2015 – Im Winter mit dem Wohnmobil nach Italien

Der Rückweg zum Parkplatz vor dem Haus dürfte deutlich beschwerlicher sein. Gleich hinter dieser Auffahrt gelangt man zu einem Aussichtspunkt und einem Wanderweg. Folgt man diesem, dann käme man nach Corniglio, dem Ort, den man natürlich auch schon von Manarola aus sehen kann. Aber hier hat man eben auch diesen wunderbaren Ausblick auf Manarola mit seinen hübschen Häusern. Wobei – wohnen würde ich dort nicht wollen, aber dieses Farbspiel zu sehen, ist schon toll. Zusammen mit ein paar asiatischen Touristen genossen wir an diesem Weihnachtsmorgen den Anblick auf den kleinen Ort. Nur wenn man sich ein wenig die Vegetation anschaut, dann schüttelt man nur mit Unverständnis den Kopf. Einige der hiesigen Kakteen wurden offensichtlich von Touristen dafür zweckentfremdet, um in die Haut der Kakteen sinnfreie Sprüche und Liebessschwüre einzugravieren. Schade, dass man sich mit diesem Blödsinn nun auch an Lebewesen vergreifen und diese verunstalten muss.

Leider blieben wir nicht allzu lange, weil wir den weiteren Tag fast schon minutiös durchgeplant hatten. Wir hatten nämlich vor, noch bis nach Pisa zu fahren. Das bedeutete aber, dass wir den nächsten Zug schon wieder für die Rückfahrt nehmen müssten. Andererseits muss man auch ehrlich zugeben, dass Manarola zwar sehenswert ist, aber kaum einen Grund gibt, sehr lange zu bleiben. So machten wir also noch ein Pingu-Foto und fuhren zurück nach Monterosso al Mare. Hier mussten wir natürlich wieder den Aufstieg zum Wohnmobilstellplatz überwinden. Das dauerte noch einige Zeit und war auch schweißtreibend. Aber wir waren schon froh, dass es nicht regnete. Die Dame, mit der wir wegen der Schranke telefonierten, hatte sich aber noch nicht blicken lassen. Oder sie tat es und traf uns nicht an. Immerhin waren wir die meiste Zeit nicht an unserem Auto gewesen. Doch der Platz war schön und Monterosso kann nach der Schlammlawine Geld gut gebrauchen. Daher wollten wir nicht einfach so fahren, ohne bezahlt zu haben. Wir steckten zehn Euro in einen selbstgebastelten Briefumschlag und warfen diesen in den Briefkasten vor der Schranke. Wir hofften, dass das Geld an die richtige Stelle gelangt und machten uns auf den weiteren Weg.

Die folgende Fahrt war kaum der Rede wert. Denn wenn man einmal die kleinen Straßen bei Cinqueterre hinter sich gelassen hat, dann ist man schon auf der Autobahn und kann ganz gemütlich Pisa ansteuern. Unterwegs kamen uns immer wieder einmal Wohnmobile entgegen, aber es waren nicht ganz so viele.

Ich kannte Pisa ja bereits von meiner VW-Bus-Reise durch Südeuropa. Ist schon ewig lange her, aber ich hatte seither Pisa als kleine Stadt in Erinnerung. Und ich konnte mich noch daran erinnern, dass man auf der Autobahn unterwegs ist – rechts und links Felder und linker Hand hinter den Feldern erkennt man die Häuser der und mittendrin den Schiefen Turm von Pisa. Genauso beschrieb ich es Moni und siehe da: Wir waren unterwegs auf einer Autobahn inmitten von Feldern und auf der linken Seite glänzte der Turm aus einigen Häusern hervor. Ich hatte es also nach fast 12 Jahren immer noch richtig in Erinnerung und gleichzeitig die Bestätigung, dass Pisa sehr klein ist.

Während wir so fuhren sah ich plötzlich auf dem Standstreifen eine Katze. Und diese Katze machte gerade Anstalten, die Autobahn zu überqueren. Das dumme Tier. Bremsbereit, deutlich langsamer und hupend wechselte ich auf die linke Spur. Es war ja keiner hinter mir. Die ganze Autobahn war an diesem ersten Weihnachtstag völlig leer. Nur die Katze und wir. Auf das Hupen reagierte die Katze sogar: Sie guckte dämlich. Aber dann trottete sie zum Glück von dannen.
Im Süden von Pisa fuhren wir am Flughafen vorbei und folgten unserem Navi, das uns zum Wohnmobilstellplatz von Pisa bringen sollte.

Über leere Straßen erreichten wir diesen sehr schnell. Allerdings sagte er uns nicht wirklich zu. Kurioserweise war er ziemlich voll, was uns angesichts der leeren Straßen schon ein wenig wunderte. Zwei Pärchen sahen wir aus ihren Wohnmobilen in Richtung Stadtzentrum gehen. Das war es aber auch schon. Und die anderen Wohnmobile wirkten nicht wie ein Wohnmobil im Winterurlaub, sondern wie ein abgestelltes Wohnmobil für den ganzen Winter. Das gefiel uns nicht besonders und wir überlegten, ob wir nicht einfach so bis in das Zentrum fahren sollten. Immerhin ist Feiertag und die Straßen waren bis hierher auch sehr leer. Der Schiefe Turm ist ohnehin nicht mehr weit weg. Hierher zurückfahren könnte man ja immer noch. Also folgten wir der Straße bis zu einem Kreisverkehr, wo ein großes Durchfahrtsverbotsschild die Weiterfahrt untersagte. Glaubten wir zumindest. Aber sicher waren wir uns nicht, da es nur auf Italienisch war.

Gleich neben dem Kreisverkehr befand sich ein ziemlich großer, aber wieder einmal leerer Parkplatz. Wir stellten uns kurz dorthin, überprüften die Entfernung bis zum Dom und schauten uns um. Das Auto hier stehen lassen, wollten wir auch nicht so recht. Ein paar seltsame Typen schlenderten am Rande des Parkplatzes. Also entschlossen wir uns, einfach in die Straße hineinzufahren. Und ein Schaden war es nicht. Immerhin waren wir nicht die einzigen Ausländer, die dort entlang fuhren. Vor uns fuhr ein rumänischer Pkw und ein deutsches Auto kam uns entgegen. Na also, dann wird das schon okay sein.

An der langen Mauer, die den nördlichen Bereich des Domplatzes abgrenzt, fuhren wir entlang und erreichten die Piazza Daniele Manin. Dort zu parken wäre ein Traum, weil dieser eigentlich direkt vor dem Domplatz liegt. Aber ein Blick in die Seitenstraßen brachte uns schnell zu der Überzeugung, dass wir hier das Auto ebenfalls nicht alleine stehen lassen wollten. Einige zwielichtige Typen, die angeblich dämliche Selfie-Stangen an Touristen verkaufen, standen um die Parkplätze herum und man kann schon behaupten, dass es eher ein Lungern war. Wir fuhren die Straße noch ein Stück entlang, parkten und entschlossen, dass wir jeder einzeln zum Schiefen Turm gehen. Ich kannte ihn ja ohnehin schon und wollte eigentlich nur ein Pingu-Foto. Daher sollte ich zuerst gehen. Ich lief schnell die vierhundert Meter zurück zum Domplatz, setzte Pingu vor dem Schiefen Turm ab und machte unter heiterem Gekicher asiatischer Touristen mein Pingu-Foto.

Nachdem ich wieder am Auto war, ging Moni los. Sie blieb etwas länger weg, denn sie kannte Pisa ja noch gar nicht. Ich kümmerte mich derweil darum, wo wir heute übernachten könnten. Den Stellplatz in Pisa hatten wir bereits abgeschrieben. Lucca sollte unser nächstes Ziel sein. Witzigerweise wussten wir aber noch gar nicht warum. In zahlreichen Reiseberichten, die wir in Vorbereitung auf diese Tour lasen, war immer von Lucca die Rede. Ich muss zugeben, dass ich den Ortsnamen vorher noch nie so richtig wahrgenommen hatte. Siena und Pienza waren mir geläufiger. Pisa und Florenz sowieso. Aber Lucca?

Aus mehreren Quellen entnahm ich aber, dass der Stellplatz in Lucca nicht wirklich als sicher bezeichnet werden kann. Aber ich fand eine nette Seite im Netz über einen ganzjährig geöffneten Stellplatz. Der sagte mir irgendwie zu und war nicht weit von der Altstadt entfernt. Als Moni nach ihrem Pisa-Besuch zurückkam, zeigte ich ihr den Platz auf dem Smartphone und wir beschlossen, dort hin zu fahren. Dann kämen wir auch gar nicht so spät in Lucca an, obwohl so langsam die Sonne verschwindet, doch Lucca und Pisa liegen ja nicht weit auseinander.
Bei der Ankunft wurden wir freundlich empfangen und konnten uns einen Platz aussuchen. Wir hatten fast die freie Auswahl. Nur in der hintersten Ecke standen zwei Wohnmobile neben einem Sanitärgebäude. Wir waren uns nicht ganz sicher, ob es sich um einen Stellplatz handelte oder doch eher um einen Campingplatz. Aber das war uns ziemlich einerlei. Wir platzierten unser Wohnmobil auf einem der freien Flächen und waren ganz froh, dass es sicher stand. Mit dem nun wirklich allerletzten Sonnenlicht des Tages zogen wir noch schnell los, um die Altstadt von Lucca zu besuchen. Rund 15 Minuten später kamen wir in der Dunkelheit an und waren völlig überrascht.
Den ganzen Tag über war es sehr ruhig. Morgens in Cinque Terre, mittags auf der Autobahn und später in den Straßen von Pisa. Wir schoben das auf den ersten Weihnachtsfeiertag. Aber jetzt hier in Lucca war plötzlich alles anders. In den kleinen Gassen tobte das Leben.

Menschen flanierten völlig ohne Stress durch die Straßen und ließen es sich gut gehen. Zu Anfang folgten wir dem Hauptstrom der Menschen, wir wussten ja eh nicht wohin. Doch wenig später zog es uns dann auch in die kleinen, dunklen Seitengassen und es machte richtig Spaß, diese Stadt mit ihrem tollen, mittelalterlichen Kern zu erkunden. Schnell war uns klar, warum jeder Toskana-Reisende unbedingt nach Lucca fährt. Diese Stadt sollte man sich nicht entgehen lassen. Natürlich waren die meisten Geschäfte geschlossen, aber einige Restaurants waren offen. Besonders kalt war es auch nicht und so hatten wir bei Weitem nicht das Gefühl, dass Weihnachten wäre. An einer Pizzeria beschlossen wir, uns ein Stück Pizza zu gönnen. Doch was heißt schon gönnen? Das Stück Pizza war ziemlich günstig, was eine weitere Überraschung für uns war und zudem extrem lecker.

Wir hatten schon auf unserer Wohnmobilreise durch die Alpen im vorherigen Sommer in Bozen eine Pizza gegessen und waren damals bereits ganz angetan von dem Geschmack und dem dünnen Pizzaboden. Und das wurde mit der Pizza in Lucca nochmals unterstrichen. Uns fiel auf, dass die Pizza jedoch ganz anders gemacht wurde als bei uns in den herkömmlichen, heimischen Pizzerien. Während man bei uns eine runde Pizza erhält, die erst dann belegt wird, wenn man sie bestellt hat, erhält man hier bereits ein fertig belegtes Stück Pizza, dass nur noch mal schnell im Ofen angewärmt wird. Darüber kann man natürlich streiten, geschmeckt hat es uns trotzdem.

Von dem Moment an, wo wir durch Lucca schlenderten, eine Pizza in der Hand hielten und einfach den Abend genossen, ging es mir deutlich besser. Meine Stimmung wandelte sich plötzlich und mir begann nun endlich Italien zu gefallen. Cinque Terre war schon schön, aber Lucca hat dem noch einen draufgesetzt. Zufrieden kehrten wir zum Wohnmobilstellplatz oder Campingplatz oder was immer es war, zurück und stellten unser Auto dort noch einmal um. Denn so ganz wohl fühlten wir uns nicht in der hintersten Ecke. Daher zogen wir vorne bis zur Schranke um, bauten die Satellitenschüssel auf, als gerade unsere temporären Nachbarn von ihrer Stadtbesichtigung zurückkamen. Eine italienische Familie mit Kind und Hund. Irgendwie gab uns das ein beruhigendes Gefühl auf dem ansonsten leeren Platz.

Bevor wir am nächsten Morgen weiter fuhren, gingen wir noch einmal kurz durch die Altstadt von Lucca. Moni wollten gerne in die Kirche und so bekam ich die Möglichkeit die Stadt beim Aufwachen zu beobachten. Das war insofern interessant, als dass ich am Piazza Anfiteatro fast ganz alleine war. Aber eben nur fast. Ein älterer Herr saß mit seinem Enkel auf einer der dortigen Sitzbänke. Soweit so gut. Nur hat dieses kleine Kind es doch tatsächlich geschafft, so viel Krach zu machen, dass man meinen könnte, der Platz wäre belebt. Gerade hier auf diesem ovalen Platz, wo es oft genug von den Hauswänden zurückschallt, muss man nicht unbedingt laut sein, um Krach zu machen. Mir taten ein wenig die Anwohner Leid, die vielleicht ausschlafen wollten, aber durch den Singsang des Kindes gestört wurden. Vielleicht sollte ich anmerken, dass das Kind zwischen 8 und 10 Jahre alt gewesen sein dürfte. Also in einem Alter, in dem man auch schon mal erklären kann, dass es nicht so zu schreien braucht. Na ja, aber das war nicht meine Sorge. Ich ließ es mir dennoch gut gehen, schlenderte durch die Gassen, machte Bilder und wartete auf Moni, damit wir anschließend noch gemeinsam auf Erkundungstour gehen konnten. Immerhin hatten wir am Vorabend ja noch lange nicht alles gesehen. Daher steuerten wir zum Beispiel auf den Dom im Süden der Altstadt zu, lernten noch die Piazza Napoleone kennen und genossen einen kleinen Spaziergang auf dem Wall, der die Altstadt von Lucca umschließt.

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Ich freue mich über jede Anmeldung in www.molls-reiseforum.de

Ansonsten geht der Reisebericht hier weiter:

13 Kommentare zu „2015 – Im Winter mit dem Wohnmobil nach Italien“

  1. Cornelia Schimikowski

    Hallo, habe gerade ihren schönen Bericht über die Winterreise nach Italien gelesen. Wunderschöne Bilder, macht richtig Lust aufs Losfahren! Haben Sie irgendwo auch eine Routenbeschreibung mit km usw. , die man sich ausdrucken könnte? Danke für einen Hinweis und viel Spaß weiter mit dem Wohnmobil! Ihre Cornelia Schimikowski

    1. Hallo, danke für das Kompliment. Eine Routenbeschreibung habe ich nicht. Es waren ja eigentlich auch nur ganz wenige Orte und dazwischen war überwiegend Autobahn: Rothenburg – Sterzing – Sirmione – Monterosso – Pisa – Lucca – Florenz – Venedig – Bozen – Dachau. Abgesehen von Pisa sind das die Orte, in denen wir übernachtet haben. Ansonsten kann ich natürlich, wie schon bei der Schottland– und England-Reise den Reisebericht als pdf aufarbeiten.

      Viele Grüße
      Michael

  2. Wir übernachten auch gerne, wenn kein Stellplatz zu finden ist auf Parkplätzen von Gaststätten. Wir essen erst dort und fragen gleich, ob wir über Nacht stehen bleiben können. Das wurde bisher immer erlaubt. In Dachau wäre in der Nähe vom KZ das Lasila Dachau gewesen, da könnte man auch gut stehenbleiben. Oder auch in Sterzing gibt es einen guten Stellplatz an der Seilbahn, daneben ist auch ein gutes Restaurant mit guten Pizzen (aber eine reicht für zwei) usw.

    Viele Grüße von einer begeisterten Camperin

    1. Hallo Angie,

      ja, das ist natürlich auch eine Möglichkeit. Aber wir gehen eher selten essen, sondern bereiten uns lieber selber etwas zu. Daher kommen Gaststätten für uns eher nicht in Frage.
      Viele Grüße
      Michael

  3. sehr,sehr schöne Fotos und ein ganz toller Bericht.
    Habe noch einige Fehler gefunden:
    Bild Nr.31 ist das nicht ein Wäschereiboot?
    Bild Nr. 39, Judenviertel heißt Ghetto Vechio
    div. Bilder Der Hauptkanal heißt Canale Grande, mit e
    nichts für ungut. LG

    1. Danke für das Kompliment und die Hinweise. Beim Wäschereiboot habe ich tatsächlich nicht genau hingeschaut. Sah für mich aus wie Müllsäcke. Ich hätte aber nur mal lesen brauchen, was auf dem Boot steht. Ich habe es auf jeden Fall geändert. Das Gheto Vecchio schreibt sich jedoch so und auch der Canal Grande schreibt sich ohne e. Fast jeder sagt zwar Canale, aber das stimmt nicht. Das wird auch in der deutschen Wikipedia erläutert und die italienische Wikipedia weiß es natürlich definitiv.

  4. Pingback: Wanderungen auf Stadtmauern | Die Weltenbummler

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  6. Dachau ist nicht nur das KZ, es hat eine schöne Altstadt mit Schloss. Vom Schlossplatz kann man schön nach München und ins Umland sehen. Oder im Schlosspark bis zur Amper und weiter spazieren. Wirklich Sehenswert, leider wird Dachau nur auf das KZ reduziert. Zu unrecht, es war und ist eine Künstlerstadt. Wer also noch etwas Zeit hat, sollte Dachau mal von der anderen Seite sehen.

  7. Pingback: Mit dem Wohnmobil nach Chioggia bei Venedig | Die Weltenbummler

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