Wandern durch das herrliche Mullerthal

Durch herrliche Wälder wandern wir auf verschlungenen Pfaden und besichtigen zunächst einen der malerischsten Orte in Luxemburg, den Schießentümpel im Mullerthal, wo das Wasser der Schwarzen Ernz über abgeschliffene Felsen hinab sprudelt. Dem Rauschen des Baches folgen wir durch das Mullerthal und wandern teilweise auf dem Mullerthal-Trail, der sich durch den dichten Wald schlängelt. Im Auf und Ab genießen wir das schöne Fleckchen Erde im Herzen Luxemburgs.

Pkw/Parken: Parken auf dem Wanderparkplatz an der Landstraße 121 zwischen Müllerthal und Christnach.
ÖPNV: Ab Consdorf mit den Busen 416 oder 470 bis Müllerthal.
Rundweg: Ca. 9,5 Kilometer/2–2,5 Stunden
Streckenprofil: Überwiegend wurzelige Pfade
Einkehr: Restaurant Heringer Millen, 1 rue des Moulins au Mullerthal, Tel. +352 (26) 78 47 17, www.restaurant-herringer-millen.lu
Am Wegesrand: Schießentümpel; Schwarze Ernz; Mullerthal mit Gesteinsformationen; Goldfralay

Den Parkplatz an der Landstraße 121 lassen wir zurück, indem wir die Straße überqueren und halbrechts auf einem schmalen Wanderweg einbiegen. Parallel zur Landstraße wandern wir etwas weiter oberhalb und genießen die Tour auf dem wurzeligen Pfad, der von zahlreichen Gesteinsformationen auf der linken Seite geprägt ist. An der plätschernden Schwarzen Ernz erreichen wir nach kurzer Zeit bereits einen Höhepunkt unserer Wanderung durch den dichten luxemburgischen Wald – den Schießentümpel.

Es ist nur eine kleine Felskante, sie ist weder besonders breit noch besonders hoch. Doch über ihr schießt das Wasser der Schwarzen Ernz hinweg und bildet eine herrliche Kaskade mit drei Strömen. Das Wasser sammelt sich in einem schmalen Bassin, umgeben von glattgeschliffenen Felsen und strömt weiter talabwärts. Weil das Wasser über die Kante schießt und das Bassin einem kleinen Tümpel gleicht, trägt das malerische Naturerlebnis den Namen Schießentümpel. Umrahmt ist es außerdem noch von einer idyllischen Brücke, bestehend aus Holz und Stein.  Die Schwarze Ernz entspringt im Zentrum Luxemburgs, fließt in nordöstliche Richtung, verlässt das Land aber nicht. Bei Grundhof an der deutschen Grenze mündet das Flüsschen nach 20 Kilometern in die Sauer.

Nach einer ausgiebigen Rast an dem malerischen Wasserfall gehen wir geradeaus weiter und werden weiterhin von der Schwarzen Ernz begleitet. Über Stock und Stein wandern wir im leichten Auf und Ab, folgen dem Weg und bleiben dabei unten im Tal. Wir biegen nach rechts ab, beschreiben eine weite Linkskurve und biegen an einem weiteren Abzweig erneut nach links ab, um einen Campingplatz zu erreichen, wo wir uns im Restaurant Heringer Millen geschmackvoll verköstigen können.

Den Campingplatz lassen wir hinter uns, passieren wenig später einen Parkplatz und biegen gleich darauf rechts ab, um zur Landstraße 121 zu gelangen. An dieser wenden wir uns zunächst nach links, sehen aber schon nach kurzen Augenblicken einen Pfad, der uns rechts zum Ufer der Schwarzen Ernz führt. Wir überqueren den schmalen Wasserlauf, halten uns halblinks und biegen an der ersten Einmündung nach rechts ab. Unser Weg steigt nun deutlich an und führt uns durch einen kühlenden Wald bis zu einer T-Kreuzung, an der wir links abbiegen. Markante Felsen mit ausgewaschenen Löchern flankieren unseren Weg durch das Mullerthal, der weiterhin hinauf verläuft, manchmal von steinernen Stufen unterstützt.

Das Mullerthal, oder auf Deutsch auch Müllerthal ist eine der beliebtesten Naturräume in Luxemburg. Es gehört mit seinen steil aufragenden Felsen zur sogenannten Luxemburger Schweiz und ist nicht nur bei Wanderern, sondern auch bei Klettersportlern außerordentlich beliebt. Nicht zu vergessen ist natürlich der Müllerthal-Trail, der sich auf einer Länge von 110 Kilometern durch die Region windet. Geprägt ist das Mullerthal nicht nur von der Schwarzen Ernz, die hier den wohl schönsten Abschnitt bildet. Auch die Felsen tragen ihren Teil dazu bei, dass man sich gerne in der Luxemburgischen Schweiz aufhält. Sie haben oftmals nicht nur ein eigentümliches Aussehen, sondern erhielten deswegen auch verschiedene Namen. Sie bestehen aus dem sogenannten Luxemburger Sandstein, der aber auch jenseits der Grenze, auf deutschem Boden anzutreffen ist. Diesem Sandstein sieht man seinen hohen Porenanteil durch die vielen Löcher deutlich an und wenn man ein wenig mit dem Finger an der Oberfläche kratzt, merkt man schnell, dass der Stein sehr locker ist und man kann sich vorstellen, dass er deswegen ein guter Leiter für Wasser ist. Durch diese Klüftigkeit wird Regenwasser gut aufgenommen und schnell in den Untergrund abgeleitet. Tief unter dem Sandstein befinden sich jedoch undurchlässige Mergel- und Kalkschichten, die weiteres Versickern verhindern. Durch diese geologische Gegebenheit stammen rund 90 % des aus Grundwasser stammenden Trinkwassers in Luxemburg.

An der ersten Möglichkeit biegen wir scharf nach rechts ab, wandern auf einem wurzeligen Pfad und genießen die Wanderung auf dem gemütlichen Mullertrail. Auch Sitzbänke stehen  uns gelegentlich zur Verfügung, die uns auf unserer Wanderung zu langen Pausen einladen. Nach einer weiteren scharfen Rechtskurve gehen wir an einer T-Kreuzung abermals rechts und wandern oberhalb des Tals unter dichten Baumkronen hindurch, beschreiben dabei eine weite Linkskurve und erfreuen uns immer wieder an den Felsen, zwischen denen die Bäume hoch aufragen. An einem Bach biegen wir nach rechts ab und wandern wenig später deutlich wieder bergab. In der Talsohle kommen wir an einigen kleinen Fischteichen an, an denen wir nach rechts zum ehemaligen Restaurant Moulin de Consdorf kämen. Leider hat dies in jüngster Vergangenheit schließen müssen und es bleibt abzuwarten, ob neue Pächter wieder Leben in das Traditionshaus bringen werden.

Doch wir wollen uns nach links wenden, erreichen einen Parkplatz und biegen hinter diesem nach rechts ab. Hinter einer Straßeneinmündung zu unserer Linken führt uns wieder ein schmaler Pfad in den Wald hinein und mit einer leichten Steigung genießen wir die entspannte Tour zwischen Eichen, Buchen und steil aufragenden Felsen. Besonders letztere regen unsere Fantasie an, weil sie uns je nach Betrachtungswinkel immer etwas anders erscheinen. So wundert es nicht, dass wir nach einer scharfen Haarnadelkurve zur Goldfralay gelangen, einem Felsen, der von einer Legende behaftet ist.

Wichtel und Kobolde, Gespenster und Geister, Zauberer und Teufel. Luxemburg steckt voller Legenden und Sagen. Auch geheimnisvolle Tiere, Schätze und sonderbare Ereignisse spielen dabei eine große Rolle. Nicht weiter verwunderlich, wenn man sich alleine im Mullerthal die markanten Felsformationen genauer anschaut. Aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet, scheinen sie nämlich dann ein Gesicht zu bekommen oder zu einer Figur zu werden. Und vom Gesicht ist es dann nicht mehr weit zur passenden Geschichte, die man sich in früheren Tagen erzählt haben mag. Die Goldfralay beherbergt solch eine Geschichte. Es handelt sich um die sogenannte Goldfrau. Die Endung Lay stammt von Ley ab, einem Felsen. Die berühmteste Ley dürfte wohl die Loreley am Rhein sein, die bekanntlich ebenfalls mit einer Legende in Verbindung zu bringen ist. Doch zurück zur Goldfralay im luxemburgischen Mullerthal. Angeblich war sie eine wunderschöne und reiche Fürstentochter, die verwünscht wurde und nun hier im malerischen Tal abgeschieden leben musste. In ihrem Mund trug sie eine Schlange und diese wiederum einen goldenen Ring in ihrem Maul Wer diese bezaubernde Frau nun erlösen wollte, musste mit seinem Mund den Ring aus dem Maul der Schlange und damit aus dem Mund der Frau hervorholen, was bis heute niemand tat. Eine andere Variante erzählt von einem Schlüssel zu einem goldenen Schatz, der sich in ihrem Mund befindet. Welche Legende auch schöner klingt, fest steht, dass Luxemburg nicht ohne Sagen und Mythen auskommt und wer weiß, vielleicht steckt bei der einen oder anderen Legende doch ein Fünkchen Wahrheit drin.

Wir bleiben weiterhin auf unserem gut erkennbaren Weg, der uns über Wurzeln und Steinen auf dem Waldboden oberhalb des Mullertals durch eine Linkskurve bringt. Enge Felsspalten, teilweise mit Holzbrücken überspannt, folgen als nächstes, bevor wir langsam den Abstieg in das Tal angehen. Eine Landstraße wird überquert und ein kurzes Stück geht es noch einmal durch den Wald bergab, bis wir zur Belohnung nach dieser wunderbaren Wanderung erneut auf den Schießentümpel stoßen. Auch wenn wir ihn schon kennen, lohnt sich natürlich erneut eine kleine Pause an dieser herrlichen Kaskade. Anschließend gehen wir nach links, bleiben wieder an der Schwarzen Ernz und folgen dem bereits bekannten Wanderweg zurück zum Ausgangspunkt an der Landstraße.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


Die Weltenbummler – ältester deutschsprachiger Reiseblog (seit 2000)

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