Der 405 km lange Pilgerweg von Paderborn führt einmal quer durch Nordrhein-Westfalen. Das Land NRW, wie es abgekürzt wird, hat gemeinsame Grenzen zu Belgien und den Niederlanden und ist mit ca. 16 Mio Einwohnern gleichzeitig das bevölkerungsreichste Bundesland in Deutschland. Das Herzstück von NRW ist das Ruhrgebiet, eines der reichsten Steinkohlenreviere der Welt, das lange Zeit durch Kohle- und Stahlerzeugung geprägt war. Weiter südlich beginnt das Rheinland, wo sich zwischen Köln und der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn der zweitgrößte Braunkohletagebau befindet. Nordöstlich des Ruhrgebietes verläuft bis zum Teutoburger Wald die Münsterländer Bucht, in der die Landschaft durch Agrarwirtschaft gekennzeichnet ist.
Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels stammt aus meinem nicht mehr erhältlichen Reiseführer über den Jakobsweg von Paderborn nach Aachen. Die meisten Informationen werden daher veraltet sein und dieser Artikel kann nur als grobe Richtschnur dienen.
Die sich im südlichen Teil Nordrhein-Westfalens befindlichen Regionen Sauerland, Siegerland, Bergisches Land und die Nordeifel sind waldreich und werden als Erholungsgebiete und für die Trinkwasserversorgung genutzt. Wichtige Flüsse in NRW sind Rhein, Ruhr und die Lippe, wovon sich die beiden erstgenannten im größten Binnenhafen der Welt in Duisburg treffen.
Sie werden bei Ihrer Pilgerreise die vielfältigen Landschaften von Nordrhein-Westfalen kennen lernen. Sie beginnt im landwirtschaftlich geprägtem Westfalen, führt durch die reizvollen Naturlandschaften des Ruhrgebietes über die sanften und bewaldeten Hügel des Bergischen Landes bis an den Rhein. Von dort geht es durch die Kölner Bucht, dem Deutsch-Belgischen Naturpark und Aachen bis zur belgischen Grenze.
Flora und Fauna
Auch wenn Sie durch das Bundesland mit den meisten Einwohnern pilgern, so werden Sie von der heimischen Tier- und Pflanzenwelt nicht enttäuscht werden. Stellenweise ist es sogar so, dass die Tiere gerade hier eine besondere Zutraulichkeit entwickeln, da sie in der Nähe von Besiedlungen wesentlich einfacher an Futter heran kommen.
Die typische Tierwelt in Nordrhein-Westfalen besteht aus Rehen, Füchsen, Feldhasen, einigen Greifvogelarten sowie vielen verschiedenen Singvögeln. Es kann aber durchaus auch vorkommen, dass Sie auf exotischere Tiere, Wie z.B. Schildkröten treffen. Viele Menschen schaffen sich Tiere an, die sie, aus welchen Gründen auch immer, nach einiger Zeit aussetzen.
Doch trotzdem an dieser Stelle die Bitte, auch Rücksicht zu nehmen. Sie werden durch Waldwege pilgern, durch Brutgebiete und auch durch Wasserschutzgebiete. Bitte bleiben Sie auf den Wegen und hinterlassen Sie keinen Müll. Auch wenn in manchen Abschnitten keine oder wenig Mülleimer vorkommen, so nehmen Sie Ihre leeren Verpackungen bitte trotzdem wieder mit.
Geschichte
Im Jahre 775 wurde im Zusammenhang mit den Sachsenkriegen von Karl dem Großen erstmalig von Westfalen als Volksstamm gesprochen. Es handelte sich bei den Westfalen um den dritten Teil des Sachsenstammes, der des Weiteren aus den Engern und den Ostfalen bestand. Das Gebiet der Engern bestand im Wesentlichen aus dem Raum von Büren bis Verden an der Aller bei Bremen auf beiden Seiten der Weser. Bei Ostfalen hingegen handelte es sich um den Raum von Hildesheim bis zur Elbe. Die Westfalen lebten hauptsächlich westlich des Teutoburger Waldes sowie im westlichen Sauerland, in der Soester Börde und im Münsterland bis nördlich von Osnabrück an die Grenze zu Friesland.
Nachdem die Sachsenkriege endeten, entstanden die Bistümer Minden (um 803), Münster (um 805) und Paderborn (um 806). Als das Herzogtum Sachsen unter Heinrich dem Löwen zerschlagen wurde, vergab im Jahr 1180 Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Herzogswürde für den östlichen Teil (Nieder-)Sachsens an die Askanier, das engere Westfalen ging als Herzogtum an den Erzbischof von Köln. Dieses neue Herzogtum Westfalen entsprach lediglich dem heutigen Sauerland. Der Name verband sich mit dem kölnischen Anspruch, später entsprechend der kirchlichen Zuständigkeit das ganze Westfalen zu besitzen. Dieser Anspruch bestimmte die Politik der folgenden Jahrzehnte und Jahrhunderte. Im Zuge der Machtkämpfe zwischen dem Erzbischof von Köln und dem Bischof von Paderborn legte Köln Stützpunkte ringförmig um Paderborn an. Das Hochstift Paderborn widersetzte sich durch Anlage eigener Stützpunkte (Schloss Neuhaus, Salzkotten, Kleinenberg, Borgentreich, Nieheim und Steinheim).
In der 1444 begonnenen 5jährigen Soester Fehde, erlebte Köln einen empfindlichen Rückschlag, als sich Soest widersetzte und dem Herzogtum Cleve-Mark anSchloss. Die Kämpfe hatten für zahlreiche Orte Westfalens schwere Zerstörungen gebracht. Im Vergleich zu Paderborn war das Hochstift Minden relativ unbedeutend. Es bestand nur bis 1648, als es im Westfälischen Frieden Brandenburg zugesprochen wurde. Cleve, Mark und Ravensberg waren bereits 1614 an Brandenburg gefallen, womit Brandenburg (und in seiner Nachfolge Preußen) sein Gebiet über die Weser nach Westen ausweiten konnte.
Die Herrschaft der geistlichen Territorien endete abrupt im Jahre 1803. Die Reichsdeputation brachte für Westfalen stärkste politische Umwälzungen, die 1815 bestätigt wurden: Die Fürstbistümer Münster und Paderborn, ebenso die 1792 zum Fürstbistum erhobene Abtei Corvey und das Stift Herford wurden genau wie Köln preußisch. Damit entstand die preußische Provinz Westfalen.
Am 23.08.1946 beschloss die britische Militärregierung nach Ende des Zweiten Weltkrieges die Gründung des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Gebildet wurde es aus der ehemaligen preußischen Provinz Westfalen und dem nördlich gelegenem Teil der Rheinprovinz, dass aus den Regierungsbezirken Düsseldorf, Köln und Aachen bestand. Der südlichere Teil der Rheinprovinz, bestehend aus den Regierungsbezirken Koblenz und Trier wurde dem Bundesland Rheinland-Pfalz zugesprochen. Fünf Monate später, im Januar 1947 wurde das Fürstentum Lippe mit dem Regierungsbezirk Minden zu einem neuen Regierungsbezirk Detmold vereinigt und kam so dem Land NRW zu.
Das Wappen des Landes zeigt ein dreigeteiltes Schild. Links ist der Rhein als silbernes Wellenband auf grünem Grund abgebildet. Rechts ist als altes Wahrzeichen Westfalens das aufsteigende Sachsenroß zu sehen, während in der Spitze auf silbernem Grund die rote lippische Rose abgebildet ist.
Die Westfalen und Rheinländer
Rheinländer und Westfalen sind sehr gegensätzlich, so sagt man. In beiden Gruppen existieren Menschen, denen es wichtig ist, nicht zur anderen Gruppe einsortiert zu werden und auch die Herangehensweise beider Bevölkerungsgruppen an Auswärtige unterscheidet sich zunächst sehr. Während der Rheinländer mit der Grundhaltung „Das ist bestimmt ein Netter!“ auf den Fremden an sich zu geht, hält es der Westfale mehr mit: „Was ist das denn für einer?“.
Der Rheinländer ist lebensfroh, laut und begrüßt die Leute mit großen Worten. Das weiß man schon alleine deshalb, weil alljährlich im Februar am Rhein Karneval gefeiert wird. Die Konversation ist allerdings etwas einseitig, denn während der Rheinländer redet, lauscht der Besucher eher.
Ganz anders der Westfale. Dieser Menschenschlag wird als ruhig, zurückhaltend sogar als langsam bezeichnet. Der redet am Liebsten erst einmal gar nicht mit dem Fremden. Worüber auch? Man kennt sich ja nicht. Nur wenn es sich nicht vermeiden lässt, spricht er dann doch. Man ist ja stur, aber will nicht unfreundlich sein. Um mit dem Westfalen ins Gespräch zu kommen, muss also der Fremde den ersten Schritt tun.
Aber dies sind alles natürlich nur Vorurteile. Bei der Recherche zu diesem Buch ist aufgefallen, dass es eigentlich keine großen Ausnahmen gibt. Hilfsbereit und freundlich waren unterwegs alle. Daher sollte man diese alte “Feindschaft” zwischen Rheinländern und Westfalen nicht überbewerten.
Reise Infos von A bis Z
An- und Abreise
Paderborn liegt im Herzen Westfalens und hat sehr gute Verkehrsanbindungen, die Ihnen alle folgenden Möglichkeiten offen lassen.
Mit dem Auto
Paderborn liegt direkt an der Autobahn 33, die von Nord nach Süd wiederum die Autobahn 2 (Ruhrgebiet – Berlin) mit der Autobahn 44 (Ruhrgebiet – Kassel) verbindet. Benutzen Sie die Autobahnausfahrt 27 (Paderborn-Zentrum) um in den Innenstadtbereich zu gelangen. Da Sie jedoch für mehrere Tage Ihren Wagen parken werden, ist es angebracht, diesen außerhalb des Citybereiches abzustellen. Nutzen Sie anschließend die Paderborner Verkehrsgesellschaft ( www.padersprinter.de) um zum eigentlichen Startpunkt, dem Paderborner Dom zu gelangen. Alternativ befindet sich auf der Bahnhofstraße, schräg gegenüber des Paderborner Hauptbahnhofes ein Parkplat, an dem das Parken bis zu fünf Tagen kostenlos ist.
Wenn Sie nach Aachen gepilgert sind und zu Ihrem Pkw nach Paderborn zurück kehren möchten, haben Sie neben der Bahnfahrt auch die Möglichkeit sich in Aachen einen Pkw zu mieten und diesen anschließend in einer entsprechenden Filiale in Paderborn wieder abzugeben (One-Way-Verleih).
Sixt Paderborn-Lippstadt Airport, Flughafenstr. 33, 33142 Bueren-Ahden, Tel. 02955/795-21, Fax 02955/795-22. Sixt Paderborn Downtown, Balhorner Feld 8, 33106 Paderborn, Tel. 05251/89730, Fax 05251/370892. Sixt Aachen, Dennewartstraße 27, 52068 Aachen, Tel. 0241/9631-800, Fax 0241/9631-809. Europcar Autovermietung, Bahnhofstraße 72, 33102 Paderborn, Tel. 05251/32001, Fax 05251/35010. Europcar Aachen Railway DB Reisecentrum, 52064 Aachen, Tel. 0241/95815-0, Fax 0241/958156-6. Europcar Aachen Rothe Erde, Philipsstr. 4, 52068 Aachen, Tel. 0241/95815-0, Fax 0241/958156-6.
Für die Rückfahrt mit dem Pkw nach Paderborn gibt es zahlreiche und auf Grund des engmaschigen Autobahnnetzes an Rhein und Ruhr komplizierte Möglichkeiten. Die einfachste ist über die Autobahn 4 von Aachen in Richtung Köln. Dort am Kreuz Köln-West auf die A1 (Richtung Dortmund) und am Autobahnkreuz Dortmund/Unna auf die A44 Richtung Kassel. Am Autobahnkreuz Wünnenberg/Haaren folgen Sie dann wieder der Autobahn 33 bis zum Paderborner Zentrum. Fahren Sie nicht in Aachen schon auf die A44. Diese Autobahn ist nicht durchgehend gebaut und endet nach einigen Autobahnwechseln vorläufig mitten in der Landeshauptstadt Düsseldorf.
Mit dem Flugzeug
Die Anreise mit dem Flugzeug ist zumindest aus dem süddeutschen Raum ebenfalls möglich. Die Flughäfen Stuttgart, München und Frankfurt am Main bieten Flüge unter anderem mit Air Berlin und der Lufthansa an. Sie landen am Flughafen Paderborn/Lippstadt und können von dort aus bequem mit den Buslinien 400 und 460 den Hauptbahnhof von Paderborn erreichen.
Mit dem Fahrrad
Wenn Sie von vornherein planen, mit dem Fahrrad zu pilgern, haben Sie natürlich auch die Möglichkeit, direkt mit dem Rad anzureisen. Paderborn liegt südlich von Detmold und ist von dort per Rad in wenigen Kilometern über die Römerroute erreichbar. Denn Detmold wiederum liegt direkt an dem europäischen Radfernwanderweg (R1) der vom französischen Calais bis nach St. Petersburg reicht. Deutschland quert er über Münster, Detmold, Goslar, Quedlinburg, Dessau, Berlin und Küstritz. Paderborn und Aachen sind auch über die Kaiserroute miteinander verbunden. Dieser ist nach Kaiser Karl dem Großen angelegt und benannt worden. Die Kaiserroute verläuft allerdings nur stellenweise gleich mit dem in diesem Buch aufgeführten Pilgerweg und hat mit ihm nur selten etwas gemeinsam. Wenn Sie in Aachen angelangt sind, haben Sie nach Süden die Möglichkeit über die Drei-Länder-Route gut ausgeschildert bis in das Saarland zu gelangen. Auf Grund der grenznahen Randlage müssen Sie allerdings erst wieder auf dem Pilgerweg oder über die Kaiserroute zurück bis zum Rhein um in andere Teile Deutschlands über Fernradwege zu radeln.
Mit der Bahn
Der Bahnhof ist von allen größeren Städten Deutschlands problemlos mit dem ICE oder Nahverkehrszügen zu erreichen. Er befindet sich ein Stück westlich der Innenstadt in der Bahnhofstraße. Wenn Sie aus dem Bahnhof heraus kommen, gehen Sie nach rechts bis zur Einkaufstraße und durchqueren diese bis Sie zum Rathaus gelangen. Links am Rathaus vorbei kommen Sie automatisch zum Paderborner Dom.
Ausrüstung
Zum Pilgern, sei es zu Fuß oder mit dem Fahrrad, benötigt man nicht viel Ausrüstung. Hier gilt das Motto: Weniger ist Mehr! Erst recht, wenn es darum geht im bevölkerungsreichsten Bundesland Deutschlands zu pilgern. Es wird sicherlich keiner auf dem Pilgerweg zwischen Paderborn und Aachen verhungern. Daher ist es unnötig sich mit zu viel Ballast abzumühen. Folgende Gegenstände kann bzw. sollte man mitführen. Alles was darüber hinaus geht ist schlicht und einfach überflüssig:
1 Rucksack,
1 Schlafsack,
Regencape,
T-Shirt aus Microfaser,
Unterwäsche,
1 leichte lange Freizeithose (empfehlenswert sind Zip-Hosen, da diese mittels Reißverschluss in wenigen Sekunden von lang auf kurz oder umgekehrt zu wechseln sind),
Sonnenkappe,
1 leichten Pulli,
1 Paar Wandersocken,
1 Paar dünne Socken,
leichte Sandalen,
2 Trekkinghandtücher,
kleines Kissen,
Minitaschenlampe,
Seife,
Medikamente (Pflaster, Verband, Schmerztabletten),
Kosmetik (50 ml Shampoo, 50 ml Duschbad, 25 ml Zahnpasta, Deo, Hautcreme, Sonnencreme, Zahnbürste),
Trinkbecher, Gabel, Löffel,
Mit dieser Ausrüstungsliste erreichen Sie keine 6 kg, die sich relativ leicht mit sich führen lassen.
Des weiteren trägt man direkt am Körper:
Wandersocken,
knöchelhohe Wanderschuhe
Zip-Hose,
Unterwäsche,
T-Shirt,
1 Taschenmesser,
1 Trinkflasche, befestigt am Gürtel oder Rucksack und natürlich dieses OutdoorHandbuch.
Zum Rucksack sei gesagt, dass wir mit der Marke Vaude sehr gute Erfahrungen gemacht haben. Insbesondere hat uns gefallen, dass unser Trekkingrucksack in zwei “Etagen” gepackt werden kann und somit ein Suchen nach Dingen, die sich ganz unten befinden entfällt. Achten Sie darauf, dass Sie beim Einräumen des Rucksackes die schwereren Teile nach unten und direkt an den Rücken packen.
Einkaufen
Bei einer Pilgerreise geht es unter anderem auch darum, so wenig wie nur möglich mit zu nehmen. Oder anders ausgedrückt, man soll sich nicht unnötig belasten. Dieser Pilgerratschlag ist zwar im Wesentlichen nicht für die Ausrüstung gemeint, kann aber dennoch getrost auch beim Gepäck angewandt werden. Ausgerechnet in Nordrhein-Westfalen kann man auf alles verzichten, was eine Pilgerreise nur erschwert. In fast jeder Ortschaft existieren Lebensmittel- und Supermärkte. Für die Ergänzung der Ausrüstung, seien es Filme oder Batterien für die Kamera oder Ersatzteile für das Fahrrad bei einer Radpilgerung, stehen in jedem größeren Ort Fachhändler und Werkstätten zur Verfügung. Es besteht also wirklich kein Bedarf, Gegenstände mit sich zu führen, bei denen man von vornherein lediglich sagen würde, dass man sie eventuell gebrauchen könnte.
Essen und Trinken
Wie bereits erwähnt, Sie befinden sich im Bundesland mit den meisten Einwohnern. Es dürfte schwer fallen, hier zu verhungern. Allerdings ist ein Verdursten nicht unmöglich. Auch wenn Sie sich nicht unnötig beladen möchten, sparen Sie nicht am falschen Ende. Auch in NRW wird es im Sommer sehr heiß. Gerade in den flacheren landwirtschaftlichen Gegenden existieren nicht sehr viele Schatten spendende Möglichkeiten. Sorgen Sie bitte für eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr.
Wir haben die Etappen extra kurz gehalten, damit Sie individuell entscheiden können, wie viel Etappen Sie an einem Tag absolvieren möchten. Richten Sie bitte auch Ihre Nahrungsvorräte danach. Unterwegs treffen Sie auf zahlreiche Restaurants, die wir nicht alle erwähnt haben. Wir haben uns bei der Auswahl darauf beschränkt, dass die erwähnten Restaurants in etwa im gleichen Abstand entfernt sind. Allerdings haben wir auch gleichzeitig einige günstige Einkaufsmöglichkeiten aufgeführt, die auf dem Weg liegen. Das erleichtert Ihnen ein wenig die Planung, wann Sie wieder einkaufen gehen können.
Geschichte des Jakobskultes
Das spanische Galizien, genauer gesagt der Ort Santiago de Compostela, ganz im Nordwesten der iberischen Halbinsel wurde ab der ersten Jahrtausendwende zum Zielpunkt einer Pilgerbewegung, die bis zum heutigen Tag nicht abreißt. Doch es ist nicht der Ort selber, der jährlich viele hunderttausend Gläubige anzieht, sondern das Grab des Apostels Jakobus dem Älteren.
Dabei begann alles mit einer Legende. Im Auftrag Jesu habe der Apostel Jakobus in Spanien den Glauben verkündet. Später kehrte er nach Palästina zurück, wo er als erster Apostel das Martyrium erlitt. Aus Angst vor den Juden haben seine Jünger den Leichnam nach Spanien gebracht. Sie benutzten den Seeweg und landeten in der Nähe des heutigen El Padròn, wo sie einen Ort suchten um die sterblichen Überreste von Jakobus beerdigen zu können. Die Zeit verging und das Grab geriet im Laufe der folgenden Jahrhunderte in Vergessenheit bis ein Bischof namens Theodomir Anfang des 9. Jahrhunderts das Grab mit Hilfe eines hell leuchtenden Sternes wieder gefunden haben soll. Schon wenige Jahre später entstand der Glaube an den Heiligen, als er im Jahr 844 in der Schlacht von Clavijo zum Sieg über die Mauren verholfen haben soll.
Von diesem Zeitpunkt an hatte Santiago de Compostela im Mittelalter den gleichen Stellenwert wie Rom oder Jerusalem und wurde weit über die Grenzen Galiziens hinaus bekannt. Mitte des 13. Jahrhunderts berichtet ein Franziskanermönch davon, sogar in der Inneren Mongolei einen armenischen Mönch angetroffen zu haben, der vom hl. Jakobus sprach. Doch bereits viel früher wurde der Jakobsweg europaweit berühmt. Der erste Pilger, der namentlich erwähnt werden kann, ist Bischof Godeschalk von Le Puy. Schon im Jahre 951 besuchte er das Grab des Apostels.
Durch den wachsenden Glauben an Reliquien und Wunder stieg die Zahl derer, die sich auf den beschwerlichen Weg machten, ein Heiligtum zu besuchen. Viele Pilger, die nach Santiago gingen, stammten aus England und Deutschland. Doch den meisten Zulauf hatte der Ort von Franzosen. So ist es kein Wunder, dass der spanische Abschnitt des Pilgerweges den Namen „camino frances“ trägt und in Frankreich die vier großen Pilgerwege entlang führen. Diese Wege, die aus einem europaübergreifendem Weggeflecht entstehen, verlaufen über Paris, Vézelay, Le Puy und Arles, überqueren die Pyrenäen und verschmelzen bei Puente la Reina zum nordspanischen Pilgerweg. Was die Pilgerwallfahrt damals mit sich brachte, würde man heute als Aufbau einer Infrastruktur bezeichnen. Am Wegesrand entstanden nicht nur Klöster, Herbergen und Pilgerhospize, auch Straßen und Brücken wurden neu angelegt. Wie so häufig in der Geschichte fördern Neuerungen aber nicht nur Positives zu Tage. Straßenräuber, Dirnen und Gastwirte sowie Zöllner, die den Pilger betrogen, waren ebenfalls an der Tagesordnung.
Im Gesamten kann man aber die Pilgerfahrt zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert aus heutiger Sicht auch als Massentourismus bezeichnen. Immerhin handelte es sich um Pilgerströme von mehreren hunderttausend Menschen, die einmal in ihrem Leben zu einer Heiligenstätte wollten. Die Pilgerfahrt ist neben ihrer spirituellen Bedeutung auch eine Art Ausbruch aus dem harten Leben im Mittelalter. Für viele dieser Menschen gab es nichts Höheres als eine Reise zum Apostelgrab.
Doch ein Pilger marschierte nicht einfach drauf los. Bevor er sich auf die gefahrvolle Reise begab, musste er in der Heimat Vorkehrungen treffen. Dabei galt es neben der Regelung finanzieller Verpflichtungen, die Reiseerlaubnis bei seinem Pfarrer einzuholen sowie die Festlegung des letzten Willens. Aber selbst wenn dies vor der Reise nicht getan wurde und es während der Pilgerfahrt tragischerweise dazu kam, ein Testament verfassen zu müssen, so gab es auch am Wegesrand noch Einrichtungen, die sich darauf spezialisierten, den letzten Willen nieder zu schreiben.
Die Grundausrüstung eines jeden Pilgers war der Pilgerstab, eine Pilgertasche und ein wenig Kleingeld. Hinzu kamen festes Schuhwerk und entsprechende Kleidung, die ihn vor schlechtem Wetter schützen sollte. Es handelte sich oft um eine Pelerine, die mit Leder verstärkt war und einem Filzhut mit einer breiten Krempe. Dieses Äußere wurde schnell zum Symbol des Pilgers und fortan war er als solcher zu erkennen. Zudem hatten Pilger einen gewissen Rechtsschutz. Sie waren teilweise von Zöllen befreit und die Steuern, die sie in ihrer Heimat zu zahlen hatten, konnten gestundet werden. Gastwirte, die Pilger betrogen oder mit falschen Preisen anlockten, mussten mit hohen Strafen rechnen.
Dieser Rechtsschutz zeigt aber auch, dass die Pilger auf ihrem Weg gefährdet waren und ihn eben deshalb benötigten. Eine Pilgerfahrt war und ist kein Spaziergang. Der Pilgerstab beispielsweise diente dazu, sich Hunde und andere Tiere vom Leib zu halten. Doch viel gefährlicher waren die Menschen, die in den Pilgern ein wehrloses Opfer sahen. Denn genau das war ein Pilger zu der Zeit. Ein Wanderer ohne Waffe und wehrlos in der Fremde. Dies wurde teilweise schamlos ausgenutzt, nicht nur von Straßenräubern sondern auch von gewerblichen Herbergswirten, die möglicherweise altes Fleisch verkauften oder sogar im Extremfall den Pilger vergifteten um deren Nachlass zu erhalten.
Heiliges Jahr
Der 25. Juli ist Jakobstag. Fällt dieses Datum auf einen Sonntag, spricht man vom Heiligen Jahr. Die Heiligen Jahre in diesem Jahrhundert sind 2004, 2010, 2021, 2032, 2038, 2049, 2055, 2060, 2066, 2077, 2083, 2088, 2094 und 2100.
Hellweg
Der Hellweg war die wichtigste Fernhandelsstraße der Region. Schon in der jüngeren Steinzeit wurden auf dieser Ost-West-Achse Güter transportiert und auch oder gerade die Römer nutzten den Hellweg für den Handel mit den Germanen.
Eine große Bedeutung erhielt die Route letztendlich unter Karl dem Großen, der mit seinen fränkischen Truppen auf dieser Straße seit 772 in den Krieg gegen die Sachsen zog. In einem mehr als dreißigjährigen Konflikt erzwang der Frankenkönig die Eingliederung Sachsens in das Fränkische Reich. Die Infrastruktur des Hellwegraumes wurde zu dieser Zeit vor allem militärisch genutzt. Als kürzeste Verbindung zwischen dem Niederrhein und der neuen Frankenfestung Paderborn bildete der Hellweg die wichtigste Nachschublinie. Bis zum Winter 784/785 baute Karl der Große die Straße mit befestigten Burgen und Königshöfen zu einem fränkischen Etappenweg aus. Von Duisburg, einem der bedeutendsten Königshöfe bis zur Burg Paderborn lagen entlang der Straße im Abstand einer Tagesetappe die fränkischen Stützpunkte. Eine gesicherte Marschroute war für die Franken im feindlichen Sachsen überlebensnotwendig.
Nach der Eingliederung Sachsens in das fränkische Reich wurde der Hellweg wieder mehr als Handelsweg genutzt. Besonders seit dem 12. und 13. Jahrhundert gewann er eine enorme Bedeutung für die neu entstehenden Städte. Von acht Orten, die vor 1180 zwischen Niederrhein und Weser zur Stadt erhoben wurden, lagen sechs am Hellweg: Duisburg, Essen, Dortmund, Soest, Paderborn und Höxter. In dieser Zeit entwickelte sich die Straße zu einer Handelsachse für den westfälischen Raum. Vom Hellweg aus führten weitere Straßen in die neu entstandenen großen Handelszentren der Hanse an der Ostsee und in Skandinavien. Der Hellweg war aber nicht nur Handelsroute. Neben Kaufleuten reisten auch Pilger auf dieser Straße. Zahlreiche Menschen zogen auf ihrer Pilgerfahrt aus dem Norden Europas über den Hellweg in das spanische Santiago de Compostela.
Mit technischen Innovationen im Schiffbau sowie der Verlagerung des Handels an die deutsche Nordseeküste und nach Holland verlor der Hellweg seine überregionale Bedeutung. Seit dem 16. Jahrhundert war er nur noch eine Landstraße unter vielen anderen. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts begannen die Preußen mit dem Ausbau der Straße nach dem Vorbild der napoleonischen Chaussee. Heute verlaufen zwei wichtige Fernstraßen am ehemaligen Hellweg entlang. Einerseits die Bundesstraße 1 und die Autobahn 44 (im Ruhrgebiet die Autobahn 40). Diese haben mit dazu beigetragen, dass die alte Wegführung des ursprünglichen Hellwegs teilweise nicht mehr aufzufinden ist. Doch Sie werden zwischen Paderborn und Dortmund, bevor es weiter südwärts gehen, häufig auf den Namen Hellweg stoßen.
Information
Fremdenverkehrsämter
Tourist Information Paderborn, Marienplatz 2a (Fußgängerzone), 33098 Paderborn, Tel. 05251/8829-80, Fax 05251/8829-90, tourist-info(at)paderborn.de, www.paderborn.de, Mo bis Fr 9:30 bis 18:00, Sa 9:30 bis 14:00
Touristikzentrale Paderborner Land, Königstr. 16, 33142 Büren, Tel. 02951/970-300, Fax 02951/970-304, info(at)paderborner-land.de, www.paderborner–land.de
Stadtverwaltung Salzkotten, Informations- und Verkehrsbüro, Marktstraße 8, 33154 Salzkotten, Tel. 05258/507-118, Fax 05258/507-27,
stadtverwaltung(at)salzkotten.de, www.salzkotten.de
Städtischer Verkehrsverein Lippstadt e.V., Stadtinformation im Rathaus, Lange Straße 14, 59555 Lippstadt, Tel. 02941/58515, Fax 02941/79717, info(at)verkehrsverein-lippstadt.de, Mo bis Fr 9:30 bis 12:30, 14:30 bis 17:30, Do bis 18:00, Sa. 10:00 bis 12:00
Hellweg Tourismus, Lange Str. 15, Stadtpalais, 59555 Lippstadt, info(at)hellweg-touristik.de
Tourist-Information, Königswall 18a, 44137 Dortmund, Tel. 0231/140341, info(at)dortmund-tourismus.de, www.dortmund-tourismus.de
Verkehrsverein Hattingen, Langenberger Str. 2, 45525 Hattingen, Tel. 02324/951395, verkehrsverein.hattingen(at)kdt.de
Verkehrsverein Witten, Ruhrstr. 43, 58449 Witten, Tel. 02302/19433
Touristikzentrale Essen, Am Hauptbahnhof 2, 45127 Essen, Tel. 0201/19433, touristikzentrale(at)essen.de, www.essen.de
Wuppertal Informationszentrum am Döppersberg, Tel. 0202/19433, Fax 0202/5638052, Mo bis Fr 9:00 bis 18:00, Sa 9:00 bis 13:00, infozentrum(at)stadt-wuppertal.de
KölnTourismus, Unter Fettenhennen 19, 50667 Köln, Tel. 0221/221-30400, Fax 0221/221-30410, koelntourismus(at)stadt-koeln.de
Aachen Tourist Information, Informationsbüro Elisenbrunnen, Friedrich-Wilhelm-Platz, 52062 Aachen, Tel. 0241/18029-60 oder 0241/18029-61, Fax 0241/18029-30, info(at)aachen-tourist.de, www.aachen.de, Mo bis Fr 9:00 bis 18:00, Sa 9:00 bis 14:00, in der Zeit zwischen Ostern und Weihnachten auch So 10:00 bis 14:00
Nordrhein-Westfalen Tourismus, Worringer Str. 22, 50668 Köln, Tel. 0221/179450, info(at)nrw-tourismus.de, www.nrw.de
Jakobusgesellschaften
Deutsche St. Jakobus-Gesellschaft e.V. Aachen, Harscampstr. 20, Tel. 0241/4790-127, Fax 0241/4790-222
Freundeskreis der Jakobuspilger, Am Niesenteich 9, 33100 Paderborn
Santiago-Freunde Köln, Melanchthonstr. 24, 51061 Köln
St.-Jakobusbruderschaft Düsseldorf, Rathausstr. 29, 42659 Solingen
Fränkische St. Jakobus-Gesellschaft Würzburg, Keesburgstr. 1, 97074 Würzburg
Jakobsmuschel
Ein wesentliches Merkmal der Jakobspilger ist die Muschel. Bei der Jakobsmuschel (Pecten jaboaeus) handelt es sich um eine 5 bis 15 cm lange essbare Kammmuschel aus dem Mittelmeer. Jeder Pilger, der sich auf dem Weg nach Santiago de Compostela befindet, sollte eine Jakobsmuschel bei sich tragen. Sie alleine ist nicht nur Pilgerabzeichen und Attribut von Jakobus dem Älteren, sondern hat auch eine gewisse magische Wirkung.
Es wird ihr nachgesagt, dass sie Kranke heilt und dem Pilger Glück bringt. Ob dem wirklich so ist, sei dahingestellt. Fest steht allerdings, dass Sie mit der Jakobsmuschel sofort als Pilger erkannt werden und die Gastfreundschaft der am Pilgerweg lebenden Menschen kennen lernen werden. Die Pilger halten es mit diesem Abzeichen unterschiedlich. Die einen tragen eine echte Muschel an einer Kette mit sich, während andere wiederum die Muschel als Abzeichen auf die Jacke, Umhänge oder Hüte nähen. Aber auch als Erinnerung an die Pilgerreise dient die Jakobsmuschel, als greifbarer Gegenstand, den man nach der Rückkehr zu Hause in Ehren halten wird und der einem auf der Reise Schutz bietet. Denn im Mittelalter galt es als Todsünde, einen Pilger mit Muschel zu erschlagen.
Der Legende nach wird erzählt, dass ein Ritter an der Anlegestelle im nordspanischen El Padròn auf Jakobus wartete, als ein heller Schein auf den Apostel fiel. Daraufhin erschrak das Pferd so sehr, dass es in das Meer sprang und den Ritter mit sich in die Tiefe zog. Dieser aber konnte gerettet werden und voller Erstaunen stellten die Retter, bei denen es sich um Jünger des hl. Jakobus handelte, fest, dass sein Körper voll mit Muscheln überzogen war. Damals glaubten die Menschen, dass diese Hilfe nur durch Jakobus vollzogen werden konnte und er als Zeichen seiner Hilfe die Muscheln hinterließ. Dies ist zwar nur eine von vielen Legenden, die sich um das Attribut der Jakobsmuschel drehen. Doch alle besitzen im Kern die Aussage, dass die Muschel bedeutsam ist bei der wundersamen Rettung durch Jakobus.
Die Geschichte der Jakobsmuschel als Attribut der Pilger hatte aber schlicht und einfach auch praktische Gründe. Man konnte sie beispielsweise als Trinkgefäß oder zum Wasserschöpfen nutzen. Ebenso ist sie ebenso als Schale zum Essen äußerst praktisch gewesen. Durch ihre harte und scharfe Kante wiederum konnte die Muschel aber auch als Schneidewerkzeug benutzt werden. Somit hat die Muschel nicht nur den Glauben und die Hoffnung an die Pilgerfahrt gestärkt, sondern gleichzeitig hilfreiche Dienste geleistet. Selbstverständlich profitierten neben den Pilgern auch die Händler in Santiago de Compostela. Denn der Verkauf der Pilgermuscheln war in Nordspanien ein einträgliches Geschäft. So wurden Pilger zur damaligen Zeit denn auch Muschelträger genannt.
Allerdings war es im Mittelalter nicht anders als in manchen Bereichen heutzutage. Die Muschel verkam teilweise vom Pilgerzeichen zur Modeerscheinung. In den höheren Kreisen war es schick, sich mit einer Muschel in der Öffentlichkeit zu zeigen oder sich abbilden zu lassen. In der Folgezeit gab es auch viele Persönlichkeiten und Heilige, die gar nicht nach Santiago de Compostela sondern nach Rom oder in das Heilige Land pilgerten und sich dennoch mit der Jakobsmuschel schmückten. Dabei gab es bei diesen Pilgerzielen ganz andere Pilgerzeichen. So stehen zum Beispiel für eine Pilgerreise nach Rom gekreuzte Pilgerstäbe oder für eine Reise in das Heilige Land ein Jerusalemkreuz. Interessant für eine Pilgerreise auf dem Weg von Paderborn über Köln nach Aachen ist, dass für das Pilgerziel Köln „Drei Könige“ sowie für Aachen ein „Vierpass“ zu erkennen waren.
Karten
Für den Jakobsweg zwischen Paderborn und Aachen gibt es kaum übersichtliches Kartenmaterial. Beim Wandern sollte man sich am Besten an die Wegmarkierungen und auf die Hinweise in diesem Buch halten. Wenn Sie dennoch Kartenmaterial mitnehmen möchten, ist es empfehlenswert, sich vor der Reise das Nötigste zusammenzustellen und sich möglicherweise zu kopieren um nicht ganze NRW-Atlanten mit sich herum zu führen. Hilfreich kann zum Teil die Radwanderkarte der Kaiserroute zwischen Paderborn und Aachen sein. Diese ist leider häufig vergriffen und bei den Touristeninformationen in Aachen und Paderborn erhältlich. Jedoch verläuft dieser Weg nicht im Gesamten am Jakobsweg entlang und auch nicht durch Köln.
Körperliche Voraussetzungen
Die Pilgerreise von Paderborn nach Aachen erfordert keine hohen körperlichen Ansprüche. Die Strecke bis nach Wuppertal ist relativ eben. Von dort an, bis zur Rheinschiene bei Köln durchwandert man das Bergische Land, dass zwar einige Höhenmeter vorzuweisen hat. Jedoch sind diese alle in erträglichem Maße und auch für nichtgeübte Pilger und Wanderer leicht zu bewältigen.
Auch wenn Sie nur über eine mäßige Grundkondition verfügen, dürfte die Pilgerreise von Paderborn nach Aachen kein großes Problem darstellen. Im Übrigen geht es nicht darum, einen Zeitrekord aufzustellen. Hören Sie auf Ihren Körper und machen Sie lieber eine Pause, wenn Sie merken, dass Sie eine gebrauchen könnten. Denken Sie dabei an das 2. Ge(h)bot. Denn nichts ist schlimmer, als nachher das Gefühl zu haben, unterwegs nichts gesehen zu haben.
Markierung und Wegzustand
Auf dem Pilgerweg zwischen Paderborn und Aachen treffen Sie auf alle möglichen Variationen eines Weges bzw. einer Straße. Sie pilgern auf matschigen Waldwegen genauso wie auf Fußgängerwegen und am Rande einer Landstraße. Hier sei übrigens der Hinweis gegeben, bitte immer auf der linken Straßenseite zu gehen, wenn kein Fußgängerweg vorhanden ist. So haben Sie immer die Autos im Blick, die am dichtesten an Ihnen vorbei fahren. Genauso sei an dieser Stelle erwähnt, bitte nicht nebeneinander auf Straßen zu laufen oder möglicherweise eine Gruppe zu bilden und den Verkehr dabei zu gefährden. Wenn eine Leitplanke vorhanden ist, so gehen Sie bitte hinter der Leitplanke entlang, damit im Falle eines Unfalls nur Blechschaden entsteht. Im umgekehrten Fall auch die Bitte, die Wege im Wald und auf dem Feld nicht zu verlassen und keine wildlebenden Tiere aufzuscheuchen.
Bis nach Wuppertal gibt es keine Markierungen, die auf den Jakobsweg hindeuten. Ab der Klosterkirche in Wuppertal-Beyenburg ist bis nach Aachen der Jakobsweg teilweise mit einer stilisierten gelben Muschel auf blauem Grund vom Landschaftsverband Rheinland gekennzeichnet worden. Das Paderborner Land bis nach Soest ist stark landwirtschaftlich geprägt. In der Region gibt es auch kaum ansehnliche Hügel. So gehen Sie zum großen Teil bis nach Dortmund an Agrarflächen vorbei auf Wirtschaftswegen von anliegenden Bauern. Auf fast der gesamten Strecke zwischen Paderborn und Dortmund gehen Sie in unmittelbarer Nähe zum Hellweg. Da dieser alte Handelsweg heute in seiner ursprünglichen Form nicht mehr existiert, sondern zwei große Fernstraßen an der Strecke verlaufen, sind Sie nie weit von der Bundesstraße 1 entfernt.
Von Dortmund bis nach Essen-Werden verläuft der Weg zu einem großen Teil an der Ruhr entlang. Obwohl Sie durch das größte Ballungsgebiet Deutschlands pilgern, bekommen Sie dort nichts von dem lebhaften Trubel einer Großstadt mit, da sich die Ruhr ausschließlich im südlichen Grüngürtel des gleichnamigen Gebietes befindet. Anschließend wird es südlich der Ruhr wesentlich hügeliger, da der Weg nun quer durch das Bergische Land über Wuppertal nach Köln und weiter nach Aachen führt. Spätestens hier benötigen Sie teilweise festes Schuhwerk, da der Weg nun auch durch enge und matschige Waldwege führt.
Nach Überquerung des Rheins in Köln gehen Sie allerdings wieder auf befestigten Wegen. An drei Stellen des gesamten Pilgerweges ist es möglicherweise ratsam auf den öffentlichen Personennahverkehr umzusteigen. Zum einen ist die Bundesstraße 7 in Wuppertal und zum anderen die Berliner Straße in Köln nicht sonderlich lohnenswert. Ebenfalls kann Ihnen auch der Hellweg in Dortmund eventuell die Lust am Pilgern nehmen. Die Transportmöglichkeiten sind an den jeweiligen Wegbeschreibungen aufgeführt.
Naturschutz
Auch wenn Sie sich im bevölkerungsreichsten Bundesland Deutschlands bewegen, oder gerade deswegen wird auch hier der Naturschutz sehr groß geschrieben. Bitte halten Sie sich an Verbotsschilder und berücksichtigen Sie die Flora und Fauna in NRW. Brütende Wasservögel kommen an der Ruhr genauso vor, wie Schildkröten, die (leider) irgendwann mal ausgesetzt wurden. Ebenso haben die Tiere in den letzten Jahrzehnten durch die Industrialisierung und dichte Bebauung viel Bewegungsspielraum einbüßen müssen.
Zollen Sie bitte der Natur den nötigen Respekt, den sie sich verdient. Bitte nehmen Sie auch Ihren Müll mit. Handeln Sie nach dem Motto: „Ich habe meine Verpackung voll hierhin bekommen, also kann ich sie auch leer wieder mitnehmen.“ Wenn Sie wild zelten, dann hinterlassen Sie bitte Ihren Übernachtungsplatz so wie Sie ihn vorgefunden haben oder sogar noch sauberer. Denn wenn man bereits vorhandenen Müll nur zur Seite schiebt, wird es nicht besser. Der nächste Pilger und auch die Natur wird es Ihnen danken!
Pilgerpass
Der Pilgerpass ist eines der wichtigsten Dokumente die der Pilger mit sich führt. Mit diesem Dokument, das auch als Pilgerausweis oder Pilgerbrief bezeichnet wird, weist sich der Reisende als Pilger aus. Man erhält so das Recht für ein geringes Entgelt in den Pilgerherbergen zu übernachten. Der Pilgerpass wird in den Pilgerherbergen, Klöstern, Kirchen, Rathäusern, Postämtern und ggf. Polizeistationen gern gestempelt. Da inzwischen zwischen den genannten Institutionen bereits ein kleiner Wettbewerb herrscht, wer den kunstvollsten Jakobus-Stempel auflegt, erhält der Pilger ein interessantes Andenken, das seinen Reiseverlauf dokumentiert. Leider wird dies auf dem Jakobsweg in Nordrhein-Westfalen noch nicht der Fall sein, da es sich bei diesem Weg natürlich noch um einen relativ unbekannten Weg handelt. Leider existieren ebenso keine Pilgerherbergen in NRW, sondern lediglich “normale” Hotels und Pensionen.
Den Pilgerpass sollte man sich möglichst schon vor Antritt seiner Reise beschaffen. Er wird denjenigen ausgestellt, die die Reise nach Santiago de Compostela zu Fuß, mit dem Fahrrad oder zu Pferd antreten.
Ein weiterer wichtiger Grund für einen Pilgerpass ist natürlich der Beleg, den Weg wirklich absolviert zu haben. Dafür muss man in Nordspanien die letzen 100 km zu Fuß oder die letzten 200 km mit dem Fahrrad bzw. mit einem Pferd zurück gelegt haben. In Deutschland kann man den Pilgerpass z.B. beantragen bei:
Freundeskreis der Jakobuspilger Paderborn Am Niesenteich 9 33100 Paderborn
Deutsche St. Jakobus-Gesellschaft e.V. Harscampstr. 20 D-52062 Aachen
Legen Sie bitte einen frankierten Rückumschlag bei und setzen Sie sich bitte vorher mit der entsprechenden Jakobusgesellschaft in Verbindung um Mißverständnissen vorzubeugen, da die Pässe natürlich auch Kosten verursachen. Man wird Ihnen gerne weiter helfen.
Radfahren
In früheren Jahren fanden Pilgerreisen natürlich nur zu Fuß oder hoch zu Roß statt. Doch heutzutage werden manche Reisen mit dem Fahrrad unternommen. Dagegen ist generell auch nichts einzuwenden. Doch der in diesem Buch beschriebene Weg ist stellenweise mit dem Fahrrad schwer oder gar nicht passierbar. Das soll nicht heißen, dass es unmöglich wäre, doch insbesondere im Abschnitt zwischen Wuppertal und Köln ist stellenweise ein Vorwärtskommen zu Fuß wesentlich leichter. In diesem Bereich muss das Rad mindestens geschoben, wenn nicht sogar auch mal getragen werden. Für die anderen Etappen kann es allerdings sogar vorteilhaft sein, mit dem Rad unterwegs zu sein. Die Region zwischen Paderborn und Soest, direkt zu Beginn der Pilgerreise ist beispielsweise auf Grund des umfangreichen Ackerbaus relativ unspektakulär und kann sehr eintönig wirken.
Reisezeit
Die beste Reisezeit sind die Monate zwischen Mai und September. Im Oktober kann, besonders in den Höhenlagen des Bergischen Landes, bereits Frost herrschen. Die anderen Monate bringen neben der Kälte auch viele Niederschläge mit sich, die eine Pilgerwallfahrt nicht zu einem Vergnügen machen. Allerdings kann es in den Monaten Juli und August auch extrem heiß werden. Dies ist vor allen Dingen unangenehm, wenn Sie für einige Kilometer ohne den schattenspendenden Schutz der Bäume unterwegs sind.
Unterkunft
Auf der gesamten Strecke gibt es zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten. Da der in diesem OutdoorHandbuch beschriebene Pilgerweg jedoch nicht solch eine Infrastruktur besitzt wie der Camino in Nordspanien, trifft man unterwegs zum einen weniger gleichgesinnte Pilger und zum Anderen sind die Unterkunftsmöglichkeiten eher für den touristischen Aufenthalt ausgerichtet. Das bedeutet, dass bis auf das Pilgrim-Hius in Soest leider noch keine typische Pilgerherberge existiert. Wir haben daher die Unterkunftsmöglichkeiten am Wegesrand oder in unmittelbarer Nähe davon jeweils an den entsprechenden Stellen aufgeführt. Es empfiehlt sich allerdings in den Ferienzeiten und an verlängerten Wochenenden vorher bei den entsprechenden Hotels und Pensionen zu reservieren. Dies gilt in Köln auch, wenn in den Messehallen Hochbetrieb herrscht.
Die Routenbeschreibungen des Buchs sind in weiteren Blog-Artikeln aufgeführt. Bitte die Suchfunktion benutzen oder im Blog blättern.
Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.
Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.
Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.
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