Nordkirchener Dorflauf – mein erstes Mal

In Nordkirchen findet regelmäßig der Schloss- und Dorflauf statt. Eigentlich hatte ich mich nie wirklich damit befasst. Aber als wir in diesem Jahr beschlossen, an dem langen Wochenende nicht wegzufahren, hatten wir Zeit und schauten uns das mal genauer an. Moni, die gerne und häufig joggt, meldete sich kurzerhand für den 5 km-Lauf an. Joggen ist aber so gar nicht mein Thema. Ich bin dann lieber mit dem Fahrrad unterwegs oder auf Wandertour.

Vor dem Start
Vor dem Start

Und genau da kam ein Wettbewerb ins Spiel: Walking. Da muss man nicht joggen, sondern da kann man schnell gehen. Hm, warum nicht? Ich bin zwar ohne Nordic Walking-Stöcke unterwegs, aber das schien keine Pflicht zu sein. Schnell und vor allen Dinge lange zu Fuß unterwegs zu sein, bin ich mehr als gewohnt. Ich behaupte ja immer wieder, dass ich ein wenig Akkord-Wanderungen durchführe. Jedes Mal, wenn ich einen Wanderführer schreibe, bin ich natürlich viel unterwegs und da das dann auch noch ein wenig unter Zeitdruck stattfindet, lege ich die Kilometer recht flott zurück. Und das sogar üblicherweise mit voller Kameraausrüstung und dergleichen. Könnte das also etwas werden?

Dorflauf – ist das was für mich?

Außerdem gehe ich auch recht häufig die fünf Kilometer zwischen meinem Wohnort und unserem Wohnmobilstellplatz zu Fuß zurück. Die Strecke macht mir überhaupt nichts. Und hin und wieder habe ich richtig Lust auf so sportliche Herausforderungen. Ich denke da nur an die beiden Durchquerungen des Grand Canyon oder an den erfolgreichen Fahrradweltrekord. Warum also nicht mal an einem Wettbewerb über 5 km Nordic Walking teilnehmen? Schnell war also die Anmeldung erfolgt und genauso schnell war die Zeit bis zum Tag des Dorflaufs vorbei. Meine Vorbereitung darauf war die Auswertung der Ergebnisse des Vorjahres. Ich wollte wissen, wie schnell die anderen Teilnehmer gewalkt sind. Der Sieger legte die Zeit in 36 Minuten zurück. Hui, das ist eine Hausnummer. Die meisten anderen Zeiten lagen irgendwo so bei 40 Minuten.

Kurz vor dem Start
Kurz vor dem Start

Also testete ich einige Tage vorher, wie schnell ich unterwegs sein würde. Ich ging meinen üblichen Weg zum Stellplatz und zwar dieses Mal schnellen Schrittes. Etwas mehr als 40 Minuten später stand ich vor unserem Fasshaus und war eigentlich ganz zufrieden. Unterwegs musste ich nämlich noch einem älteren Pärchen den Weg erklären. Es könnte also passen, dass ich nicht als Letzter durchs Ziel laufe.

Verschüchtert stehe ich hinter den anderen
Verschüchtert stehe ich hinter den anderen

Dann kam der Tag des Laufs. 22 Anmeldungen gab es. Schade eigentlich, dass es nicht mehr waren. Die meisten Anmeldungen mit mehreren hundert Teilnehmern gab es eben bei den Dorfläufen von 5 und 10 km. Ein überschaubares Grüppchen also und ich kannte niemanden davon, während sich in der Gruppe viele untereinander kannten. Ich kam mit also vor wie ein Anhängsel und genau deshalb habe ich mich ein wenig verschüchtert ganz nach hinten gestellt. Ich habe mir gedacht, ich walke einfach mal hinterher. Das war ein Fehler.

Und es geht los – noch 5 Kilometer

Denn als es losging, war meine Schüchternheit schon auf den ersten 50 Metern der Erkenntnis gewichen, dass ich viel schneller sein könnte. Einige Teilnehmer vor mir waren mir im Weg. Vor allen Dingen musste ich aufpassen, nicht auf deren Stöcke zu treten. Als die Strecke breiter wurde, lief ich daher am Rand der Gruppe und stellte fest, dass ich einige der Teilnehmer bereits überholt hatte. Ich war selber etwas verwundert, dass ich ganz gut mitlaufen konnte. Und ich wusste, dass ich dieses Tempo mehr oder weniger über die gesamte Strecke durchhalten konnte. Für mich war nur die Frage, ob die anderen sich noch schonten und später schneller gehen würden.

Anscheinend habe ich Spaß beim Laufen
Anscheinend habe ich Spaß beim Laufen

Die Strecke kam an eine Engstelle und ich wurde unabsichtlich von jemanden geschnitten. Na warte, dachte ich mich. Dich hole ich noch ein. Wirklich ernst gemeint hatte ich das nicht. Zum einen war der Dorflauf für mich nur just for fun und zum anderen konnte ich mir das nicht vorstellen, noch weitere Teilnehmer zu überholen. Auf dem Grünen Weg, der geradewegs auf das Schloss Nordkirchen zuläuft, entzerrte sich das Teilnehmerfeld und ich hatte einen guten Überblick über die Sportler vor mir. Neun waren es an der Zahl. Ich war also im guten Mittelfeld. Das beruhigte mich und offenbar machte ich nichts falsch. Und plötzlich überholte ich wieder jemanden. Es ging ja um nichts, aber es tat gut zu wissen, dass ich mithalten konnte.

Die ersten drei Teilnehmer sah ich nur in der Ferne. Da hatte ich wohl kaum noch eine Chance. Aber die Dame vor mir konnte ich im Schlosspark überholen. Ein wenig kam ich mir vor wie ein Lkw-Fahrer beim Überholvorgang auf der Autobahn. Es dauerte ewig lange, doch dann war auch schon die nächste Person vor mir, der ich mich näherte. Es war der Herr, der mich unabsichtlich schnitt. Och, dachte ich, es läuft ganz gut. Und schon war ich an sechster Position. Vor mir waren noch zwei Männer, die als Team nebeneinander liefen.

Selbst für den Daumen nach oben hat es gereicht
Selbst für den Daumen nach oben hat es gereicht

Auch ihnen näherte ich mich an und nicht nur das. In einer Kurve hatte ich die bessere Position und konnte an ihnen vorbeiziehen. Huch, ich war Vierter. Was war denn los? Machte ich vielleicht doch etwas falsch, so dass ich eventuell disqualifiziert würde oder mich total blamiere? Oder gar beides?

Stolze Ankunft im Ziel

Michael Moll
Michael Moll

Die Strecke war zweieinhalb Kilometer lang, so dass man sie zwei Mal gehen musste. Die erste Runde beendete ich also an vierter Stelle. Das Zweierteam hinter mir habe ich aber die gesamte Zeit knapp hinter mir gehört. Die Nordic-Walking-Stöcke waren es, die mir einen Anhaltspunkt gaben, wie weit sie hinter mir lagen. Und das war nicht weit. Die anderen drei Teilnehmer vor mir waren unerreichbar. Ich konnte zwar sehen, dass es an Position 2 einen Wechsel gab und der Dritte ihn überholte. Aber das würde mich auf der Grund der Entfernung nicht mehr gelingen. Das war aber auch gar nicht schlimm. Ich war Vierter und es hätte jetzt viel passieren müssen, dass ich auf den letzten Platz fallen würde.

Ein guter Kilometer war bei dem Dorflauf noch zu walken, als ich spürte, dass ich langsamer wurde. Das Zweier-Team hinter mir näherte sich und ich machte Platz, damit sie besser überholen konnten. In einer Kurve drehte ich mich nach hinten und sah von den anderen Teilnehmern niemanden mehr. Ich hatte also Platz 6 und den würde ich wohl auch behalten, wenn ich jetzt einfach nur noch durchhalte und ins Ziel komme.

Leider hatte ich keine Ahnung, wie viel Zeit schon vergangen ist, doch ich hatte mir gewünscht, unter 40 Minuten zu walken. Auch wenn es also um nichts ging, strengte ich mich noch weiterhin an und ging flott meines Weges. Kurz nach dem Zweier-Team kam ich also wirklich freudig ins Ziel und erfuhr, dass ich 39 Minuten und 46 Sekunden benötigte. Super. Das Ziel war im doppelten Sinne erreicht. Das Zweier-Team und ich klatschten uns ab, obwohl wir uns eine Dreiviertelstunde zuvor noch nicht kannten und sie gratulierten mir für die Leistung. Das war schön und tat gut. Ich wertete den Dorflauf für mich als vollen Erfolg. Es hat Spaß gemacht, tat gut, war gesund und ich habe dabei noch nicht einmal schlecht abgeschnitten. Schön, im nächsten Jahr bin ich wieder dabei.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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