Der Klassiker aller Radstrecken im Ruhrgebiet verläuft rund um den Essener Baldeneysee. Doch wir wollen diese Strecke ein wenig ausbauen und radeln zudem durch die grünen Heisinger Ruhrauen und bis zum Stausee in Essen-Kettwig während unterwegs die Ruhr sanft an uns vorüber zieht und wir am Flussufer die Landschaft genießen können.
Start und Ziel: Parkplatz an der Straße Zornige Ameise in Essen.
Pkw: Auf der Autobahn 52 bis Essen-Bergerhausen, dort auf die Bundesstraße 227 in Richtung Wuppertal. Hinter dem Abzweig nach Steele wenden und rechts in die kleine Straße hinab.
ÖPNV: Von Essen Hbf mit dem Schnellbus 15 oder der Buslinie 155 bis zur Haltestelle Annental
Rundtour: Ca. 40 Kilometer/3 Stunden
Streckenprofil: Fast durchgehende Streckenführung auf gut ausgebauten und asphaltierten Radwegen.
Einkehr: Drago Zornige Ameise, Zornige Ameise 3, 45134 Essen, Tel. (02 01) 44 34 70; Finca und Bar Celona, Westfalenstraße 4, 45136 Essen, Tel. (02 01) 59 27 67 37, www.cafe-bar-celona.de; Fährhaus Rote Mühle, Rote Mühle 1, 45259 Essen, www.faehrhaus-rote-muehle.de; Restaurant Fährmann am See, Lanfermannfähre 118, 45259 Essen, Tel. (0201) 8 11 77 50, www.faehrmann-baldeneysee.de; Südtiroler Stuben, Freiherr-vom-Stein-Straße 280 a, 45133 Essen, Tel. (02 01) 47 28 48, www.suedtiroler-stuben.de; Restaurant Hügoloss, Freiherr-vom-Stein-Straße 211a, 45133 Essen. Tel. (02 01) 47 02 17, www.restaurant-huegoloss.de; Gastrosophie Löwntal, Im Löwntal 15, 45239 Essen, Tel. (02 01) 49 40 77, www.loewntal.de; Landhaus am Staadt, Ruhrtalstraße 111, 45239 Essen, Tel. (02 01) 4 90 24 24, www.landhaus-am-staadt.de; diverse Einkehrmöglichkeiten in Essen-Kettwig; Schevener-Hof, Laupendahler Landstraße 230, 45239 Essen, Tel. (02 01) 49 15 08, www.schevener-hof.de; diverse Einkehrmöglichkeiten in Essen-Werden; Seecafe Petry, Hardenbergufer 121, 45239 Essen, Tel. (02 01) 40 55 77, http://seecafe-petry.de; Haus Scheppen, Hardenbergufer 389, 45239 Essen, Tel. (02 01) 40 50 59
Am Wegesrand: Ruhr; Ruhrauen; Baldeneysee, 45133 Essen; Villa Hügel, Hügel 15, 45133 Essen, Tel. (02 01) 61 62 90, wwwvillahuegel.de; Essen-Werden; Essen-Kettwig; Kettwiger Stausee; Haus Scheppen, Hardenbergufer 389, 45239 Essen, Tel. (02 01) 40 50 59; Essen-Kupferdreh
Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels stammt aus meinem nicht mehr erhältlichen Reiseführer über Radtouren im Westen des Ruhrgebiets. Die meisten Informationen werden daher veraltet sein und dieser Artikel kann nur als grobe Richtschnur dienen.
In der Straße Zornige Ameise radeln wir deutlich bergauf und oben angekommen geradeaus über die Ampelkreuzung der Konrad-Adenauer-Brücke hinweg. Auf der anderen Seite lassen wir unser Rad mit Schwung bergab rollen und genießen auf dem weiteren Weg die grüne Landschaft der Heisinger Ruhrauen. In Ufernähe folgen wir dem Ruhrtalradweg bis zum ehemaligen Fährhaus Rote Mühle. Wir bleiben geradeaus und fahren auf einem schmalen ausgetretenen Pfad geradeaus, unterqueren eine Autobahnbrücke und genießen die ruhige Landschaft. Hinter einem kleinen Wald verlassen wir den Pfad, radeln wenige Meter auf einem Schotterpfad und überqueren die Straße Kampmannbrücke, jedoch nicht die Brücke selber. Für kurze Zeit schieben wir unsere Räder auf dem schmalen Fußweg bis wir eine weitere Brücke erkennen. Diese markiert gleichzeitig den Beginn des nun folgenden Baldeneysees.
Der Baldeneysee, einer der Stauseen der Ruhr, entstand mit der Errichtung eines Stauwehrs in Essen-Werden zwischen 1931 bis 1933. Der See ist fast 8 Kilometer lang und über 350 Meter breit. Die fünf Essener Stadtteile Werden, Heisingen, Fischlaken, Kupferdreh und Bredeney sind direkt mit ihm verbunden. Sein Name geht auf das Schloss Baldeney in Bredeney, eine Wasserburg, deren älteste Bauteile aus dem späteren 14. Jahrhundert oder dem früheren 15. Jahrhundert stammen, zurück. Denn die ersten Planungen sahen vor, die Staumauer auf Höhe der Wasserburg zu bauen. Doch der Ruhrverband als Bauherr, entschied sich wegen der wirtschaftlich günstigeren Lage, in Werden die Stauwehr zu errichten. Nur der geplante Name blieb. Die Aufgabe des Sees besteht in erster Linie aus der Reinigung des Ruhrwassers auf natürliche Art. Aber der Baldeneysee ist heute auch ein wichtiges Naherholungsgebiet und ein Ort für zahlreiche Sportaktivitäten. Beliebt sind zum Beispiel die Fahrten mit den Schiffen der Weißen Flotte, die seit 1933 auf dem See in Betrieb ist und zwischen dem Stauwehr in Werden und der Fußgängerbrücke zwischen Heisingen und Kupferdreh pendeln, die übrigens früher eine Eisenbahnbrücke war. An den Seeufern befinden sich außerdem ein Campingplatz, ein Yachthafen, sowie das Haus Scheppen, ein wichtiger Treffpunkt für Motorradfahrer. Rund um See verläuft ein gut ausgebauter und Radlern und Inlineskatern beliebter Rad- und Fußweg. Auch die Strecke der historischen Dampflokbahn, die sogenannte Hespertalbahn verläuft am südlichen Seeufer. Auf der gegenüber liegenden Seeseite, nicht weit vom Seeufer entfernt, befindet sich die Villa Hügel, das Wohnhaus der berühmten Essener Industriellenfamilie Krupp.
1 Baldeneysee; 5,5 km
An der Brücke radeln wir hoch und biegen rechts auf den gut ausgebauten Radweg ab, der uns zunächst durch ein kleines Waldstück bringt. An einer Gabelung radeln wir halblinks und an einer Wohnsiedlung mit gepflegten Einfamilienhäusern vorbei. Auf der Straße Lanfermannfähre lassen wir die Häuser schon bald hinter uns, tauchen wieder in einen Wald ein und erblicken zu unserer Linken das Seeufer wieder, während sich auf der rechten Seite der ehemalige Förderturm der Zeche Carl Funke erhebt. Am Fuße des bewaldeten Hanges radeln wir weiter geradeaus und sehen schon bald die Kapelle von Schloss Baldeney auf der linken Seite. Dieser folgt das Strandbad und die Regattastrecke, die wir am besten von der kleinen Tribüne am Ufer überblicken können. Gleichzeitig lädt uns ein Hinweisschild nach rechts zur Besichtigung der Villa Hügel ein, die sich oberhalb des Radwegs in den Baldeneyhügeln verbirgt.
Wir bleiben hinter dem Turm der Regattastrecke geradeaus, umrunden einen Golfplatz und erreichen das Werdener Stauwehr, das die Ruhr zum Baldeneysee staut. Vor dem Ufer fahren wir nach rechts. Wenig später erreichen wir die Bredeneyer Straße, neben der wir unsere ursprüngliche Fahrtrichtung beibehalten. Dabei genießen wir nach links den Blick auf die Brehminsel und die vielen Tretbootfahrer auf der Ruhr, während sich am gegenüber liegenden Ufer die Häuser von Essen-Werden erheben.
Die Geschichte Werdens begann Ende des 8. Jahrhunderts, als der Missionar Liudger das Benediktinerkloster Werden, nicht weit vom Ruhrufer entfernt, gründete. Die imposante Abteikirche – heutige Ludgerusbasilika, in der sich der Schrein mit Reliquien des späteren heiligen Liudgers befindet, prägt immer noch das Ortsbild. Werden war bis 1929, bis zum Zeitpunkt der Eingemeindung nach Essen, eine selbständige Stadt. Heute strahlt das Viertel immer noch Eleganz und Tradition aus. Alte Bauwerke mit schönen Fassaden, enge Gassen, kleine, gemütliche Cafés verleihen dem Ort ein besonderes Flair. In der Nähe der malerischen Altstadt, finden wir inmitten der Ruhr die kleine, bewaldete Brehminsel, die von den Werdener Bürgern gerne als Grünfläche und Erholungsraum genutzt wird.
2 Essen-Werden; 13,5 km
Wir bleiben jedoch noch auf der rechten Flussseite und radeln weiter am Ufer entlang. Hinter einem kleinen Wehr zu unserer Linken und einem Campingplatz zu unserer Rechten weicht die Bebauung weiten Feldern, an denen wir mit Genuss durch die Natur radeln, während die Fahrgastschiffe der Weißen Flotte langsam an uns vorüber gleiten. Nach einer erholsamen Tour entlang der Ruhr unterqueren wir nach einiger Zeit eine Eisenbahnbrücke und erreichen damit den Stausee Kettwig, den wir kaum als See wahrnehmen. Erst durch das folgende Stauwehr erkennen wir, dass der See breiter ist als die Ruhr. Gleichzeitig ist das Stauwehr eine gute Gelegenheit zu einer Rast am Ufer oder innerhalb der kleinen Gassen von Essen-Kettwig.
Kettwig war bis 1975 eine selbständige Stadt, bis sie nach Essen eingemeindet wurde. Das Herz des Ortes ist die historische Altstadt mit ihren pittoresken Fachwerkhäusern. Eines der interessanten Bauwerke ist die evangelische Marktkirche, dessen Turm aus dem 13. Jahrhundert stammt. Die Kirche befindet sich etwas erhöht über der Stadt. Um sie zu erreichen, steigen wir die alte Kirchtreppe, die zwischen den Häusern hinauf führt nach oben und haben von dort aus ein wunderbares Panorama auf den Kettwiger Stausee. In Kettwig treffen wir auch auf andere, etwas jüngere aber ebenso geschichtsträchtige Bauwerke. Dazu zählt das Kettwiger Rathaus. Es handelt sich um ein klassizistisches Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, das ursprünglich als Teil einer Tuchfabrik erbaut wurde. Heute befinden sich hier ein Trauzimmer und die Verwaltungsstelle. Im jüngsten Essener Viertel finden wir am südlichen Ruhrufer auch ein Schloss. Es handelt sich dabei um ein Wasserschloss Hugenpoet, dessen heutiges Aussehen im Neorenaissancestil hauptsächlich aus den Zeiten des Umbaus im 19. Jahrhundert stammt. Doch seine Vorgängerbauten befanden sich hier schon viel früher. Zuerst war es eine Hofanlage, dann wurde sie zur Burg ausgebaut. Diese wurde jedoch im 15. Jahrhundert zerstört. Die Anlage beherbergt heute ein Luxushotel.
3 Essen-Kettwig; 19,5 km
Nach einem Rundgang zwischen den malerischen Fachwerkhäusern überqueren wir das Stauwehr und treten nun den Rückweg an. Wir radeln bis zur Ampelkreuzung und biegen links in die Werdener Straße ein. Auf dieser unterqueren wir die Eisenbahnbrücke, lassen Kettwig hinter uns und radeln in Ufernähe geradeaus weiter. Hinter einem Golfplatz mündet sie in die Laupendahler Landstraße, die uns sicher in den Ortskern von Essen-Werden bringt.
An der Gustav-Heinemann-Brücke biegen wir rechts ab und radeln auf die Abteikirche zu.
Die Ludgerusbasilika wurde Anfang des 9. Jahrhunderts als Klosterkirche erbaut. Doch nur wenige ihrer Grundmauer sind bis heute erhalten. Mehrere Brände verwüsteten die erste sowie die zweite Kirche, die später aufgebaut wurde. Das heutige Aussehen des Bauwerks stammt aus dem 13. Jahrhundert, als es als spätromanische Kirche neu errichtet wurde. Die dreischiffige Emporenbasilika besteht aus zwei Bauteilen. Der frühromanische Teil der ehemaligen Peterskirche, in der romanische Wandmalereien teilweise erhalten werden konnten, ist mit dem Langhaus des spätromanischen Bauwerks verbunden, so dass die beiden Gebäude ein Gotteshaus bilden. Das imposante Element der Basilika ist der achteckige Vierungsturm. In der Mitte der Vierung, in der sich das Querschiff mit dem Hauptschiff trifft, stehen der Altar und der Ambo. Die Seitenschiffe sind zweigeschossig. Für die Gewölbe sind Kreuzrippen charakteristisch. Sie und der mächtige Vierungsturm sind Anzeichen des neuen Architekturstils – der Gotik. Aber auch Barockelemente, die Zeugen der späteren Umgestaltung sind, finden wir in der Kirche. Zu denen gehören der Hochaltar, das Chorgestühl sowie die Seitenaltare. In der Krypta befindet sich der Schrein, der in der Form der Kirche errichtet wurde, mit den Reliquien des heiligen Ludgerus. Seit Anfang des 12. Jahrhunderts findet jedes Jahr eine feierliche Prozession mit den Gebeinen des Abteigründers durch den heutigen Essener Ortsteil statt. Die Kirche trägt seit 1993 den Ehrentitel basilica minor.
4 Ludgerusbasilika; 27,0 km
Vor der Kirche schlagen wir den Lenker nach links und radeln auf der Heckstraße durch den ältesten Stadtteil Essens. Auf der Straße Neukircher Mühle verläuft unser Weg kurzzeitig hügelig, bis wir wenig später wieder das Stauwehr von Werden wieder erkennen. Wir bleiben geradeaus, radeln auf dem kurvigen Weg an mehreren Yachtclubs vorbei, lassen einen Campingplatz links liegen und erreichen das beliebte Ausflugsziel Haus Scheppen.
An dem Motorradtreff Haus Scheppen, der im gesamten Ruhrgebiet bekannt ist, radeln wir zunächst nach rechts, verlassen die Straße aber nach links wieder, um wieder an das Ufer des Baldeneysees zu gelangen. Mit einem herrlichen Blick über den See genießen wir die Tour in einem weiten Linksbogen, unterqueren die bereits bekannte Brücke am Ende des Sees und stoßen auf den Alten Kupferdreher Bahnhof, in dem sich heute eine Gastronomie befindet. Wir biegen rechts und sofort nach links ab, fahren auf der Poststraße bis zur Kupferdreher Straße und wenden uns auf dieser nach links. Wir rollen neben der breiten Straße entlang, passieren eine Autobahnauffahrt und verlassen rund 600 Meter hinter der Auffahrt die Straße nach links, um wieder an das Ruhrufer zu gelangen. Gemütlich treten wir in die Pedale und radeln genussvoll durch die grüne Landschaft und an einem Wasserschutzgebiet entlang, das sich besonders bei Zugvögeln großer Beliebtheit erfreut. Vor der breiten Marie-Juchacz-Straße wenden wir uns nach links und fahren auf einem Radweg etwas oberhalb der Straße, bis wir die Ruhr ein weiteres Mal überqueren. An einer Ampelkreuzung biegen wir rechts ab, lassen das Rad die Straße Zornige Ameise hinab rollen und haben unseren Ausgangspunkt erreicht.
Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.
Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.
Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.
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