Unterwegs auf historischen Handelsrouten: Wo im Mittelalter schon Kaufleute unterwegs waren und Gläubige sich aufmachten nach Spanien zu pilgern, radeln wir zwischen den weiten Feldern und Äckern entlang des legendären Hellwegs. Zwischen Unna und Werl lernen wir dabei die Natur kennen und genießen die Ruhe im östlichsten Teil des Ruhrgebiets.
Start und Ziel: Bahnhof in Unna, Bahnhofstraße
Pkw: Entweder auf der Autobahn 44 bis zur Ausfahrt 53 (Kreuz Unna-Ost) oder auf der Autobahn 1 bis zur Ausfahrt 54. Von beiden Ausfahrten weiter der Beschilderung ins Zentrum von Unna folgen.
ÖPNV: Mit der S-Bahnlinie 4 oder den Regionalexpressen 10718 bzw. RE 10727 bis Unna
Rundtour: Ca. 35 Kilometer/3,5 Stunden
Streckenprofil: Überwiegend landwirtschaftliche Nutzwege auf Asphalt.
Einkehr: Diverse Einkehrmöglichkeiten in Unna; Restaurant Landhaus Ententeich, Alleestraße 1, 59427 Unna, Tel. (0 23 03) 4 93 72, www.landhausententeich-unna.de
Am Wegesrand: Naturschutzgebiet Uelzener Heide, 59425 Unna; Hellweg; Hemmerde; Büderich
Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels stammt aus meinem nicht mehr erhältlichen Reiseführer über Radtouren im Osten des Ruhrgebiets. Die meisten Informationen werden daher veraltet sein und dieser Artikel kann nur als grobe Richtschnur dienen.
Am Bahnhof von Unna blicken wir schon direkt zu Beginn dieser Runde auf das Rathaus der Stadt, das sich gleich gegenüber der Radstation befindet.
Die Stadt Unna liegt am östlichen Rand des Ruhrgebiets und gehört zu den alten Orten der Region. Als Stadt direkt am Hellweg gewann sie sehr früh an Bedeutung. Schon 1288 bekam sie Stadtrechte sowie Marktrechte. Trotz Kriegen und Auseinandersetzungen entwickelte sich die Stadt sehr schnell. Zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert blühte sie auf, was mit dem Wohlstand ihrer Bewohner zum Ausdruck kam. Sie war damals auch ein Mitglied der Hanse. Später verlor sie jedoch an Bedeutung. Bis ins 19. Jahrhundert war Unna eher ein beschaulicher Ort, der von Bränden heimgesucht, belagert und beschossen wurde. Die Industrialisierung brachte die Stadt wieder in Schwung. Seit Jahren erlebt die frühere Industriestadt Unna den Wandel zusammen mit dem ganzen Ruhrgebiet und orientiert sich um. Heute punktet sie mit der historischen Altstadt, vielen Fachwerkhäusern, mit dem Hellweg-Museum und Kulturangeboten, die moderne Kunst anziehen.
Zwischen dem Unnaer Rathaus und der Radstation fahren wir halb um die städtische Behörde herum und biegen sofort in die Kantstraße nach rechts ein. Sie führt uns in einem Bogen unter die Eisenbahngleise hindurch bis zu einem Kreisverkehr an dem wir abermals nach rechts in die Viktoriastraße einbiegen. Ein weiterer Kreisverkehr wird von uns überquert und schon radeln wir auf das Ende der Straße zu, an dem wir dieses Mal den Lenker nach links einschlagen. Vor uns breiten sich die ersten Felder aus und wir wenden uns vor einem Bauernhof nach rechts, radeln zwischen den Feldern und unterqueren dabei erneut eine Eisenbahnbrücke bevor wir auf der Straße Im Stift und der Dreishofstraße durch Uelzen radeln und uns in der Natur befinden.
Das Naturschutzgebiet Uelzener Heide-Mühlhauser Mark erstreckt sich auf einer Fläche von 200 ha. Wegen seinem einzigartigen Charakter, der durch zahlreiche Feuchtbiotope und Quellen gekennzeichnet ist, zählt es zu den bedeutenden Landschaften im Kreis Unna. In dem grünen wald- und gewässerreichen Paradies leben unter anderem stark gefährdete Tierarten wie die Nachtigall, der Eisvogel, der Laubfrosch und der Kammmolch. Seit 1980 findet jährlich am ersten Samstag im Jahr der „Tag der Weide“ statt. Es handelt sich um eine Initiative, die auf den Baum, der für die Bachlandschaft charakteristisch ist, aufmerksam machen möchte. Freiwillige treffen sich zusammen, um den mächtigen Bäumen die bekannte Kopfform zu geben. Früher wurden Weiden und ihr Holz auf verschiedene Weise verwendet und dafür regelmäßig geschnitten. Heute ist dies zwar nicht mehr der Fall, doch die Bäume würden unter der Last der eigenen Kronen zusammenbrechen. Die charakteristischen Kopfweiden verschwinden langsam aus unserer Landschaft.
1 Uelzener Heide-Mühlhauser Mark; 5,0 km
Wir bleiben geradeaus, passieren einen Sportplatz und nutzen am Ende eines Parkplatzes einen kleinen Pfad zur Bruchstraße. Auf der Bruchstraße fahren wir rechts, biegen an einer T-Kreuzung nach links ab und durchqueren nun geradeaus auf der Nußbredde einen kleinen Teil von Mühlhausen. Hinter den letzten Häusern wenden wir uns nach rechts, passieren erneut einen Bahndamm und fahren anschließend nach links. Wir lernen nun den Mühlhausener Hellweg kennen, der automatisch in den Stockumer Hellweg mündet.
Bei dem Begriff Hellweg handelt es sich um eine Heeresstraße, die im Mittelalter für den Fernverkehr und Fernhandel gedacht wurde. Auf dem Weg, der breiter war als üblich, konnten Kaufleute ohne größere Probleme reisen und ihre Waren von Ort zu Ort transportieren. In Nordrhein-Westfalen war der westfälische Hellweg eine bekannte Straße schon vor der Ära der Römer. Sie führte vom Rhein in Duisburg nach Osten ins Tiefland bis hinter Paderborn. Am Hellweg lagen unter anderem folgende Städte: Duisburg, Mülheim a.d. Ruhr, Essen, Bochum, Dortmund, Unna, Geseke und Paderborn. Abschnitte des Hellwegs wurden im Laufe der Zeit zu asphaltierten Straßen ausgebaut wie zum Beispiel die Bundesstraße 1. Bis heute kann man seinen Verlauf aber auch in den Wäldern erkennen. Auf dem Gebiet, durch das der Hellweg führte, wird zurzeit ein Kulturprojekt Hellweg – ein Lichtweg realisiert. Es befasst sich mit Lichtkunst in der Region, die als ein gemeinsamer Identifikationsfaktor gesehen wird. In Unna, in der ehemaligen Lindenbrauerei befindet sich das Zentrum für Internationale Lichtkunst, das Teil des Projektes ist.
2 Hellweg; 8,5 km
Auf dem Stockumer Hellweg verlassen wir auch das gleichnamige Dorf und fahren auf dem Hemmerder Hellweg weiter in die ursprüngliche Richtung. Nach Überquerung des kleinen Bachs Amecke erreichen wir die ersten Häuser von Hemmerde, wenden uns nach links und biegen rechts hinter Haus Nummer 29 in den Friedhofsweg ein. In dem kleinen Ort erwarten uns gleich zwei Kirchen, die nur etwas über 100 Meter auseinander stehen. Auf der rechten Seite begegnen wir zunächst der katholischen St. Peter und Paul-Kirche, biegen dahinter links ab und sehen anschließend auf der rechten Seite die Evangelische Kirche Hemmerde. Auch hinter diesem Gotteshaus biegen wir ab, dieses Mal nach links, und verlassen auf geradem Weg die kleine Ortschaft.
Zwischen weiten Feldern radeln wir weiter ostwärts, überqueren zwei kleine Bäche und sehen vor uns schon die Häuser des nächsten Ortes, Holtum. Auf der Grotekittelstraße halten wir uns rechts, radeln bis zum Ende, biegen zunächst links ab, aber gleich an der ersten Kreuzung steuern wir unser Fahrrad nach rechts. Wir überqueren einen Bach, radeln bis Büderich und wenden uns vor einem Friedhof nach rechts in die Hochstraße. An seinem folgenden Parkplatz halten wir uns ebenfalls rechts, um ein kurzes Stück auf dem Büdericher Hellweg durch eine Linkskurve zu radeln und anschließend die Bundesstraße 1 zu überqueren. Weiter führt unser Weg an zahlreichen leuchtenden Feldern vorbei und auf einer Autobahnbrücke sehen wir den Autofahrern zwischen dem Sauerland und dem Ruhrgebiet hinterher.
An der zweiten Möglichkeit hinter der Autobahn wenden wir uns nach rechts und ändern unsere hauptsächliche Fahrtrichtung nun gen Westen. Wir bleiben auf dem kurvigen Pfad bis zum Weiler Büdericher Haar, den wir mit einer Rechts- und einer Linkskurve umrunden und fahren weiter auf einem Feldweg bis zu einer T-Kreuzung, an der wir nach links abbiegen. Vor dem Weiler Schafhausen biegen wir rechts ab, gelangen kurz darauf nach Dreihausen und halten uns dort an einer Gabelung halblinks. Wir fahren stets geradeaus bis zu einem kleinen Bildstock an einer T-Kreuzung, lenken unser Fahrrad nach links und rollen geradeaus durch die sattgrüne Landschaft.
An einer Landstraße biegen wir rechts ab, unterqueren die Autobahn und erreichen das Dorf Siddinghausen, in dem wir links in den Ostbürener Weg einbiegen und auf dem gut ausgebauten Landwirtschaftsweg nicht nur die Aussicht genießen, sondern auch ein weiteres Mal die Autobahn unterqueren und die zur Landung auf den Dortmunder Flughafen ansetzenden Flugzeuge beobachten.
Der Flughafen Dortmund gehört zu den bedeutenden Flughäfen in Nordrhein-Westfalen. Er dient vor allem Billigfluggesellschaften und spielt eine große Rolle in der Touristikbranche. Angefangen hat alles 1925 in Dortmund-Brackel. Damals wurde offiziell der Flughafen, der sich allerdings an einem anderen als heutigen Standort befand, in Betrieb genommen. Wenige Jahre nach der Eröffnung gewann er wesentlich an Bedeutung im westdeutschen Raum. Ein besonderes Erlebnis geschah am 10. August 1930, als das Luftschiff Graf Zeppelin auf dem Flughafen landete. Im Zweiten Weltkrieg gehörte der Flughafen dem Militär und diente ihren Zwecken. Direkt nach dem Zweiten Weltkrieg war er in Besitz der britischen Luftwaffe. Zwischen 1953 und 1959 wurde er von Sportfliegern benutzt, da er zu klein für die damalige Maschinen geworden war. Später wurde er zu einem Standort für britische Raketen. Man suchte also einen anderen Platz für den Dortmunder Flughafen und entschied sich für Wickede. Die Eröffnung erfolgte 1960. Heute erstreckt er sich auf der Fläche von 220 ha und betreibt etwa 90 Flüge pro Tag.
Schnurgerade verläuft unser Weg zu einer Gabelung, an der wir halbrechts in die Straße Bauernbrücke hinein fahren und in Ostbüren die quer verlaufende Straße erreichen. An dieser kurz rechts und sofort wieder nach links und schon sind wir wieder zwischen den freien Feldern und biegen an der ersten Kreuzung nach links ab.
Während wir zu unserer Rechten ein Windrad passieren, erreichen wir einen Bauernhof, biegen an diesem nach rechts ab und bleiben nun lange Zeit geradeaus. Das Dorf Kessebüren streifen wir nur kurz, unterqueren eine Eisenbahntrasse und halten uns an der Gabelung hinter der Unterführung halbrechts. Mit der Überquerung einer breiten Landstraße erahnen wir bereits auf der rechten Seite die Stadt Unna wieder, biegen an einer T-Kreuzung nach rechts ab und überqueren ein letztes Mal die Autobahn. Vor den ersten Wohnhäusern verläuft unser Weg nach links bis zu einem Wald, vor dem wir uns nach rechts wenden. Geradeaus unterqueren wir eine breite Straßenbrücke und radeln wenig später selber auf einer gebogenen Brücke bis in die Grabengasse. Wir biegen rechts ab, überqueren die Josef-Ströhoff-Straße und radeln über den Ulrichswall nicht nur durch das Zentrum Unnas, sondern auch an der Stadtkirche vorbei. Über die Voßkuhle und den Katharinenplatz gelangen wir mit einer Linkskurve zum Rathaus von Unna und damit auch zu unserem Ausgangspunkt am Bahnhof.
Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.
Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.
Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.
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