Vom Nordsternpark zum Tetraeder mit dem Fahrrad

Die Haldenlandschaft des nördlichen Ruhrgebiets bietet uns nicht nur fantastische Aussichten, sondern auch spektakuläre Bauten, die auf eben diesen Halden als Landmarken errichtet wurden. Der Tetraeder, der auch als der Eiffelturm von Bottrop bezeichnet werden kann, raubt uns den Atem, wenn wir das Rad an seinem Sockel stehen lassen und die Treppen hinauf steigen.

Start und Ziel: Parkplatz am Nordsternpark, Wallstraße Gelsenkirchen
Pkw: Auf der Autobahn 42 bis zur Ausfahrt 15, weiter auf dem Lehrhovebruch Richtung Nordsternpark und an der Grothusstraße links abbiegen. Nach Überquerung des Rhein-Herne-Kanals nach links.
ÖPNV: Von Gelsenkirchen Hbf mit dem Bus 383 oder mit dem Schnellbus 36 bis zur Haltestelle Nordsternpark
Rundtour: Ca. 30 Kilometer/2,5 Stunden
Streckenprofil: Überwiegend innerstädtische Tour mit viel Asphalt, der Abschnitt am Rhein-Herne-Kanal verläuft auf Schotterwegen.
Einkehr: Integrationscafé im Kinderland, Nordsternpark, Wallstraße 52, 45883 Gelsenkirchen, Tel. (02 09) 3 61 64 90; Wasserschloss Wittringen, Burgstraße 64, 45964 Gladbeck, Tel. (0 20 43) 2 23 23, www.wasserschloss-wittringen.de; Biergarten im Alpincenter, Prosperstraβe 299 – 301, 46238 Bottrop, Tel. (0 20 41) 7 09 50, http://www.alpincenter.com/bottrop/startseite
Am Wegesrand: Nordsternpark, Wallstraße 52, 45883 Gelsenkirchen, www.nordsternpark.info/de; Amphitheater im Nordsternpark; Emscher; Halde Rheinbaben, 45964 Gladbeck; Tetraeder, Beckstraße, 46238 Bottrop; Rhein-Herne-Kanal; Schurenbachhalde, Emscherstraße, 45329 Essen

Unsere Radrunde beginnt in dieser Tour zunächst mit dem Kennen lernen des Gelsenkirchener Nordsternparks.

Der Name des Parks – Nordsternpark – geht auf die ehemalige Zeche Nordstern zurück, auf dessen Gelände der Landschaftspark eingerichtet wurde. Bis 1993 war die Zeche im Betrieb. Nach der Stilllegung erlebte das Zechengebiet einen rasanten Wandel. Die einstigen Industriegebäude sind zu Parkelementen geworden. Es entstand eine Landschaft, die Industrie, Natur und Kultur zusammen bringt. 1997 fand hier die Bundesgartenschau statt.

Das Wahrzeichen des Parks ist die im Jahr zuvor errichtete Doppelbogenbrücke aus Stahl für Radfahrer und Fußgänger, die den Rhein-Herne-Kanal überspannt. Außer ihr befinden sich auf dem Landschaftsparkgelände noch weitere, interessant gestaltete Brücken und Stege. Der Nordsternpark bildet auch ein Kulturzentrum. Im Amphitheater, in dem sich Plätze für über 6.000 Gäste befinden, werden regelmäßig Konzerte und Theatervorstellungen veranstaltet. Dabei befindet sich die moderne Bühne auf dem Wasser des Rhein-Herne-Kanals. Aber nicht nur die Freilichtbühne zieht die Besucher an. Ein sehr interessanter Ort, der im Sommer 2012 eröffnet wurde, ist das „Nordstern Videokunstzentrum – Sammlung Goetz / Neuer Berliner Kunstverein“. Für die kunstorientierten Gäste bildet es eine Möglichkeit, die Videokunst hautnah zu erleben.

Auf dem ehemaligen Zechengelände finden wir auch weitere Attraktionen. Eine 400 Meter lange Graffitiwand wird von jungen Graffitikünstlern benutzt, denen wir bei ihrem Wirken zuschauen können. Herrliche Wasserspiele am Nordeingang des Parks bilden ein schönes Motiv, in dem die Natur mit den Industrieelementen wie Zechengebäuden oder Fördertürme im Einklang sind. Auch die Verliebten finden hier etwas für sich. Im Park befindet sich ein Zaun, der denjenigen, die ihre Liebe ausdrücken möchte, dient. Hier können sie, ähnlich wie mittlerweile an vielen anderen Orten auf der Welt, die Vorhängeschlösser als Zeichen ihrer Liebe befestigen. Das Europator – eine große Skulptur aus Edelstahlrohren wurde für die Bundesgartenschau von dem Bildhauer Friedrich Gräsel geschaffen. Sie symbolisiert den Übergang zwischen der Industrie und der neu geschaffenen postindustriellen Naturlandschaft. Eine weitere Skulptur ist der Herkules von Gelsenkirchen, der sich seit 2010 auf dem ehemaligen Zechegelände befindet. Es handelt sich dabei um eine 18 Meter hohe und 20 Tonnen schwere Skulptur, die von dem Bildhauer Markus Lüpertz geschaffen wurde. Sie ist bereits von Weitem sichtbar und ein Impuls für ein Nachdenken über den traditionellen Begriff der Schönheit in Verbindung mit den geschichtsträchtigen Motiven. Der Fahnenwald ist ein Kunstwerk eines japanischen Künstlers namens Kaneyuki Shimoosako. 16 Fahnenstangen ragen in den Himmel.

Wir radeln vom Parkplatz auf das Amphitheater zu, schwenken jedoch nach scharf rechts und überqueren als nächstes die schmale Emscher. Über eine weitere Brücke halbrechts gelangen wir zu den Überresten eines ehemaligen Kühlturms, winken der Herkulesfigur zu, biegen zwei Mal links ab und lassen kurz unser Fahrrad stehen, um die Aussicht auf das Gelände vom pyramidenförmigen Hügel auf der linken Seite zu genießen. Geradeaus radeln wir auf weitere Brückenbauwerke zu, schwenken jedoch vor der Emscher nach rechts und lassen den Nordsternpark langsam hinter uns. An einer Brücke, die uns laut Beschilderung zur Schurenbachhalde bringen würde, fahren wir vorbei und halten uns halbrechts. Unser Weg verläuft nun in einem weiten Rechtsbogen und wir radeln durch das grüne Tal der Alten Emscher bis zur Stadtgrenze zwischen Essen und Gelsenkirchen, wo wir scharf links auf die Karnaper Straße einbiegen und hinter einem Supermarkt den schmalen Weg nach rechts benutzen.

Tetraeder in Bottrop
Tetraeder in Bottrop

Der Emscher Landschaftspark ist kein gewöhnlicher Park im traditionellen Sinne. Er ist ein Regionalpark, der aus mehreren einzelnen Parks, zu denen beispielsweise der Landschaftspark Duisburg-Nord, der Nordsternpark Gelsenkirchen, der Westpark in Bochum gehören, besteht. Mitten in der Ruhrmetropole mit ihrer Fläche von 450 km² bildet er einen Erholungs- und Kulturraum für das Ruhrgebiet. Die etwa 80 Kilometer lange Emscher ist ein Nebenfluss des Rheins. Früher verlief sie sehr mäandrisch durch das Gebiet und überschwemmte es oft. Da der Fluss in den Zeiten der Industrie zum Abwasserkanal geworden war, barg das schmutzige Hochwasser für die Umgebung eine Gefahr. 1899 wurde die Emschergenossenschaft gegründet, deren Aufgabe darin bestand, die Wasserwirtschaft zu betreiben. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Fluss begradigt, kanalisiert und sein Bett tiefer gelegt, um das damals schon dicht besiedelte Gebiet vor Krankheiten und Seuchen zu schützen. Trotzdem erlangte die Emscher einen schlechten Ruf als der schmutzigste Fluss des Ruhrgebiets. Das hat sich mittlerweile geändert, da der Fluss durch die Emschergenossenschaft renaturiert wurde. Entlang des Flusses verläuft ein Radwanderweg, der ebenfalls von der Emschergenossenschaft errichtet wurde und der zu den sehenswerten Bauwerken und künstlerisch gestalteten Halden im Regionalpark führt.

1 Emscher Landschaftspark; 2,0 km

Er bringt uns auf dem Hauptweg an der kleinen Halde 19 vorbei bis zu einem Abzweig, an dem wir rechts abbiegen und den kleinen Wasserlauf Boye überqueren. An einer T-Kreuzung biegen wir rechts ab, passieren auf der linken Seite einen Bahndamm und wenden uns anschließend nach rechts, um nach einer Straßenunterführung wieder zur Boye zurückzugelangen und an einer Schutzhütte am Fuße der Halde 22 links abzubiegen. Wir bleiben geradeaus, passieren eine weitere Schutzhütte sowie die Halde Rheinbaben, hinter der wir zunächst einer Rechtskurve folgen, dann aber sofort links abbiegen und die Welheimer Straße überqueren.

Die Halde Rheinbaben ist eine etwa 27 Hektar große Abraumhalde der gleichnamigen Zeche Rheinbaben in Gladbeck, die zwischen 1945 und 1967 aufgeschüttet wurde. Seit über 10 Jahren befindet sich hier mittlerweile ein bewaldetes Naturschutzgebiet, das einen wunderbaren Lebensraum für Tiere und Pflanze in der postindustriellen Landschaft schafft. Aber auch der Mensch findet hier Entspannung und Ruhe. Auf einem kleinen Spaziergang durch den Wald haben wir die Möglichkeiten auf vereinzelten Bänken eine Rast zu machen.

2 Halde Rheinbaben; 7,0 km

An der Straße Kösheide radeln wir nach links, überqueren die Bundesstraße 224 und bleiben auf dem schmalen Sträßchen geradeaus, das uns in einem weiten Rechtsbogen über die Autobahn 2 und zur Ringallee bringt. Wir biegen links ab, überqueren die parallel verlaufenden Eisenbahngleise an der ersten Möglichkeit und halten uns dahinter an der Beisenstraße ebenfalls links. Durch die folgende Meerstraße auf der rechten Seite radeln wir durch eine Wohnsiedlung, biegen rechts von der St. Elisabethkirche nach links auf die Bottroper Straße ein.

Zwischen Feldern und Wohnsiedlung fahren wir entlang der Straße, unterqueren eine Autobahnbrücke und radeln stets geradeaus durch weite Teile von Bottrop. Die Straße verlassen wir erst, wenn wir auf der linken Seite den Prosperpark erkennen und im weiteren Verlauf durchqueren. Dabei passieren wir eine Seilscheibe der ehemaligen Zeche Prosper, die anders als übliche Seilscheiben nicht aufrecht stehend an ihre frühere Tätigkeit erinnert, sondern kunstvoll liegend in die Wiese eingebettet wurde. Über eine kleine Brücke erreichen wir den südlichen Teil des Prosperparks, überqueren die Scharnhölzstraße und fahren an einem Schulgelände vorbei zur Horster Straße. Auch diese wird von uns überquert, wenden uns vor einem Spielplatz nach links und schon erfreuen wir uns an einer alten Zechenbahntrasse, die zu einem Radweg umgestaltet wurde.

An der Beckstraße erreichen wir eine weitere Halde, die uns durch ihre pyramidenförmige Skulptur schon von Weitem aufgefallen ist. Es handelt sich dabei um den berühmten Tetraeder.

Der bzw. das Tetraeder, dessen voller Name „Haldenereignis Emscherblick“ lautet, ist eine pyramidenförmige Aussichtsplattform erbaut auf der Halde, die im Zeitraum zwischen 1969 und 1993 an der Beckstraße in Bottrop aufgeschüttet wurde. Die 60 Meter hohe Stahlkonstruktion wurde als Landmarke des Emscherlandschaftsparks am 3. Oktober 1994 eröffnet. Von der Spitze erstreckt sich ein herrliches Panorama auf das Ruhrgebiet. Nachts versinkt die überdimensionale Skulptur in eine Lichtinstallation, die einen unvergessenen Eindruck bei den Besuchern hinterlässt.  

3 Tetraeder; 17,5 km

Wir folgen der Trasse, radeln um eine Linkskurve herum und können geradeaus kräftig in die Pedale treten, um den Aufstieg zum Tetraeder zu bewältigen. Alternativ lassen wir das Rad stehen und gehen links die Treppen hinauf. Für unser weiteres Fortkommen radeln wir jedoch nach rechts, überqueren die Gleise und biegen erneut nach rechts ab. Neben den Gleisen halten wir uns bis zur Morianstraße, wenden uns halbrechts, überqueren die Brakerstraße und radeln neben der Straße namens Gohrweide bis zu einem weiteren Bahnübergang. Wir wenden uns nach links auf die Bahnhofstraße, folgen dieser bis zur Emscher, an der wir unterhalb einer Autobahnbrücke nach links abbiegen. Parallel zur Emscher fahren wir bis zur nächsten Brücke, überqueren den kleinen Fluss und biegen in der Straße Am Kruppwald zwei Mal nach rechts ab, um auf der Knappenstraße weiter am Ufer bleiben zu können. Im folgenden Welheimer Wald stoßen wir auf eine T-Kreuzung, an der wir nach rechts abbiegen und ein letztes Mal den Fluss überqueren. Geradeaus fahren wir zur Straße Sturmshof, wenden uns nach links, sofort wieder nach rechts und verlassen die Vogelheimer Straße noch vor der Brücke über den Rhein-Herne-Kanal. Diesem Wasserlauf folgen wir nun bis zu einer Straßenbrücke, auf der wir die Kanalseite wechseln und uns links halten. Nach einem kleinen Wäldchen durchqueren wir die Straße Rahmdörne, biegen an ihrem Ende nach links ab und wenden uns sofort nach rechts in die Nordsternstraße, wo wir an einem Parkplatz auf der linken Seite zwei Mal links abbiegen und am Fuße der mächtigen Schurenbachhalde wieder Richtung Rhein-Herne-Kanal und Nordsternpark radeln.

Bei der Schurenbachhalde handelt es sich um eine 50 Meter hohe Abraumhalde der ehemaligen Zeche Zollverein, die bis 1986 in Betrieb war. Nach der Stilllegung der Zeche wurde die Halde renaturiert. Ihr Name leitet sich von dem Gewässer Schurenbach ab. Auf der Halde befindet sich seit 1998 eine Landmarke des amerikanischen Künstlers Richard Serra. Es ist eine fast 15 Meter hohe Skulptur aus Stahl namens Bramme für das Ruhrgebiet.

4 Schurenbachhalde; 27,5 km

An einer T-Kreuzung stehen wir vor der Entscheidung, nach rechts abzubiegen und den Aufstieg zur Schurenbachhalde in Angriff zu nehmen, die abermals mit einer tollen Aussicht aufwartet, oder ob wir nach links weiter radeln und uns wieder unserem Ausgangspunkt nähern. Für letzteres bleiben wir auf dem Kanalradweg, genießen die Fahrt durch die ruhige Landschaft geradeaus und erreichen nach rund eineinhalb Kilometern die markante Brücke des Nordsternparks, auf der wir den Rhein-Herne-Kanal überqueren und uns nach rechts zum Parkplatz wenden.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


Die Weltenbummler – ältester deutschsprachiger Reiseblog (seit 2000)

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kleine Rechenaufgabe Die Zeit für die Eingabe ist abgelaufen. Bitte aktivieren Sie das Captcha erneut.