Die Stadt Trier ist lebendiger Geschichtsunterricht zum Anfassen. Ob nun Römer, Kaiser oder Kurfürsten – ihnen allen werden wir begegnen und ganz nebenbei auch noch Zeit zum Wandern haben, wenn wir auf der historischen Römerbrücke die breite Mosel überqueren. Begeben Sie sich dabei nicht nur auf eine Wanderung, sondern auch auf eine Zeitreise durch 2000 Jahre.
Pkw/Parken: Parkplatz am Amphitheater, Olewiger Straße.
ÖPNV: Ab Trier Hbf. mit der Buslinie 84 bis Haltestelle Trier, Amphitheater.
Rundweg: Ca. 9 Kilometer/2 Stunden
Streckenprofil: Ausschließlich Asphaltwege
Einkehr: Diverse Einkehrmöglichkeit im Stadtzentrum von Trier
Am Wegesrand: Amphitheater Trier, Olewiger Straße, 54295 Trier, Tel. (06 51) 7 30 10, www.amphitheater-trier.de; Rheinisches Landesmuseum, Weimarer Allee 1, 54290 Trier, Tel. (06 51) 9 77 40, www.landesmuseum-trier.de; Kurfürstliches Palais; Konstantinbasilika; Karl-Marx-Museum, Brückenstraße 10, 54290 Trier, Tel. (06 51) 97 06 80, www.fes.de/marx; Römerbrücke; Barbaratherme; Kaisertherme
Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels stammt aus meinem nicht mehr erhältlichen Reiseführer über Wanderungen rund um Trier. Die meisten Informationen werden daher veraltet sein und dieser Artikel kann nur als grobe Richtschnur dienen.
Bevor wir zu dieser schönen Wanderung ansetzen, sollten wir zunächst einen Blick in das Trierer Amphitheater werfen, welches sich gleich neben dem Parkplatz befindet.
Das Amphitheater wurde im ersten Jahrhundert n. Chr. fertig gestellt und befindet sich auch wegen seines gut erhaltenen Zustands auf der Liste der Weltkulturerben der Unesco. Es hatte ein Fassungsvermögen von rund 18.000 Besuchern. Zum Vergleich: Das Moselstadion in dem die Mannschaft von Eintracht Trier zu Hause ist, fasst lediglich etwas über 10.000 Zuschauer. Allerdings war Trier im 3. Jahrhundert die einwohnerstärkste Stadt nördlich der Alpen und hatte fast genauso viele Einwohner wie heute. Das änderte sich erst mit dem Verschwinden der Römer. Die Architektur der Arena ist clever gelöst. Einerseits befindet sie sich direkt am Hang des Petribergs, womit nur eine Hälfte des Theaters für Zuschauerplätze aufgeschüttet werden musste und andererseits ist es zugleich mit in die damalige Stadtmauer integriert worden. Darüber hinaus besaß es Aufzüge in der Mitte der Arena, über die die Gladiatoren und Tiere auf das Gelände gebracht werden konnten. Der dazu notwendige Keller ist noch bis heute erhalten geblieben. Neben den Kämpfen diente das Amphitheater aber auch öffentlichen Verkündigungen und Hinrichtungen. Somit war es ein wichtiger Anlaufplatz für die damalige Stadtbevölkerung.
Wir gehen durch das Theater hindurch, schauen uns ein wenig um und versuchen uns vorzustellen, wie hier vor fast 2.000 Jahren mehrere tausend Zuschauer im Stadion saßen und die Gladiatoren anfeuerten. Anschließend verlassen wir das Theater und biegen rechts auf die Olewiger Straße ab, um gleich an der nächsten Möglichkeit erneut nach rechts zu gehen und die Hermesstraße zu durchqueren. An ihrem Ende überqueren wir die Weimarer Allee und stoßen auf weitere Zeugnisse der Trierer Geschichte, auf die Stadtmauer.
Gleich dahinter breitet sich an einem Teich der Kurfürstliche Park aus, den wir nach rechts durchqueren wollen. Auf der rechten Seite haben wir dabei die Möglichkeit, hinter der Stadtmauer das Rheinische Landesmuseum zu besichtigen.
Bei einer solch interessanten und bedeutenden Geschichte wie der der Stadt Trier ist es natürlich eine Selbstverständlichkeit, dass sie in einem entsprechenden Rahmen präsentiert und vorgestellt wird. Das Rheinische Landesmuseum Trier übernimmt diese Aufgabe in vorbildlicher Weise und befasst sich mit seinen Ausstellungen nicht nur mit der Zeit der Römer, sondern entführt seine Besucher auch in die Vorgeschichte, in das Mittelalter und auch in die Barockzeit. Zu den Höhepunkten zählen neben einem Stadtmodell Triers zur Römerzeit auch der Pfahl der ersten Römerbrücke, der damit die Gründung der Stadt markiert und natürlich der bisher größte gefundene römische Goldschatz, bestehend aus 2558 Goldmünzen. Aber auch sakrale Werke wie die wertvollen Glasmalereien aus dem Trierer Dom zählen zu den Exponaten.
Während wir am Museum vorbei spazieren erhebt sich vor uns das stolze Kurfürstliche Palais, welches auf der linken Seite von der Konstantinbasilika flankiert wird.
Die Konstantinbasilika stammt aus dem 4. Jahrhundert und gilt mit seinen Ausmaßen als der größte Einzelraum, der seit der Antike erhalten geblieben ist. Er gehört ebenfalls zum Unesco-Weltkulturerbe Römische Baudenkmäler, Dom und Liebfrauenkirche in Trier. Sie diente von Anbeginn an repräsentativen Zwecken und war mit Marmor verkleidet, beherbergte zahlreiche Marmorsäulen und war darüber hinaus auch beheizt. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde gleich nebenan das Kurfürstliche Palais erbaut und an die Konstantinbasilika angebunden, die hierfür umgebaut wurde. Die Kurfürsten nutzen den Palast bis zum ausgehenden 18. Jahrhundert als die napoleonischen Truppen einmarschierten. Sowohl die Konstantinbasilika als auch der Palast erlebten in den Jahrhunderten ihres Bestehens zahlreiche Umbauten und haben heute ein deutlich anderes Aussehen als bei ihrer Fertigstellung. Der Palastgarten im Süden des Palais ist ein beliebter Ruhepol in der Stadt und wird von hohen Hecken und mehreren Skulpturen flankiert, der den öffentlichen Park würdevoll erscheinen lässt.
Wir gehen links an der Basilika vorbei, sehen am dahinter liegenden Konstantinplatz den Glockenturm und überqueren die Straße nach links, um in die Straße An der Meerkatz einzubiegen. Wenige Meter darauf drehen wir uns nach rechts in die Liebfrauenstraße und erreichen auf ihr nicht nur das gleichnamige Gotteshaus, sondern auch direkt daneben den stolzen Dom (siehe Route 13, Seite XX). Links vom Dom gehen erreichen wir durch die kleine Sternstraße den Trierer Marktplatz und genießen das lebhafte Treiben zwischen Brunnen und Steipe (siehe Route 13, Seite XX).
Durch die Grabenstraße gehen wir an der St. Gangolf-Kirche vorbei, halten uns halbrechts und erreichen die Johann-Philipp-Straße zur Rechten. Auf ihr gehen wir wenige Meter zum Kornplatz, wo wir uns im Schatten des schönen St. Georgsbrunnens ausruhen oder in den angrenzenden Biergarten einkehren können.
Hinter dem Brunnen gehen wir nach links bis zu einem weiteren kleinen Platz, überqueren die Stresemannstraße und gehen auf der Brückenstraße geradeaus bis zum Haus Nummer 10, das das Geburtshaus von Karl Marx ist und in dem heute ein Museum untergebracht wurde.
Am 5. Mai 1818 erblickte in der damaligen Trierer Brückergasse Karl Marx das Licht der Welt und prägte diese im Laufe seines Lebens mit. Durch seine Werke gilt Marx als einflussreicher Theoretiker des Kommunismus und hatte großen Einfluss auf die Arbeiterbewegungen des 19. und 20. Jahrhunderts. Sein wohl bekanntestes Werk dürfte Das Kapital sein, das heute in drei Bänden vorliegt und im Jahr 1867 zum ersten Mal erschienen ist. Bis heute sind die Elemente der marxistischen Theorien in allen Punkten nicht nur heftig umstritten, sondern gehen auch in unterschiedliche Richtungen. In der DDR wurde Karl Marx als Leitfigur dargestellt. Neben zahlreichen Denkmälern und Straßenbenennungen, die es aber im Westteil Deutschlands gab und gibt, wurde sogar Chemnitz in Karl-Marx-Stadt umgetauft.
Noch ein kleines Stück weiter und wir biegen nach links in die Jüdemer Straße ein. An der schönen St. Antoniuskirche biegen wir links ab und machen uns nun auf den Weg, den innerstädtischen Bereich von Trier zu verlassen. Wir gehen geradeaus der Hauptstraße, die in die Zuckerbergstraße mündet, biegen links in die Salvianstraße ein, wenden uns an ihrem Ende nach rechts und biegen wiederum links in die Böhmerstraße ein, auf der wir die Bundesstraße 49 und die parallel fließende Mosel erreichen. Nach Überquerung der Bundesstraße halten wir uns direkt am Moselufer rechts und genießen die Wanderung auf dem Rad- und Fußweg unter den dicht stehenden Bäumen. Die erste Brücke, die Kaiser-Wilhelm-Brücke überqueren wir und wenden uns am gegenüber liegenden Ufer nach links. Nur ein kurzes Stück wandern wir an der Bundesstraße 51 entlang und biegen schon an der ersten Möglichkeit halbrechts ab in die Straße Im Sabel. An dieser gehen wir durch das ruhige Wohnviertel an der Kirche Maria Königin vorbei. An der Viktoriastraße wenden wir uns nach links, sofort nach rechts und abermals nach links, um durch die Augustastraße wieder hinab zur Bundesstraße 51 zu gelangen. Auf dieser biegen wir nach rechts ab und folgen dem Straßenverlauf über eine Eisenbahnstrecke durch ein Gewerbegebiet, bis wir auf der linken Seite die alte Römerbrücke sehen.
Willkommen an der ältesten Brücke Deutschlands. Sie wurde von den Römern im 2. Jahrhundert erbaut und ist dabei schon die dritte Brücke an dieser Stelle. Zuvor wurde eine hölzerne Brücke errichtet, deren Pfahl heute im Rheinischen Landesmuseum zu sehen ist. Anschließend folgte eine kleinere erste Steinbrücke, von der man sagt, man könne ihre Pfeiler bei Niedrigwasser erkennen. Das Prinzip der Römerbrücke war einfach. Massive Steinquader wurden entgegen dem Strom zugespitzt, damit Hochwasser und Eis keinen Schaden anrichten konnten und auf diesen Quadern wurde in 14 Metern Höhe eine hölzerne Konstruktion errichtet, auf der die Straße verlief. Diese Höhe reichte aus, damit die damaligen Schiffe noch unter der Straße hindurch kamen. Zur Brücke gehörte ebenfalls ein Stadttor, ähnlich der Porta Nigra, und bis heute ist nicht zweifelsfrei geklärt, auf welcher Moselseite sich dieses befunden habe. Selbstverständlich ist die Brücke seit ihrem Bestehen bereits verbreitert worden, doch ist es immer noch beachtlich, dass eine zweitausend Jahre alte Brücke dem heutigen Straßenverkehr gewachsen ist.
Auf der Römerbrücke schauen wir, wie das Wasser der Mosel unter unseren Füßen seinen Weg nach in Richtung Koblenz sucht und wenden uns am rechten Moselufer wieder nach rechts. Keine 100 Meter hinter der Brücke biegen wir links in die Südallee ein und erreichen schon nach wenigen Augenblicken die Barbarathermen.
Man kann Trier auch als das Rom des Nordens bezeichnen. Nicht nur, dass die Stadt im 3. Jahrhundert die größte nördlich der Alpen war und ein Amphitheater besaß, dass sich vor modernen Arenen nicht zu verstecken braucht, auch die Barbarathermen waren nach den Trajansthermen in Rom die zweitgrößten römischen Thermalanlagen überhaupt. Sie wurden bis zum 4. Jahrhundert genutzt und verfielen erst mit dem Verschwinden der Römer und den damit verbundenen Zerstörungen der Stadt. Sie waren stattliche 170 x 240 Meter groß und wurden daher unter anderem als Steinbruch genutzt und teilweise zu Wohnhäusern umgebaut. Weitgehende Teile der Überreste sind zum Schutz vor der Witterung überdacht und die Anlage kann wegen umfangreicher Restaurierungsarbeiten auf lange Sicht nicht besichtigt werden. Einen kleinen Einblick kann man sich aber von der Straße aus verschaffen.
Auf dem Grünstreifen zwischen Kaiserstraße und Südallee genießen wir die Wanderung mit dem Kontrast Stadt und Natur und sehen schon bald auf der linken Seite die Kaisertherme, denen wir natürlich auch einen Besuch abstatten.
Auch die Kaiserthermen stammen natürlich aus römischer Zeit. Sie waren zwar kleiner als die Barbarathermen, aber dass es sich um einen repräsentativen Bau handelte, ist auch heute noch an Hand der Ruinen gut zu erahnen. Vermutlich war die Kaisertherme jedoch nie als solche in Betrieb gegangen, wie die Innenausstattung vermuten lässt. So handelte es sich eigentlich nur um einen Rohbau, der zunächst verfiel, später jedoch zu einer Kaserne umgewandelt wurde. Als die Römer sich zurück zogen, wurden die Kaiserthermen zunächst noch als Burg benutzt, verfiel aber immer weiter, da sich die Einwohnerzahl Triers stark minimierte und die Therme bald schon außerhalb des Zentrums lag. Zusammen mit zahlreichen anderen römischen Bauten befinden sich aber auch die Kaisertherme auf der Liste der schützenswerten Welterben.
An den Kaiserthermen erkennen wir auch wieder den Kurfürstlichen Park sowie die alte Trierer Stadtmauer, an der wir wieder die Weimarer Allee überqueren und durch die Hermesstraße geradeaus gehen. Unsere Wanderung nähert sich dem Ende und nach einem weiten Rechtsbogen biegen wir links auf die Olewiger Straße ab, um unseren Ausgangspunkt am Trierer Amphitheater zu erreichen.
Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.
Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.
Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.
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