Wo einstmals Güterzüge verkehrten, radelt es sich heute völlig entspannt. Industriekultur par excellence – das verspricht diese Radeltour, die nicht nur durch das Herz des Ruhrgebiets, sondern gleich durch drei Städte verläuft. Die berühmte Jahrhunderthalle ist Ausgangspunkt für eine Fahrt auf der legendären Erzbahntrasse, die uns an Überresten ehemaliger Zechen vorbei bringt. Am anschließenden Ufer des Rhein-Herne-Kanals schauen wir den Frachtschiffen hinterher und durchqueren kurz darauf das Zentrum von Herne. Wieder zurück in Bochum radeln wir auf einer weiteren Bahntrasse, die ursprünglich die Zeche Lothringen bediente und besichtigen zum Schluss das einzigartige Bergbaumuseum.
Start und Ziel: Jahrhunderthalle im Westpark Bochum, Alleestraße
Pkw: Autobahn 40, Ausfahrt 32/Bochum-Stahlhausen, auf der Wattenscheider Straße der Ausschilderung zur Jahrhunderthalle folgen
ÖPNV: Ab Essen Hbf und Bochum Hbf mit der S1 bis Bochum-Ehrenfeld, von dort über die Bessemer Straße zur Alleestraße
Rundtour: Ca. 42 Kilometer/3,5 Stunden
Streckenprofil: Überwiegend flache Rundtour auf schotterigen Radwegen und ehemaligen Bahntrassen
Einkehr: Restaurant Orangerie im Stadtpark Bochum, Klinikstraße 41-43, 44791 Bochum, Tel. (02 34) 50 70 90, www.stadtpark-gastronomie.de (Mo geschl.); Restaurant Förderturm, Schillerstraße 20, 44791 Bochum, Tel. (02 34) 9 58 02 89, www.restaurant-foerderturm.de (Mo geschl.)
Am Wegesrand: Westpark; Jahrhunderthalle, An der Jahrhunderthalle 1, 44793 Bochum, Tel. (02 34) 3 69 31 00, www.jahrhunderthalle-bochum.de; Erzbahntrasse; ehem. Zeche Carolinenglück; ZOOM Erlebniswelt, Bleckstraße 64, 45889 Gelsenkirchen, Tel. (02 09) 9 54 50, www.zoom-erlebniswelt.de; Cranger Kirmes; Schloss Strünkede, Karl-Brandt-Weg 5, 44629 Herne, Tel. (0 23 23) 16 10 72; LWL-Museum für Archäologie, Europaplatz 1, 44623 Herne, Tel. (0 23 23) 94 62 80, www.lwl-landesmuseum-herne.de; Revierpark Gysenbergpark Herne, Am Revierpark 40, 44627 Herne, Tel. (0 23 23) 96 90, www.gysenberg.de; ehem. Zeche Lothringen; Rewirpowerstadion; Bochumer Stadtpark mit Tierpark, Klinikstraße 49, 44791 Bochum, Tel. (02 34) 95 02 90, www.tierpark-bochum.de; Deutsches Bergbau-Museum, Am Bergbaumuseum 28, 44791 Bochum, Tel. (02 34) 5 87 70, www.bergbaumuseum.de
Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels stammt aus meinem nicht mehr erhältlichen Reiseführer über Radtouren im Osten des Ruhrgebiets. Die meisten Informationen werden daher veraltet sein und dieser Artikel kann nur als grobe Richtschnur dienen.
Bevor wir uns auf den Sattel schwingen, wollen wir uns zunächst ein wenig im Bochumer Westpark mit seiner historischen Jahrhunderthalle umschauen.
Der Westpark Bochum befindet sich auf dem Gelände einer ehemaligen Stahlfabrik, die im 19. Jahrhundert die Region prägte und bis zu ihrer Stilllegung in den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts ein wichtiger Pfeiler der Industrialisierung war. Der Park, dessen Fläche ca. 75 Hektar beträgt, entstand sukzessive seit dem Ende des 20. Jahrhunderts und ist ein gelungenes Beispiel für die Verbindung zwischen der postindustriellen Landschaft und der Natur. Das Herz des Parks bildet die Jahrhunderthalle, die 1902 errichtet wurde und als Halle für die Hochöfen diente. Ihre Konstruktion war sehr interessant konzipiert, denn sie wurde ursprünglich für eine Ausstellung in Düsseldorf erbaut, sollte aber anschließend die Industriezwecke im Bochumer Stahlwerk erfüllen. Deswegen hat man sie so errichtet, dass sie leicht zu demontieren und später aufzubauen war. Mit dem Ende der Stahlfabrik kam auch für die Halle das vorübergehende Aus. Doch nicht lange war sie außer Betrieb. Nach dem ersten Bauabschnitt des Westparks wurde sie Anfang des 21. Jahrhunderts vom deutschen Architekten Karl-Heinz Petzinka aus dem Ruhestand geholt. Die alten Bauelemente wurden saniert und erhielten einen modernen Anbau. Der Halle hauchte man neues Leben ein, dieses Mal aber durch die Kultur, die mittlerweile das Ruhrgebiet prägt. Heute ist sie ein wichtiger Kulturveranstaltungsort.
Gegenüber dem Portal der Jahrhunderthalle sehen wir die aufwärts führende Treppe und radeln links daran vorbei und empor bis zu einem ersten quer verlaufenden Rad- und Fußweg. Wir biegen links ab und erreichen schon kurz darauf den Beginn der Erzbahntrasse. Auf der ersten Brücke lassen wir die Räder langsam nordwärts rollen und wenden uns am Ende dieses Hochstegs nach links. Im Zickzack folgen wir der Beschilderung der Erzbahntrasse halb um eine Grünanlage herum bis wir eines der markantesten Bauwerke der Trasse vor uns haben, die Erzbahnschwinge. 1 Erzbahnschwinge; 1km
Die geschwungene Brücke, bei der in der Tat Schwingungen deutlich zu spüren sind, wurde vom deutschen Bauingenieur Jörg Schlaich konstruiert, der unter anderem auch für das berühmte Dach des Münchener Olympiastadions verantwortlich zeichnet. Wir überqueren die kurvige Brücke und folgen nun dem Verlauf der einstigen Erzbahn durch den Nordwesten Bochums.
An einer Gabelung halten wir uns links, befahren die Brücken über den rund 8 Kilometer langen Marbach und über die Rheinische Bahn. Ehemalige Zechengelände, die heute im natürlichen Grün leuchten, säumen unseren Weg bis zur nächsten Brücke. Auf dieser überqueren wir die Hauptschlagader des Ruhrgebiets, die Autobahn 40. Schon kurz darauf erhebt sich zu unserer Rechten der alte Förderturm der Zeche Carolinenglück.
Die Zeche Carolinenglück im Bochumer Stadtviertel Hamme wurde 1850 in Betrieb genommen und wurde rund 30 Jahre später mit einer Kokerei ergänzt. 1900 wurde sie vom sogenannten Bochumer Verein – einem Konzern, der mehrere Zechen und Stahlwerke besaß, übernommen. Bis in die 1960er-Jahre gewann man hier Steinkohle. Heute sind jedoch nur noch Spuren der alten Zeche in Form von zwei Fördertürmen sichtbar, die sich über zwei Schächten erheben. Einer ist ein typisches Strebengerüst aus dem Jahr 1912, der andere besteht aus einem charakteristischen Malakow-Turm aus Ziegelmauerwerk. Teile des ehemaligen Zechenareals sind heute mit dem gleichnamigen Gewerbegebiet bebaut.
Wir lassen die Besiedelung Bochums hinter uns, beschreiben zunächst eine weite Linkskurve und folgen zwischen weiten Feldern und kleinen Wälder einer weiten Rechtskurve. Die so genannte Rote Brücke aus den 1920er-Jahren bringt uns durch weitere Wälder. Hier, mitten im Herzen des Ruhrgebiets scheint die Region plötzlich dörflichen Charakter zu erhalten. Sattes Grün umgibt uns und nur wenige Häuserdächer tauchen zwischen den Baumwipfeln auf, während wir weiterhin Richtung Nordwest der Erzbahntrasse folgen, die immer noch ab und zu von kleineren Brückenbauwerken geprägt ist. Doch nach einer sanften Rechtskurve taucht vor uns die spektakulärste Brücke auf. Mit einer Länge von über 340 Metern rollen wir mit den Rädern auf der sogenannten Pfeilerbahn, die 1919 fertig gestellt wurde. Damit radeln wir 14 Meter über dem Erdboden und sind mit den Vögeln in den Baumwipfeln zu unserer Rechten auf Augenhöhe. 2 Pfeilerbahn; 7 km
Wir radeln weiter und erreichen bald eine weitere Brücke, auf der zu Anschauungszwecken ein Teil der ursprünglichen Gleise erhalten blieb. Wir können jedoch ganz entspannt rechts daran vorbei fahren. Kurz vor dem Ende der Erzbahntrasse ist es dieses Mal der Radweg, der überquert wird. Wir radeln unter der zweiten wichtigen Verkehrsader, der Autobahn 42 hindurch und haben links neben uns in Sichtweite den kanalisierten Grummer Bach. Hinter einer Eisenbahnunterführung berühren wir nun die Grimberger Allee und überqueren auf ihr den Grummer Bach. Gleich dahinter wenden wir uns an der ersten Möglichkeit nach rechts und folgen dem weiteren Verlauf der Trasse, die uns an der ZOOM Erlebniswelt entlang führt. 3 ZOOM Erlebniswelt; 11 km
In Begleitung von Affengeschrei und Löwengebrüll erreichen wir kurz darauf den Rhein-Herne-Kanal, den wir auf der sogenannten Grimberger Sichel überqueren. Die Architektur dieser Brücke lässt uns richtigerweise vermuten, dass wir auch hier auf ein Bauwerk von Jörg Schlaich treffen. Sie wurde im Jahr 2010 mit dem European Steel Bridges Award in der Kategorie Fußgängerbrücken ausgezeichnet.
Nach Verlassen der Brücke bleiben wir am nördlichen Ufer des Rhein-Herne-Kanals und radeln nach rechts. Mit dem Blick auf die stampfenden Frachtschiffe zu unserer Rechten genießen wir die Fahrt auf dem schotterigen Rad- und Fußweg, der sich unter unserem Rad mit einem leichten Knirschen bemerkbar macht. Eine Fußgängerbrücke und eine Straßenbrücke werden von uns unterquert, bis wir an einer breiten Brücke den Radweg verlassen. Wir überqueren auf der Brücke den Kanal, nicht ohne den Blick gen Osten zu werfen, wo die mächtigen Kühltürme des Kraftwerks Herne scheinbar dicke Wolken in den Himmel zeichnen – ein Anblick, den man im Ruhrgebiet mittlerweile suchen muss, aber leider immer noch als typisch für die Region bezeichnet wird. Am südlichen Kanalufer radeln wir in die ursprüngliche Richtung weiter und überqueren den Festplatz der berühmten Cranger Kirmes. 4 Cranger Kirmes; 15 km
Das große und traditionelle Volksfest Cranger Kirmes leitet sein Namen vom Herner Stadtteil Crange ab, in dem es seit über 500 Jahren jedes Jahr im August stattfindet. Begonnen hat es vermutlich mit einem Pferdemarkt, der hier abgehalten wurde. Doch im Laufe der Zeit etablierte sich neben den Geschäften und Händlern auch Unterhaltung, die weitaus mehr Menschen anzog. Straßenkünstler wie Gaukler, Zauberer, Tänzer begleiteten den Markt und brachten das Vergnügungselement mit in den Pferdemarkt. Heute ist die Cranger Kirmes mit rund 4 Millionen Besuchern das größte und populärste Volksfest im Ruhrgebiet und gehört neben dem Oktoberfest sogar zu den größten Festen Deutschlands.
Hinter einem Wasserwerk wenden wir uns nach links und überqueren die beiden Tore der Schleusenanlage Wanne-Eickel. Damit befinden wir uns wieder auf der Nordseite des Kanals und radeln weiter am Ufer entlang. Hinter einer Eisenbahnbrücke verabschieden wir uns nun aber endgültig vom Wasserlauf und überqueren ihn mit der Straßenbrücke ein letztes Mal. Auf der Hertener Straße radeln wir rund 300 Meter bis wir links in die Rottstraße abbiegen können. Dem Straßenverlauf folgend passieren wir die mächtigen Kühltürme des Kraftwerks und unterqueren wenig später die Autobahn 43, ebenfalls eine wichtige Tangente des Ruhrgebiets, dieses Mal in Nord-Süd-Richtung. Hinter einem Kreisverkehr erkennen wir eine Grünanlage mit einem Sportplatz. Hinter dem Sportplatz biegen wir rechts ab und werden vom plötzlichen Auftauchen des Schloss Strünkede überrascht. 5 Schloss Strünkede; 20 km
Schloss Strünkede, umgeben von einem herrlichen Schlosspark, ist ein frühbarockes, dreistöckiges Wasserschloss, dessen Vorbauten wahrscheinlich um das Jahr 1500 erbaut wurden. Es war lange Zeit der Hauptsitz der Adelsfamilie von Strünkede. Heute befindet sich hier das Emschertal-Museum, welches sich mit der Heimatkunde in der Emscherregion befasst. Zum Schloss gehört, außerhalb des Wassergrabens, auch eine Kapelle, die gleichzeitig das älteste Bauwerk der Stadt Herne ist. Sie entstand in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts und wurde aus Backstein im gotischen Stil errichtet. Zunächst war es ein katholisches Gotteshaus, in den Reformationszeiten wurde es zur evangelischen Kirche. Ende des 18. Jahrhunderts verfiel das Bauwerk, verlor seine Funktion als Gotteshaus und wurde für profane Zwecke genutzt. Im 20. Jahrhundert wurde die Kapelle zusammen mit dem Schloss von der Stadt Herne übernommen und weitreichend saniert. Dabei erhielt sie ihren gotischen Charakter zurück.
Mit dem Schloss zu unserer Linken und der kleinen Kapelle zu unserer Rechten verlassen wir den Schlosspark auf dem Karl-Brandt-Weg bis zur Bahnhofstraße. Wir biegen rechts ab und radeln parallel zur Straße durch eine Grünanlage, unterqueren erneut die Autobahn 42 und bleiben auf der Bahnhofstraße bis wir rechts den futuristisch anmutenden Busbahnhof von Herne erkennen, der sich vor dem Bahnhof Herne befindet. 6 Bahnhof Herne; 21 km
Geradeaus unterqueren wir die Bahngleise, steuern geradewegs auf die Herner Innenstadt zu und steigen vom Rad ab, um gemütlich durch die Fußgängerzone zu schlendern. An Schaufenstern und Kaufhäusern vorbei, verläuft unser Weg bis zur Kreuzkirche. Sie wurde 1875 fertig gestellt und ersetzte die mehrere Jahrhunderte alte Dionysiuskirche. Wir radeln rechts an der Kirche, haben aber direkt im Anschluss auf der rechten Seite die nächste Sehenswürdigkeit. Das Westfälische Landesmuseum für Archäologie des Landschaftsverbandes Lippe offenbart in einer unterirdischen Ausstellungshalle Teile der Menschheitsgeschichte. Ob es sich nun um Überbleibsel im Bombenschutt des Zweiten Weltkriegs oder um Faustkeile aus dem Mittelpaläolithikum handelt – mit allen Sinnen kann man in der Ausstellung an den spannenden Entdeckungen, die der Boden unter unseren Füßen bereit hält, teilhaben.
Hinter dem Museum treffen wir auf die quer verlaufende Sodinger Straße, biegen nach links ab und radeln ein gutes Stück auf dem straßenbegleitenden Radweg. Die Bebauung von Herne weicht Feldern, hinter denen wir hinter einem kleinen Teich rechts in eine Grünanlage einbiegen. Wir folgen dem Weg, passieren einen weiteren Weiher und erreichen durch ein kleines Wäldchen die Sporthalle des Gysenbergparks. 7 Gysenbergpark; 25km
Der Freizeitpark Gysenbergpark, dessen Fläche rund 31 Hektar beträgt, leitet seinen Namen von dem Gysenberg, einer etwa 120 Meter hohen Erhebung in der Stadt Herne, ab. Der Park wurde 1970 errichtet und bildet seitdem einen zentralen Punkt für Vergnügen und Unterhaltung in der näheren Umgebung. Auf dem Gelände befinden sich neben einem Freizeitbad mit drei Bereichen wie die Wasserwelt, die Solewelt und der Saunawelt auch eine Eissporthalle und ein Tierpark, der einem Bauernhof nachempfunden wurde und der einen Streichelzoo für Kinder beherbergt.
Zwischen der Sporthalle und einem Teich radeln wir geradeaus, passieren ein Gebäude und biegen gleich dahinter rechts in den Wald des Gysenbergparks ein. Wir ignorieren sämtliche Abzweigungen und folgen dem Hauptweg bis wir den Wald verlassen und an einem Feld entlang bis zu einer Kreuzung gelangen. Nach rechts wendend folgen zunächst ein Bauernhof und wenig später schon Wohnsiedlungen von Gerthe, womit wir wieder Bochumer Stadtgebiet erreichen. Wir überqueren den Castroper Hellweg und biegen im Zentrum von Gerthe links in die Lothringer Straße ein. Eine Stahlinstallation als Landmarke zu unserer Rechten markiert den Standort der ehemaligen Zeche Lothringen, die in den 1960er-Jahren stillgelegt wurde, und ist uns gleichzeitig Zeichen rechts abzubiegen. 8 ehem. Zeche Lothringen; 28 km
Auch am folgenden Kreisverkehr biegen wir rechts ab, um gleich darauf links auf der zu einem Radweg umgebauten Bahntrasse weiter zu radeln. Von der Zeche ist nicht mehr viel zu sehen, in den Jahren 2011 und 2012 wurde hier ein Gewerbegebiet angesiedelt. Wir erreichen den Castroper Hellweg, den wir mit der Ampel zu unserer Linken überqueren und auf der anderen Seite über den weiter führenden Bahndamm wieder verlassen. An der Dietrich-Benking-Straße erkennen wir zu unserer Rechten die begrünte Halde der Zeche Lothringen, auf der ein Förderrad eine weitere Landmarke bildet. Wir biegen jedoch links ab, um schon wenig später rechts in die Straße In der Grume einzubiegen. Direkt am Heizkraftwerk Hiltrop wenden wir uns nach links und radeln auf einem gut ausgebauten Radweg neben mächtigen Fernwärmeleitungen südwärts. Dabei überqueren wir zunächst die Autobahn 43, wenig später unterqueren wir die Autobahn 40. Am Ende der Trasse wenden wir uns nach rechts, radeln durch ein kleines Wohngebiet zum Harpener Hellweg und biegen an dieser Hauptverkehrsstraße links ab. Hinter dem folgenden und bereits seit 1911 bestehenden Rewirpowerstadion des VfL Bochum biegen wir in den Stadionring ein, um gleich darauf am Kreisverkehr links in die breite Küppersstraße einzubiegen. Diese bringt uns geradewegs zum Bochumer Stadtpark. 9 Bochumer Stadtpark; 36 km
Nach dem Essener Stadtgarten ist der Bochumer Stadtgarten der älteste städtische Landschafsgarten des Ruhrgebiets. Er wurde in den 1870er Jahren als Englischer Garten angelegt und in späteren Jahren in zwei fünfjährigen Bauabschnitten erweitert. Er sollte allen damaligen Gesellschaftsschichten zur Erholung dienen und lud im Winter mit seinem zugefrorenen See zum Schlittschuhlauf ein und war im Sommer ein beliebter Treffpunkt. Über 700 verschiedene Baum- und Straucharten zählte man im ausgehenden 19. Jahrhundert und noch heute ist der Bochumer Stadtgarten einer der größten Landschaftsgärten in Nordrhein-Westfalen. Mehrere Skulpturen, begonnen bei einer kleinen Froschfigur am See bis hin zum mächtigen Bismarckturm zieren den Park. Der aus Ruhrsandstein bestehende Turm wurde im Jahr 1910 eröffnet. Durch seine Lage auf einer Anhöhe und seiner Höhe von rund 33 Metern bietet er einen fantastischen Blick über den Stadtgarten. Seit den 1930er Jahren wird der Stadtgarten durch einen Tierpark ergänzt, der über 3000 Tiere aus fast 400 Arten beherbergt. Zu ihnen zählen beispielsweise die Nasenbären, die seit dem Jahr 2012 ein komplett neues Gehege ihr Eigen nennen dürfen.
Nach einer gemütlichen Einkehr kurz vor Ende unserer Radeltour in der Orangerie im Stadtpark sehen wir auf der anderen Seite des Parks bereits den grün strahlenden Förderturm des Deutschen Bergbau-Museums und steuern diesen geradewegs an und haben auch dort die Möglichkeit im Restaurant Förderturm einzukehren.
Das Deutsche Bergbau-Museum Bochum blickt auf eine lange Geschichte zurück. Seinen Anfang bildeten Ausstellungen zum Thema Bergbau im 19. Jahrhundert, die in der Region von der Westfälischen Berggewerkschaftskasse, einer Organisation, die sich für das Ruhrgebiet stark machte, präsentiert wurden. Die Gründung des Museums erfolgte 1930. Heute zählt das Museum zu den wichtigsten im Bereich der Bergbaugeschichte. Die Besucher haben die Möglichkeit durch Ausstellungen und Präsentationen eine interessante und für die Region einstmals typische Welt kennen zu lernen. Dazu dient das in 20 Meter Tiefe gelegene Anschauungsbergwerk, das eine Wegstrecke von 2,5 Kilometern bereit hält. Der Weg und die Arbeitsgeräte sowie die Werkzeuge, die sich entlang des Tunnels befinden, verleihen uns einen Eindruck, wie hart und gefährlich die Arbeit der Bergleute war und immer noch ist. Noch vor fünfzig Jahren hatte eine Ruhrgebietsfamilie mindestens ein Mitglied, welches im Bergbau tätig war. Heute ist dies für die nachfolgenden Generationen undenkbar, gerade deshalb ist das Bergbaumuseum eine wichtige Institution für das Ruhrgebiet geworden.
Auf der Schillerstraße am Förderturm unterqueren wir Eisenbahngleise und treffen auf den vielbefahrenen Nordring, der einmal um das Zentrum von Bochum herum führt. Nach rechts wendend folgen wir diesem bis zur Alleestraße, in die wir ebenfalls nach rechts einbiegen. Nur wenige hundert Meter sind es bis wir auf der rechten Seite wieder die Jahrhunderthalle erkennen und rechts in den dazugehörigen Westpark einbiegen, wo unsere Tour an ihrem Ausgangspunkt endet.
Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.
Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.
Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.
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