2015 – Im Winter mit dem Wohnmobil nach Italien

Das nächste Ziel mit dem Wasserbus ist schon etwas weiter weg und heißt Burano. Während der Überfahrt durch die Lagune konnten wir nicht nur den Flughafen Venedigs am Festland sehen, sondern auch am Horizont die ersten Alpengipfel. Noch eine Tatsache über Venedig, die mich überraschte. Nämlich, dass man von der Lagunenstadt aus die Berge sehen kann. Das wusste ich nicht und gab der Stadt abermals eine schöne Note. Burano ist schon recht weit weg vom Kern Venedigs gelegen. Aber nicht minder schön. Ganz im Gegenteil, denn gerade hier bestechen die bunten Häuser von Burano. Jedes Haus präsentiert sich in einem anderen Farbton was eine tolle Komposition abgibt, besonders wenn dann noch, so wie an diesem Tag, das Wetter so schön mitspielt. Es hat uns sehr gut gefallen und wir wären gerne noch länger geblieben. Aber wie das eben im Winter so ist, wird es ja auch früh dunkel. Und wenn man noch die längere Schifffahrt berücksichtigt und die Tatsache, dass ich auch noch gerne ein Pingu-Foto machen wollte, würde das alles schon recht knapp werden. Also mussten wir schon bald wieder weiter. Aber für uns stand fest, dass wir dieses abgelegene Stadtviertel sicherlich noch einmal besuchen würden.

Zurück auf der Hauptinsel steuerten wir noch einmal den Markusplatz und die gegenüber liegende Insel San Giorgio Maggiore an, um das tolle Venedig-Panorama zu erleben. Und zum Abschluss fuhren wir mit der Linie 1 einmal an den ganzen Palästen vorbei, die sich rechts und links des Canal Grande erheben. An der Rialtobrücke stiegen wir aus, um noch schnell einen Zwischenstopp am Wohnhaus vom Weltenbummler Marco Polo einzulegen. Als wir dort ankamen, erkannte ich aber an der dortigen Brücke und an unserem GPS-Gerät, das wir witzigerweise schon am Vortag dort gewesen waren. Ich hatte mich nämlich dort hingestellt, um die dortige Brücke zu fotografieren.
Zum Abschluss gingen wir noch dort einkaufen, wo wir auch schon bei dem Schneegestöber in der Dunkelheit einkaufen waren und dann hieß es leider Abschied nehmen. Wir freuten uns aber, dass es uns so dermaßen gut gefiel. Und wir waren uns auch einig, dass wir reisetechnisch die richtige Reihenfolge hatten. Wir waren erst in Cinqueterre, was uns trotz der Weihnachtseinsamkeit sehr gut gefiel. Danach waren wir von Lucca richtiggehend beeindruckt. Es folgte Florenz, eine Stadt, die ja bekanntlich auch symbolhaft für andere Städte herangezogen wird und schließlich Venedig, die meiner Meinung nach nicht mehr hätte getoppt werden können.

Das führte allerdings wiederum auch zu einem anderen Problem. Denn mit Venedig war die Luft nun raus. Egal, wo wir hätten hinfahren können, wir hätten das Ziel immer mit Venedig verglichen oder der Lagunenstadt zumindest hinterhergeseufzt. Und da wir auch keine großen Pläne mehr hatten, passierte auch nicht mehr allzu viel. Ich begann zu bereuen, dass wir Pienza und Siena ausgelassen hatten. Andererseits hätten wir dann den Schnee in Venedig verpasst und wer weiß, ob wir dann noch so viel Zeit übrig gehabt hätten, um Venedig zu besuchen. Von daher war schon alles in Ordnung, aber ein wenig ärgerte ich mich dennoch über mich. Fest steht für mich jedoch auf jeden Fall, dass ich Weihnachten nicht noch einmal auf einem leeren Wohnmobilstellplatz verbringen muss. Das war so das einzige während der gesamten Reise, das mich störte und das auch die ansonsten positiven Eindrücke drückte. Aber im Nachhinein kann man viel jammern und es bliebe dann trotzdem nur ein Luxusproblem. Es war eine schöne Reise, die mit einem tollen Besuch in Venedig gipfelte. Und zuhause waren wir ja deswegen noch lange nicht. Am Tag unserer Abreise aus Venedig fuhren wir zunächst einmal nur ein ziemlich kurzes Stückchen in die nächstgelegene größere Stadt namens Padua. Moni wünschte sich sehr den Besuch in Padua und beim heiligen Antonius.

Die Anfahrt war nicht ganz so schwierig, lediglich der Stellplatz war nur durch eine merkwürdig erreichbare Straße zu erreichen. Aber auch das gelang uns natürlich dennoch. Wir wollten jedoch nur dort parken und keine Nacht verbringen. Das war uns schon vorher klar. Aber als wir den Stellplatz sahen, war für uns auch klar, dass wir hier gar keine Nacht hätten verbringen wollen. So innerstädtisch auf einem italienischen Großparkplatz – nö, da hätten wir uns nicht wohl gefühlt. Wir haben uns dort sogar so wenig wohlgefühlt, dass wir beschlossen, das Pisa-Ritual zu wiederholen. Sprich: Moni ging dieses Mal vor und besuchte, was sie so besuchen wollte und ich eilte später einmal kurz mit Pingu durch die Altstadt, um ein Pingu-Foto zu machen.

In der Zeit, in der ich im Wohnmobil wartete, beobachtete ich einige andere Wohnmobilfahrer und kam zu der erneuten Erkenntnis, dass Italiener in dieser Hinsicht seltsam sind. Bei dem Stellplatz handelt es sich um eine riesige asphaltierte Fläche. Ich parkte bei der Ankunft etwas Abseits während alle anderen Wohnmobile, die ausschließlich italienische Kennzeichen hatten – bis auf ein polnisches Wohnmobil – brav in einer Reihe standen. Sehr dicht beieinander geparkt, sodass der Nachbar gerade mal seine Türen geöffnet bekommt. Und als wäre das nicht schon befremdlich genug konnte ich beobachten, wie zwei scheinbar befreundete Wohnmobil-Familien mit ihren beiden Fahrzeugen anreisten und ausgerechnet in einer engen Parklücke einparkten. Dort, wo ich stand, war um mich herum alles frei und es hätte kein Einparkmanöver stattfinden müssen. Doch nein, sie mussten sich millimetergenau einweisen lassen. Es ist faszinierend und es könnte ein abendfüllendes Programm abgeben. Aber nachvollziehbar ist das für mich nicht. Erinnert mich an meinen alten Blog-Beitrag über das Kuschelparken.

Nachdem Moni zurückkam und ich auch noch mal ein wenig durch Padua schlenderte, wollten wir den Stellplatz verlassen, den wir aber eigentlich nur als Parkplatz nutzten. Doch dafür mussten wir natürlich erst einmal die Parkgebühren bezahlen und das funktionierte mit einer Technik, die ich bis dato noch nicht gesehen hatte. Bei der Einfahrt wurde unser Kennzeichen fotografiert als sich die Schranke einfach so ohne unser Zutun öffnete. Will man nun also den Platz verlassen, muss man erst zu einem Bezahlautomaten und dort sein Kennzeichen eingeben. Daraufhin wird einem das Bild von dem eigenen Kennzeichen gezeigt, das man bestätigen muss. Erst nach Bestätigung des Kennzeichens und des Bezahlvorgangs kann man dann mit dem Auto den Platz verlassen. Eigentlich eine pfiffige Idee. Dumm nur, dass völlig unberücksichtigt bleibt, dass man mit dem Wohnmobil nicht übernachtet hat, sondern man lediglich dreieinhalb Stunden parkte. Der Tarif für eine Übernachtung lag bei 10 Euro und die wurden nun in voller Höhe dafür verlangt. Das fand ich jetzt nicht besonders fair. Immerhin sind wir keine Nacht geblieben, sondern hatten, wie viele andere Pkw-Fahrer nur einige Stunden geparkt. Und diese anderen Pkw-Fahrer müssen eben einen Stundentarif bezahlen, der dementsprechend günstiger ist.

Aber da kann man sich lange ärgern, es ändert nichts an der Tatsache, 10 Euro zahlen zu müssen, um den Platz verlassen zu können. Am Nachmittag ging dann unsere Fahrt weiter gen Westen. Wir fuhren an Vicenza und Verona vorbei und bogen praktisch zwischen Verona und dem Gardasee nach Norden ab. Denn das war natürlich auch noch eine unserer Sorgen: Die Rückfahrt über die Alpen. Auf der Hinfahrt hatten wir kaum Schnee gesehen. Aber wir wussten, dass mittlerweile der Wintereinbruch stattgefunden hatte und wollten ungerne in irgendeinem Schneegestöber ausharren müssen. Auch das beschleunigte ein wenig unser Tempo. Dabei hatten wir zwischendurch sogar mal überlegt, die Alpen über Villach und Salzburg einigermaßen weiträumig zu umfahren. Aber andererseits kennen wir den Brennerpass sehr gut und ist unserer Meinung nach ein wirklich guter Alpenpass, der auch durchgehend befahrbar ist, also die Brennerautobahn meine ich natürlich. Und zu guter Letzt hatten wir auch noch die Idee, vielleicht nach Mittenwald zu fahren. Von unserer letzten Reise mit dem Wohnmobil durch Bayern, die ja im vorherigen Jahreswechsel stattfand, hatten wir den Wohnmobilstellplatz in Mittenwald noch gut in Erinnerung. Und außerdem haben wir dort das Leberkäs-Brötchen liebgewonnen, was uns gut gefallen hätte.

Aber das war erst für den nächsten Tag vorgesehen. Für heute wollten wir nur zum Wohnmobilstellplatz am Kalterer See. Der Kreis hatte sich für uns in Rovereto geschlossen. Auf dem Weg dorthin war ich ein wenig wehmütig, weil ich mich gefragt hatte, ob es nicht doch sinnvoll gewesen wäre, nochmal in Sirmione den Gardasee zu genießen. Dass ich mal den Gardasee vermissen würde, hätte ich auch nicht gedacht, aber dem war so. Im Großen und Ganzen wäre das nämlich sehr clever gewesen. So hätten wir dort nochmal übernachten können, wären am nächsten Tag am Westufer entlang gefahren, das Moni noch nicht kennt und wir hätten am Kalterer See nicht plötzlich vor einem geschlossenen Wohnmobilstellplatz gestanden. Ja, in der Tat war hier nichts los. Zwei Mal sind wir in diesem Jahr bereits dort vorbeigefahren und zwei Mal war es extrem voll und gar nicht unser Ding. Und jetzt, wo wir hier übernachten wollten, war alles wie ausgestorben. Das war natürlich blöd. Na ja, aber dann fuhren wir halt nach Bozen und stellten uns dort auf den Wohnmobilstellplatz. Hier waren wir dann wieder von der anderen Seite überrascht. Denn der Wohnmobilstellplatz in Bozen besteht aus gerade einmal acht Flächen an einer Hauptstraße und ist nun nicht gerade der Traum eines Wohnmobilfahrers. Benutzt hatte den zwar auch keiner, aber dafür waren die beiden Parkplätze in unmittelbarer Nachbarschaft gut mit Wohnmobilen gefüllt. Die dortige Höhenbeschränkung war im Winter außer Betrieb, was einigen Wohnmobilbesatzungen zu Gute kam. Also stellten wir uns mal wieder ein wenig abseits, was aber nicht lange gut ging. Denn wir waren ja in Italien und hier galt das gleiche Prinzip wie am Morgen in Padua beobachtet. Italiener gesellen sich gerne zu anderen Wohnmobilfahrern, auch oder gerade weil woanders eigentlich viel Platz übrig wäre.

Zwei Mal sind wir in diesem Jahr bereits dort vorbeigefahren und zwei Mal war es extrem voll und gar nicht unser Ding. Und jetzt, wo wir hier übernachten wollten, war alles wie ausgestorben. Das war natürlich blöd. Na ja, aber dann fuhren wir halt nach Bozen und stellten uns dort auf den Wohnmobilstellplatz. Hier waren wir dann wieder von der anderen Seite überrascht. Denn der Wohnmobilstellplatz in Bozen besteht aus gerade einmal acht Flächen an einer Hauptstraße und ist nun nicht gerade der Traum eines Wohnmobilfahrers. Benutzt hatte den zwar auch keiner, aber dafür waren die beiden Parkplätze in unmittelbarer Nachbarschaft gut mit Wohnmobilen gefüllt. Die dortige Höhenbeschränkung war im Winter außer Betrieb, was einigen Wohnmobilbesatzungen zu Gute kam. Also stellten wir uns mal wieder ein wenig abseits, was aber nicht lange gut ging. Denn wir waren ja in Italien und hier galt das gleiche Prinzip wie am Morgen in Padua beobachtet. Italiener gesellen sich gerne zu anderen Wohnmobilfahrern, auch oder gerade weil woanders eigentlich viel Platz übrig wäre.
Wir gingen schnell noch nebenan im Supermarkt einkaufen und beendeten den Tag bei einem Spieleabend.

Ein wenig beobachteten wir noch die nach uns ankommenden Wohnmobile. Denn die Wohnmobil, die genau wie wir von Süden anreisten, waren schön sauber und schneefrei während die Fahrzeuge aus dem Norden keine lesbaren Kennzeichen mehr hatten und auch mit den einen oder anderen Eiszapfen angeben konnten. Und dabei war um uns herum nichts mit Schnee. Es war schon seltsam, mitten in Bozen zu stehen, also in Südtirol und nicht an Schnee denken zu müssen. Das änderte sich aber direkt am nächsten Tag, als wir auf die Brennerautobahn auffuhren und nun stetig an Höhe gewannen. Zwischendurch wanderte das Thermometer zwar nochmal in den Plusbereich aber je weiter wir nach Norden und in die Höhe kamen, umso mehr Schnee gab es zu sehen. Außerdem war einer der Fahrspuren ziemlich bedeckt. Das war aber alles gar nicht so dramatisch, mich störte vielmehr der starke Wind, der einem das Gefühl gab, mitten einem Schneesturm zu stehen. Dabei war aber eigentlich alles noch passabel und wir konnten ganz ohne Problem den Brennerpass überqueren und nach Österreich einreisen.

Doch hier war dann Schluss mit Lustig. Wir hatten ja unseren Plan, in Innsbruck die Autobahn zu verlassen und bei Seefeld über den Scharnitzpass nach Mittenwald zu fahren. Doch angesichts der Schneemengen, denen wir plötzlich entgegensahen, hatte sich dieser Plan schnell verflüchtigt. Wir verzichteten darauf, die gut geräumte Autobahn zu verlassen und fuhren schnurstracks weiter in Richtung Kufstein bzw. Kiefersfelden. Auf verschneite Landstraßen in den Alpen hatte ich nun wirklich keine Lust. Das war schade, aber wir gingen auf Nummer Sicher. Das blöde war nur: Wir hatten Silvester und eigentlich wollten wir einen einigermaßen passablen Platz. Gerne einen, der sicher vor Raketenknallern war aber auch gerne einen, wo man etwas zu sehen gehabt hätte.

Wir schauten also mal im Netz nach den Stellplätzen in Kiefersfelden und beschlossen, diese als erstes anzusteuern. Hier in Tirol ist ja mit dem Wohnmobil nicht viel zu machen. Da gehen die Österreicher ja leider einen unverständlichen und meiner Meinung nach veralteten Weg. Aber bitte, dann verlässt man eben das Land wieder und gibt sein Geld woanders aus. Bei Kiefersfelden verließen wir die Autobahn, nur um ganz schnell zu merken, dass wir an der nächsten Auffahrt wieder schnell auf die Autobahn wollen. Die Straßen waren dermaßen zugeschneit, dass sie deutlich schmaler waren als üblich und die Zufahrt zum Wohnmobilstellplatz war völlig vereist. Nein, das ist nicht unbedingt das, was wir jetzt gebrauchen könnten. Wir dachten natürlich hin und her, was wir noch machen könnten. Wir ahnten schon, dass die anderen Stellplätze im Alpenland voll sein dürften, was ja Erfahrungen aus dem Vorjahr waren. Und damals lag noch nicht mal Schnee. Da unser nächstes Ziel auf der Reise die Gedenkstätte Dachau sein sollte, schauten wir nach, wie die Stellplatzsituation dort ist. Und siehe da, es soll einen kleinen Stellplatz geben. Na, dann mal los.

Wir beschlossen also ganz spontan, die Alpen nun endgültig hinter uns zu lassen, an München vorbei zu düsen und in Dachau zu übernachten. Wir kamen noch bei Tageslicht an, was unser Glück war. Denn der Wohnmobilstellplatz war völlig verschneit und befand sich vor einer Tunneldurchfahrt, die für unser Wohnmobil nicht ausreichte. Ergo: Ich musste auf diesen Stellplatz fahren, um entweder anzuhalten oder zu wenden und blieb dann schlicht und einfach doch noch stecken. Das ärgerte mich einerseits, weil das jetzt nun auch nicht mehr passieren brauchte und andererseits, weil ich mir den Silvesternachmittag ein wenig anders vorstellte. Zwei junge Leute, die aus dem Nachbarhaus kamen und mit ihrem Wagen den Parkplatz verlassen wollten, konnten erst vorbei, als wir es geschafft haben, das Wohnmobil einen Meter zu bewegen. Natürlich ohne Hilfe dieser Menschen. Die saßen nur in ihrem Pkw und warteten darauf, dass wir fertig werden. Unglaublich. Leider hatte ich diese Situation zu spät erkannt. Ein älteres Pärchen mit einem slawischen Dialekt kam uns aber zu Hilfe und war sehr freundlich zu uns. Sie gaben uns Jacken zum Unterlegen und zwei Schaufeln. Gut, es waren Strandschaufeln für Kinder, aber warum nicht? Außerdem hatten sie auch noch ein wenig Salz für uns übrig. Konnte also nur eine Frage der Zeit sein, bis wir hier wieder wegkommen, immerhin. Erfahrungen, wie man mit dem Wohnmobil stecken bleibt, habe ich ja von der Wohnmobilreise zum Nordkap noch genug in Erinnerung.

Es klappte auch fast beim ersten Mal. Die Reifen griffen plötzlich auf dem Boden, das Wohnmobil wollte durchstarten, doch ich musste nach zwei Metern auf die Bremse treten, weil der hilfsbereite Mann von nebenan genau vor mir stand und keine Anstalten machte, aus dem Weg zu gehen. Das war blöd, ich hätte es nämlich geschafft, auch die letzten zehn Meter zur Ausfahrt zurückzufahren. Nur dann hätte der Mann den Anbruch des neuen Jahres nicht mehr miterlebt. Und das wäre ja irgendwie auch nicht hilfreich. Na ja, aber im zweiten Anlauf klappte es und wir verließen diesen Stellplatz, der nicht mehr ist als nur ein kleiner Parkplatz. Dass wir dort die einzigen gewesen wären, muss ich wohl nicht extra erwähnen. Nur hatten wir jetzt das Problem, dass wir überhaupt nicht wussten, wo wir heute noch hinsollten. Auf den Stellplatz wollten wir nicht, der Parkplatz der Gedenkstätte verbietet das Übernachten im Wohnmobil und sonst schien es in der Nähe nichts Ansprechendes zu geben.

So landeten wir schließlich in Fürstenfeldbruck, wo man auf dem Parkplatz vom Pucher Meer übernachten darf. Das ist wohl eine Art Freizeitanlage außerhalb der Stadt und dürfte zumindest Ruhr versprechen. Die Parkplätze waren total zugeschneit und nur die Fahrspur war einigermaßen frei von Schnee. An einer Stelle war die Fahrspur so breit, dass wir mit dem Wohnmobil dort stehen konnten, sodass andere Besucher noch an uns vorbei kamen. Wir schlossen das Auto ab, nahmen unsere Sachen und gingen noch in die Stadt hinein. Wir waren überrascht, dass es immer noch hell war. Zwar nicht mehr lange, aber immerhin. Denn wenn man bedenkt, dass wir morgens noch in Bozen waren, die Alpen überquerten, in Kiefersfelden anhalten wollten und in Dachau noch im Schnee stecken blieben, dann ist es schon erstaunlich, was man alles so einem einzigen Tag erleben kann. Wir weit das Zentrum von Fürstenfeldbruck entfernt ist, wussten wir an dem Tag noch nicht so genau. Später erfuhren wir, dass es sich um 2,8 Kilometer handelt, die wir mal eben spazieren gehen. Je Richtung, versteht sich. Und wofür? Für nichts! Das Zentrum von Fürstenfeldbruck besteht scheinbar aus einer breiten Hauptstraße, die nichts besonders zu bieten hat. Es war ohnehin nicht viel los, aber wir konnten uns auch nicht vorstellen, dass hier mehr los ist, wenn nicht gerade Silvester ist. Wir überquerten noch den Fluss Amper, gingen um die Kurve und erkannten, dass wir den Ort bald durchquert haben. Da war sonst nichts mehr.

Enttäuscht kehrten wir um, gingen wieder zurück und sahen eine Pizzeria. Wir hatten keinen großen Hunger, aber eine Kleinigkeit wäre noch nett gewesen. Doch auf unsere Nachfrage nach Pizzabrötchen wurden wir nur entsetzt angeschaut. Man kannte keine Pizzabrötchen in einer Pizzeria. Fürstenfeldbruck, den Ort musste ich mir merken. Fürstenfeldbruck ohne Innenstadt und ohne Pizzabrötchen. Aber es gab eine Tankstelle an der B2. Daran sind wir schon auf dem Hinweg vorbeigekommen. Wir hatten ein wenig Hoffnung, dass sie noch geöffnet hat, wenn wir sie auf dem Rückweg nochmals passieren. Und siehe da, tatsächlich. Und als wollte man uns eine Freude machen, erblickten wir in der Auslage der tankstellen-eigenen Frischtheke Leberkäs. Brötchen gab es auch. Ja mei, wofür dann nach Mittenwald? Gut, so lecker wie in Mittenwald war das Brötchen jetzt nicht. Aber wir hatten ein Leberkäs-Brötchen auf das wir uns so freuten. Glücklich mampfend stapften wir durch den Schnee zurück zu unserem Wohnmobil und legten einen Spieleabend-Silvester ein.

Nach den üblichen Glückwünschen nach Mitternacht legten wir uns ins Bett und waren froh, soweit abseits zu parken, dass wir von der ganzen Knallerei und den Raketen nicht betroffen waren. Doch am nächsten Morgen hatten wir eine ganz sonderbare Erfahrung: Es war der 1. Januar 2015, morgens um 7 Uhr, als plötzlich ein Schneeräumfahrzeug auf dem Parkplatz seine Runden drehte und den gesamten Parkplatz vom Schnee befreite. Ich wiederhole nochmal: Neujahrsmorgen um sieben Uhr! Faszinierend. Der Mitarbeiter der Fürstenfeldbrucker Stadtbetriebe fuhr also die ganze Zeit um unser Bett herum. Als wir endlich aufstanden, war er dann auch mal fertig und wir reden hier nicht von zehn Minuten, denn der Parkplatz am Pucher Meer ist nicht gerade klein. Lustigerweise standen wir aber nach der Schneeräum-Aktion plötzlich nicht mehr am Fahrbahnrand, sondern mitten auf dem Parkplatz und sonderbar im Weg. Aber das war ja egal, da wir sowieso nach Dachau aufbrachen. Die paar Kilometer waren schnell überbrückt und so standen wir kurze Zeit später auf dem Parkplatz der Gedenkstätte und uns herum fast nur Autos mit italienischem Kennzeichen. Da waren sie wieder, die Freunde des engen Parkens. Ich fand es erstaunlich, dass ganze Busse am Neujahrsmorgen angefahren kamen. Dabei hätte ich sogar vermutet, dass die Gedenkstätte am 1. Tag des Jahres geschlossen haben könnte. Dass dem nicht so war, wussten wir natürlich vorher aus dem Internet, sonst wären wir ja nicht hierher gefahren. Aber dass es dann auch noch so voll werden würde, und beinahe jeder Besucher aus Italien kommt, überraschte mich dann doch.

Der Besuch der Gedenkstätte Dachau verlief natürlich so wie jeder Besuch einer KZ-Gedenkstätte. Es ist erschreckend, es dauert lang und es gibt sonderbare Begegnungen. In Hamburg-Neuengamme haben wir mal zwei Jugendliche, die zu einer Besuchergruppe gehörten und sich überhaupt nicht zu benehmen wussten, zurecht gewiesen. Hier war es ein Junge in Begleitung seines Vaters, der sich in der Ausstellung einfach nur langweilte. Einerseits verständlich für einen Jungen seines Alters, andererseits kein Grund, fröhlich durch Krematorien zu tanzen. Das sind dann so die Momente, wo man die Erziehung für den Vater übernimmt. Aber hier reichte einfach nur ein Blick. Ein durchdringender Blick, den auch ein Kind versteht, dass sich dann anschließend ganz leise neben seinen Vater stellt und Interesse heuchelt. Der Vater hat von unserer Kommunikation natürlich nichts mitbekommen.

Nach dem Besuch in der Gedenkstätte waren wir völlig ratlos, was wir nun machen wollten. Eigentlich hatten wir noch Augsburg auf der Liste, aber die vielen Schneemengen, die Kälte und der fehlende Ansporn gaben uns ein neues Ziel: Nach Norden, in Richtung Heimat. Wir wollten noch einen Nacht in Ladenburg auf dem dortigen Stellplatz übernachten, weil dieser uns aus persönlichen Gründen interessierte. So fuhren wir dort also hin und waren von dem dortigen Stellplatz ganz angetan. Ja, dieser gefiel uns sehr gut und wir kamen überein, dass wir, wenn wir selber einen Wohnmobilstellplatz betreiben würden, diesen in etwa ähnlich gestalten würden. Gleichzeitig war dies unsere letzte Nacht auf dieser Reise, denn am nächsten Morgen fuhren wir schnurstracks nach Hause und begannen mit der Vorfreude auf die nächste Tour.

13 Kommentare zu „2015 – Im Winter mit dem Wohnmobil nach Italien“

  1. Cornelia Schimikowski

    Hallo, habe gerade ihren schönen Bericht über die Winterreise nach Italien gelesen. Wunderschöne Bilder, macht richtig Lust aufs Losfahren! Haben Sie irgendwo auch eine Routenbeschreibung mit km usw. , die man sich ausdrucken könnte? Danke für einen Hinweis und viel Spaß weiter mit dem Wohnmobil! Ihre Cornelia Schimikowski

    1. Hallo, danke für das Kompliment. Eine Routenbeschreibung habe ich nicht. Es waren ja eigentlich auch nur ganz wenige Orte und dazwischen war überwiegend Autobahn: Rothenburg – Sterzing – Sirmione – Monterosso – Pisa – Lucca – Florenz – Venedig – Bozen – Dachau. Abgesehen von Pisa sind das die Orte, in denen wir übernachtet haben. Ansonsten kann ich natürlich, wie schon bei der Schottland– und England-Reise den Reisebericht als pdf aufarbeiten.

      Viele Grüße
      Michael

  2. Wir übernachten auch gerne, wenn kein Stellplatz zu finden ist auf Parkplätzen von Gaststätten. Wir essen erst dort und fragen gleich, ob wir über Nacht stehen bleiben können. Das wurde bisher immer erlaubt. In Dachau wäre in der Nähe vom KZ das Lasila Dachau gewesen, da könnte man auch gut stehenbleiben. Oder auch in Sterzing gibt es einen guten Stellplatz an der Seilbahn, daneben ist auch ein gutes Restaurant mit guten Pizzen (aber eine reicht für zwei) usw.

    Viele Grüße von einer begeisterten Camperin

    1. Hallo Angie,

      ja, das ist natürlich auch eine Möglichkeit. Aber wir gehen eher selten essen, sondern bereiten uns lieber selber etwas zu. Daher kommen Gaststätten für uns eher nicht in Frage.
      Viele Grüße
      Michael

  3. sehr,sehr schöne Fotos und ein ganz toller Bericht.
    Habe noch einige Fehler gefunden:
    Bild Nr.31 ist das nicht ein Wäschereiboot?
    Bild Nr. 39, Judenviertel heißt Ghetto Vechio
    div. Bilder Der Hauptkanal heißt Canale Grande, mit e
    nichts für ungut. LG

    1. Danke für das Kompliment und die Hinweise. Beim Wäschereiboot habe ich tatsächlich nicht genau hingeschaut. Sah für mich aus wie Müllsäcke. Ich hätte aber nur mal lesen brauchen, was auf dem Boot steht. Ich habe es auf jeden Fall geändert. Das Gheto Vecchio schreibt sich jedoch so und auch der Canal Grande schreibt sich ohne e. Fast jeder sagt zwar Canale, aber das stimmt nicht. Das wird auch in der deutschen Wikipedia erläutert und die italienische Wikipedia weiß es natürlich definitiv.

  4. Pingback: Wanderungen auf Stadtmauern | Die Weltenbummler

  5. Pingback: 2015 – Mit dem Wohnmobil nach Amsterdam und Texel | Die Weltenbummler

  6. Dachau ist nicht nur das KZ, es hat eine schöne Altstadt mit Schloss. Vom Schlossplatz kann man schön nach München und ins Umland sehen. Oder im Schlosspark bis zur Amper und weiter spazieren. Wirklich Sehenswert, leider wird Dachau nur auf das KZ reduziert. Zu unrecht, es war und ist eine Künstlerstadt. Wer also noch etwas Zeit hat, sollte Dachau mal von der anderen Seite sehen.

  7. Pingback: Mit dem Wohnmobil nach Chioggia bei Venedig | Die Weltenbummler

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kleine Rechenaufgabe Die Zeit für die Eingabe ist abgelaufen. Bitte aktivieren Sie das Captcha erneut.