Wandern in Düsseldorf – Geografischer Mittelpunkt bis zum Nordpark

Vom geografischen Zentrum zum Nordpark
Aus der Mitte entspringt eine Wanderung

Pkw/Parken: Parkmöglichkeiten in der Hans-Sachs-Straße, Düsseldorf-Düsseltal
ÖPNV: Mit einer der U-Bahnlinien 70, 74, 75, 76, 77, 78 oder 79 von Düsseldorf-Hbf. bis Heinrich-Heine-Allee. Von dort mit einer der Straßenbahnlinien 703, 712 oder 713 bis Haltestelle Lindemannstraße; Rückkehr zum Ausgangspunkt: ab Haltestelle Nordpark/Aquazoo mit der U79 bis Haltestelle Heinrich-Heine-Allee; die Linie führt auch zum Duisburger und Düsseldorfer Hauptbahnhof
Strecke: Ca. 10 Kilometer/2–2,5 Stunden
Streckenprofil: Asphaltierte Wege im innerstädtischen Bereich, für Fahrräder und Kinderwagen geeignet
Einkehr: Café Saffran’s, Collenbachstraße 21, 40476 Düsseldorf-Derendorf, Tel. (02 11) 44 63 64, www.cafe-saffrans.de
Am Wegesrand: Geografischer Mittelpunkt von Düsseldorf; Stolpersteine; Kirchen von Düsseltal, Derendorf und Golzheim; Golzheimer Friedhof; Nordfriedhof; Aquazoo, Kaiserswerther Straße 380, 40200 Düsseldorf, Tel. (02 11) 8 99 61 50, www.duesseldorf.de/aquazoo; Nordpark

Aus der Mitte Düsseldorfs heraus wandern wir zwischen sehenswerten Altbauten und kommen an stattlichen Kirchen vorbei, dann laden uns weite Erholungsgebiete am Rhein zum Flanieren und Rasten ein. Auf dem weiteren Weg erreichen wir Grünanlagen, die viel Historisches zu erzählen haben und besuchen zum Abschluss unserer Wanderung spannende Reptilien und Amphibien.

ÖPNV-Nutzer gehen von der Haltestelle etwa 100 Meter weiter, der Ausschilderung nach Mettmann folgend. Denn diese Wanderung beginnt an einem ungewöhnlichen Ort mitten in Düsseldorf, genauer gesagt am geografischen Mittelpunkt der Stadt. Der Ausgangspunkt liegt vor dem Haus Nummer 28 in der Hans-Sachs-Straße und ist mit einer im Boden versenkten Bronzeplatte markiert.

Die übliche Methode, einen geografischen Mittelpunkt zu bestimmen, bestand lange Zeit darin, die zu errechnende Region als Kartenschablone auf eine Nadelspitze zu setzen und so den Schwerpunkt auszunivellieren (Schwerpunktberechnung). Eine andere Möglichkeit ist die Berücksichtigung der am weitesten entfernten Punkte (Schnittpunktberechnung). Heute finden die Berechnungen üblicherweise mit GPS-Koordinaten statt und sind dementsprechend wesentlich genauer. Doch bei der Berechnung stellt sich auch das Problem, was genau wird berücksichtigt? So müsste man sich beispielsweise bei Frankreich die Frage stellen, geht man nur vom Festland aus oder zählt man die Inseln dazu oder gar die Überseegebiete? Durch die vielen Berechnungsmethoden kann es also durchaus passieren, dass wir in einer Region mehr als einen Mittelpunkt antreffen. Der Autor dieses Buches hat nicht nur eine Vielzahl geografischer Mittelpunkte bereist, sondern stellt sie auch auf seiner Website vor.

Wir wenden uns vor dem Haus am Mittelpunkt nach links und biegen unmittelbar in die Peter-Janssen-Straße ein. Wir gehen an rot leuchtenden Ziegelsteinhäusern vorbei, vor denen ihre Bewohner hübsche Vorgärten angelegt haben, bis wir direkt gegenüber dem Goethe-Gymnasium stehen und rechts abbiegen. Wir spazieren an der ebenfalls aus rotem Backstein errichteten Matthäikirche vorbei durch den Ortsteil Düsseltal.

An der Kirche wandern wir ein kurzes Stück entlang, bis wir an der Ampelkreuzung nach links in die Schumannstraße einschwenken. Schon an der ersten Gelegenheit wenden wir uns nach rechts in die Achenbachstraße und kommen zum Schillerplatz. Nach rechts blickend, erkennen wir ein weiteres Gotteshaus, die doppeltürmige St. Pauluskirche, eine von neun Kirchen auf Düsseldorfer Stadtgebiet, welche vom Architekten Josef Kleesattel entworfen wurden.

Den Schillerplatz mit seinem Kinderspielplatz queren wir, sodass wir schräg gegenüber an der Kreuzung Humboldtstraße/Herderstraße in die Herderstraße einbiegen. Sie führt uns zu den Bahngleisen, vor denen wir nach rechts gehen, um sie über die Franklinbrücke zu queren. Die Brücke überspannt nicht nur die Bahnanlage, sondern reicht auch noch ein Stück in das moderne Wohnviertel hinein, denn hier befand sich ehemals der Güterbahnhof Derendorf, der dem heutigen Quartier-Central gewichen ist.

Danach halten wir uns halbrechts in die Moltkestraße und wandern an Häusern aus der Wende zum 20. Jahrhundert entlang. Sogenannte Stolpersteine in den Gehwegen lassen uns immer wieder innehalten.

Der Künstler Günter Demnig will mit den sogenannten Stolpersteinen an das Schicksal der Menschen erinnern, die durch die Gräueltaten der Nazi-Diktatur ums Leben kamen. In der Messingplatte auf kleinen Betonstein sind die Daten, in der Regel der Name, das Geburtsdatum und – falls bekannt –Todesdatum und -ort, eingraviert. Der Künstler will bewirken, dass man „mit dem Kopf stolpere“ und beim Lesen der Namen und der daraus entstehenden Verbeugung den Opfern ein Symbol setzt. Den ersten Stolperstein setzte der Künstler im Dezember 1992 vor dem Historischen Kölner Rathaus als Erinnerung an die Deportation sogenannter Zigeuner. Weitere Steine folgten, zunächst probeweise und ohne amtliche Genehmigung, bis Demnig 1997 die ersten Steine auf Einladung und mit behördlicher Erlaubnis setzen durfte. Das Projekt Stolperstein wurde daraufhin ein Selbstläufer mit mittlerweile über 27.000 Steinen in zehn europäischen Staaten. Doch es gibt auch Kritik, und zwar von Charlotte Knobloch, der ehemaligen Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, die es als unerträglich bezeichnet, dass auf die Namen der Opfer getreten werden könne. Einige Gemeinden schlossen sich bisher dieser Meinung an, die Stadt München hat sogar schon einige verlegte Steine wieder entfernen zu lassen.

Auf unserer weiteren Wanderung sehen wir, wie sich zu unserer Linken die vierschiffige Heilig-Geist-Kirche aus dem Jahr 1911 erhebt. Nur kurz darauf überqueren wir die Nördliche Düssel und wandern im Schatten der Häuser der belebten Moltkestraße entlang. Auf den Holzbänken des Biergartens im Café Saffran’s erfrischen wir uns nicht nur bei einem kühlenden Getränk, sondern beobachten das quirlige Leben des Viertels und werfen einen interessierten Blick auf die neoromanische Kreuzkirche, die dem Dom zu Speyer nachempfunden wurde.

Hinter der Kreuzkirche wenden wir uns nach links in die Klever Straße und queren abermals eine Grünanlage zu unserer Linken. Damit gelangen wir in die Pfalzstraße, die uns zur mittlerweile fünften Kirche auf dieser Wanderung, der St. Adolfus-Kirche, führt. Sehenswert ist im Inneren das Christusmosaik über dem Hauptaltar, erschaffen im Jahr 1955 durch den deutschen Maler Richard Seewald.

Die Kirche umrunden wir nach links zur Hälfte, gehen an einem Kindergarten vorbei und wenden uns auf der Fischerstraße nach rechts. Die verkehrsreiche Straße begleiten wir aber nur ein kurzes Stück bis zur Ampelkreuzung, biegen nach links ab und erreichen über Treppenstufen den Golzheimer Friedhof. 1805 eröffnet, ist er der älteste Friedhof der Stadt Düsseldorf, und seine historischen Grabsteine stehen unter Denkmalschutz. Schon lange finden hier keine Bestattungen mehr statt, doch ein Ruhepol ist er auch als Grünanlage geblieben.

Wir gehen auf dem Friedhof geradeaus und verlassen ihn bereits nach 50 Metern wieder, abermals über eine Treppe. Geradeaus überqueren wir noch die Bundesstraße 1 und befinden uns endlich im Rheinpark, wo es deutlich ruhiger zugeht. Am Rhein wenden wir uns nach rechts und wandern mit Blick auf den Fluss, der von links kommend langsam und träge an uns vorbeifließt, auf die vor uns liegende Theodor-Heuss-Brücke zu. Wir vergessen jedoch nicht, uns zwischendurch mal umzudrehen, um die Aussicht auf die Düsseldorfer Skyline zu genießen. Vor der Brücke begeben wir uns nach rechts zur Hauptstraße, unterqueren das Bauwerk und wenden uns erneut nach rechts in die Uerdinger Straße. Es herrscht zwar für kurze Zeit reger und typischer Stadtverkehr, dennoch sehen wir Kohl- und Blaumeisen, die an einigen, an den Balkonen befestigten Meisenknödeln für ihr Mittagessen sorgen, und grüßen die Spatzen, welche sich den Bürgersteig mit uns teilen. Wir passieren währenddessen die Polizeiwache und unterqueren abermals ein Brückenbauwerk, womit wir unmittelbar vor dem Eingang des Nordfriedhofs stehen.

Als der Golzheimer Friedhof gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu klein wurde, legte man einen neuen Friedhof an, der etwas außerhalb der Stadt lag (so wie ursprünglich auch der Golzheimer Friedhof außerhalb lag). Auf dem Nordfriedhof fanden bisher ungefähr 200.000 Personen ihre letzte Ruhestätte. Einige der rund 50.000 Grabstellen sind kleine Kunstwerke und mit Obelisken und Skulpturen geschmückt oder gar kleine Tempel. Bei genauem Hinsehen findet man die Grabstellen zahlreicher prominenter Politiker, Künstler und Industrieller, die sich in Düsseldorf einen Namen gemacht haben.

Wir wenden uns jedoch vor dem Friedhof nach links und wandern neben ihm der Danziger Straße entlang. Ein Gedenkstein mit der dreifachen Gravur Danzig macht auf die Städtepartnerschaft mit der polnischen Stadt aufmerksam. Den Verkehrslärm ignorieren wir, denn dafür haben wir den breiten Weg mit seinen grünen Wiesen am Rand für uns alleine und erreichen auch schon nach kurzer Zeit das von Jupp Rübsam geschaffene Mahnmal der Drei Nornen, welches für die Opfer des Feldes, der Heimat und des politischen Terrors steht und den kurzen Weg an der lebhaften Straße lohnt. Wir umrunden das Mahnmal, bevor wir auf der Fußgängerbrücke die Danziger Straße überqueren. Sie führt uns direkt in eine Grünanlage, die wir durchqueren und in der sich Kinder und Jugendliche des Viertels beim Fußballkick austoben. Wir kommen an die Kaiserswerther Straße mit der U-Bahn-Haltestelle Nordpark/Aquazoo in der Straßenmitte, die uns später zum Ausgangspunkt zurückbringen wird.

Wir aber wandern geradeaus über den Parkplatz und beschließen unsere Route mit einem Rundgang durch den mit zahlreichen Blumenbeeten verzierten und sehenswerten Nordpark, und wer Lust hat, besucht dort auch noch den interessanten Aquazoo.

Der Nordpark wurde während der Nazidiktatur in den 1930er-Jahren für die Propagandaausstellung Schaffendes Volk entworfen und errichtet. Auch heute sind die Geschichte des Parks und die damals typische Architektur gut zu erkennen: Breite Wege führen durch den Park während die Hauptachse von imposanten Wasserspielen geprägt ist. Der Aquazoo Düsseldorf entstand 1987aus einem ursprünglich von Theodor Löbbecke gestifteten naturkundlichen Museum. Heute ist es eine Mischung aus Museum und Zoo, besonders Fische, Amphibien, Reptilien sowie wirbellose Tieren sind in ihren Becken und Terrarien zu sehen.

Nach der Besichtigung der Parkanlage bzw. des Tierparks gehen wir zurück zur U-Bahn-Haltestelle Nordpark/Aquazoo in der Kaiserswerther Straße.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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