Jakobsweg von Erwitte nach Soest

Etappe 9: Erwitte – Bad Sassendorf (14,9 km)

 Einwohner: 15.600, Kfz-Kennzeichen: SO, Postleitzahl: 59597
Schloss Hotel Schlossallee 14, Erwitte, Tel. 02943/97600, Fax 02943/486445,
Hotel & Restaurant Büker Am Markt 14, Erwitte, Tel. 02943/2336, Fax 02943/4168
Gasthof Kessing, Alter Hellweg 16, Erwitte, Tel. 02943/2338
Von Hoerde’sches Marien-Hospital, Von-Droste-Straße 14, 59597 Erwitte, Tel. 02943/8900
Dr. med. Franz Böckeler, Hellweg 19, 59597 Erwitte, Tel. 02943/49505
Zahnarzt Olaf Oberhofer, Hellweg 23a, 59597 Erwitte, Tel. 02943/9747-0,
Laurentius-Apotheke, Hellweg 19, 59597 Erwitte, Tel. 02943/972
Aldi, Wemberweg 4, 59597 Erwitte

Erwitte besteht heute aus 15 Ortsteilen. Besiedelt war das heutige Gebiet zwar schon sehr früh in der jüngeren Steinzeit, wie Gräber in Völlinghausen und Schmerlecke beweisen. Ausführlich kann aber erst die Zeit ab 1027 beschrieben werden, als am 7. April Kaiser Konrad II. in Rom den Königshof Erwitte der Paderborner Kirche übergab. Heute erinnert ein repräsentativer Fachwerkbau aus dem 16. Jahrhundert an den Königshof Erwitte. Mit der Besitzübertragung wurde der Paderborner Bischof bedeutender Grundherr im Erwitter Raum. Daraus resultierte ein Konflikt, der über Jahrhunderte ein wesentliches Merkmal Erwitter Geschichte werden sollte.

Die kirchliche Organisation des Mittelalters vollzog sich rund um die beiden Pfarreien von St. Laurentius in Erwitte und St. Cyriakus in Horn. Noch heute sind die Kirchtürme beider Gotteshäuser optischer Mittelpunkt und herausragende Beispiele sakraler Baukunst. Diesen Pfarreien waren die Dörfer, die noch heute im Zusammenschluss die Stadt Erwitte bilden, als Kirchspieldörfer mit eigener Kapelle als Gotteshaus zugeordnet. Nur Westernkotten konnte sich nach langen Versuchen von der Mutterpfarrei Erwitte lösen und Anfang des 20. Jahrhunderts eine eigene Pfarrei bilden.

Der Raum Erwitte gehörte politisch ab dem Spätmittelalter zum Herzogtum Westfalen, das wiederum dem Erzbischof von Köln als Landesherr unterstellt war. Hier wird der schon genannte Konflikt deutlich: Sowohl der Erzbischof von Köln als Landesherr als auch der Paderborner Bischof als bedeutender Grundherr versuchten, die ihnen zustehenden Rechte über Erwitte bis an die Grenze auszufüllen und diese zu erweitern. Die daraus resultierenden Streitigkeiten zogen sich wie ein roter Faden durch die Erwitter Geschichte und wurden wiederholt vor dem Reichskammergericht ausgetragen, ohne dass es über Jahrhunderte zu befriedigenden Regelungen zwischen den Kontrahenten gekommen wäre.

Bedeutung für die Geschichte der Stadt erlangten eine Reihe von westfälischen Adelsgeschlechtern, die in Erwitte ansässig waren. Die Herren von Erwitte, die Familien von Landsberg und von Droste sind nur einige davon. Neben der Landwirtschaft gab es vom historischen Standpunkt aus nur einen nennenswerten Wirtschaftszweig: Die Salzgewinnung in Westernkotten. Salz war eines der wichtigsten Wirtschaftsgüter des Mittelalters und der Neuzeit und so wuchs die Bedeutung Westernkottens rasch. Heute lohnt sich die Salzgewinnung nicht mehr, aber die Erkenntnis, dass Salzsole zu Heilzwecken verwandt werden kann, gab dem Dorf Westernkotten einen neuen Aufschwung und ein ganz eigenständiges Gepräge. Seit 1957 darf Westernkotten den Zusatz Bad führen.

50 km sind bereits seit dem Paderborner Dom vergangen und sie stehen kurz vor einem Kreisverkehr. An eben diesem Kreisverkehr biegen Sie links ab und direkt hinter dem Schwimmgelände wieder rechts in den Schlossweg. Dieser führt, wie der Name schon verrät, automatisch auf das Erwitter Schloss zu. Bei dem Schloss Erwitte handelt es sich um das frühere Anwesen der obengenannten Grafen von Landsberg. Um 1600 wurde das Schloss im Stil der Weser-Renaissance errichtet. Nachdem es zunächst als Wohnsitz und später als Jagdschloss der Grafen von Landsberg diente, wurde es ab 1934 als Reichsschulungsburg genutzt, diente aber später auch als Lazarett. Nach dem Kriege wurde es 1949 von der Josefsgesellschaft erworben.

Hier wurde die erste Heil- und Schulungsstätte in Nordrhein-Westfalen eröffnet. 1957 gab die Josefsgesellschaft ihre Schulungsstätte auf und veräußerte das gesamte Areal an die Bundesrepublik Deutschland zur Errichtung einer Garnison. Als diese verlegt und ein Teil der Gebäude der Graf Landsberg-Kaserne nicht mehr vom Bund benötigt wurde, hat die Stadt Erwitte im Jahre 1976 das Schlossgebäude erworben und äußerlich zunächst einmal grundlegend instandgesetzt.

Das unter Denkmalschutz gestellte Schloss gehört seit 1985 einer Privatperson. Zwischenzeitlich wurde auch das Gebäudeinnere grundlegend restauriert und instand gesetzt. Das Schloss beherbergt seit einigen Jahren einen Hotel- und Gastronomiebetrieb und ist heute Sitz der westfälischen Akademie für Kunst und Musik Ruhr-Lippe e.V. Am Schloss gehen Sie nun links vorbei, passieren den kleinen Schlossgarten sowie den Teich und verlassen die Straße Kirchgraben. Dabei gehen Sie rechts in die Dietrich-Ottmann-Straße. Nach 100 m befindet sich auf der rechten Seite die Laurentiuskirche.

Als die „führnehmste Kirche des Herzogtums Westfalens“ wurde sie früher bezeichnet. Sie ist mit ihrem markanten Turm ein weithin sichtbares Wahrzeichen der ganzen Gegend. Der Wehrturm ist mit über 800 Jahren der älteste Teil der romanischen Kirche. Bemerkenswert sind die kunstgeschichtlich wertvollen Tympana über zwei Kirchenportalen, ferner im Innern der Kirche die seltene und in Kunstkreisen weithin bekannte „Jakobsleiter“. In einer grundlegenden Renovierung wurde die romanische Basilika wiederhergestellt. Das wertvollste Stück der Erwitter Pfarrkirche ist ein sogenanntes Gnadenkreuz, etwa aus dem Jahre 1200.

Der Turmhelm, so wie er heute aussieht, ist noch gar nicht so alt. Im November 1971 vernichtete ein Feuer die barocke Turmhaube mit allen dazugehörigen Kirchenglocken einschließlich dem Kirchendach. Anschließend wurde der Turmhelm im romanischen Stil wieder aufgebaut. Das Portal um die Kirche zu betreten, erreichen Sie, wenn Sie einmal um das Kirchenschiff gehen. Im Inneren der Kirche sehen Sie an den Wänden die Apostelfiguren. Jakobus der Ältere ist an der linken Wand der dritte Apostel, wenn Sie mit dem Rücken zum Altar stehen.

Im weiteren Verlauf gehen Sie über den Platz zwischen der Laurentiuskirche und dem Rathaus in Richtung Bundesstraße 1. Damit treffen Sie nun wieder auf die B1, die hier wieder den Namen Hellweg trägt und überqueren Sie. Gehen Sie an der nächsten Straßeneinmündung halb rechts bis zum Ende. Dort befindet sich auf der anderen Straßenseite ein landwirtschaftlicher Weg, dem Sie nun folgen werden. Sie gehen nun südlich der B1 auf einem asphaltierten Landwirtschaftsweg, ca. 150 m von der Bundesstraße entfernt. Kurz vor dem Ende des Weges gelangen Sie zu einer Mühle, die Sie schon im Vorfeld sehen werden.

Die Mühle am Alten Hellweg wurde 1831 erbaut. Bis zu dem Zeitpunkt im Jahr 1897, als die Mühle bei einem Feuer fast vollständig zerstört wurde war sie in Betrieb. Sie wurde zwar anschließend sofort wieder aufgebaut, doch war sie schon längst nicht mehr zeitgemäß. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts diente sie daher nur noch zur Schrotbereitung. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges verfiel sie zusehends bis sie zwei Jahrzehnte lang bis in die 1980er Jahre wieder restauriert wurde. Heute befindet sich im Inneren ein Restaurant mit angeschlossener Brauerei.

200 m hinter der Braumühle am Alten Hellweg überqueren Sie die Straße und befinden sich im Windmühlenweg von Schmerlecke. Dort biegen Sie wieder rechts ab und wechseln die Seite der B1 in Richtung Horn. Für den kleinen Hunger steht dort ein Schnellimbiss, alternativ dazu befindet sich nebenan das Restaurant Klabautermann. Fast einen Kilometer pilgern Sie nun weiter und treffen auf die kleine Kirche von Schmerlecke.

Anschließend folgen Sie der Beschilderung nach Bad Sassendorf, dem nächst größeren Ort während der Pilgerreise. Dabei biegen Sie in die Stilleckenstraße ab und gehen weiter geradeaus um die Horner Straße zu überqueren. Auf der Landstraße angekommen folgen Sie dieser nach links und lassen sich nicht von den dort stehenden Radwegbeschilderungen irritieren, die am nächsten Abzweig überall hin zeigen, nur nicht in die richtige Richtung. Folgen Sie einfach weiter der Landstraße, bis Sie den Ortseingang von Schallern erreichen. Schallern ist mit knapp 300 Einwohnern der westlichste Ortsteil Erwittes. In der Mitte des Dorfes liegt die Kapelle St. Georg. Umringt wird die kleine Ortschaft von zwei Bächen. Der Westbach bildet die unmittelbare Siedlungsgrenze nach Westen, die Jülmecke fließt einige hundert Meter östlich des Ortes.

Der Ort war ein Lehnsgut der Grafen von Arnsberg, die das Lehen später an die Herren von Erwitte gaben. Bereits 1313 wurde vom Hof Schallern, zu dem noch weitere Höfe und Kottstellen gehörten, im Lehnsregister der Grafen von Arnsberg berichtet. Die Ortschaft unterstand bis zur Reformation der Pfarrei Lohne und kam dann zur Pfarrei Horn. 1649 wurde in Schallern eine Fachwerkkapelle geweiht, die heute leider nicht mehr existiert.

An der Kapelle St. Georg gehen Sie links vorbei und folgen nach weiteren 700 m nicht mehr der Beschilderung nach Bad Sassendorf, sondern gehen geradeaus. Automatisch treffen Sie bereits auf den nächsten Ortseingang, diesmal nennt sich der Ort Lohne.

Direkt hinter dem Ortseingangsschild biegen Sie rechts ab um nach 200 m anschließend wiederum links abzubiegen. Anschließend halten Sie sich halb rechts an der Ecke Sauerstraße und Wegenerstraße. Am Ende der Sauerstraße entscheiden Sie sich, nach rechts zu gehen. Dabei stellen Sie fest, dass diese Straße dort wieder nach dem Hellweg benannt wurde. Rechts von der Bushaltestelle steht die Kirche von Lohne. Gehen Sie weiter geradeaus, so wird der Hellweg zum Lohweg und führt Sie automatisch nach Bad Sassendorf, dass Sie nach knapp einem Kilometer erreichen werden.

Etappe 10: Bad Sassendorf – Soest (4,7 km)

 Einwohner: 11.500, Kfz-Kennzeichen: SO, Postleitzahl: 59505
Landgasthof Vogt, Lange Str. 44, 59505 Bad Sassendorf, Tel. 02945/2232
Gartenstr. 1, 59505 Bad Sassendorf
Klinik am Hellweg, Friedrichstr. 6, 59505 Bad Sassendorf, Tel. 02921/5014100
Dr. med. Jesse Walter, Arzt f. Allgemeinmedizin, Bismarckstr. 3, 59505 Bad Sassendorf, Tel. 02921/55211
Sälzer-Apotheke, Bahnhofstr. 16 59505 Bad Sassendorf, Tel. 02921/5630

Schon früh haben sich in Bad Sassendorf bereits Menschen angesiedelt. Nicht zuletzt auf Grund der fruchtbaren Lößböden die sich in der Region befinden. Auch die Salzquellen haben ihr selbiges dazu beigetragen. Besonders das Salz ist auch verantwortlich für die Namensgebung des Bades. Zwischen den Jahren 1169 und 1179 hat Erzbischof Philipp I. von Heinsberg dem Kloster St. Walburgis in Soest unter anderem ein “donum salinam” geschenkt. Auf deutsch bedeutet es Salzhaus, früher nannte man es “sassendorp”. Dies ist damit die erste namentliche Erwähnung des heutigen Bad Sassendorfes.

1313 erlaubte Erzbischof Heinrich II. von Virneburg, den Sassendorfern eine Kirche zu errichten. Die Anerkennung als Bad erfolgte allerdings erst im Jahre 1906 und zählt heute knapp 11.000 Einwohner. Bad Sassendorf bietet heute für die Gäste und Bürger eine Vielzahl von Erholungs- und Freizeitmöglichkeiten.

So ist hier insbesondere das über die Landesgrenze hinaus bekannte Bewegungszentrum mit Thermalsole- Hallen- und Freibad als „Magnet des Heilbades“ zu nennen. Des weiteren sind großräumige Kurparkanlagen mit fast 30 ha Grünfläche, moderne leistungsfähige Kurkliniken und Kindererholungs-, Müttererholungs- und Altenheime zu nennen. Sie biegen Sie an der Oststraße rechts ab, gehen bis zum Ende und dort automatisch wieder links in die Weslarner Straße. Auf der rechten Seite erscheint die Salzstraße, der Sie bis zur “Klinik am Hellweg” folgen. Danach geht es zurück auf die Weslarner Straße, auf der Sie wiederum rechts abbiegen.

1.300 m später erreichen Sie einen Kreisverkehr an dem Sie erst der rechten Straße folgen und dann anschließend in die Straße “An der Rosenau” links abbiegen. Hierbei handelt es sich um eine Sackgasse, bei der es nur noch auf einem kombinierten Rad- und Fußweg weiter geht. Diesem folgen Sie an der Neubausiedlung vorbei bis zum Haus Nr. 39b. Wenn Sie vor diesem stehen, bleibt Ihnen nichts anderes übrig als rechts zu gehen und am Haus Nr. 39a sich wieder links zu halten. Nun überqueren Sie die Straße, gehen geradeaus und benötigen noch exakt einen Kilometer um bis zum Tierheim von Soest zu gelangen.

Am Tierheim gehen Sie nach rechts, unterqueren die Landstraße und biegen dahinter links ab um wieder auf die B1 zu gelangen. Nun müssen Sie für wenige Meter an der B1 entlang gehen, treffen auf den Bürgersteig und befinden sich in Soest. Folgen Sie nun der Paderborner Landstraße, diese wird zum Ostenhellweg.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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