Der restliche Weg ist nun schnell erklärt und unspektakulär. Im Gegensatz zu Dortmund, Wuppertal und Köln können Sie aber in Aachen auf die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel getrost verzichten. Vor der Abtei in Kornelimünster gehen Sie über die Brücke der Inde und biegen rechts ab. Am Steinkaulplatz geht der Weg nach links bis hinter die Eisenbahnunterführung. Dort wiederum nach rechts in die Oberforstbacher Straße. Nach 600 m erreichen Sie die Benediktinerabtei von Kornelimünster.
Kurz hinter der Abtei geht links der Weg mit dem Namen Bierstrauch durch die Felder. Wenn Sie diesem bis zum Ende folgen und auf die Aachener Straße gelangen, biegen Sie rechts ab unterqueren die Autobahn 44, gehen bis zum Wasserwerk. Dort gegenüber pilgern Sie nach links durch den Wildpark. Vor dem Ehrenfriedhof geht es noch mal nach rechts und Sie gelangen wieder auf die Hauptstraße. Folgen Sie nun der Hauptstraße in Richtung Aachener City. Der Innenstadtbereich von Aachen wird von zwei Ringstraßen umgeben. Erst überqueren Sie den äußeren Ring und anschließend dementsprechend den inneren Ring. Nun sind es nur noch wenige Meter bis zum Aachener Dom, der direkt am Münsterplatz steht. Leider ist der Aachener Dom auf Grund seiner Höhe nicht bereits von weitem erkennbar.
Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels stammt aus meinem nicht mehr erhältlichen Reiseführer über den Jakobsweg von Paderborn nach Aachen. Die meisten Informationen werden daher veraltet sein und dieser Artikel kann nur als grobe Richtschnur dienen.
Die heißen Quellen waren es, die seit dem Ende des 8. Jahrhunderts Karl den Großen veranlassten, Aachen zu seiner bevorzugten Winterpfalz zu wählen und zunehmend auch zur faktischen Residenz auszubauen. Als solche mit ihren Reichsversammlungen und Synoden, mit ihrem vielfältigen politischen und kulturellen Leben ist Aachen unter Karl und seinem ersten Nachfolger zu einer Art Hauptstadt Europas geworden, nicht im Sinne einer modernen Kapitale, sondern im mittelalterlichen Verständnis als „curia regalis“ bzw. als „prima sedes Franctiae“.
Von hier aus wurde das frühmittelalterliche Europa entscheidend geformt, als eine lateinischwestliche Wirklichkeit, als ein agrarisches und christliches Zeitalter, als eine Wiederbelebung des lateinischen Schrifttums sowie als ein belegbarer Beginn mancher europäischen Muttersprache, der „lingua rustica Romana“ genauso wie der germanischfränkischen Sprache, der „lingua theodisca“.
Insofern steht Karl der Große zu Recht am Anfang von Aachens europäischer Bedeutung. Diese besondere Rolle haben bereits die Zeitgenossen Karls gespürt, als sie ihm schon bald eine historische Größe zusprachen und ihn den Vater Europas nannten.
Vom Bau des Aachener Domes sind heute nur wenige Eckdaten bekannt. Der Mönch Notker Balbulus aus St. Gallen schrieb über die Planungen von Karl dem Großen: ”Zu diesem Bau berief er von allen Ländern diesseits des Meeres Meister und Werkleute aller Künste“. Es entstand ein sogenanntes Oktogon, ein achteckiger Bau, welches auch heute noch Bestandteil des Aachener Domes ist. Die Fundamente wurden nach 768 gelegt, zwei Jahre vor der Jahrhundertwende die Säulen im Gebäude aufgestellt und im Jahre 805 berichtete man von der Kirchweihe.
Der karolingisch-ottonische Bronzeguss eines Pinienzapfens und ein gallo-römisches Bronzebildwerk einer Bärin (beide heute in der Vorhalle) deuten ebenso wie die Architektur auf Karls Bestreben hin, sich als Nachfolger des römischen Reichs ins Bewusstsein seiner Zeitgenossen zu bringen. Das mächtige zweiflügelige Bronzeportal der sog. Wolfstür wurde zu karolingischer Zeit in einer am heutigen Katschhof gelegenen Werkstatt nach antiker Manier gegossen. Neben Säulen und Kuppelmosaik bilden die vergoldeten Bronzegitter den kostbarsten Schmuck der Architektur. Wie die Wolfstür wurden sie in einer Gießhütte vor Ort gegossen. Kein Gitter gleicht dem anderen.
Die Kuppel zierte ursprünglich ein wohl von römischen Künstlern gestaltetes Mosaik der apokalyptischen Vision des himmlischen Jerusalems. Eine barocke Nachzeichnung zeigt die 24 Ältesten, die von ihren Thronen aufgestanden sind, um dem Weltherrscher ihre Kronen darzubringen. Das heutige Mosaik, das 1881 vollendet wurde, ist eine freie Rekonstruktion des karolingischen Originals.
Der Thron in der Westloggia hält in besonderem Maße die Erinnerung an Karls Hofkapelle und die Krönungskirche der deutschen Könige lebendig. Bis zur Krönung Ferdinands I. 1531 war er Ort des Aachener Krönungszeremoniells der Thronbesteigung durch den neu gekrönten König. Neben dem Glanz, der von der Krönungskirche der deutschen Könige ausgeht, ist es die Funktion der alten Pfalzkapelle als Grabstätte Karls des Großen, die ihr bis heute große Anziehungskraft verleiht. Doch nicht nur die Verehrung der Karlsreliquien zeichnete die Aachener Palastkapelle vor anderen europäischen Pilgerkirchen aus.
1165 wurde Karl der Große heilig gesprochen. Friedrich Barbarossa gab den Auftrag zur Anfertigung eines großen Prachtschreines, den man heute Karlsschrein nennt. Er stand unter dem großen Radleuchter, den Barbarossa und seine Gemahlin ebenfalls in Auftrag gaben. Friedrich II. vollendete die Idee der sichtbaren Aufnahme Karls in die Schar der Heiligen 1215, indem er die kaiserlichen Gebeine in den neuen Schrein betten ließ und selbst den letzten Nagel in den Prachtsarkophag schlug. Von 1218 bis 1236 fertigte man den sog. Marienschrein an, in dem sich die „Großen Aachener Reliquien“ befinden: Windeln und Lendentuch Christi, Marienkleid und Enthauptungstuch Johannes des Täufers.
Karlsverehrung und Reliquienkult änderten sich im Hoch- und Spätmittelalter. Längst konnte die karolingische Architektur den Strom der Pilger nicht mehr fassen. Die besondere Verehrung Karls IV. für seinen großen Vorgänger, die Stiftung der bei seiner Krönung 1349 verwandten Krone und die sich daran anschließende Entstehung der Karlsbüste sind äußere Zeichen für den neu belebten Karlskult. So beschloss das Domkapitel, das karolingische Chörchen abzureißen und durch eine gotische Chorhalle zu ersetzen. Fast 60 Jahre hat man an dem „Glashaus von Aachen“ mit seinen vier 27 m hohen Fenstern gebaut. Heute dient der karolingische Salvatoraltar im Schmuck der vorgesetzten Pala d’oro (Goldtafel) aus dem frühen 11. Jahrhundert als Hauptaltar.
Die getriebenen Reliefs zeigen Passionsszenen und die Erscheinung Christi am jüngsten Tage. Ihm ist die Evangelienkanzel zugeordnet, prächtig geschmückt mit vergoldeten Evangelistenreliefs, Edelsteinen und 6 antiken, alexandrischen Elfenbeinen aus dem 5. und 6. Jahrhundert. Heinrich II. stiftete ihn zu Beginn des 11. Jahrhunderts. Um Chor und Oktogon hat man im späten Mittelalter Kapellen errichtet. Sie dienen der Verehrung bestimmter Heiliger.
Nach dem Stadtbrand von 1656 krönte man das Oktogon mit einer mächtigen Falthaube und ersetzte die 1367 für die Ungarn-Pilger errichtete schlanke, gotische Kapelle durch einen Neubau. Der fortschreitenden Barockisierung musste 1720 bis 1730 das karolingische Kuppelmosaik weichen, um der üppigen Stuckierung Platz zu machen. Unter französischer Herrschaft büßte das Oktogon seine antiken Säulen ein. Zusammen mit der Bronzebärin und anderen Kostbarkeiten des Domes wurden sie nach Paris gebracht. Das Grab Ottos III. wurde geöffnet, und seine Gebeine verstreut.
Im 19. Jahrhundert versuchte man, dem Dom sein mittelalterliches Erscheinungsbild zurück zu geben. Der Chor wurde historisch getreu „erneuert“ und der Westturm ausgebaut. Man beseitigte die barocke Ausstattung, setzte die aus Paris zurückgekehrten Säulen wieder ein und ersetzte die fehlenden durch Kopien. Für die Kuppel entwarf Baron de Béthune eine freie Nachbildung des karolingischen Mosaiks. Die restliche karolingische Bausubstanz wurde mit aufwändigen Marmorverkleidungen kaschiert. Auch der Skulpturenschmuck der Außenfassade wurde vollständig erneuert. 1913 ist der Versuch der historischen Wiederherstellung des Domes abgeschlossen.
1930 wird der Karlsdom Bischofskirche des neu gegründeten Bistums Aachen. Die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges erforderten Ergänzungen und Erneuerungen. 1978 wird der Aachener Dom zum ersten Unesco-Weltkulturerbe in Deutschland erklärt. Die Aachener Domschatzkammer birgt einen der bedeutendsten Kirchenschätze Europas, eine einzigartige Sammlung von Kostbarkeiten aus der Geschichte des Aachener Domes. Dazu zählen sakrale Kulturschätze aus spätantiker, karolingischer, ottonischer, staufischer und gotischer Zeit. 1995 wurde die Schatzkammer nach den neuesten konservatorischen und museumsdidaktischen Erkenntnissen völlig neu eingerichtet. Sie zeigt auf über 600 m² mehr als 100 Kunstwerke, die nach fünf Themenbereichen gruppiert sind. Die erste Abteilung dokumentiert den Dom als Kirche Karls d. Großen, hier steht die silberne, teilweise vergoldete Karlsbüste im Zentrum.
Es folgen Objekte aus dem Zusammenhang der Liturgie, darunter das Lotharkreuz und der sog. Aachener Altar. Des weiteren finden sich Kunstwerke, die anlässlich der Königskrönungen zwischen 936 und 1531 nach Aachen kamen, z.B. das Weihwassergefäß aus Elfenbein. Die Reliquien und die Wallfahrt nach Aachen sowie der Dom als Marienkirche sind Themen, zu denen Reliquiare, die ungarischen Stiftungen, zahlreiche kostbare Bilder und Skulpturen der Gottesmutter ausgestellt sind. Im Untergeschoss ist rund um den Krönungsmantel, die sog. Cappa Leonis, in ständigem Wechsel der reiche Textilschatz des Domes zu sehen.
Abschließend sei noch erwähnt, dass Sie die Möglichkeit haben über die Jakobstraße zur Kirche St. Jakob zu gelangen. Dazu gehen Sie vom Münsterplatz am Dom vorbei bis zur Schmiedstraße, durchqueren diese und die anschließende Klostergasse und treffen auf die Jakobstraße. Wenn Sie nun nach links gehen, kommen Sie automatisch zur St. Jakobkirche. Wenn Sie sich vorgenommen haben, bis nach Santiago de Compostela zu pilgern, stehen Sie nun kurz davor, deutschen Boden zu verlassen und belgischen zu betreten. Hierfür wünschen wir weiterhin Buen Camino!
Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.
Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.
Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.
Die Weltenbummler – ältester deutschsprachiger Reiseblog (seit 2000)