkeitsliebende Erlen bis zu einem nach rechts führenden Abzweig, dem wir folgen. In einem weiten Linksbogen kommen wir zu einer Kreuzung und biegen an dieser scharf nach rechts ab. Auf dem wiederum schmaleren Weg wandern wir weiter bis kurz vor einer Brücke über den Mühlenbach, wenden uns nach links und wandern gemütlich durch den Meerbusch, dabei teilweise an einer Lichtung entlang. An einer weiteren Kreuzung biegen wir rechts ab und stoßen wenig später auf einen Landwirtschaftsweg, dem wir nach links folgen und dabei am Hof von Bauer Berrisch vorbei kommen, wo uns neben einem Maislabyrinth auch ein Bauernfrühstück und ein Hofladen erwartet.

Es folgen ein Baggersee, der sich zu unserer Rechten hinter Sträuchern verbergen möchte sowie der Pferdestall Evenhof. Kurz hinter dem Pferdehof überqueren wir eine Landstraße und sehen auf der rechten Seite die Zufahrt zu einem ADAC-Verkehrsübungsplatz.

Die meisten Autofahrer haben es hinter sich und sind sicherlich froh, einen Verkehrsübungsplatz genutzt zu haben. Auch wenn die Situation auf einem der zahlreichen Übungsplätze in Deutschland auch immer etwas zu Lasten der Nerven des Fahrzeugbesitzers geht, der in der Regel als Beifahrer zuschauen muss, wie die Übende Kupplung, Bremse und Gas verwechselt. Doch auch wenn es Nerven kostet, wie man so schön sagt, wird mit den Runden ein wenig Übung gewonnen, die man bei den Fahrschulstunden gewinnbringend einsetzen kann. Doch auch nach bestandener Prüfung lohnt sich der Besuch eines Verkehrsübungsplatzes. Der ADAC, dem dieser Platz im Rhein-Kreis Neuss gehört, bietet nämlich zudem Sicherheitsfahrtrainings an. Diese machen den meisten Autofahrern deutlich mehr Spaß, können sie doch mit ihrem eigenen Fahrzeug ihre und die Grenzen ihres Pkw austesten, was sie im herkömmlichen Straßenverkehr besser nicht erleben wollen.

Hinter dem PS-starken Übungsplatz folgt ein ganzer Hof mit Pferdestärken an dessen Koppeln wir noch vorbei gehen. Doch vor dem nächsten Hof biegen wir links ab und lassen und begeben uns auf einen schmalen Weg zu einer T-Kreuzung, an der wir abermals links abbiegen. Doch schon wenige Meter später geht es wiederum nach rechts und wir wandern erneut an einem der hiesigen Baggerseen vorbei. Eine Einmündung von rechts ignorieren wir, wandern in einem Linksbogen am Seeufer entlang und erreichen den Stingesbach.

Vom Namen des Gewässers (gelegentlich ist auch die Rede vom Stingesbach) muss man sich nicht abschrecken lassen. Gestunken hat es an dieser Stelle allerhöchstens in früheren Zeiten, als man rund um den Stinkesbach Raseneisenstein bzw. Raseneisenerz abbaute. Auch diese Bezeichnungen können in die Irre leiten, denn beim Raseneisenerz handelt es sich nicht um Gestein im geologischen Sinne, sondern um Sedimente mit hohen Metallgehalten, die sich dicht unter der Rasensohle befinden. Geschmolzen wurden das Metall bzw. die Steine in einer Eisenhütte in Neuss.

Zwischen dem Stingesbach und weiten Feldern durchschreiten wir eine weite Rechtskurve und erreichen an einem Wohnhaus vorbei eine Straße. Wir gehen nach rechts, biegen jedoch noch vor dem Bach wieder nach links ab und wandern auf einem Feldweg bis zur Niederdonker Straße, wo wir vor uns bereits Gut Dyckhof sehen. Wir überqueren den Stingesbach und gehen in einer Rechtskurve geradeaus auf einem Kreuzweg weiter, um auf diesem das Haus Dyck einmal komplett zu umrunden.

Für diese Region ist der Anblick einer Barockhaube recht ungewöhnlich. Noch ungewöhnlicher ist die Tatsache, dass das Gebäude von weitem wie eine Kirche oder ein Kloster wirkt. Dabei handelt es sich um die trutzige Wasserburg Dyck aus dem 14. Jahrhundert,  bestehend aus wehrhaften Mauern. Der barocke Turm folgte erst zwei Jahrhunderte später, als der damalige Besitzer den Bau umgestalten ließ. Nicht lange danach veräußerte er die Burg tatsächlich an eine Klostergemeinschaft, die es während der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts an die Familie Verhülsdonk weitergab. In ihrem Besitz das Gebäude heute noch und nach umfangreichen Sanierungsarbeiten ist in der Wasserburg Dyck ein Hotel und Restaurant untergebracht. 

Vor dem Haus Dyck gehen wir nach rechts, überqueren ein weiteres Mal den Stingesbach und erreichen am Hotel Café Schwarz die Gnadenkapelle Niederdonk. Links gehen wir an der Kapelle vorbei und wandern nach dem Kreuzweg nun auf einem Siebenschmerzenweg weiter. Auf der Allee wandern wir an den bildhaften sieben Schmerzen der Muttergottes vorbei und erreichen dabei wieder die Ortschaft Meerbusch. Geradeaus, auf der Straße Kanzlei, überqueren wir eine Hauptstraße, passieren einen Parkplatz und einen dazugehörigen Sportplatz und gehen durch das ruhige Wohnviertel bis zum Dülsweg. Diesem folgen wir nach links bis zu einer T-Kreuzung, biegen rechts ab und bleiben auf der Blumenstraße bis links die Rosenstraße erscheint. Nach den Blumen und Rosen folgt abschließend die ebenfalls ruhige Florastraße, die uns rechts zur Hauptstraße bringt. Auf der linken Seite sehen wir bereits das Haus Meer und unseren Ausgangspunkt wieder, der nur wenige Meter entfernt ist.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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