Der Essener Norden lockt mit spannenender Industriekultur, die es sogar auf die Welterbeliste der Unesco geschafft hat. Die Zeche und die Kokerei Zollverein lassen sich auf ruhigen Nebenstraßen vom Essener Zentrum aus erreichen und stehen im Mittelpunkt dieses Fahrradausflugs.
Start und Ziel: Essen-Hauptbahnhof
Pkw: Auf der Autobahn 40 bis Essen-Zentrum und der Beschilderung zum Hauptbahnhof folgen.
ÖPNV: Zahlreiche Möglichkeiten aus allen Ruhrgebietsstädten mit Regionalbahnen und S-Bahnen.
Rundtour: Ca. 16 Kilometer/2,5 Stunden
Streckenprofil: Hauptsächlich asphaltierte Radwege und Nebenstraßen. Hauptstraßen lassen sich auf dieser innerstädtischen Route jedoch nicht vermeiden.
Einkehr: Diverse Einkehrmöglichkeiten im Essen Zentrum; Restaurant Zum Siepenkötter, Steeler Straße 328, 45138 Essen, Tel. (02 01) 26 32 05, www.zumsiepenkoetter.de; Casino Zollverein, Gelsenkirchener Straße 181, 45309 Essen, Tel. (0201) 83 02 40, www.casino-zollverein.de; Café & Restaurant Zollverein, Arendahls Wiese Tor 3, 45141 Essen, Tel. (02 01) 8 30 12 98, http://www.cultural-service.de/kokerei_cafe_restaurant.htm
Am Wegesrand: Essen-Zentrum; Schwanenbusch; Hallopark, Hallostraße, 45141 Essen; Zeche Zollverein, Gelsenkirchener Straße 181, 45309 Essen, Tel. (02 01) 24 68 10, www.zollverein.de; Red dot Design Museum, Gelsenkirchener Straße 181, 45309 Essen, Tel. (02 01) 3 01 04 25, www.de.red-dot.org; Kokerei Zollverein, Arendahls Wiese, 45141 Essen,Tel. (02 01) 24 68 10, www.zollverein.de; Berne
Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels stammt aus meinem nicht mehr erhältlichen Reiseführer über Radtouren im Westen des Ruhrgebiets. Die meisten Informationen werden daher veraltet sein und dieser Artikel kann nur als grobe Richtschnur dienen.
Den Essener Hauptbahnhof verlassen wir in Richtung Süden und wenden uns am Kreisverkehr namens Freiheit nach links. Leicht bergab verläuft unsere Tour zu Beginn zwischen Hauptbahnhof und Busbahnhof und an einem großen Kreisverkehr bleiben wir nicht nur geradeaus, sondern auch links der Helbingbrücken. In der Weiglestraße biegen wir links ab, radeln aufwärts und vollziehen dabei eine weite Rechtskurve. An einer Gabelung entscheiden wir uns für die linke Möglichkeit, unterqueren die Autobahnbrücke, die im Sommer 2012 umfassend renoviert werden musste. Dafür wurde die Autobahn 40, eine der Hauptverkehrsachsen des Ruhrgebiets drei Monate lang komplett gesperrt und auch die unter der Brücke verlaufende Bahntrasse nach Düsseldorf konnte in dieser Zeit nicht befahren werden.
Nach der Unterführung fahren wir geradeaus bis zu Steinstraße, biegen links ab und überqueren die erwähnte Bahnstrecke. Gleich darauf fahren wir nach rechts die Straße hinab bis zum Beginn der Ruhrallee. Halblinks sehen wir einen Autohändler, hinter dem wir links in die Saarbrücker Straße einbiegen. Dabei werfen wir rechter Hand einen Blick auf die Synagoge, die im Jahr 1959 eingeweiht wurde und sich auf dem Platz eines im Jahr 1938 zerstörten jüdischen Jugendheims befindet.
Auf der ruhigen Saarbrücker Straße radeln wir bergauf und lassen den Ostfriedhof auf der rechten Seite. Dieser befand sich ursprünglich an unserem Ausgangspunkt, an der Freiheit, und beherbergte zahlreiche Gräber bedeutender Persönlichkeiten wie Krupp und Huyssen. Doch musste er dem Straßenverkehr weichen und wurde daher hierhin verlegt. Eine weitere bekannte Persönlichkeit, die hier begraben liegt, ist der Schauspieler Diether Krebs, der in diesem Essener Viertel nicht nur geboren und aufgewachsen ist, sondern diesem auch stets verbunden blieb. Auch der ehemalige Bundespräsident Gustav Heinemann stammt von hier und lebte bis zu seinem Tode im Jahr 1976 in diesem Essener Viertel.
In dem Essener Stadtteil Südostviertel befindet sich der Ostfriedhof, der 1893 errichtet wurde. Er umfasst die Fläche von 8,5 ha und verfügt über den Platz für mehr als 13.000 Gräber. Auf dem Friedhof wurden viele Persönlichkeiten, die am Leben der Stadt aktiv teilgenommen haben, beigesetzt. Zu denen zählen Essener Ober- und Bürgermeister wie Erich Zweigert, Gustav Hache und Johann Conrad Kopfstadt sowie Heinrich Arnold Huyssen. Des Weiteren befinden sich hier Gräber von Gottschalk Diedrich Baedeker, dem Vater von Karl Baedeker, sowie von Dieter Krebs, dem bekannten Kabarettist und Komiker, dessen Wunsch es war, in seiner Geburtsstadt und in dem Viertel, in dem er aufwuchs begraben zu werden.
1 Südostviertel; 1,0 km
Am Ende der Saarbrücker Straße schieben wir unser Rad kurz zur Steeler Straße nach links und überqueren nach rechts die Huttropstraße und die Autobahn, bevor wir am sogenannten Schwanenbusch nach links die Schwanenbuschstraße einbiegen. Der Schwanenbusch war ein historisches Restaurant im Herzen des Essener Stadtviertels Huttrop, das im Jahr 1319 zum ersten Mal namentlich erwähnt wurde und sich im Herzen der Stadt Essen befindet.
Huttrop ist einer der Stadtteile Essen, der sich zu einem nah der Innenstadt liegenden Wohnviertel etabliert hat. Die Geschichte der früheren Bauerschaft, deren Namensgeberin die Familie Huttrop war, reicht in das Mittelalter zurück und ist teilweise eng mit dem Hellweg verbunden. Huttrop verfügt zwar nicht über alte Sehenswürdigkeiten, doch die Bebauung zeigt überwiegend den architektonischen Stil Anfang des 20. Jahrhunderts. Daher finden wir hier viele denkmalgeschützte Häuser, die etwa zwischen 1910 und 1925 entstanden sind. Im Viertel befindet sich auch der Alte Friedhof Huttrop, der 1991 entwidmet wurde und nun als Parkanlage von den Huttropern genutzt wird. Auf dem Gelände wurden aber historische Grabmäler bis heute erhalten. Die Funktion dieser Begräbnisstätte übernahm der Parkfriedhof, der seit 1925 in Betrieb und bedeutend größer ist. Ein fester Bestandteil des Stadtteils ist das Franz Sales Haus, das seit 1892 als Einrichtung der katholischen Kirche für die Behindertenhilfe an der Steeler Straße dient.
2 Huttrop; 2,0 km
Durch die ruhige Schwanenbuschstraße radeln wir bis zu einem Wendehammer und nutzen dort auf der linken Seite die Fußgängerbrücke über die Autobahn. An ihrem Ende wenden wir uns nach links, überqueren die Bahngleise und radeln durch den Wisthoffweg bis zu einer Ampelkreuzung, an der zunächst nach links und sofort darauf rechts in den Heimstättenweg einschwenken. In der Straße Auf der Litten wenden wir uns nach links, wiederum sofort nach rechts und wenden uns nach Durchquerung der Straße Auf‘m Böntchen nach rechts. An einer Ampelkreuzung schwenken wir nach links, rollen leicht bergab bis zu einer weiteren Ampelkreuzung, an der wir links den Helfenbergweg durchqueren und an seinem Ende durch eine Grünanlage fahren. Dabei folgen wir der Ausschilderung der NaturRoute, halten uns rechts und fahren durch die Wallmannaue und auf einer anschließenden Bahntrasse. Diese verlassen wir nach links in Richtung Hallopark, folgen der Hallostraße und lernen dabei das Stadtviertel Stoppenberg kennen. Nach der Durchfahrt durch die Straße Im Natt radeln wir rechts auf die Gelsenkirchener Straße und erahnen bereits vor uns das weitläufige Gelände des Weltkulturerbes Zeche Zollverein. Halblinks in die Fritz-Schupp-Straße fahren wir am ersten Parkplatz vorbei und besichtigen das ehemalige Zechengelände.
Die Zeche Zollverein war zwischen 1847 und 1986 in Betrieb. Sie galt damals als eine der modernsten Werke. Jährlich wurden viele Tonnen des schwarzen Goldes gefördert, was den Ausbau des Betriebs und viele Arbeitskräfte verlangte. Die Zeche Zollverein war eine der zentralen Fabriken in Essen. Nach der Stilllegung wurde sie unter Denkmalschutz gestellt und 2002 als Unesco-Weltkulturerbe qualifiziert. Seitdem ist sie ein Kulturort, der die Geschichte der Industriekultur prägt und zeigt, wie der Strukturwandel verlief. Auf dem ehemaligen Zechengelände befindet sich unter anderem das Ruhr Museum sowie der sogenannte Zollverein-Kubus, ein modernes Gebäude, entworfen von den Architekten des Architektenbüros Sanaa, das seit 2010 von der Folkwang Universität der Künste genutzt wird. Die Kokerei Zollverein war ein Teil der ehemaligen Zeche Zollverein. Sie war zwischen 1961 und 1993 in Betrieb und gehörte zu den modernsten Kokereien der Welt. Am Anfang verfügte sie über fast 200 Koksöfen, einige Jahre später kamen noch 100 dazu. Die Leistung der Kokerei war dementsprechend sehr hoch. Es wurden zeitweise sogar 8000 Tonnen Koks täglich hergestellt. Nach der Stilllegung des Werkes wurde es unter Denkmalschutz gestellt und in einen Kulturort umgestaltet. Sie ist ein Teil des Unesco-Weltkulturerbes. Heute zieht die Kokerei die Besucher mit verschiedenen Freizeitangeboten an. Auf dem Gelände können wir uns die Dauerausstellung Der Palast der Projekte von Ilya und Emilia Kabakov ansehen; im Sommer ist das Werksschwimmbad geöffnet und Wasserfreunde können in einem besonderen Ambiente das Wasser und die Sonne genießen oder in den Gondeln des Riesenrads von oben die Welt betrachten. Im Winter ist die Eisbahn in der Kokerei ein Erlebnis.
Die Zeche Zollverein mit allen ihren Elementen ist ein gutes Beispiel, dass die Postindustrie und Kultur miteinander im Einklang leben können.
3 Zeche Zollverein; 9,0 km
Am Wahrzeichen von Zollverein, dem Förderturm von Schacht XII, fahren wir vorbei bis zu einem deutlich kleineren Förderturm, vor dem wir links abbiegen und in einem weiten Linksbogen zur Kokerei Zollverein gelangen. Auch an diesem Industriedenkmal legen wir einen kleinen Fotostopp ein und biegen am Rahmbruchweg rechts ab. Wir bleiben parallel zu den Bahngleisen und erreichen durch eine Grünanlage die Straße Helenendamm. Deutlich bergab radeln wir bis zu einer T-Kreuzung, wenden uns nach rechts und überqueren den kanalisierten Stoppenberger Bach, der weniger Meter darauf zu unserer Rechten – für uns nicht sichtbar – in die Berne münden wird. Die Berne folgt jedoch kurz darauf und wird nun für kurze Zeit unser Begleiter sein, wenn wir nach links abbiegen und an ihrem Lauf bis zur Grillostraße radeln. Diese überqueren wir und radeln auf der Gladbecker Straße bis zum neu gestalteten Uni-Viertel an den nördlichen Innenstadtrand von Essen, wo wir bereits vor uns die Gertrudiskirche erblicken.
Die Universität Duisburg-Essen entstand im Jahr 2003 im Rahmen der Fusion der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg und der Universität-Gesamthochschule Essen. Die Geburt der neuen Universität mit zweien Standorten war schwer. Die Stadt Duisburg kann auf eine lange Universitätsgeschichte zurück blicken. Im Jahr 1655 wurde die Alte Universität Duisburg gegründet und war bis zu ihrer Auflösung 1818 eine sehr renommierte wissenschaftliche Einrichtung mit den vier Fakultäten Theologie, Jura, Medizin und Philosophie. Essen dagegen kann so eine lange Erfahrung nicht vorweisen, da die Universität-Gesamthochschule Essen erst 1972 gegründet wurde. Die Gerhard-Mercator-Universität Duisburg ist allerdings keine Nachfolge der Alten Universität. Sie wurde zunächst als Pädagogische Hochschule 1968 eröffnet und wurde erst in den 1990er Jahren zur Gerhard-Mercator-Universität erhoben. Heute verfügt die Universität über 11 Fakultäten und gehört wegen der Studentenzahl zu den größten in Deutschland. Ihr Motto lautet: Offen im Denken.
4 Universität Duisburg-Essen; 14,5 km
Auf der Straße Viehofer Platz fahren wir links an der Kirche vorbei, biegen rechts ab und wenden uns in der Rottstraße nach links. Es folgt die Kreuzeskirchstraße nach rechts, die uns zum gleichnamigen Gotteshaus bringt und an der wir nach links abbiegen. Durch die I. Weberstraße erreichen wir den Kennedyplatz und wenig später geradeaus das neobarocke Gebäude des Grillo-Theaters.
Die Stadt Essen verfügt in der Innenstadt über eine große Anzahl an kleinen Plätzen. Einer von ihnen ist beispielsweise der Willy-Brandt-Platz, der sich gegenüber dem Hauptbahnhof befindet und für verschiedene Veranstaltungen wie Weihnachts- oder Ostermarkt genutzt wird. Der Porscheplatz ist wegen dem dort stehenden Rathaus bekannt. Den Kennedyplatz kennt jeder, der gerne Schlittschuhe läuft. Jedes Jahr wird auf dem größten Platz in der Innenstadt eine Eisfläche von 1.000 Quadratmetern aufgestellt, die den Kleinen und den Großen eine Eislauffreude unter freiem Himmel verspricht. Der Burgplatz dagegen ist ein Bodendenkmal inmitten des Stadtkerns. Die Ausgrabungen ergaben, dass sich hier eine Mauer befunden hat, die älter als die Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert war. Später wurde der Platz auch als Begräbnisstätte genutzt. Heute ist der Burgplatz mit der Essener Fußgängerzone durch eine breite Treppe verbunden. Zu den Bauwerken, die sich hier erheben gehören das Essener Münster, das neue Gebäude der Volkshochschule sowie das Burggymnasium, die frühere Jesuitenresidenz, die in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaut wurde. Am Rand des Burgplatzes, nah an der Lichtburg wurde 1898 das Reiterstandbild Kaisers Wilhelms I. errichtet. Bis heute ragt er über den Platz.
5 Zentrum von Essen; 15,0 km
Hinter dem Theater nach links und sofort wieder nach rechts und schon erreichen wir durch die Rathenaustraße den Willy-Brandt-Platz, der sich auf der Nordseite des Hauptbahnhofs erstreckt.
Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.
Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.
Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.
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