Mit dem Wohnmobil durch die Normandie – Von Granville zum Mont-St-Michel

  • Granville – Le-Mont-St-Michel

Länge der Tour: ca. 57 km, ohne Abstecher.
Strecke: Straße D911 bis Avranches – D7 bis zur Ausfahrt zur D43 – D43 bis Mont St-Michel.
Empfohlene Reisedauer: Mindestens ein Tag.
Reisehöhepunkte auf dieser Tour: Aussicht von Failaises du Champeaux** – Besuch des deutschen Soldatenfriedhofs** – Rundgang in der Benediktinerabtei Le Mont St-Michel***.

Südlich von Granville beginnt abermals eine touristische Straße, die an der Küste entlang führt. Sie nennt sich Route de la Baie (Route der Bucht) und meint damit die Bucht bei Le Mont St-Michel. Abgesehen von Avranches gibt es jedoch keinerlei nennenswerte Stadt auf dem Weg. Die wenigen Küstenorte, durch die die Straße führt, haben -anders als im Osten der Normandie- keine bedeutenden Baudenkmäler oder spektakuläre Steilküsten zu bieten. Dennoch sind in fast jedem Ort Camping- oder Wohnmobilstellplätze zu finden. Daher wäre es schade, einfach die D973 zu nutzen, um schnellstmöglich nach Avranches zu gelangen. Es wird empfohlen, an der Küste entlang zu reisen.

Route: Südlich von Granville gelangen wir auf die Straße D911. Auf dieser passiert man die Orte Saint-Pair-sur-Mer, Kairon Plage, Jullouville und Carolles.

Praktische Hinweise – Küstenstraße
Office de Tourisme, BP 28, 50380 Saint-Pair-sur-Mer, Tel.: 02 33 50 52 77, E-Mail: offitour.st.pair.s.mer(at)wanadoo.fr, Web: www.saintpairsurmer.com.
Wohnmobilstellplatz, Avenue L. Jozeau-Marigne, Saint-Pair-sur-Mer, 30 Stellplätze direkt am Tennisplatz, maximale Standzeit 48 Stunden, Ent- und Versorgung gegen Gebühr.
Camping l’Ecutot, 50380 Saint-Pair-sur-Mer, Tel.: 02 33 50 26 29, Fax: 02 33 50 64 94, E-Mail: camping.ecutot(at)wanadoo.fr, Mai – Mitte Sept.; großer Campingplatz mit rund 170 parzellierten Stellplätzen. Dieser Platz bietet eine außergewöhnliche Besonderheit: Bei sechs der Stellplätze erhält man einen Schlüssel für eine eigene Sanitäranlage, die speziell für diesen Stellplatz gedacht ist. Allerdings muss dieser vorab reserviert werden. Komfortausstattung; Bar, Swimmingpool, Spielplatz. V & E für Wohnmobile.
Camping Chateau de Lez-Eaux, Saint-Aubin des Préaux, 50380 Saint-Pair-sur-Mer, Tel.: 02 33 51 66 09, Fax: 02 33 51 92 02, E-Mail: bonjour(at)lez-eaux.com, Web: http://willkommen.lez-eaux.com, Apr. – Sept.; nicht direkt an der Küste, sondern etwas landeinwärts befindet sich dieser eher ungewöhnliche Campingplatz, der gleichzeitig zum privaten Schloss gehört und sich im Schlosspark befindet. Komfortausstattung; der Name des Platzes verspricht nicht zu wenig und es gibt zahlreiche Angebote wie Swimmingpool, Schwimmhalle, mehrere Spielplätze, Snackbar, Shop, W-Lan, drei gepflegte Sanitäranlagen, Angelteich, mehrere Seen, Tennisplatz und komfortable Stellplätze mit eigener Ver- und Entsorgung. Die Kehrseite der Medaille ist allerdings eine hohe Gebühr. V & E für Wohnmobile.
Camping Le Drakkar, 309, Route de la Bruyère, 50380 Saint-Pair-Sur-Mer (Kairon-Plage), Tel.: 02 33 59 96 26, E-Mail: camping-le-drakkar(at)wanadoo.fr, Apr. – Sept.; einfacher Platz im Norden von Kairon Plage ohne Zugang zum Strand, überwiegend Mobilheime und Dauercamper. Mindestausstattung.
Camping du Pont Bleu, 43 Rue de la Folliotte, 50380 Saint-Pair-sur-Mer, Tel.: 02 33 50 33 25, Mai – Sept.; auf der linken Seite der Haupstraße befindet sich der Platz gleich an der Ecke. Es zeigt auch ein Campingplatzschild nach rechts, doch dort ist keiner. Wenn der Platzbesitzer nicht vor Ort ist, dann befindet er sich gegenüber in der Bar, aber in der Regel kommt er sofort, wenn er ein Wohnmobil vor der Rezeption  parken sieht. Mindestaustattung.
Office de Tourisme, Place de la Gare – BP 14, 50610 Jullouville, Tel.: 02 33 61 82 48, Fax: 02 33 61 52 99, E-Mail: otjullou(at)club-internet.fr, Web: www.jullouville.com. Öffnungszeiten Juli – Aug. Mo-Sa 10 – 13 und 14.30 – 19 Uhr, So 10 – 12.30 Uhr, April – Juni und Sept. – Mitte Okt. Di-Sa 9 – 12 und 14 – 18 Uhr, sonst Di-Fr 9 – 12 und 13.30 – 17.30, Sa 9 – 12.30.
Camping du Hamel, 197, Route de Carolles, 50610 Jullouville, Tel.: 02 33 61 84 48, Apr. – Mitte Sept.; größerer Platz mit 265 parzellierten Stellplätzen, auf der östlichen Straßenseite, daher kein direkter Zugang zum Meer, Swimmingpool. Standardausstattung. V & E für Wohnmobile.
Wohnmobilstellplatz, Avenue du Docteur Lemonnier. Direkt an einem Parkplatz, der jedoch mit Höhenbegrenzungen versehen ist. Daher gibt es nur zwei Stellplätze rund um die kostenpflichtige Sanitärstation.
Office de Tourisme, 12, rue de la Poste, 50740 Carolles, Tel.: 02 33 61 92 88, Fax: 02 33 90 11 37, E-Mail: carolles.tourisme(at)wanadoo.fr, Web: www.ville-carolles.fr. Öffnungszeiten Di, Do und Sa 9.30 – 12.30 Uhr, von Mitte Juni – Mitte Sept. Mo-Sa 9.30-12.30 Uhr und 14 – 18 Uhr.
Camping la Guérinière, Chemin des Jaunets, Carolles, Tel.: 02 33 61 93 75, Apr. – Okt.; mitten im Ort direkt am Rathaus mit eigenem Stellplatz vor der Schranke. 89 Parzellen, Spielplatz, Standardausstattung. V & E für Wohnmobile.

Abgesehen von der Kirche Saint-Vigor aus dem 12. Jahrhundert hat die kleine Ortschaft Champeaux nicht viel zu bieten. Daher hält man auch eher außerhalb der Stadt auf einem schmalen Parkplatz am Rande eines Restaurants an. Von dort oben kann man zum ersten Mal in der Ferne die Benediktinerabtei Mont-Saint-Michel erkennen. Etwas im Dunst scheint der rund 20 km entfernte Berg wie eine Pyramide am Horizont zu stehen. Vom Parkplatz aus gibt es einen kleinen Wanderweg hinab zum Meer bzw. zum Watt der Bucht, je nach Gezeitenstand.

Camping Municipal, 50530 Saint-Jean-Le-Thomas, Tel.: 02 33 48 84 02, März – Mitte Nov.; kommunaler und einfacher Platz, der sich aber über 200 m an der Küste entlang zieht und daher direkten Zugang zum Strand hat. Am Kreisverkehr Richtung „La Plage“ abbiegen, Standardausstattung.
Camping Les Cognets, Le Bourg, 50530 Dragey-Ronthon, Tel.: 02 33 48 86 98, E-Mail: info(at)camping-lescognets.fr, www.camping-lescognets.fr, Apr. – Okt.; 177 Stellplätze direkt an der Hauptstraße, überwiegend Dauercamper im Mobilheim. Standardausstattung; Waschmaschine, Snackbar, Brötchenservice, Spielplatz, Tischtennis, hundefreundlich. V & E für Wohnmobile.
Camping Les Coques d’Or, 14, Route du Bec d’Andaine, 50530 Genêts, Tel.: 02 33 70 82 57, Fax: 02 33 70 86 83, E-Mail: contact(at)campinglescoquesdor.com, www.campinglescoquesdor.com, Apr. – Sept.; am nördlichen Rand der Bucht von Saint-Michel. Der Platz mit 200 Parzellen befindet sich zwar nicht direkt an der Küste, aber diese ist in wenigen Minuten zu Fuß erreichbar und bietet besonders in den Abendstunden einen schönen Blick auf die Abtei. Überwiegend von Bäumen umgeben; Standardausstattung; Waschmaschine, Trockner, Snackbar, Kiosk, Restaurant und W-Lan. Gepflegtes Sanitärgebäude. V & E für Wohnmobile.

Route: Auf der D911 gelangen wir nach dem Aussichtspunkt automatisch in das 20 Kilometer entfernte Avranches.

Die bewegte Vergangenheit von Avranches begann schon während der Zeit der Kelten, als der Ort eine galloromanische Hauptstadt war. Nach der Eroberung durch die Sachsen und anschließen der Franken, die gleich dort blieben, wurde die Stadt zum Bischofssitz. Einer von ihnen gründete im Jahr 708 den Mont-Saint-Michel.

Wer nicht auf dem Stellplatz übernachtet, der sollte noch ein Stück hinauf auf den Hügel fahren und vor dem Botanischen Garten parken. Dieser ist mit seinem tollen Panorama über die Bucht und mit Blick auf den Mont-Saint-Michel sehr schön in Szene gesetzt. Zudem präsentiert er eine reiche Artenvielfalt von Bäumen, die von einem Riesenmammutbaum bis zur tibetischen Zeder reicht. Der Park ist in den sommerlichen Abendstunden schön illuminiert und kann kostenlos ab morgens um 8.30 Uhr betreten werden.

Schon am Wohnmobilstellplatz konnte man die Abtei Sainte Anne de Moutons sehen. Es ist ein kleines, recht unscheinbares Haus im typischen normanischen Stil, welches aber zwei schöne Bogengänge birgt. Gebaut wurde die Abtei bereits im 13. Jahrhundert und wurde seitdem als Kaserne, Schule, Hospital, Theater und sogar als Kino genutzt.

Beginnt man einen Stadtrundgang am oberen Parkplatz vor dem Botanischen Garten, so sieht man als erstes die Kirche Notre Dame des Champs. Dieser neogotische Bau prägt zwar den Platz, ist aber in ähnlicher Variation in vielen anderen französischen Städten zu sehen. Eine weitere neogotische Kirche ist die dahinter erscheinende Saint-Saturnin-Kirche. Sie beherbergt ein Flachrelief aus Kalkstein, welches schon im 8. Jahrhundert angefertigt wurde.

Von dort geht es etwas hinab zum Place Valhubert, wo man nicht nur das Touristenbüro sieht, sondern auch die Statue des Generals Jean-Marie Roger, der auch Valhubert genannt wird. Diese Figur wurde von Napoleon Bonaparte höchstpersönlich in Auftrag gegeben um dem General zu gedenken, der im Jahr 1805 bei der Schlacht von Austerlitz gefallen ist. Allerdings sollte die Statue eigentlich in Paris aufgestellt werden, doch König Ludwig XVIII. war von diesem Gedanken nicht angetan und schenkte der Stadt Avranches kurzerhand die Figur, um sie los zu werden.

Im Nordosten des Platzes schließt sich die Burg aus dem 10. Jahrhundert an, die auf den Resten einer vorherigen römischen Befestigung erbaut wurde. Von den Zinnen aus hat man einen schönen Blick auf die Stadt und die Umgebung. Vor der Burg erhebt sich der so genannte Saint-Louis-Turm, der im 13. Jahrhundert der besseren Verteidigung dienen sollte. Von einem weiteren Turm in direkter Nachbarschaft ist bis auf die Grundmauern nicht mehr viel zu sehen.

Oberhalb der Burg befindet sich der Place d’Estouteville auf dem man gut die Linie der Stadtmauer erkennen kann. Gleichzeitig befindet sich dort das Scriptoral. Es handelt sich um eine altehrwürdige Bibliothek, in der während der Französischen Revolution die Bücher und Manuskripte des Mont-Saint-Michel aufbewahrt wurden. Heute beherbergt das Scriptoral eine der schönsten Sammlungen Europas, welche aus der Romanik stammt. Gezeigt werden die Kunst des Schönschreibens und der Ausmalerei der einzelnen Buchstaben.

Öffnungszeiten Scriptoral: Juni und Sept. tägl. 10-12 und 14-18 Uhr, Juli und August tägl. 10-18 Uhr.

Weiter kann man von dem Platz über die Rue de Lille ein wenig mittelalterliche Atmosphäre schnuppern, die die schmale Gasse ausmacht. Die dortigen Häuser wechseln sich mit Fassaden aus Granit und Fachwerk ab und wurden früher von hohen Geistlichen bewohnt. Die Straße endet auf einem kleinen Platz oberhalb eines Parks und bietet abermals einen Ausblick auf den Mont-Saint-Michel.

Praktische Hinweise – Avranches
Office de Tourisme, 2, rue du Général de Gaulle, Point-Info Tourisme de Pont-Gilbert (am Bahnhof), 50300 Avranches, Tel.: 02 33 58 00 22, Fax: 02 33 68 13 29, E-Mail: tourisme(at)avranches.fr, Web: www.ot-avranches.com und www.ville-avranches.fr.
Wohnmobilstellplatz, Rue Chanoine Bérenger, 25 Plätze in zwei Reihen etwas unterhalb der Stadt, mit schönem Blick auf das Meer, Ver- und Entsorgungsmöglichkeit, kostenlose Übernachtung, V & E für Wohnmobile.
Restaurant Le Tripot, 11, Rue du Tripot, Tel.: 02 33 60 59 25. Trraditionelle Küche.

Route: Avranches verlassen wir über die D7 (Rue Patton) nach Süden und gelangen auf die Schnellstraße N175. Diese wiederum wird an der Ausfahrt zum Mont St-Michel bzw. zur D43 verlassen. Bevor wir uns aber der Benediktinerabtei zuwenden, sollten wir im kleinen Weiler Le Rivage nach links abbiegen und der Beschilderung zum deutschen Soldatenfriedhof folgen.

Camping Municipal de la Sélune, Rue de Boishue, 50220 Ducey, Tel.: 02 33 48 46 49, Fax: 02 33 48 87 59, Apr. – Sept.; der Platz liegt nicht direkt auf dem vorgeschlagenen Weg, ist aber eine günstige und schöne Alternative. Zu erreichen ist er ab der Ausfahrt in Richtung Osten auf der D976. Nach Überquerung des Flusses am Ortseingang von Ducey und noch vor dem Touristenbüro rechts abbiegen. Etwas über 30 Parzellen auf Wiese, Standardausstattung. V & E für Wohnmobile.
Camping Vallée de la Sélune, 7, Rue Marechal Leclerc, 50220 Pontaubault, Tel.: 02 33 60 39 00, E-Mail: campselune(at)wanadoo.fr, Apr. – Mitte Okt.; der Platz liegt kurz vor der Mündung des Flusses Sélune in die Bucht Mont-Saint-Michel. Standardausstattung; kleine Anlage mit Shop, Spielplatz, Tennisplatz, Hunde sind erlaubt., V & E für Wohnmobile.
Camping Saint-Michel, 50220 Courtils, Tel.: 02 33 70 96 90, Fax: 02 33 70 99 09, E-Mail: infos(at)campingsaintmichel.com, Web: www.campingsaintmichel.com Febr. – Anfang Nov.; der Campingplatz befindet sich auf dem Weg zur Abtei auf der linken Seite. Komfortable und sehr gepflegte Sanitärausstattung, Komfortaustattung; Swimmingpool, Animation, Restaurant (von Mitte Juni-Mitte Sept.), Shop, Spielplatz, Tischtennis, Streichelzoo, Fahrradverleih, Aufenthaltsraum. V & E für Wohnmobile.

Bei Avranches gelangte den amerikanischen Soldaten am 30. Juli 1944 ein entscheidender Durchbruch, der allerdings eine hohe Zahl an Verlusten mit sich brachte. Bei Huisnes-sur-Mère fanden daraufhin fast 12.000 deutsche Soldaten ihre letzte Ruhestätte. Die Ereignisse wurden in den 1970er Jahren in dem Film „Steiner – Das Eiserne Kreuz, Teil 2“ mit Robert Mitchum und Curd Jürgens festgehalten.

Anders als in La Cambe oder gar in Colleville-sur-Mer sind die Toten jedoch in Gruften aufbewahrt, was den Friedhof trotz der hohen Anzahl an Verstorbenen flächenmäßig sehr klein erscheinen lässt. Auf zwei Etagen befinden sich jeweils 34 Grufträume, die im Kreis angeordnet sind und nur einen Durchmesser von weniger als 50 Meter ausmachen. In jedem dieser Grufträume befinden sich aber 180 Gräber. Eingeweiht wurde der Friedhof erst im Jahr 1963, als zahlreiche Soldaten aus anderen Départements umgebettet wurden. Manche der hier Bestattenen starben auch auf den Kanalinseln und wurden von dort hierher gebracht. Über die Treppe gelangt man nicht nur in die obere Etage, sondern auch zu einer kleinen Aussichtsplattform, von wo aus man schon den berühmten Mont-Saint-Michel sehr gut erkennen kann.

Route: Vom Friedhof fahren wir den direkten Weg zurück zur Haupstraße und biegen links ab, um wenige Minuten später am Mont-St-Michel zu sein.

Le Mont-Saint-Michel, „La Merveille de Occident“, das Wunder des Abendlandes“, wie er von den Franzosen gerne auch genannt wird, liegt am Ende der Mündung des Flüsschens Couesnon und ist ein imposantes Monument, das als bedeutendste Sehenswürdigkeit in ganz Frankreich gilt und das von der UNESCO zum schützenswerten Kulturgut ernannt wurde. Bei Ebbe können Sie – barfuss oder in Sandalen oder Schuhen, denen Nässe nichts anhaben kann – an der Basis des Felsens um den Mont-Saint-Michel herum wandern, ca. 1 km.

Interessant ist, dass der Unterschied zwischen dem tiefsten Wasserstand bei Ebbe und dem höchsten Wasserstand bei Flut hier sage und schreibe 12 m beträgt. Da die Bucht sehr flach ist, weicht das Meer bei Ebbe extrem weiter zurück, wie Sie an den Klippen von Champeaux bereits sehen konnten. Dafür läuft das Wasser bei einsetzender Flut mit frappierender Schnelligkeit wieder auf.

Erkundigen Sie sich also vor einem Spaziergang um den Mont-Saint-Michel vorher genau nach dem Zeitpunkt des Wiedereinsetzens der Flut! Und die Flut kommt, wie gesagt, sehr schnell, fast schneller als sie laufen können. Und Wattwanderungen in der Bucht sollten Sie keinesfalls ohne ortskundige Führung unternehmen! Sand und Schlick sind äußerst tückisch, ein Umstand übrigens, dem die Abtei auf dem Mont-Saint-Michel sein Jahrhunderte langes, nahezu unversehrtes Überdauern verdankt. Lange kannten nur die Mönche die sicheren Wege, während die Angreifer im Watt versanken.

Mein Tipp! Wenn Sie den Mont-Saint-Michel ohne allzu großen Besuchertrubel erleben wollen, sollten Sie sich – besonders in den Ferienmonaten Juli und August – die Mühe machen und schon sehr früh morgens hinauf zum Kloster steigen. Die ersten Führungen beginnen dort im Sommer um 9 Uhr, sonst um 9.30 Uhr. Oder sie kommen erst am späten Nachmittag hierher, wenn die größten Besuchermassen schon wieder „abfließen“. Die letzten Führungen im Kloster finden im Sommer um 17 Uhr, im Winterhalbjahr um 16 Uhr statt.

Einen großen, gebührenpflichtigen Parkplatz findet man (noch) am Ende des 2 km langen Zufahrtsdammes zum Mont-Saint-Michel. Der Damm wurde im Jahr 1879 angelegt, birgt aber seitdem den Nachteil, dass die Flussmündung zu versanden droht. Daher hat man den Plan beschlossen, den Damm wieder zu entfernen und dafür eine Brücke zu gestalten, damit das Wasser des Flüsschens wie in früheren Zeiten die Sedimente wegspülen kann und der Mont-Saint-Michel nicht eines Tages zum Festland gehört. Demnach werden allerdings auch die Parkplätze direkt unterhalb des Klosters wegfallen, die aber ohnehin nur bei Ebbe genutzt werden können. Sollten Sie dort parken, dann achten Sie unbedingt auf die Beschilderung, wann die Flut wieder einsetzen wird. Für die Planungen der Brücke durch die Bucht gibt es vor dem Damm auf dem Festland auch ein Informationszentrum, das die Pläne anschaulich darstellt.

Auf dem exponierten Feslstock, der rund 80 m hoch auf dieser Insel vor der Küste aus dem Meer ragt, erhebt sich ein einmaliges Bauwerk des Abendlandes, eine mächtige Abtei. Den krönenden Abschluss bildet die himmelragende Kathedrale Saint-Michel. Auf deren hohen Turmspitze der Kathedrale balanciert eine weithin sichtbare, vergoldete Figur des Erzengels Michael.

Öffnungszeiten Kirche Saint-Michel: Mai-Aug. tägl. 9-19 Uhr, ansonsten 9.30-18 Uhr, letzter Einlasse eine Stunde vor Schließung, Führungen auch in Deutsch.

Die Bucht, der mittelalterliche Kern des kleinen Ortes unter der Abtei mit seinen engen, von Fachwerkfassaden (und einer endlos erscheinenden Reihe von Souvenirläden, Imbissständen und Gaststätten) gesäumten Gassen und die alles überragende Abteikirche bilden ein einzigartiges Ensemble.

Der Legende zufolge soll es der hl. Michael höchstselbst gewesen sein, der um die Wende zum 8. Jahrhundert den Auftrag zum Bau einer Kirche auf der markanten Insel gegeben haben soll. Angeblich erschien der Erzengel im Jahre 708 dem heiligen Aubert, dem damaligen Bischof von Avranches, in drei Träumen und ermunterte ihn zum Bau des Klosters auf dem Felsen im Meer. Anlässlich dieses Ereignisses gab es im Jahr 2008, also genau 1300 Jahre später, mehrere Festlichkeiten auf dem Hügel.

Schon eher verbürgt ist, dass auf dem Felsen bereits sehr viel früher ein keltisches Heiligtum vorhanden war, das Mönche etwa im 10. Jahrhundert für das Christentum in Beschlag nahmen, es ausbauten und im Laufe des 11. Jahrhunderts mit dem Bau der romanischen Abteikirche begannen. Damals wurde auch der Grundstein zu den ersten Klostergebäuden an der Nordseite gelegt. Die Bauarbeiten gingen fort bis ins 18. Jahrhundert. Immer wieder wurde erweitert und angebaut.

Im 12. Jahrhundert mussten die Klostergebäude vergrößert werden. Der Mont-Saint-Michel war zu einem überaus angesehenen und hoch verehrten Wallfahrtsort geworden. Tausende von Gläubigen aus allen Teilen Frankreichs und aus allen Bevölkerungsschichten, vom Adeligen bis zum armen Landpächter, pilgerten jährlich zum Michalisberg. Und schon damals wussten Händler und Herbergswirte ihren Nutzen daraus zu ziehen.

Neuer Schwung kam in die teuren und kühnen Bauvorhaben im 13. Jahrhundert. Nach der Eroberung der Normandie bedachte Philipp Auguste, König von Frankreich, das Kloster mit einer stattlichen Schenkung. Die Mittel machten den Bau des gotischen Kloster- und Kirchenkomplexes möglich, der später wegen seiner architektonischen Harmonie und Schönheit, die noch heute beeindruckt, den Beinamen „La Merveille“ (das Wunder) erhielt. Damals entstanden auch das Refektorium, der Rittersaal und der herrliche Kreuzgang mit 227 Säulen und schönem Blick zum Meer. Während der Wirren des Hundertjährigen Krieges im 14. Jahrhundert wurden Befestigungsanlagen und Militärbauten errichtet. Das Kloster konnte einer 30 Jahre währenden Belagerung durch die Engländer trotzen.

Im 15. Jahrhundert schließlich wurde der romanische Chor der Abteikirche durch einen herrlichen spätgotischen Chor mit filigranem Maßwerk ersetzt. Der Niedergang des Klosters begann im 17. Jahrhundert, als die Abtswürde auch von weltlichen Herren erworben werden konnte. Düstere Zeiten für die Abtei kamen während der Revolution und der folgenden Zeit der Kaiserreiche, als die Klostermauern als Kerker und Gefängnis herhalten mussten. Seit 1874 ist das imposante Anwesen in Händen des Amtes für Denkmalschutz. Und seit 1969 führt eine kleine Gruppe von Mönchend die lange Tradition klösterlichen Lebens auf dem Mont-Saint-Michel fort.

Es empfiehlt sich, sich zur Besichtigung der Abtei einer Führung anzuschließen, die auch in deutscher Sprache durchgeführt werden. Bitte erfragen Sie im Touristenbüro die neuesten Zeiten für Führungen in deutscher Sprache.

Man betritt den Mont-Saint-Michel durch das relativ kleine Tor Porte de l’Avancée und befindet sich zunächst im ersten Vorhof. Links, im ehemaligen Haus der Bürgerwache „Corps de Garde des Burgeois“ aus dem 15. Jahrhundert, ist heute das Touristen-Informationsbüro untergebracht. Rechts sieht man englische Bombarden, große, Steine schleudernde Belagerungsgeschütze, die 1434 beschlagnahmt wurden. Durch das Tor Porte du Boulevard rechts gelangt man in den nächsten Vorhof. Und erst durch das mächtige Stadttor Porte du Roi mit Fallgitter, in dessen Obergeschoss früher eine königliche Wache untergebracht war, das heute als Rathaus des Mont-Saint-Michel dient und das rechts nach außen hin durch den halbrunden Festungsturm Tour du Roi geschützt wird, betritt man die Hauptstraße und den eigentlichen Ortsbereich des Mont-Saint-Michel.

Machen Sie sich vor allem im Sommer in der schmalen, steilen Gasse, die hinauf zur Abtei führt und etwas überschwänglich als Grande Rue bezeichnet wird, auf einen gewaltigen Touristenrummel mit dichtem Gedränge und Geschiebe gefasst. Und die zahllosen Souvenir-, Mode- und Postkartenständer vor den Geschäften erleichtern das Vorankommen auch nicht gerade. Unmittelbar nach dem Königstor sieht man rechterhand das Maison de l’Arcade, ein Fachwerkhaus, das mit Holzschindeln verkleidet ist. Etwas weiter überspannt das so genannte „Artischockenhaus“ die ganze Grande Rue. Es empfiehlt sich auf dem Wege hinauf zur Abtei und wieder zurück einen Weg über die Zinnen der Wehrmauern, Bastionen und Festungstürme zu nehmen. Man kann z.B. über die Wehrmauern bis zum Tour du Nord hinauf und nach der Klosterbesichtigung über die Grande Rue wieder zurückgehen. An der Grande Rue liegt z.B. die Gemeindekirche Saint Pierre, deren Ursprünge ins 11. Jahrhundert zurück reichen, die aber in späteren Jahrhunderten, vor allem im 16. und 17. Jahrhundert, völlig umgestaltet wurde. Neben alten, traditionellen Pilgerfahnen gibt es ein Taufbecken aus dem 13. Jahrhundert und in einer Kapelle rechts im Schiff eine schöne silberne Saint-Michael-Statue zu sehen.

Etwas weiter kommt man am Logis Tiphaine vorbei, dem Haus, in dem Tiphaine de Raguenel, die Gattin Bertrand Du Guesclins, dem legendären Konnetable Frankreichs im 14. Jahrhundert lebte, während ihr Gemahl für Frankreich Kriege führte. Kurz darauf geht die Grande Rue in eine breite Freitreppe über, die hinauf zur Abteikirche führt. Am Ende des Treppenweges findet man unterhalb des Torbaus, der in die Abteianlage führt, das historische Museum Musée Grévin. Es dokumentiert die über tausendjährige Geschichte des Klosterfelsens und es befasst sich mit den kühnen Erbauern der Abtei, den Bauwerken selbst und ihren unterschiedlichen Verwendungszwecken. Außerdem gibt es an der Grande Rue zwei Museen zu besichtigen: Im Archéoscope erfährt man in einer multimedialen Präsentation mit spektakulären Licht- und Toneffekten von 20minütiger Dauer etwas über die Legenden und wundersamen Geschichten, die man sich über dem Mont-Saint-Michel erzählt.

Öffnungszeiten Archéoscope: Juli und August tägl. 9-18.30 Uhr, Feb.-Juni und Sept-Nov. tägl.- 9-17.30 Uhr. Das Kombiticket gilt auch für das Maritimmuseum und das Musée Grévin.

Das Musée Maritim gibt Einblicke in die Entstehung des Felsens, es befasst sich mit den Gefahren in der Bucht und mit den Gezeiten und ihrem gewaltigen Unterschied zwischen Ebbe und Flut, einem größten Tidenhube auf unserem Globus. Schöne Sammlung mit über 250 alten Schiffsmodellen.

Praktische Hinweise – Le Mont-St-Michel
Office de Tourisme, Corps de Garde des Bourgeois, 50170 Le Mont-Saint-Michel, Tel.: 02 33 60 14 30, Fax: 02 33 60 06 75, E-Mail: ot.mont.saint.michel(at)wanadoo.fr, Web: www.ot-montsaintmichel.com.
Camping Les Portes du Mont-Saint-Michel, Rouet du Mont-Saint-Michel, 50170 Le Mont-Saint-Michel, Tel.: 02 33 60 22 10, Fax: 02 33 60 20 02, E-Mail: stmichel(at)le-mont-saint-michel.com, Web: www.camping-montsaintmichel.com, Febr. – Mitte Nov.; die Einfahrt befindet sich auf der D275, von Avranches kommend auf der rechten Seite. Der Campingplatz gehört zum Hôtel Vert, in dem sich auch die Rezeption befindet. Schattiger Platz unter Bäumen, parzellierte Plätze auf Wiese, großes Sanitärgebäude, das nicht nach Geschlechtern getrennt ist und sich nur mit Chipkarte öffnen lässt, Standardausstattung.
Wohnmobilstellplatz, genau gegenüber vom Campingplatz, beide gehören zum Hotel. Sieht auf den ersten Blick aus wie ein Campingplatz (parzellierte Stellplätze auf Wiese, Rezeption), hat jedoch keine Sanitäranlagen, sondern nur Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten. Daher ist die Übernachtung hier günstiger als auf dem Campingplatz. Der Aufenthalt ist auf 24 Stunden begrenzt, ab spätestens 18 Uhr muss eine erneute Gebühr entrichtet werden.
Restaurant Chez Mado, Grande Rue, Tel.: 02 33 60 14 00. Mit großer Außenterrasse und Blick auf die Bucht kann man Meeresspezialitäten genießen.
Restaurant Le Moutan Blanc, Grande Rue, Tel.: 02 33 60 14 08. In gemütlich-rustikaler Atmosphähre gibt es entweder Fisch oder gegrilltes.
Les Terrasses Poulard, Grande Rue, Tel.: 02 33 89 02 02. Ebenfalls mit Außernterrasse, Lamm und traditionelles Omelett sind die Spezialitäten des Hauses.
Restaurant La Confiance, Grande Rue, Tel.: 02 33 89 02 02. Gehört zum Restaurant Les Terrasses Poulard, ebenfalls traditionelle Küche.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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