Endlich mal wieder wandern für die Harzer Wandernadel. Wir waren zwar schon im Jahr zuvor für ein Wochenende im Harz, doch das lag gefühlt wieder ewig lange zurück. Und davor waren wir tatsächlich schon lange nicht mehr im Harz. Dabei sind wir doch daran interessiert, alle 222 Stempelstellen der Harzer Wandernadel zu erwandern und uns als einer der Harzer Wanderkaiser bezeichnen zu dürfen.

So oft waren wir schon im Harz wandern und schrieben sogar mehrere Reiseführer und Wanderführer über den Harz, doch andere Reiseziele und unsere Arbeit drängten sich in letzter Zeit in den Vordergrund. Aber der Herbst kehrte ein und es wurde Zeit, aus unserem Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen, bevor es zu kalt und viel zu früh dunkel wird.

Dieses Mal entschieden wir uns für eine Übernachtung auf dem Wohnmobilstellplatz in Bad Sachsa. Ganz neben der Wanderung wollten wir uns diesen nämlich auch mal anschauen, nachdem er von der französischen Kette Campingcar Park übernommen wurde. Oder anders gesagt: In Sachen Campinginfrastruktur im Südharz wollten wir unserem Wissensstand ein kleines Update verpassen.
Anreise zum Wohnmobilstellplatz Bad Sachsa
Nach knapp dreistündiger Anreise ließen wir uns per App einen Code übermitteln, mit dem wir die die Schranke vom Wohnmobilstellplatz Bad Sachsa öffnen konnten. Eine ebene Fläche auf dem deutlich abfallenden Gelände zu finden, braucht ein Minütchen länger als sonst, aber es klappte auch ohne Keile und so konnten wir also direkt nach dem Einparken losziehen. Wir stärkten uns noch schnell mit einem Brötchen, das wir irgendwo in einer Bäckerei in Hildesheim kauften und dann ging es gleich auf den Wanderweg.


Da es Ende September deutlich früher dunkel wird und wir noch gut 16 Kilometer Wanderung vor uns hatten, wollten wir so schnell wie möglich los. Direkt mit den ersten Metern stieg unser Wanderweg in die Höhe und wir wanderten fast nur bergauf. Dabei kamen wir an der Stempelstelle Nr. 161 (Stephanshütte) vorbei. Diese hatten wir aber wohl schon irgendwann in der Vergangenheit aufgesucht, denn diesen Stempel hatten wir bereits in unser Stempelheft eingetragen. Das wussten wir natürlich vor dieser Tour schon, allerdings konnten wir uns nicht mehr daran erinnern, von wo aus wir damals dort hingewandert sind.

Vielleicht auch von Bad Sachsa, aber dieses Mal sollte unsere Wanderung noch weiter gehen und zwar wollten wir zum 700 Meter hoch gelegenen Aussichtspunkt Stöberhai an der Stempelstelle Nr. 159. Gesagt, getan und einen Blick auf den Brocken und den Wurmberg in der Ferne geworfen. Lange blieben wir nicht, denn wir beschlossen, es darauf ankommen zu lassen, auch noch die Stempelstelle Nr. 158 zu besuchen. Es könnte zwar mit dem Einbruch der Dunkelheit knapp werden, doch wir mussten ja nur den selben Weg zurücklaufen und kannten diesen doch sehr einfachen Weg schon.
Wandern für die Harzer Wandernadel
Also spazierten wir zum Hassenstein, hauten den Stempel in den Pass und nahmen eine etwas kürzere Variante zurück zur Stephanshütte, von wo aus wir nur noch bergab bis zum Wohnmobilstellplatz zu gehen hatten. Sogar noch deutlich vor Einbruch der Dunkelheit kamen wir an unserem Wohnmobil wieder an und hatten damit einen erfolgreichen Tag.



Am nächsten Morgen gingen wir zunächst in das Zentrum von Bad Sachsa, um uns ein paar Backwaren zu kaufen. Das war cleverer, als wenn wir mit dem Wohnmobil gefahren wären. Einen Parkplatz hätten wir im Ortszentrum wohl nicht gefunden. Unterwegs sahen wir aber Werbeplakate für ein Konzert der Böhsen Onkelz – just an dem Abend und nur 300 Meter vom Wohnmobilstellplatz entfernt. Damit war für uns klar, dass wir keine zweite Nacht auf dem Wohnmobilstellplatz verbringen würden. Wir sahen nun auch, wo die Technik für das Konzert aufgebaut wurde und dass die Lautsprecher wunderbar in Richtung Wohnmobilstellplatz ausgerichtet waren. Nein, das brauchten wir nicht.

Also fuhren wir nach dem Einkauf nach Ilfeld, wo wir die nächste Wanderung starten wollten. Das hätten wir sowieso gemacht, aber der Plan war eigentlich, am Abend wieder nach Bad Sachsa zurückzufahren. Schade, dann eben nicht. In Ilfeld fanden wir nicht auf Anhieb den Einstieg in die Wanderung zur Ilfelder Wetterfahne (Stempelstelle Nr. 95). Eine junge Frau erklärte uns freundlich, dass sie zwar hier leben würde, das aber auch nicht wüsste. Hm, nun ja. Gemeinsam entdeckten wir dann aber das Schild und so zogen wir auf einem schmalen Pfad deutlich in die Höhe.
Wanderungen im Südharz bei Ilfeld
Diese Tour hatte es wesentlich mehr in sich, zumindest beim Aufstieg. Der Weg war stellenweise sehr schmal und man musste schon aufpassen, dass man nicht abrutschte. An der Felsformation Gänseschnabel zogen wir vorbei und erreichten endlich kurz darauf die Ilfelder Wetterfahne. Von da an war die weitere Wanderung vorerst ein Kinderspiel. Auf einem breiten Waldweg gingen wir weiter in die Höhe bis zum Poppenberg mit der Stempelstelle Nr. 92. Für den dortigen Aussichtsturm fehlte uns aber sowohl die Lust als auch ein wenig die Kraft.


Wir wollten lieber noch eine Runde drehen zur Stempelstelle 93 am Aussichtspunkt Dreitälerblick. So hatten wir also insgesamt fünf Stempelstellen angesteuert und freuten uns, dass alles problemlos verlief. Nur der Abstieg war wieder ein wenig anstrengender und erforderte viel Achtsamkeit. Da der Stellplatz in Bad Sachsa ausfiel, entschieden wir uns für den neuen Wohnmobilstellplatz in Braunlage, der gleich neben dem Standort des ehemaligen Stellplatzes eröffnet wurde. Da er nicht ganz so voll war, passte das ganz gut. Wenn dieser Stellplatz aber komplett belegt ist, könnte das durchaus eng werden.


Für den nächsten Tag wollten wir eigentlich noch eine weitere Stempelstelle ansteuern, doch starker Regen setzte ein, als wir gerade Braunlage verließen. So verzichteten wir darauf und auch auf den Besuch des neuen Aussichtsturms in Torfhaus, da wir bei dem starken Regen noch nicht einmal das Fenster öffnen wollten, geschweige denn nach draußen gehen. Egal, wir freuten uns, dass wir an diesem kurzen Wochenende so viel Bewegung hatten und unserem Ziel, dem Harzer Wanderkaiser, ein kleines Stück näherkamen.


Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.
Ich bin Autor von mehr als 120 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.
Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.
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