Die älteste Stadt Deutschlands will auf einer Wanderung natürlich auch erkundschaftet werden. Legendäre Namen wie die Porta Nigra und Orte wie der Trierer Dom erwarten uns auf dem ersten Teil dieser Reise, wenn wir gemütlich durch das Zentrum der Stadt wandern. Im zweiten Tal lassen wir das quirlige innerstädtische Leben hinter uns und wandern durch einen ruhigen Wald auf der anderen Moselseite, von wo aus wir einen wunderbaren Blick auf die Stadt genießen können.
Pkw/Parken: Parkplatz im Bereich des Trierer Hauptbahnhofs, Bismarckstraße. Kostenpflichtig.
ÖPNV: Mit der Regionalbahn beispielsweise ab Koblenz nach Trier, aber auch von Köln, Saarbrücken oder Luxemburg mit verschiedenen IC und Regionalzügen aus erreichbar.
Rundweg: Ca. 14,5 Kilometer/3–3,5 Stunden
Streckenprofil: Im Zentrum auf Asphalt, nach Überquerung der Mosel auf breiten Forstwegen.
Einkehr: Diverse Einkehrmöglichkeiten im Zentrum von Trier
Am Wegesrand: Porta Nigra; Dreikönigenhaus; Steipe; St. Gangolfkirche; Trierer Dom; Liebfrauenkirche; Drachenhaus; Schusters Kreuz; Biewerbach
Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels stammt aus meinem nicht mehr erhältlichen Reiseführer über Wanderungen rund um Trier. Die meisten Informationen werden daher veraltet sein und dieser Artikel kann nur als grobe Richtschnur dienen.
Mit einem Stadtspaziergang durch Trier beginnen wir unsere Wanderung am Bahnhof, gehen geradeaus in die Bahnhofstraße und bleiben auf dem Grünstreifen zwischen den Fahrspuren, um nach kurzer Zeit schon zum ersten Höhepunkt der Tour zu gelangen, zur Porta Nigra.
Im Jahr 180 nach Christus begannen Arbeiter mit der Errichtung eines Stadttores, die der Stadt Augusta Treverorum einen Zugang durch die Stadtmauer von der Nordseite aus ermöglichen sollte. Rund 1900 Jahre inspizieren Gutachter der Unesco eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt Trier und nehmen es in die Liste der Weltkulturerben auf. Die Rede ist natürlich von der Porta Nigra, die einst Stadttor war und heute mitten im Zentrum von Trier, dem ehemaligen Augusta Treverorum steht. Die Porta Nigra besteht aus über 7000 Steinquadern, von denen die größten bis zu sechs Tonnen wiegen. Und dennoch haben Untersuchungen ergeben, dass für den Bau vermutlich nur zwei Jahre bis vier Jahre benötigt wurden. Allerdings ist dieses Stadttor, welches vermutlich auch repräsentativen Zwecken dienen sollte, niemals komplett fertig gestellt worden. Der lateinische Name Porta Nigra, also Schwarzes Tor, ist schon im Mittelalter erwähnt worden und leitet sich vermutlich vom verwitterten Sandstein ab, der bei Kordel abgetragen wurde und auch beim Trierer Dom und einigen anderen Sakralbauten Verwendung fand. Im Jahr 2017 wird die Porta Nigra bundesweit in Erscheinung treten, wenn sie als Motiv auf der alljährlich wechselnde 2-Euro-Gedenkmünze abgebildet wird.
Gleich hinter der Porta Nigra sehen wir auf der rechten Seite die Touristeninformation von Trier, wo wir uns mit weiteren Informationen eindecken können. Weiter geht es dann jedoch auf der Simeonstraße am Dreikönigenhaus vorbei.
Das Dreikönigenhaus entstand ursprünglich aus einem romanischen Wohnturm und wurde um das Jahr 1230 errichtet. Auffällig sind die Fenster in der ersten Etage, die sehr weit oben liegt. Das rechte Fenster war früher der Eingang und konnte nur durch eine Zugtreppe erreicht werden. Die heutigen Eingänge im Erdgeschoss entstanden erst deutlich später. Den Namen erhielt das ursprünglich Zum Säulchen genannte Haus durch ein Gemälde, das im Gebäude hing und die Erscheinung des Herrn zeigt, die heute als Dreikönigsfest gefeiert wird.
Selbstverständlich können in einer Wanderung, die uns auch noch etwas aus der Stadt hinaus führen soll, nicht alle Sehenswürdigkeiten von Trier besucht werden. Doch den wichtigsten von ihnen sollte man einen kurzen Besuch abstatten. Zu ihnen gehört neben der Porta Nigra auch der dreieckige Marktplatz, den wir am Ende der Simeonstraße erreichen, wo wir zugleich die St. Gangolf-Kirche erblicken und rechts die Staupe sehen.
So wie das Dreikönigenhaus wäre auch die Steipe ein historisches Gebäude und wurde als Fest- und Empfangsgebäude errichtet 200 Jahre später errichtet. Bis in das 18. Jahrhundert wurde es als Rathaus genutzt, doch der Zweite Weltkrieg beendete die Geschichte des originalen Gebäudes. Erst Ende der 1960er-Jahre begann man mit dem Wiederaufbau im originalgetreuen Stil. Seinen Namen verdankt das Haus mit seinem markant aufsteigenden Walmdach den Spitzbogenarkaden, deren Säulen im Trierer Dialekt als Steipe bezeichnet werden. Zwischen diesen Steipen befinden sich vier Statuen der Trierer Stadtpatrone, darunter auch Jakobus der Ältere, weshalb die Steipe als weltliches Gebäude dennoch eine interessante und beliebte Station für Jakobspilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela ist.
Links vom Brunnen führt uns die kleine Sternstraße bis zum Domfreihof, wo uns bereits der mächtige Trierer Dom erwartet, an dem sich rechts die Liebfrauenkirche anschmiegt.
Neben der Porta Nigra zählt natürlich der Dom zu den besonderen und wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt Trier. Er ist nicht nur das größte sakrale Gebäude Triers, sondern steht seit 1986 zusammen mit weiteren Baudenkmälern auf der Liste der Weltkulturerben der Unesco. Darüber hinaus ist der Trierer Dom die älteste Bischofskirche in Deutschland. Wie archäologische Ausgrabungen in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg heraus fanden, steht das Gotteshaus auf den Resten eines vornehmen römischen Wohnquartiers aus dem 2. und 3. Jahrhundert. Diese verschwand jedoch im 4. Jahrhundert und wich einer Doppelkirche mit zwei dreischiffigen Basiliken. Das nördliche dieser beiden Kirchenschiffe wurde noch im selben Jahrhundert von den Franken zerstört und wieder aufgebaut. Die Normannen folgten im 9. Jahrhundert mit einer weiteren Zerstörung. Im Mittelalter ging es dann aufwärts mit der Kirche, das auch im wörtlichen Sinne. Denn erst wurden die Westtürme der neu erbauten Basilika erhöht, im 16. Jahrhundert dann auch der Südwestturm, weil die Türme der St. Gangolfkirche mittlerweile höher waren. Heute beherbergt der Trierer Dom zahlreiche Gräber ehemaliger Erzbischöfe.
Nur wenige Meter neben dem Dom erhebt sich ein weiteres bedeutendes Gotteshaus, die Liebfrauenkirche, die ebenfalls zum Weltkulturerbe zählt. Mit ihrem Bau wurde im 13. Jahrhundert begonnen. In den Jahren 2008 bis 2011 war die Liebfrauenkirche wegen umfangreicher Restaurierungsarbeiten komplett geschlossen und präsentiert sich seitdem wieder in neuem Glanz.
Auf dieser Wanderung soll es mit diesem Besuch der Trierer Innenstadt zunächst reichen. Weiteren bedeutenden Sehenswürdigkeiten begegnen wir in Route XX. Wir gehen daher zunächst durch die Sternstraße zurück zum Marktplatz und dort geradeaus in die Jakobstraße. Am Stockplatz vorbei überqueren wir die Moselstraße, gehen am Pferdemarkt links in die Deutschherrenstraße und wandern geradeaus bis wir nicht nur auf die Bundesstraße 49 treffen, sondern auch auf das dahinter liegende Ufer der Mosel. Wir wenden uns nach rechts, gehen bis zu einer Kreuzung, an der wir links abbiegen, um auf der Kaiser-Wilhelm-Brücke den Fluss zu überqueren. Am anderen Moselufer gehen wir nach rechts, folgen der Bundesstraße 51 bis zu einer Linkskurve und lassen dort den Verkehr auf der Straße hinter uns, indem wir hinter dem Sirzenicher Bach (siehe Route XX, Seite XX) nach rechts abbiegen.
Die ersten Höhenmeter haben wir bereits hinter uns und belohnen uns dafür mit einem Blick nach rechts, wo sich das Trierer Stadtgebiet auf der anderen Seite der Mosel ausbreitet.
Durch eine Linkskurve erreichen wir nach wenigen Augenblicken das Trierer Drachenhaus.
Das Drachenhaus mit seinem hufeisenförmigen Grundriss entstand in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und war Teil eines Villenkomplexes des einstigen Trierer Oberbürgermeisters. Den Namen hat das Haus durch zwei drachenförmige Wasserspeier aus Kupfer erhalten, die ursprünglich an einem Stadthaus in der heutigen Fußgängerzone Simeonstraße befestigt waren und später am heutigen Drachenhaus hinzugefügt wurden.
Zwischen dem Drachenhaus und dem herrlichen Rosengarten gehen wir hindurch, halten uns aber direkt hinter dem Gebäude halblinks und folgen dem Weg durch eine Linkskurve hindurch, in der uns Rot- und Damwild aus einem Wildgehege heraus beobachtet. Wir bleiben auf unserem Weg, gehen leicht bergauf, lassen das kleine Waldstadion links liegen und gehen in einen Wald hinein. Auch das Gehege mit den Wildschweinen lassen wir auf der rechten Seite, gehen an einer Schranke vorbei und beschreiben eine enge Rechtskurve. Anschließend gehen wir im leichten Auf und Ab durch den herrlichen Trierer Hospitienwald, genießen den Kontrast zwischen der idyllischen Natur und dem lebhaften Stadtzentrum zu Beginn unserer Wanderung und erreichen das Schusters Kreuz, wo bereits eine Schutzhütte darauf wartet, von uns in Beschlag genommen zu werden.
Am Schusterskreuz erhebt sich ein Wegekreuz auf einem altararmigen Sockel. Am oberen Ende befindet sich eine Muschelnische mit einer plastischen Pietà aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Eine Tafel unterhalb der Säule erinnert an einen Herrn Heinrich Umbscheiden, der an dieser Stelle, vermutlich durch einen Schlaganfall oder Herzinfarkt ums Leben gekommen ist. Dieser war nicht nur Kellner im Stift Paulin, sondern auch Gerichtsschöffe und Mitglied des Stadtrats als Beauftragter der Schuhmachzunft, woraus sich der Name Schusterskreuz für diesen Ort ableitet. Unabhängig davon wird aber vermutet, dass sich in unmittelbarer Umgebung des Schusterskreuzes ein Heiligtum befand, da römische Ziegel und Töpfe im näheren Umfeld gefunden wurden.
An der Picknickhütte am Schusters Kreuz biegen wir rechts ab und wandern sanft bergab und durch den bewaldeten Hang oberhalb des Moseltals. An einer fünfarmigen Kreuzung wenden wir uns nach links, gehen auf dem geschwungenen Weg geradeaus und halten uns hinter einer Linkskurve an einem Abzweig halblinks. Nun wandern wir wieder leicht bergauf und durchschreiten eine Linkskurve oberhalb des Biewertals.
Der Biewerbach hat eine Länge von rund 13 Kilometern und fließt mittlerweile wieder durch ein malerisches Tal. Dieser Zustand war in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch nicht so, da der Bach im Zuge der Moselkanalisierung stark begradigt und unterirdisch verlagert wurde. Erst zu Beginn des 21. Jahrhunderts erfolgte ein Renaturierung, die dem Biewerbachtal sein heutiges Aussehen verlieh und in dem sich noch drei historische Mühlen befinden.
Wir genießen die Wanderung zwischen Eichen, Buchen und hohem Farn, der uns an den Waden kitzelt und erfreuen uns an dem Vogelgezwitscher, das aus den Baumkronen an unsere Ohren dringt bis wir eine weitere Schutzhütte erkennen und mit dem Gedanken spielen, eine kleine Rast einzulegen. Weiter bleiben wir auf unserem Weg, ignorieren die Abzweige nach rechts und gelangen wieder zum Schusters Kreuz. Wir gehen jedoch nicht auf dem bereits bekannten Weg zurück, sondern halten uns halbrechts und gehen etwas oberhalb des Waldwegs, den wir bereits erwandert haben. Wir gehen an einer kleinen, sprudelnden Quelle vorbei und wandern über Stock und Stein in engen Kurven durch den Wald bis plötzlich die Bundesstraße 51 vor uns auftaucht. Wir wenden uns zwei Mal nach links und verlassen die Straße schon nach 70 Metern wieder. An Kleingärten vorbei wandern wir deutlich bergab und erkennen schon bald am Ende der Kleingartenanlage das Wildgehege wieder. Wir gehen nach rechts, um die Kurve und passieren auch erneut das Drachenhaus, bevor wir wieder den wunderbaren Ausblick auf Trier genießen können. An der Landstraße drehen wir uns nach links, gehen hinab bis zur Brücke und schauen von ihr auf die Mosel herab und den Schiffen hinterher. Am anderen Ende der Brücke gehen wir halbrechts in die Merianstraße, wandern bis zur breiten Friedrich-Ebert-Allee und biegen an ihr nach links ab. Unter dem dichten Blattwerk der Allee genießen wir die letzten Momente dieser Wanderung, haben wenig später erneut die Möglichkeit die Porta Nigra zu besteigen und gehen weiter geradeaus bis zu unserem Ausgangspunkt, dem Trierer Hauptbahnhof.
Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.
Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.
Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.
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