Hügelig wird’s auch im Ruhrgebiet: Die Zeche Zollern klingt nicht nur ähnlich wie das berühmte Pendant Zollverein, sondern ist auch mindestens genauso industriekulturell interessant. Doch auch das Muttental bei Witten lohnt einen Besuch auf dieser Runde, da dieses als die Wiege der Kohleförderung im Ruhrgebiet gilt. Und mit dem Berger-Denkmal oberhalb der Ruhr auf dem Hohenstein genießen wir zudem eine tolle Aussicht.
Start und Ziel: Witten Hauptbahnhof, Berger Straße in Witten.
Pkw: Auf der Autobahn 44 bis zur Ausfahrt 43 (Witten-Zentrum), dort über die Bundesstraße 226 weiter bis Witten-Zentrum und zum Bahnhof.
ÖPNV: Mit der Regionalbahn 40 oder dem Regionalexpress 16 bis Witten Hbf
Rundtour: Ca. 35 Kilometer/3,5 Stunden
Streckenprofil: Hügelige Tour zum Teil auf schotterigen ehemaligen Bahntrassen und auf befestigten Landwirtschaftswegen.
Einkehr: Diverse Einkehrmöglichkeiten in Witten; Restaurant im Hotel Haus Hohenstein, Hohenstein 32, 58453 Witten, Tel. (0 23 02) 58 00 00, www.hotel-hohenstein-witten.de; Restaurant Pferdestall im Museum Zeche Zollern, Grubenweg 5, 44388 Dortmund, Tel. (02 31) 6 90 32 36, www.pferdestallwim.de (nur in Kombination mit einem Besuch auf dem Museumsgelände zugänglich)
Am Wegesrand: Witten-Zentrum; Haus Witten, Ruhrstraße 86, 58452 Witten, Tel. (0 23 02) 5 81 24 24, www.kulturforum-witten.de/saalbauhauswitten/hauswitten.html; Ruhr; Hohenstein mit Berger-Denkmal, Hohenstein, 58453 Witten; Ardeygebirge; Rheinischer Esel; Dellwiger Bachtal, 44388 Dortmund; Volksgarten Dortmund, Volksgartenstraße, 44388 Dortmund; Zeche Zollern, Grubenweg 5, 44388 Dortmund, Tel. (02 31) 6 96 11 11, http://www.lwl.org/LWL/Kultur/wim/portal/S/zollern/ort/; Haus Dellwig mit Heimatmuseum, Dellwiger Strasse 130, 44388 Dortmund, Tel. (02 31) 60 41 86, www.museum-luedo.de
Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels stammt aus meinem nicht mehr erhältlichen Reiseführer über Radtouren im Osten des Ruhrgebiets. Die meisten Informationen werden daher veraltet sein und dieser Artikel kann nur als grobe Richtschnur dienen.
Am Wittener Bahnhof biegen wir rechts ab und starten unsere Radeltour auf der Bergerstraße auf der wir an einem Kreisverkehr rechts abbiegen und die Bahngleise unterqueren.
Witten liegt am südöstlichen Rand des Ruhrgebiets und gehört zum Ennepe-Ruhr-Kreis. Mit fast 100.000 Einwohnern zählt sie zu den kleineren Städten im Revier. Wichtige Eckdaten in der Stadtgeschichte bilden erste Erwähnungen über den Steinkohlebergbau schon Anfang des 16. Jahrhunderts, die Verleihung des Marktrechts aus dem Jahr 1675, die Nutzung der Ruhr als schiffbare Wasserstraße seit 1776 und natürlich die Vergabe der Stadtrechte im Jahr 1823. In der Stadt befinden sich viele Kulturinstitutionen wie beispielsweise die Museen auf den ehemaligen Geländen der Zeche Theresia und Zeche Nachtigall, ein Hebezeug-Museum, das uns einen Einblick in die Geschichte und Technik der Hebezeuge, die in Witten seit dem 18. Jahrhundert hergestellt werden sowie weitere Einrichtungen, die die Industriekultur den Besuchern näher bringen.
In der Stadtmitte treffen wir auf das Wahrzeichen Wittens: Die Johanniskirche aus dem Jahr 1752. Sie ist die älteste Kirche in Witten und wurde 1845 umgebaut. Während des Zweiten Weltkriegs wurde sie zerstört, danach wiederaufgebaut. Die Kirche prägt zusammen mit dem Rathaus aus dem Jahr 1926, dessen Form durch einen hohen Turm charakterisiert wird, das Wittener Stadtbild.
In der Nähe der Ruhr befindet sich das Haus Witten. Es ist ein ehemaliges Rittergut, das im 15. Jahrhundert zum ersten Mal erwähnt wird. Zunächst war es ein beschaulicher Palas, der zu einer Burganlage ausgebaut wurde. Im 18. Jahrhundert wurde die Anlage aus- und umgebaut, sodass sie entsprechend der damaligen Zeit einige Barockzüge bekam. Ende des 18. Jahrhunderts hat ein neuer Besitzer – ein Kaufmann aus Schwelm namens J.F. Lohmann auf dem Gutgelände eine Stahlfabrik mit den dazugehörenden Einrichtungen errichtet. Bis zum Zweiten Weltkrieg wurde hier Stahl produziert, dann wurde Haus Witten von der Hitlerjugend genutzt. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Anlage bei einem Bombenangriff stark zerstört. Viele Jahre danach stand Haus Witten als Ruine da, was zu weiteren Verlusten der erhaltenen Bauelemente führte. Erst in den 1970er Jahren wurden Versuche unternommen, die Bausubstanz zu sichern. Die umfangreiche Restaurierung und der Wiederaufbau wurden zwischen 1992 und 1996 durchgeführt. Die alten Bauelemente wie Mauerreste wurden mit den moderneren Materialen wie beispielsweise Stahl und Glas verbunden, was optisch gut gelungen ist. Heute ist Haus Witten ein interessanter Veranstaltungsort, an dem das Leben pulsiert.
Gleich hinter der Bahnunterführung fahren wir nach links und bleiben parallel zum Bahndamm auf unserer linken Seite. Wir überqueren die Ruhrstraße, unterqueren eine weitere Eisenbahnbrücke und erreichen auf der linken Seite erneut einen Durchgang unter den Bahngleisen. Diesem folgen wir und treten nun fester in die Pedale, da unser Weg deutlich ansteigt, wenn wir die Hügel des Ardeygebirges erklimmen.
Das Ardeygebirge ist ein Teil des Rheinischen Schiefergebirges und prägt die Landschaft in dem Dreieck Dortmund-Unna-Hagen. Der höchste Punkt ist der langgestreckte Gipfel Auf dem Heil. Seine Höhe bringt es auf rund 274 Meter. Der teilweise stark bewaldete Höhenzug wird durch große Höhenunterschiede charakterisiert. Die geologischen Schichten bestehen aus Sandstein (Ruhrsandstein), Tonstein sowie Grauwracken. Das Ardeygebirge ist ein beliebtes Ausflugziel für Ruhrgebietler, die Freude am Wandern haben. Das Gebiet begeistert mit einer tollen Landschaft und lädt dazu ein, es per pedes zu erkunden.
1 Ardeygebirge; 2,0 km
Hinter dem letzten Haus fahren wir halbrechts in den Wald hinein, biegen an einer Kreuzung im Wald scharf nach rechts ab und gelangen nach einer Linkskurve zu einer Wiese, an deren Rand sich auf der linken Seite das Berger-Denkmal befindet und uns zu einer Verschnaufpause mit einem tollen Blick auf das Ruhrtal belohnt.
Die Parkanlage Hohenstein in Witten, der im Stil eines englischen Gartens errichtet wurde, ist ein beliebtes Naherholungsgebiet, da es viele Möglichkeiten bietet, Sportaktivitäten auszuüben. Das Gelände lädt zum Joggen, Nordic Walking, Radfahren und langen Spaziergängen ein. Die kleinen Besucher wurden auch nicht vergessen. Ihnen stehen zahlreiche Spielgeräte zur Verfügung und der Streichelzoo mit dem Tiergehege ergänzt das Angebot an Freizeitgestaltung. Im Park befinden sich auch interessante Bauwerke. Zu denen zählt beispielsweise ein kleiner oktogonförmiger Tempel genannt Haarmannstempel, der 1915 im Jugendstil erbaut wurde. Im Zentrum der Grünanlage befindet sich Parkhaus Hohenstein, das 1914 auch im Jugendstil errichtet wurde. Es zeichnet sich durch ein großzügiges Mansardenwalmdach aus, das mit Schieferplatten bedeckt ist. Heute strahlt das Gebäude ein besonderes Flair, das an die Zeit vor dem ersten Weltkrieg erinnert. Es beherbergt ein Restaurant und lädt zum Verweilen ein. Das Berger-Denkmal ist ein 21 hoher Aussichtsturm, der zu Ehren des gebürtigen Witteners Louis Constans Berger zwischen 1902 und 1904 errichtet wurde. Als Baumaterial verwendete man den Ruhrsandstein. Louis Constans Berger (1829-1891) war ein Industrieller und Unternehmer, der in der Gussstahlindustrie tätig war. Außerdem war er auch Politiker, der dem Preußischen Landtag und Deutschen Reichstag angehörte. Bis heute ist der Ort beliebt bei Besuchern des Naherholungsgebiets Hohenstein. Vom Aussichtsturm erstreckt sich ein herrliches Panorama des Ruhrtals.
2 Hohenstein und Berger-Denkmal; 2,5 km
Am Berger-Denkmal fahren wir weiter auf dem breiten Weg, der nun ganz leicht bergab führt und uns über eine Kreuzung hinweg zu einem Tiergehege bringt, wo uns Wildschweine und Damwild begrüßen. An einer Kreuzung hinter dem Wildschweingehege wenden wir uns nach rechts, bleiben auf dem breiten Weg und radeln an einer Picknickhütte vorbei. Dabei erreichen wir nach einer Linkskurve eine kleine Brücke, die uns über den Borbach bringt. Hinter einem Weiher biegen wir rechts ab, folgen dem schmalen Weg parallel zum Bachlauf und wenden uns vor einer weiteren Überquerung nach links. Wir erreichen die Holzstraße, die wir durchqueren, um an ihrem Ende rechts abzubiegen und wenig später links in die Straße Im Ardeytal einkehren. Es folgen die Straßen Markerbenhöhe und In der Schlade bis wir einen Minigolfplatz entdecken. An diesem schlagen wir den Lenker nach links, um auf der breiten Ardeystraße zur Steinbachstraße zu gelangen. Aber auch diese verlassen wir schon hinter Haus Nummer 43, radeln auf einem schmalen und kurvigen Weg zur Herdecker Straße, biegen links ab und durchqueren die folgende Fröbelstraße bis zu ihrem Ende. Nach links abbiegend treffen wir nach kurzer Zeit auf den Marktweg, fahren nach rechts und biegen an der ersten Möglichkeit links ab, um nach den vielen ruhigen Wohnviertel die ehemalige Bahntrasse mit dem Namen Rheinischen Esel zum ersten Mal kennen zu lernen.
3 Rheinischer Esel; 8,0 km
Auf der Bahntrasse schlagen wir den Lenker nach rechts ein und fahren bis zur Piusstraße, an der wir den Rheinischen Esel nach links verlassen. An einer T-Kreuzung wenden wir uns nach links und bleiben auf der breiten Menglinghauser Straße, auf der wir eine Bahnstrecke überqueren und geradeaus die Besiedlung hinter uns lassen. Nach Überquerung des Grotenbachs biegen wir links ab in die Straße Zur Hockenheicke, unterqueren auf ihr eine Autobahnbrücke. Gleich dahinter halten wir uns halblinks und radeln mit einer sanften Steigung zwischen den Feldern hindurch und an einem Waldrand bis zum kleinen Dortmunder Stadtteil Salingen. Vor diesem biegen wir links ab, überqueren eine Landstraße und radeln an einem Hochspannungsmast vorbei bis Stockum. Wir überqueren die Landstraße und biegen gleich dahinter an der ersten Möglichkeit nach rechts in die Dorneystraße ein, wo uns weite Felder empfangen und den Blick auf einen Wald frei geben. Diesen erreichen wir wenig später und biegen an einer Kreuzung im Wald links ab. Am Waldrand halten wir uns an den Häusern halblinks, durchqueren den Muschelweg, biegen an seinem Ende nach links ab, überqueren den Feldbach und halten uns an einer T-Kreuzung nach rechts. Auf einem landwirtschaftlichen Weg fahren wir bis zu einer Weggabelung, halten uns links, radeln nicht nur durch den Weiler Dünnebecke geradeaus, sondern biegen nach der Unterführung einer Bahntrasse rechts in die Somborner Straße ein.
Noch vor der folgenden Autobahnbrücke wenden wir uns nach links, bleiben parallel zur A 40 und unterqueren diese erst am Lütgendortmunder Hellweg. Nach der Brücke biegen wir links ab und überqueren den neu angelegten Park der Generationen, um geradeaus über die Lütgendortmunder Straße und der Limbecker Straße zu einer Ampelanlage an einem Spielplatz anzukommen. Dort halten wir uns halbrechts und radeln auf dem Fuß- und Radweg links am Evangelischen Krankenhaus vorbei, biegen an der Volksgartenstraße links ab, folgen der Straße Am Volksgarten bis zu einer T-Kreuzung, an der wir uns links halten. Schon an der ersten Möglichkeit fahren wir in die Gertrudstraße hinein, radeln bis zu einem Wald und wenden uns an einer weiteren T-Kreuzung nach rechts. Am folgenden Dellwiger Bach halten wir uns links, überqueren ihn und biegen an der ersten Möglichkeit scharf nach rechts ab, um eine Bahnlinie zu passieren. Über die Straße Brandheide, die im weiten Bogen durch das Dellwiger Bachtal verläuft erreichen wir den Rhader Weg, wenden uns zwei Mal nach rechts und stehen vor dem sehenswerten Gelände der Zeche Zollern.
Die Zeche Zollern wurde zwischen 1898 und 1904 von der Gelsenkirchener Bergwerk AG errichtet und diente dem Abbau der Steinkohle. Die Anlage war ein repräsentatives Bauwerk der Firma, ihre Architektur hatte die Aufgabe, die Größe und Macht zum Ausdruck zu bringen. So entstand eine der schönsten Zechen im Ruhrgebiet, die bis heute mit ihrem Baustil überrascht. Sie wurde im Stil des Historismus errichtet. Das dreiflügelige, großzügige Gebäude, das aus Backstein erbaut wurde, mit seinen liebevollen Zinnen, Türmchen und Zierelementen, erinnert an ein Schloss, was dazu führte, dass es bis heute „Schloss der Arbeit“ genannt wird. Das Bauwerk wurde von dem Architekten Paul Knobbe entworfen, wohingegen die dazugehörende Maschinenhalle ein Projekt des Berliner Architekten Bruno Möhring war. Sie, im Gegensatz zu der massiven schlossartigen Tagesanlage, wurde aus Stahl, Glas und Ziegel gebaut, was dem Gebäude eine Leichtigkeit und einen besonderen Flair verlieh. Dieses Industriebauwerk steht im Zeichen des Jugendstils und der Moderne. Die Zeche Zollern war bis 1966 in Betrieb. Nach der Stilllegung wurde sie zum Glück nicht abgebrochen und 1969 unter Denkmalschutz gestellt. Zuerst war sie in Obhut des Deutschen Bergbaumuseums in Bochum, seit 1981 ist sie ein Teil des LWL-Industriemuseums.
4 Zeche Zollern; 22,0 km
Nach dem Museumsbesuch auf Zeche Zollern radeln wir zurück zur Brandheide, halten uns jedoch an einer Gabelung halblinks. Wieder überqueren wir den Dellwiger Bach, biegen links ab, um an seinem Lauf nach Überquerung der Westricher Straße automatisch zur Zufahrt zum Haus Dellwig zu gelangen, einem ehemaligen Wasserschloss, in dem sich heute das Heimatmuseum der Stadt Dortmund befindet. Auf dem Mergelkopfweg umrunden wir das Haus Dellwig und radeln zwischen zwei Feldern unter einer Bahntrasse hindurch. Wir durchqueren das folgende ruhige Wohnviertel von Lütgendortmund-Ost auf der Idastraße, der Straße In der Schmechting, der Neu-Crengeldanz-Straße und fahren am Lütgendortmunder Hellweg 106 geradeaus auf einem schmalen Weg weiter. An seinem Ende halten wir uns links, um kurz darauf zwischen den Häusern 22 und 24 den Lenker nach rechts einzuschlagen. Wir bleiben geradeaus, sehen vor uns die Autobahnbrücke, die von uns unterquert wird und erkennen die Somborner Straße wieder. An ihrem Ende wissen wir, dass wir zuvor von links kamen und fahren nun nach rechts weiter. An der ersten Möglichkeit biegen wir links ab und folgen dem Straßenverlauf unter einer Eisenbahnbrücke hindurch. Nach einer leichten Bergfahrt sehen wir auf der linken Seite der Oberstraße wieder die Bahntrasse Rheinischer Esel und freuen uns über die Fahrt auf der dieser gut ausgebauten Trasse zwischen den weiten Feldern hindurch. Mehrere Straßen und Eisenbahngleise werden durch den Rheinischen Esel gefahrlos von uns gekreuzt bis wir uns plötzlich in Witten wiederfinden und an der Pferdebachstraße nach rechts abbiegen. Dieser folgen wir bis wir durch die folgende Johannisstraße und Bahnhofstraße nicht nur durch das Zentrum von Witten radeln, sondern auch am Ende vor den Gleisen nur noch einmal abbiegen, um unseren Ausgangspunkt zu erreichen.
Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.
Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.
Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.
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