Wanderung auf einem Bergrücken an der Sauermündung

Während die Sauer weit unter unseren Füßen ihr Wasser in die Mosel entlässt, schauen wir ihr bei einer gemütlichen Rast während unserer Wanderung dabei zu und machen uns anschließend auf den weiteren Weg über einen Höhenrücken, auf dem wir zwischen Weinbergen heraus beinahe gleichzeitig die Aussicht auf das Moseltal sowie auf das Tal der Sauer genießen können.

Pkw/Parken: Parken an der Kreisstraße 3, unterhalb von Liersberg Richtung Mosel.
ÖPNV: Mit der Buslinie 40 ab Trier, Porta Nigra bis Igel, Haltestelle Langsur, Löwener Mühle. Von dort ein kurzer Fußweg bergauf in Richtung Liersberg.
Rundweg: Ca. 5 Kilometer/1–1,5 Stunden
Streckenprofil: Schmale Pfade im Wald und breite Landwirtschaftswege zwischen Weinbergen.
Einkehr: Keine Einkehr an der Strecke
Am Wegesrand: Mosel; Blick auf Wasserbillig und Wasserbilligerbrück; Liersberg, Weinanbau

Wir lassen unseren Ausgangspunkt zurück und gehen an dem Weinberg zu unserer Linken vorbei, um die Landstraße zu überqueren. Gleich gegenüber lädt uns ein Landwirtschaftsweg ein, oberhalb des Moseltals zu wandern. Wir gehen geradeaus, blicken zu unserer Rechten hinauf zu einigen Weinbergen und schauen über Wiesen, Feldern und Weinbergen zur Mosel hinunter.

Die Moselle, wie der Fluss auf Französisch heißt, entspringt in den südlichen Vogesen und macht sich von dort auf den Weg nach Norden. Nach einem verhältnismäßig geraden Verlauf durch die flache Landschaft der Region Lothringen erreicht sie Luxemburg und wird dort zur Musel. Gleichzeitig ist sie aber auch die deutsche Mosel, da sie zum Grenzfluss wird und als Kondominium von beiden Staaten bis zum gegenüber liegenden Ufer beansprucht werden kann und beiderseitiges Staatsgebiet ist. Zunächst verläuft sie noch einige Kilometer als sogenannte Obermosel, was als geografische Bezeichnung natürlich nicht richtig ist. Immerhin hat sie hier bereits mehr als die Hälfte ihres Verlaufs hinter sich. Mit dem Erreichen von Trier wird sie in gewisser Weise wieder zum Grenzfluss, denn sie trennt die beiden Mittelgebirge Hunsrück im Süden und Eifel im Norden voneinander. Gleichzeitig beginnt hier auch das Tal der Mittelmosel und von nun an windet sich der Fluss durch enge Schleifen und ist berühmt für die steilen Hänge, an denen zahlreiche Rebstöcke dafür sorgen, dass eine Reise an die Mosel bei einem Glas Wein genossen werden kann. Die größten Zuflüsse hat die Mosel allerdings noch vor Trier. Sowohl die Saar als auch die Sauer münden in einem kurzen Abstand hintereinander in die Mosel, die von da an nur noch von kleinen Bächen gespeist wird. Neben dem Wein und dem Tourismus ist die Mosel natürlich auch für die Schifffahrt von großer Bedeutung. Fährt ein Schiff die gesamte Mosel ab, so muss es jedoch 28 Staustufen überwinden, davon zehn in Deutschland. Diese dienen neben der Regulierung des Wasserstands auch der Stromproduktion. Darüber hinaus kann die Mosel auf zahlreichen Brücken überquert werden und besitzt mit der Römerbrücke in Trier die älteste Brücke Deutschlands.

Ein kleines Wäldchen wird passiert und ein von rechts plätschernder Bach überquert und schon erreichen wir nach kurzer Zeit weitere Weinberge, in denen die Winzer mit ihrer anstrengenden Arbeit beschäftigt sind. An den Rebstöcken vorbei gehen wir bis zu einer T-Kreuzung, biegen nach rechts ab und wandern bergauf. Dabei durchqueren wir eine Links- und anschließend eine Rechtskurve bis wir erneut auf eine T-Kreuzung stoßen. Wenn wir ein kleines Stück nach links gehen, haben wir eine tolle Aussicht auf das luxemburgische Wasserbillig und die Mündung der Sauer in die Mosel sowie auf das deutlich kleinere Wasserbilligerbrück.

Wasserbilligerbrück gehört zum Ort Langsur, der Ende des 10. Jahrhunderts erstmals namentlich erwähnt wurde. So zentral gelegen wechselte der Ort mehrmals seinen Besitzer und gehörte bereits zu Lothringen, zu Luxemburg und auch zu Burgund. Erst mit dem Wiener Kongress wurde die Sauer als Grenzfluss bestimmt und damit auch geklärt, dass Langsur bzw. Wasserbilligerbrück zum heutigen deutschen Staatsgebiet gehört. Gleich gegenüber der Sauer befindet sich Wasserbillig, auf Lëtzebuergisch Waasserbëlleg, wo augenscheinlich ein deutlich geschäftigeres Leben zu herrschen scheint als im kleineren Wasserbilligerbrück. Kein Wunder, denn Wasserbillig ist über die Grenzen von Rheinland-Pfalz für den sogenannten Tanktourismus bekannt. Mehr als ein Dutzend Tankstellen reihen sich entlang der Hauptstraße aneinander und locken mit ihren steuerlich bedingten günstigeren Kraftstoffkosten nach Luxemburg. Zum Abschluss sei noch der Ort Oberbillig erwähnt, der sich wiederum auf der südlichen Moselseite erstreckt und damit gegenüber von Wasserbillig und Wasserbilligerbrück liegt. Dieser traditionelle Weinort gehörte lange Zeit zu Wasserbillig, wurde aber ebenfalls auf dem Wiener Kongress Preußen zugeschlagen. Heute sind Wasserbillig und Oberbillig nur noch mittels einer grenzüberschreitenden Fähre miteinander verbunden.

Wir wenden uns jedoch nach rechts, lassen den Weinberg zu unserer Rechten liegen und wandern nun auf einer Art Bergrücken, der sich zwischen der Sauer und der Mosel befindet. Während wir rechts auf das Moseltal blicken können, sehen wir auf der linken Seite wie sich die Sauer um eine Schleife windet und im Hintergrund von der mächtigen Autobahnbrücke der A1 bei Mesenich überspannt wird. Dabei folgen wir ein kurzes Stück der Ausschilderung des Moselhöhenwegs, der mit einem weißen M auf schwarzem Grund ausgeschildert ist.

Auf beiden Seiten der Mosel verläuft bereits seit 1910 der Moselhöhenweg zwischen Koblenz und Perl bzw. Wasserbillig. Markiert ist er jeweils mit einem M auf schwarzem Grund (Eifelseite) oder grünem Grund (Hunsrückseite). Beide Fernwanderwege sind über Moselhöhenverbindungswege miteinander kombinierbar. Obwohl der Moselhöhenweg auf Hunsrückseite mit rund 260 Kilometern knapp 80 Kilometer länger ist als sein Pendant auf der Eifelseite, haben beide Wege eines gemeinsam: Sie verlaufen nicht nur auf den Moselhöhen, sondern steigen oftmals aus den Moselorten an oder überwinden zahlreiche Moselschleifen. Daher ist der Fluss auch nicht immer vom Wanderweg aus zu sehen, sondern oftmals weit entfernt.

Wir gehen an einem Abzweig auf der linken Seite vorbei und wandern zwischen den Feldern geradeaus weiter auf einem Landwirtschaftsweg. Gelegentlich zweigen zweispurige Feldwege nach rechts und links ab, die wir jedoch getrost ignorieren können und sich lediglich als Zufahrten zu Bauernhöfen herausstellen würden. Daher bleiben wir unserem Hauptweg treu und gehen bis zu einer Gabelung. Erst hier entscheiden wir uns dafür, halbrechts weiter zu gehen und beginnen nun mit dem langsamen Abstieg zurück in das Moseltal. Die Sauer lassen wir dabei endgültig zurück. Auf dem geschwungenen Weg gehen wir in einen Wald hinein, durchqueren diesen mit einer weiten Rechtskurve und erreichen eine kleine, wenig befahrene Landstraße. Wir biegen nach rechts ab, sehen aber schon nach rund 80 Metern, dass links ein kleiner Pfad an einem Weinberg vorbei führt und wir damit weiter unten den Weg entlang der Landstraße abkürzen. An der Straße gehen wir nach links und folgen dieser nun durch eine Haarnadelkurve nach rechts herum und blicken anschließend über ein Feld hinweg auf das kleine Dorf Liersberg.

Liersberg ist ein kleines Dorf mit weniger als 300 Einwohnern und gehört seit 1974 zur direkt an der Mosel liegenden Ortschaft Igel. Igel ist bekannt für die gleichnamige Igeler Säule. Nur dieses 23 Meter hohe Pfeilerdenkmal und der Drususstein in Mainz sind die einzigen oberirdisch erhaltenen Grabmäler der Römer nördlich der Alpen. Sie gehört zum Welterbe Römische Baudenkmäler, Dom und Liebfrauenkirche in Trier, zu dem auch die Römerbrücke, die Porta Nigra, das Amphitheater, die Thermen in Trier und die Konstantinbasilika gehören. Zwischen Igel und Liersberg befindet sich zudem noch zwischen den Weinbergen das sogenannte Grutenhäuschen. Auch dieses erinnert an die römische Zeit und ist eine Rekonstruktion eines römischen Grabtempels, errichtet auf den Überresten der ursprünglichen Grabkammer.

Nur 100 Meter hinter der Kurve bringt uns ein schmaler Pfad in einen Wald hinein, dem wir gerne folgen wollen. Auf dem geschwungenen Weg genießen wir die Natur, wandern unter dem dichten Blattwerk der Bäume hindurch und blicken auf die Weinberge mit ihren Rieslingtrauben.

Von einem blassen Gelb bis zu einem goldgelben Stich reicht die Farbgebung der Rieslingtrauben. Unabhängig der 13 deutschen Weinbaugebiete wird man immer auf die Trauben des Rieslings antreffen. Er kann als der Klassiker des deutschen Weins bezeichnet werden und nimmt ein Fünftel der gesamten Rebfläche in Deutschland ein. Den größten Anteil beansprucht dabei das Moselgebiet. Der Riesling treibt verhältnismäßig spät aus und blüht auch später als viele andere Rebsorten. Darüber hinaus kann er sehr harte Winter mit zweistelligen Minustemperaturen gut überstehen. Andersherum sind extrem heiße Sommer, wie zum Beispiel der sogenannte Jahrhundertsommer von 2003, schädlich für den Wein. Obwohl der Riesling auch in Australien, Moldawien und den USA angebaut wird, wird der deutsche Riesling, vor allem der von den Moselbergen, bei Weinkennern sehr geschätzt. Nicht zuletzt liegt das auch an den vorhandenen Schieferböden, die dem Wein eine besondere mineralische Note verleihen. Wir folgen dem schotterigen Weg durch die grün leuchtende Landschaft, durchqueren eine Linkskurve und stoßen wenig später wieder auf eine kleine Landstraße. Diese wollen wir nur noch überqueren und befinden uns direkt im Anschluss wieder an unserem Ausgangspunkt.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


Die Weltenbummler – ältester deutschsprachiger Reiseblog (seit 2000)

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kleine Rechenaufgabe Die Zeit für die Eingabe ist abgelaufen. Bitte aktivieren Sie das Captcha erneut.