In einem Wohnmobil leben? Ständig in einem Camper schlafen? Und dann noch im Winter? Nicht in Spanien, sondern in Deutschland? Dazu noch morgens zur Arbeit gehen und nach der Arbeit wieder zurück ins Auto? Ich habe es getan – drei Jahre lang. Warum auch nicht? Ich wollte sowieso aus der damaligen Wohnung raus und war ständig mit dem Wohnmobil auf Reisen. Ich hätte viel Geld verschenkt, wenn ich eine neue Wohnung genommen hätte, die ich kaum nutzen würde. Also zog ich in mein Auto ein:
Überwintern in Deutschland in einem Wohnmobil
Nun ist soweit. Erst war, wie allgemein üblich, die Idee. Aus der Idee, im Wohnmobil zu leben, wurde ein Plan. Das Für und Wider wurde gegeneinander gestellt und ich entschied mich dafür. Sonst würde ich nun nicht hier sitzen und darüber schreiben.
Samstag, 13. November 2004, 19.15 Uhr
Doch von Anfang an: Die Wohnung wurde gekündigt. Die Möbel, von denen ich prinzipiell nicht viel habe – eigentlich sind es nur ein paar Bretter und ganz wenige Kisten – wandern im Augenblick noch zwischen zwei Garagen hin und her. Meine Reiseführer und meine Donald Duck-Comics liegen sicher verwahrt im Keller meiner Mutter. Der PC ist in meinem ehemaligen Kinderzimmer aufgebaut und alles andere habe ich immer bei mir. Bei mir bedeutet, in einem 91er Ford Transit, der von Euramobil zu einem Wohnmobil aufgebaut ist. Das Auto ist komplett eingerichtet. Es existieren drei Kochplatten, die mit Gas betrieben werden, ein Kühlschrank, den ich mir aber spare, weil es draußen kalt genug ist. Ein komplettes Badezimmer, wobei ich die Toilette aber nicht benutze. Sie ist seit 13 Jahren im Auto und wurde vom Vorbesitzer benutzt. Dementsprechend ist das Innenleben, ich möchte mich nicht weiter äußern. Dann gibt es noch über der Fahrerkabine ein schön kuscheliges Bett und neben der Sitzgruppe im „Erdgeschoss“ einen Gasofen der so richtig warm macht. Ich sitze gerade daneben und überlege, meinen Pulli auszuziehen. Wohlgemerkt, draußen sind es knapp 5 oder 6 Grad, wir haben November. Aber ich muss eh gleich raus, mal die Hände waschen. Das mache ich bei McDonald´s. Denn dort stehe ich in diesem Augenblick auf dem Parkplatz und räume den Wagen auf.
Im Wohmobil zu übernachten ist ja nichts neues für mich. Allerdings es zu tun, wenn ich in meiner Heimatstadt bin, ist schon was anderes. Es gibt also abends keine Couch oder TV. Ich betrachte dies alles aber bereits schon als Teil meiner nächsten Reise. Ab nächster oder übernächster Woche werde ich auf Teilzeit in Bonn arbeiten und in der freien Zeit sitze ich hier am Laptop und schreibe weiter an meinen Büchern. Ich versuche so normal wie jeder andere zu leben. Auch ich werde mir mal eine Pizzza bestellen (bin ja mal auf das Gesicht von dem Pizzaboten gespannt ;-)). Mein Entertainment besteht aus zahlreichen Büchern, die ich mir schon seit Monaten vornehme zu lesen sowie das Radio. Genug zu tun habe ich auch. Und ab und zu kann ich mir ja auch mal eine Runde Solitär auf dem Laptop erlauben.
Sparen beim Leben im Wohnmobil
Anfangs habe ich niemandem davon erzählen wollen, dass ich in einem Wohnmobil lebe. Als ich es doch tat, wurde ich immer recht skeptisch angeschaut. Mittlerweile macht es mir Spaß, die Leute zu schocken. Es ist ja unüblich und man ist nicht normal und gehört nicht zur Gesellschaft, wenn man so dubiose Dinge tut…
Aber hat schon mal jemand darüber nachgedacht, wieviel Geld man sparen kann? Es fallen die Kosten der Wohnung weg, die der E-Werke, die Festnetzgrundgebühr und der mögliche Ärger mit Nachbarn. Hinzu kommt, dass ich mit dem Auto nächtigen kann, wo ich möchte. Sollte ich Lust darauf haben, mit Blick auf den Essener Baldeneysee einzuschlafen, dann mache ich das halt…Was die rechtliche Seite angeht, betrachte ich es so, dass ich irgendwo parke und mich zur Erholung in mein Bett lege. Dies kann mir niemand verwehren. Zudem werde ich niemanden belästigen, indem ich mich mit Campingklamotten breit mache. Aber es gibt natürlich auch Ausgaben. Es erhöht sich leicht der Spritverbrauch, weil man häufiger unterwegs ist, genauso wie die Handykosten leicht ansteigen werden. Aber dies liegt an einem selber. Tja, und dann bleiben noch die Gaskosten. Aber die sind minimal, da eine Gasflasche mit 12 Litern nur rund 11 Euro kostet. Mal schauen, wie lange sie hält.
Hier an dieser Stelle werde ich also in unregelmäßigen Abständen mal einen kurzen Lagebericht von mir geben. Außer, dass ich heute morgen unsanft von den Essener Entsorgungsbetrieben geweckt wurde, gibt es aber noch nicht viel zu berichten. Es ist halt ein Tag wie jeder andere. Im Augenblick bin ich aber auch noch mit viel zu vielen Dingen beschäftigt um mir Sorgen zu machen, dass ich mich einsam fühlen oder mich langweilen könnte. So bleibt also nur abzuwarten, was passiert.
Sonntag, 14. November 2004, 20.07 Uhr
Die zweite Nacht liegt nun hinter mir. Letzte Nacht stand ich mit meinem Fahrzeug auf einem Wohnmobilstellplatz in Hattingen. Denn die kleine Stadt an der Ruhr hat meiner Heimatstadt eines auf jeden Fall voraus. Dort befinden sich fünf extra für Wohnmobile ausgewiesene Stellplätze. In Essen gab es auch mal einen. Doch da wurde leider randaliert und so hat die Stadt ihn sogleich wieder geschlossen. Schade, dass das Thema dann direkt ganz begraben wird. Hier auf dem Stellplatz, wo ich mich nun befinde ist lediglich ein Schild aufgestellt, dass man hier ausdrücklich nächtigen darf. Mehr wünscht man sich doch gar nicht. Vielleicht schafft es die Stadt Essen ja auch irgendwann mal in der Zukunft einfach irgendwo ein Blechschild anzubringen…vielleicht kommen dann ja auch mehr Touristen um sich mal das Weltkulturerbe anzuschauen…
Frisches Wasser, wenn man im Campingwagen lebt
Ich wäre auch heute hier gar nicht weg gefahren. Nach einem lange Spaziergang an der Ruhr nach dem Aufstehen musste ich aber doch heute nachmittag kurz los. Leider habe ich vergessen, Frischwasser aufzufüllen. Also bin ich vorhin zu meiner Mutter, konnte dort wie zufällig in den Genuss eines Mittagessens kommen, meine Mails lesen, die Lindenstrasse gucken und …ach ja…Wasser holen. Blöd ist nur, dass ich das Wasser in einem Plastikkanister oder in PET-Flaschen aufbewahren muss. Der Wagen verfügt über eine Dusche, ein Waschbecken und über ein Spülbecken. Das Wasser dafür wird in einem 100 Liter-Wassertank transportiert, doch besser nicht im Winter. Wenn sich Wasser in der Wasserpumpe befindet und diese friert, kann das teuer werden. Also muss die etwas umständlichere Lösung herhalten. Egal, sonst gibt es bisher keine Probleme. Draußen ist es nebelig, die Ruhr fließt in unmittelbarer Nähe vorbei, der Parkplatz ist wieder leer und hier drinnen dudelt leise das Radio. Soll ich was sagen? Es ist schön!!!!
Dienstag 16. November 2004, 10.05 Uhr
Keine 10 Meter von mir entfernt befindet sich der Baldeneysee, trübes kaltes Novemberwetter, aber irgendwie schön. Das Ufer ist nicht überfüllt, nur vereinzelt kommen ein paar Spaziergänger vorbei. Im Sommer wimmelt es nur von Menschen. Ein Problem existiert bei meiner Womo-Überwinterung. Naja, ein richtiges Problem ist es eigentlich nicht, nur mal wieder etwas umständliches. Gestern habe ich meinen normalen Pkw aus der Werkstatt geholt. Ihn nutze ich natürlich in der Stadt viel lieber. Er ist spritziger, wendiger, verbraucht weniger und macht die Parkplatzsuche nicht ganz so schwierig. Doch da ich nur ein Fahrzeug gleichzeitig fahren kann, steht eines immer am selben Platz. D.h. der Pkw steht nun in einer Wohnsiedlung. Wenn ich ihn gleich fahren will, muss ich das Wohnmobil dort stehen lassen und heute abend wenn ich zu Bett gehe, ist es wieder umgekehrt. Irgendwie ist das blöd, weiß aber noch keine bessere Lösung. Schön wäre natürlich ein Ort, der zentral gelegen ist, relativ sicher und wo man zur Not auch mal übernachten kann. Gleichzeitig soll da aber auch niemand wohnen, den ich belästigen kann. Doch andererseits wäre es auch schön, wenn da jemand wohnt und somit das jeweilige Auto „bewacht“. Eine bessere Lösung wäre ein Anhänger. Aber ich habe weder eine Anhängerkupplung, noch einen Anhänger noch eine Ahnung, ob das überhaupt an diesem Wohnmobil funktioniert…
Und bei genauerer Überlegung ist es auch gar nicht so dramatisch. Ab nächster Woche bin ich eh mit dem Womo in Bonn und kann in Essen dann den normalen Wagen nutzen.
Alles in allem muss ich sagen, dass ich bisher sehr zufrieden bin und es genauso verläuft, wie ich es mir gewünscht habe. Nun werde ich mich ein wenig an meine Arbeit schmeißen und den Wagen auch endlich mal winterfest machen.
Dienstag, 23. November 2004, 16.55 Uhr
Heute war mein zweiter Arbeitstag. Es ist viel passiert. Nun sitze ich auf einem Wanderparkplatz in Bonn-Röttgen, relativ nah an der Autobahn. Einerseits laut, andererseits gut, da ich zwischendurch selber auch mal den Motor anschmeissen muss, so habe ich das Gefühl niemanden zu stören. Allerdings laufen hier manchmal Leute vorbei, die schauen immer blöde herein. Muss mal den Vorhang zu machen.
Das Gas ist alle – mitten im Winter
Nun, zwei Monate hatte ich gewusst, dass ich sicherheitshalber eine zweite Gasflasche kaufen sollte, bevor ich mich auf das Wagnis „Überwintern in Deutschland einlasse“. Und was mache ich? Nichts! So kam es, was kommen musste. Letzten Donnerstag stand ich in Wuppertal und wollte abends um kurz vor acht ein wenig die Heizung anmachen. Tja, da war das Gas leer, wie schade…Also musste für die Nacht dann die normale Decke reichen. War okay, es frostet ja auch noch gar nicht, ist manchmal durch den Regen nur ein wenig ungemütlich – aber nicht kalt. Eigentlich ist die Heizung auch eher für tagsüber. Wenn es da nämlich richtig kalt ist, und man sitzt am Laptop, dann kann eine wärmende Heizung nicht schaden. Für alles andere reicht auch die Decke oder ein Pulli mehr.
Ansonsten bin ich nun in Bonn. Ich kenne mich eigentlich hier überhaupt nicht aus. Eine Sache ist daran irgendwie blöd. Denn einerseits ist Bonn nicht weit genug von Essen weg, um die ganze Zeit hier zu bleiben, andererseits ist Bonn auch wieder zu weit weg, um jeden Tag nach „Hause“ zu fahren. Ist ja eigentlich auch nicht nötig, weil es im Prinzip egal ist, wo ich stehe und an meinen Büchern arbeite. Aber trotzdem vermisst man ein wenig die gewohnte Umgebung. Egal, jetzt bin ich hier, esse gleich was und arbeite ein wenig weiter. Mittlerweile wohne ich seit eineinhalb Wochen hier im Wohnmobil und ich kann immer noch nichts negatives feststellen. Nur bei meinen neuen Arbeitskollegen habe ich noch nichts erwähnt diesbezüglich. Aber das wird wohl auch irgendwann kommen. Hat aber noch Zeit.
Am Wochenende habe ich mir über das Bett eine riesige Weltkarte gehängt. Nun wache ich morgens auf und blicke auf den Pazifik, hat auch was. Und wenn ich ins Bad gehe, öffne ich die Tür mit der Europakarte. Da spricht das Fernweh in mir….Oh, neben mir parkt gerade ein Lkw ein, muss mal schauen, was der macht….mmmh…Bauarbeiter. Sie machen Krach. Naja, was soll´s? Schlafen will ich hier eh nicht. Ich habe in unmittelbarer Nähe meines Arbeitsplatzes eine schöne Wohngegend (mit Klo) gefunden. Da werde ich wohl nachher wieder hinfahren. Tja, sonst gibt es erstmal nichts weiter zu berichten. Die Arbeit ruft…
Dienstag, 07. Dezember 2004, 23.18 Uhr
Lange nichts mehr geschrieben. Aber um ehrlich zu sein ist auch nicht sonderlich viel passiert. Das Projekt „Wohnen in einem Wohnmobil im Winter in Deutschland“ scheint zu funktionieren. Ich bin gerade auf dem Weg zu einem Termin mit der Volkswagen AG nach Wolfsburg. Mal wieder für ein anstehendes Projekt. Vielleicht habe ich ja Glück und es funktioniert. Das ist halt das Schöne an so einem Fahrzeug. Man kann am Abend vorher zum Termin fahren und dort nächtigen. Augenblicklich schlafe ich ja auch viel in Bonn, weil ich dort arbeite. Streng genommen ist es auch völlig egal, wo ich abends meine schweren Lider zuklappen lasse. Wenn die Jalousien geschlossen sind und der Vorhang fällt, sehe ich sowieso nicht, in welchem dunklen Wald ich mich befinde. Ich habe nur mittlerweile von dem oben beschriebenen Platz in dem Wohnviertel Abstand genommen, weil die Leute dort abends doch schon mal genauer schauten. Also schlafe ich jetzt neben einer Autobahn mitten im Wald. Aber nachts ist dort nicht so viel los. Ich könnte mir natürlich einen ruhigeren Schlafplatz suchen, aber so viele Nächte sind es nicht. Da möchte ich dann lieber einen kurzen Weg zur Arbeit haben. Alles andere klappt sehr gut. Meine Gasflasche ist mal wieder leer, aber ich habe ja vorgesorgt. Muss nur dran denken, wieder aufzufüllen. Wasser zu besorgen ist auch kein Problem. Die Nächte sind auch nicht sonderlich kalt. Dafür hat man ja Decken. In vielen Nächten heize ich mittlerweile gar nicht mehr, weil es sich nicht lohnt. Blöd ist dann nur morgens das Aufstehen.
Einmal bin ich morgens aufgestanden und raus in den Wald, weil ich mal musste und stelle fest, dass die gesamte Außenhaut des Fahrzeuges mit einer leichten Eisfläche überzogen ist. Im Auto habe ich davon nicht viel gemerkt, obwohl die Heizung des Nachts aus war. Mal schauen, wann ich das Nächste Mal über dieses Projekt schreiben werde. Ich muss zugeben, dass es anscheinend einfacher ist, als ich dachte. Und ich ging eh schon ziemlich optimistisch an die Sache heran. In zwei Wochen ist Wintersonnenwende und ab dann werden die Tage wieder länger. Man merkt es zwar nicht sofort, aber alleine, es schon zu wissen tut gut. Und dann wird es wenige Wochen danach auch langsam wieder wärmer. Was soll noch schief gehen? Anfangs habe ich gedacht, wenn alles schief geht, kann ich mir immer noch eine Wohnung nehmen. Mittlerweile denke ich gar nicht mehr an diese Möglichkeit.
Mittwoch, 15. Dezember 2004, 17.28 Uhr
Und wieder eine Woche im Wohnmobil überlebt. War gar nicht so wild. Vorgestern habe ich doch mal im Wohnmobil geduscht. Bin zwar immer auf Möglichkeiten bei Freunden und Verwandten ausgewichen, weil´s mir einfach zu unbequem war. Ist aber gar nicht so. Kurz Wasser gekocht, ab in den Solarduschbeutel, mit kaltem Wasser gemischt – und trotzdem verbrüht. Okay, das lerne ich noch. In die richtige Dusche kann ich im Augenblick ja kein Wasser eingießen, weil es ja frieren würde. Käme nicht ganz so gut für die Wasserpumpe. Naja, und Frostschutz packe ich natürlich auch nicht in mein Duschwasser. Aber so geht´s auch. Nur sollte ich die Temperaturen demnächst besser abschätzen. Hüpfte wie ein Frosch vor lauter Schmerz durchs Auto. Gut, dass keiner reingucken kann. Nach dem Duschen stand das Wasser im Bad in einer Ecke knöchelhoch. Der Wagen stand leicht schräg und so konnte es halt nicht ablaufen. D.h. ich nahm hinterm Steuer Platz und drehte ein paar Runden auf dem Parkplatz, damit ich den Wagen anders schräg stellen konnte und das Wasser in den Abwassertank laufen kann. Klappte auch, Wasser lief ab, ich roch gut und das Bad war wieder sauber…
Man gewöhnt sich daran, im Wohnmobil zu leben
Am nächsten Morgen kam eine SMS von einer Freundin, die auch im Auto lebt, dass sie beinahe in ihrem Wagen erfroren wäre, der Hundenapf gefroren ist und sie die Schiebetür von innen nicht aufbekommt – festgefroren. Ihre Heizung funktioniert nicht. Nun, was sollte ich schreiben? Ich saß gerade mit einem T-Shirt bekleidet auf meiner „Couch“ und habe etwas gelesen. Mir war warm… und nicht nur das. An genau diesem Morgen wollte ich einen Schokoriegel essen, dieser lag in einem Ablagefach, weit weg von der Heizung. Dennoch war er weich und fast geschmolzen. Also bitte, mich muss keiner mehr fragen, ob es nicht kalt ist, im Auto zu überwintern. Das Einzige, was mich an die Kälte erinnerte war der Eiszapfen, der außen unterm Auto hing: Der Abwassertank war nicht ganz geschlossen und das Wasser tröpfelt hinaus. Zumindest wollte es das, es kam nicht weit, weil es halt zum besagten Zapfen gefror. Da hing es also, mein Duschwasser vom vorigen Abend….
Was passierte in der Nacht? Die Gasflasche wurde leer. Ich hatte zwar vorgesorgt und noch eine zweite. Aber wer verlässt schon nachts um halb vier das warme Bett, die warme Decke, das (noch) warme Auto, geht hinaus in die Kälte und Dunkelheit um die Gasflaschen auszutauschen? Erst nach dem Aufstehen habe ich morgens die Flasche gewechselt. Und da hatte ich wieder diesen heimeligen Anblick, wenn oben aus dem „Kamin“ der Wasserdampf entrinnt. Dann weiß ich, es ist warm und gemütlich im Auto. Ich finde es mittlerweile nicht nur „nicht schlimm“ im Auto zu wohnen und zu leben. Nein, ich genieße es regelrecht. Manche im Bekanntenkreis haben schon gemeint: “Naja, irgendwann wirst du ja auch wieder eine Wohnung haben“. Soll ich ehrlich sein? Das wird noch verdammt lange dauern!!! Meine nächsten Tätigkeiten, was das Wohnmobil angeht werden sein, mal wieder eine neue Gasflasche zu kaufen (9,99 Euro/11kg, halten tut sie etwas über eine Woche, bei täglicher Nutzung der Heizung (14 Stunden)) und eine Mignonbatterie ins Auto legen. Der Zünder für die Heizung funktioniert per Strom aus einer Mignon-Batterie. Wenn man allerdings nachts nicht mitbekommt, dass das Gas aus ist, zündet der Zünder immer und immer wieder. Und möglicherweise ist irgendwann auch die Batterie leer. Dann stehe ich aber blöd da…
Dienstag, 29. Dezember 2004, 9.33 Uhr
Weihnachten ist vorüber. Mir geht es immer noch gut. Zugegeben, die Woche zwischen Weihnachten und Neujahr habe ich zum großen Teil in der Wohnung meiner Mutter verbracht, weil sie nicht da ist. Aber vorletzte Nacht schlief ich auch mal wieder “draußen”. Man will sich ja nicht an das normale Leben wieder gewöhnen. In genau dieser Nacht ist natürlich auch wieder die Gasflasche von mir geleert worden. Durch das laute Klickern des Zünders wurde ich dann letztendlich wach. Oder war es doch die Kälte morgens um 10 nach vier? Wie auch immer, diesmal stand ich auf, zog mir schnell eine Kleinigkeit über und wechselte im hellen Mondlicht die Gasflaschen. Um es mal anzumerken. Ich kann nicht an die Flaschen vom Innenraum heran. Daher muss ich immer raus. Also stand ich mitten in der Nacht barfuß und nur mit einem T-Shirt und einer Jeans bekleidet bei minus 1 Grad draußen und wechselte im Halbschlaf die Anschlüsse. Ich habe es überlebt. Ist gar nicht so schlimm. Tja, mehr gibt es ansonsten nichts zu erzählen. Es läuft weiterhin wunderbar. Das Nomadenleben gefällt. Es ist günstig, ich bin an der frischen Luft und habe meine Ruhe. (Ganz ehrlich, hier im Haus meiner Mutter ist es schon ganz schön laut, man gewöhnt sich daran, keine Nachbarn zu haben…. ;-))
Montag, 03. Januar 2005, 22.24 Uhr
Das neue Jahr hat begonnen. Ich gebe zu, dass ich in letzter Zeit ein wenig oft meine Zeit in der Wohnung meiner Mutter verbrachte. Aber nichtsdestotrotz lebe ich noch immer im Wohnmobil. Heute abend zum zweiten Mal in diesem Jahr. Am Auto gibt es noch nichts auszusetzen. Außer, dass ich neben den neuen Reifen mal eine Achsvermessung machen müsste, weil sie einseitig abgefahren werden. Naja, und sonst kann ich nur sagen, dass ich mich mal wieder um Gas kümmern muss. Das heißt, eigentlich immer noch. Ich habe letztens in der Nacht die Flasche gewechselt und noch keine neue gekauft. Wenn ich also jetzt die augenblickliche Flasche leere, dann habe ich keine Heizung mehr und kann nicht kochen. Ich bin in Bonn, wo gibt es hier Gas? Keine Ahnung, Donnerstag hole ich welches bei mir daheim. Bis dahin muss die Flasche reichen. Wird sie wohl auch. Ich mache gleich die Heizung aus oder zumindest auf die kleinste Stufe. Es ist nämlich warm. Gut möglich, dass andere anders empfinden. Wahrscheinlich sind sie wärmeres gewohnt. Ich nicht. Mir ist sehr warm. Wohlgemerkt, es ist Anfang Januar, mittlerweile abends um halb 11.
Wie auch immer, ich habe schon öfter gesagt, die Kälte ist nicht das Problem. Viele Leute fragen auch immer, ob es nicht gefährlich sei im Auto. Dazu folgende Geschichte von gestern. Die wahrscheinlich „gefährlichste“. Ich stand in Essen auf einem großen Parkplatz im Grünen, in der Nähe des Baldeneysees und spielte ein wenig mit meinem Schachcomputer. Leise lief das Radio und ich bemerkte nicht, was draußen vor sich ging. Hatte ja alle Jalousien zu, damit keiner rein schauen kann. Leider kann ich dann auch nicht rausgucken. Anscheinend näherten sich Autos, ohne dass ich das mitbekommen habe. Ich bemerkte sie erst, als sie sich mit Getöse davon machten und ganz dicht an meinem Wagen vorbei fuhren. Einer war dabei ganz besonders witzig und hatte einen Außenlautsprecher, indem er mir mit irgendwem zwischenmenschliche Körpernähe unterstellte, die ich bitte zu unterlassen habe. Witzig. Ich spielte also weiter Schach. Die Nacht blieb ruhig, es waren halt junge Leutchen, die sich einen Spass machten.
Heute saß ich geschlagene drei Stunden vor dem Atlas und habe vor mich hingeträumt. In Folge dessen begann ich damit, wieder Sport zu treiben. Ein wenig Aufwärmen hier im Auto, Dehnübungen, ein paar Liegestützen für den Anfang und dann ging ich raus in die Dunkelheit und joggte einmal quer über den Parkplatz. Das klingt nach wenig, ist es auch. Aber ich fange ja erst noch an. Morgen früh geht es weiter.
Das Badezimmer wird zur Garage
Sonntag, 16. Januar 2005, 13.11 Uhr
Es ist sonnig. Es ist zwar noch kalt, aber sonnig. Das tut richtig gut. Aber der Reihe nach. Am Mittwochabend holte ich mein Fahrrad aus dem Keller meiner Mutter. Ich wollte endlich mal wieder Fahrrad fahren. Und eigentlich möchte ich es auch bei mir haben. Doch wohin damit? Ich habe einen Fahrradträger für das Wohnmobil. Doch das Risiko wollte ich nicht eingehen. Es könnte ja gestohlen werden. Also bleibt nur die Möglichkeit es IM Auto zu verstauen. Ich möchte allerdings auch nicht, dass es mir im Weg steht. Also was tun? Mir fiel nur das Badezimmer ein. Dort könnte es ja passen, wenn man das Rad hochkant hinstellt. Und siehe da. Wenn man das Vorderrad mit dem Schnellverschluss heraus nimmt, dann klappt´s wirklich. Sehr praktisch. Nun kann ich also jederzeit von “zu Hause” mit dem Rad irgendwohin. Über diese Neuerung habe ich mich sehr gefreut. Tags darauf, also letzten Donnerstag dachte ich mir, es wäre ganz sinnvoll regelmäßig zu radeln. Und zwar mit Gepack. Da es mir aber zu blöd ist, jedesmal die Packtaschen mit schweren Büchern oder ähnlich Ballast zu füllen, nahm ich einige Pfandflaschen von Lidl, ging zur Ruhr und füllte sie mit Wasser. Wir haben Mitte Januar und ich habe 14 Flaschen jeweils eine Minute unter Wasser gedrückt, damit sie sich füllen. Ich muss wohl nicht erzählen, wie meine Hand anschließend geschmerzt hat. Doch auch das habe ich überstanden. Nun sind meine Packtaschen mit 21 Liter “Gepäck” gefüllt und ich fahre Wasser aus der Ruhr spazieren. Völlig unnötig, aber vielleicht doch ein wenig Training? Zudem gibt einem das Radeln mit den Packtaschen das Gefühl von Urlaub und Reise. Als wenn ich das durch mein Leben im Wohnmobil nicht sowieso schon hätte.
Nach dieser Abfüll-Aktion beschloss ich, mein kleines Weihnachtsbäumchen einzupflanzen. Also nahm ich den Weihnachtsschmuck ab, bohrte ein kleine Loch in den sehr weichen Boden in den Hattinger Ruhrauen und stellte den Baum hinein. Mal schauen, was so im Laufe der Zeit daraus wird.
Das mit dem Joggen halte ich im Übrigen immer noch durch. Allerdings liegt mir Radfahren doch mehr. So machte ich mich gestern auf, ein Stückchen zu radeln. Ich packte meine Packtaschen ans Rad, und los ging´s. Rund 40 Kilometer am Rhein-Herne-Kanal und am Rhein entlang. Es tat gut, aber ich merkte schon wie ungeübt ich im Augenblick bin. Zudem hatte ich eine riesige Panne mit meiner Kette. Wahrscheinlich muss ich sie demnächst ersetzen. Doch während ich da stand und meine Panne begutachtete hielt ein Radler und wollte helfen. Sehr nett, ich habe mich gefreut. Aber helfen konnte er auch nicht. Wie auch immer. Lustig war zumindest seine Frage, ob ich auf einer mehrtägigen Tour bin, weil das Rad komplett beladen ist. Ich stotterte mir irgendetwas zusammen aber dachte im gleichen Augenblick: “Nö, ich fahre bloß 14 Liter Wasser aus der Ruhr spazieren. Einfach nur so.”
Heute ist auch schönes Wetter. Deswegen werde ich mich nun wieder auf meinen Drahtesel schwingen und den Baldeneysee umrunden.
So viel im Augenblick. Mir geht es also weiterhin gut. Das Überwintern schadet mir nicht. Viele Einträge werden in diesem Tagebuch wohl nicht mehr folgen. Es scheint ja alles zu funktionieren und im Augenblick habe ich das Gefühl, dass der Winter bald schon wieder vorbei ist. Und dann werde ich auch bald wieder unterwegs sein.
Donnerstag, 03. Februar 2005, 9:49 Uhr
Ich habe ein Müllproblem. Na ja, es ist nicht wirklich schimm. Aber es fällt mir auf, dass ich manchmal Schwierigkeiten habe, meinen Müll zu entsorgen. Insbesondere dann, wenn ich faul bin und mir denke, den Müll schmeiße ich morgen weg. Leider wird dann manchmal da nichts draus und der Müllberg wächst. Ich kann ja auch nicht meinen Müll einfach bei fremden Leuten in die Tonne werfen, so bleiben mir nur öffentliche Mülltonnen. Aber da kann ich auch nicht alles auf einmal reinschmeißen. Also immer dran denken und jedesmal ein kleines bisschen an der nächsten öffentlichen Tonne einschmeißen.
Wer im Wohnmobil überwintert bzw. lebt, der wird langsam zum Wetterfrosch und achtet abends darauf, wie das Wetter wird. Wird es windig, dann stellt man sich besser irgendwo in den Wald. Wenn es regnet, meidet man die Bäume, was ja sowieso allgemein bekannt sein sollte. Denn von dem Regen hat man noch lange was von, obwohl vielleicht schon wieder die Sonne scheint, oder die Sonne rausguckt.
Ist der Winter eigentlich schon wieder vorbei? In den letzten Tagen hat es geschneit, aber mittlerweile scheint es wieder wärmer zu werden, allerdings mit viel Regen. Was soll´s? Nächsten Monat ist Frühlingsanfang und die Tage werden jetzt schon abends etwas länger. Nicht viel, aber immer etwas. Es tut gut, ständig draußen zu sein. Normalerweise bin ich um diese Jahreszeit immer erkältet. Dieses Jahr habe ich nichts dergleichen.
Alltag, wenn man im Wohnmobil lebt
Ach ja, und es war wieder Monatsanfang. Der dritte seitdem ich im Wohnmobil lebe. Ich habe kurz überschlagen, wieviel ich seit dem gespart habe und muss sagen, es hat sich jetzt schon gelohnt. Sehr beruhigend. Die einzigen Unkosten entstehen durch das Gas. Etwa jede anderthalbte Woche benötige ich eine neue Gasflasche im Wert von 10 Euro. Damit lässt´s sich leben. Besonders, wenn man bedenkt, dass ich damit koche und heize. Und das nicht wenig.
Samstag, 05. März 2005, 12:40 Uhr
Schon lange keinen Eintrag mehr vorgenommen. Aber was soll auch schon groß passieren? Dies dürfte in Sachen “Überwintern in Deutschland” auch der letzte gewesen sein. Ich gehe ganz normal meinem Alltag nach, mit der Ausnahme, dass ich die Tage und auch Nächte in einem Wohnmobil verbringe. Da ich keinen Schaden genommen habe und es nicht ein einziges Problem gab, kann dieses Projekt als bestanden betrachtet werden. Draußen liegt zwar noch Schnee, aber das ist nicht weiter schlimm. In der letzten Woche gab es sogar die kälteste Nacht in Deutschland in diesem Jahr und als ich diese Nachricht hörte, erinnerte ich mich daran, wie ich in der Nacht aufstand um die Heizung runter zu drehen, weil es mir so warm war. Also, Kälte ist kein Problem. Auch nicht, wenn man morgens aufwacht, aussteigt und sieht, dass unterhalb des Bettes einge große Eiszapfen hängen und diese nur durch eine dünne Außenhaut von den Füßen entfernt sind. Aber es stört nicht.
Das freie Stehen auch nicht. Ich habe mittlerweile in Wohngebieten gestanden und geschlafen und auf Parkplätzen, die in der Nacht relativ ruhig sind. Es gab nur eine Ausnahme, als irgendwann um 1 Uhr ein Spaßvogel sich von dem Parkplatz entfernte und meinte, dies mit einem Gehupe kund tun zu müssen. Weitere Probleme traten aber nicht auf. Nur ein einziges Mal stand der Wagen zu lange auf der selben Stelle, so dass ich die Batterien des Autos verbraucht habe und nur durch Überbrücken wieder starten konnte. Hinzu kam allerdings auch noch die ungeheure Kälte. Im Sommer wäre dies wahrscheinlich ein geringeres Problem gewesen.
Apropos Strom. Ich kann Funken schlagen. Ich lade mich elektrostatisch im Auto auf und kann im Dunkeln durch Reiben an der Polsterung des Autos kleine Fünkchen machen. Es ist witzig, tut nicht weh und sieht nett aus. Damit könnte ich mich stundenlang beschäftigen. In diesem Sinne wünsche ich ales Gute. Meine nächsten Einträge stammen von der nächsten Reise. Dort werde ich auch wieder mit dem besagtem Wohnmobil unterwegs sein. Wer Fragen hat zum Überwintern in Deutschland, der schreibt mir einfach mal eine Mail. Leider habe ich es in der gesamten Zeit versäumt, Pizza zu bestellen und sie mir ins Wohnmobil liefern zu lassen. Doch das wird beim nächsten Mal noch nachgeholt… 😉
Winter 2005/2006
Auch der zweite Winter im Wohnmobil war kein großes Problem. Für mich begann die „Heim-Saison“ Anfang Dezember als ich von meiner letzten Reise 2005 zurückkam.
Das bedeutet, ich überwinterte erst, als der erste Wintereinbruch schon vorbei war, denn Ende November knickten im Münsterland die Strommasten wegen eines Schneesturmes um. Davon erfuhr ich nur per SMS, als ich gerade unterwegs war. Doch innerlich konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen. Denn selbst wenn ich da gewesen wäre, ich hätte in meinem Auto gesessen, die Gasheizung angehabt und ein gutes Buch gelesen. Wer braucht schon Strommasten, wenn er im Auto lebt?
Doch dann hieß es wieder „Überwintern in Deutschland in einem Wohnmobil.“ Mal schauen, vielleicht schaffe ich es ja im nächsten Jahr, ob ich das Wort Deutschland mit dem Wort Marokko oder Spanien tauschen kann 😉
Wie auch immer. Was hat sich verändert zur Überwinterung im Vorjahr?
Eigentlich nicht so viel. Das Auto ist dasselbe geblieben. Leider ist es etwas verbeulter, weil ich auf meiner Spanienreise eine Straße benutzte, die ziemlich zugewachsen war. Rechts und links unter dem Gestrüpp befanden sich kleine Felsbrocken, die für mich nicht sichtbar waren. Und die wollten nicht weichen, als ich mit dem Womo (Wohnmobil) angefahren kam.
Aber weiter?
Das Auto hat ein neues Kennzeichen. Ich könnte jetzt ganz versnobt sagen, mir gefiel das alte nicht mehr. Aber dem war nicht so. Richtiger wäre: Ich fand das alte nicht mehr. Es befindet sich irgendwo in Frankreich. Dort habe ich es wohl auf einer kleinen Schotterstraße verloren. Wahrscheinlich ziert es jetzt irgendwo das Kinderzimmer eines französischen Jungen.
Interessant waren die Reaktionen der Franzosen: „Dann geh zum Supermarché und kauf dir ein neues. Ach, kannst du ja nicht, denn dann hättest du ja als blaues Nationalitäten-Kennzeichen ein F und kein D.“ Tja, in Frankreich hat das Kennzeichen keinen so hohen Stellenwert wie bei uns, wo die Ausstellung einer neuen Nummer (das ist Pflicht!) mit den Kosten für die Schilder, den Verwaltungsgebühren und einer eidesstattlichen Erklärung hoch zu Buche schlagen. In meinem Fall waren es rund € 90.
Doch das, was ich wirklich freiwillig neu einbaute, war ein Rauchmelder. Der Grund ist simpel. Ich möchte auch mal über Nacht die Heizung laufen lassen. Da im Wohnmobil aber alles Holz und Kunststoff ist, bin ich etwas vorsichtig damit. Also ist ein Rauchmelder meiner Meinung nach Pflicht. Allerdings muss ein Rauchmelder natürlich unter die Decke. Doch da war ich mir zuerst nicht sicher, ob das eine gute Idee ist, wenn ich Schrauben in die Autodecke drehe. Nicht, dass ich nachher bei Regen sogar eine Sprinkleranlage habe 😉
Es dauerte rund eine Woche, bis ich mich dazu durchgerungen habe, das Gerät anzubringen. Und es gab kein Problem damit. Aber lustig war es schon, als ich erst mal den ersten Rauchmelder meines Lebens ausprobiert habe. Ich habe dabei fast den halben Essener Süden inklusive Wohnmobil in Brand gesetzt. Er hat zwar eine Taste, um den schrillen Alarmton zu testen, doch wer sagt mir, ob der Sensor des Gerätes auch wirklich Qualm erkennt? Muss ja mal getestet werden.
Viele Menschen wohnen in einem Auto
Mittlerweile habe ich festgestellt, dass ich nicht alleine bin mit dieser „Leben-im-Wohnmobil“-Geschichte. Auf Grund meines alten Berichtes haben sich mehrere Menschen gemeldet, die ähnliches vorhaben oder bereits praktizieren. Manche brauchen einfach nur Erfahrungswerte, andere ein wenig Mut auch diesen Schritt zu wagen.
Mir gibt es zugegeben auch Mut, weiter zu machen.
Nach weit über einem Jahr hat sich mittlerweile auch mein Freundeskreis daran gewöhnt, dass ich keine feste Wohnung habe. Manche kommen mich nach Voranmeldung (sinnvoll!) auf meinen Stamm-Übernachtungsplätzen besuchen. Andere fragen, wenn ich bei Ihnen zu Besuch bin: „Bist du mit dem Wohnmobil da? Dann kannst du ja was trinken, brauchst heute ja nicht mehr fahren.“
Alles in allem verläuft auch in diesem Winter wieder alles sehr gut und ich werde auch in diesem Jahr auf Grund meiner Reisen keine Wohnung beziehen. Somit wird das Überwintern in Deutschland zum Jahreswechsel 2006/07 in dritte Runde gehen.
Doch eines möchte ich in diesem Winter endlich schaffen, wozu ich letztes Jahr nicht gekommen bin: Mir eine Pizza zum Wohnmobil liefern zu lassen!
NACHTRAG JANUAR 2012:
Oft werde ich gefragt, was eigentlich aus dem Leben im Wohnmobil wurde. Nun, wer noch nicht auf meiner Startseite war und gesehen hat, was ich nun mache, der soll hier eine kurze Zusammenfassung bekommen:
Während der Zeit, in der ich im Wohnmobil lebte, lernte ich meine heutige Partnerin kennen. Ich verbrachte noch den dritten Winter im Wohnmobil und verkaufte das Fahrzeug schließlich im Frühjahr 2007. Meine Freundin und ich radelten anschließend nach Frankreich, setzten uns auf ein Frachtschiff und fuhren zuerst in die Karibik, dann nach Brasilien. Von dort durchquerten wir per Fahrrad, Überlandbus und Leihwagen den gesamten südamerikanischen Halbkontinent bis zum südlichsten Zipfel. Nach wenigen Monaten nahmen wir das nächste Frachtschiff und fuhren mit einem Zwischenstopp in Afrika wieder nach Deutschland. Dort begannen wir im Dezember 2007 bei Null und richteten uns eine kleine Wohnung ein. Meine Freundin ging ihrer Arbeit nach, ich arbeitete weiter als Reisebuchautor. Einige Reisen unternahmen wir mit einem 13 Jahre alten Clio und einem Zelt bis es uns zu blöde war. Also kauften wir im Oktober 2008 einen VW-Bus und machten Europa damit unsicher. Im Jahr 2010 fuhren wir mit der Transsibirischen Eisenbahn nach Peking und auch wieder zurück. Und im Herbst 2011 verkauften wir den Bus wieder und hatten mittlerweile wieder so viel angespart, dass wir uns einen vier Jahre alten Ford Transit kaufen konnten. Dieser ist so modern und besitzt so viel Schnickschnack, den ich mir mit dem alten Transit nicht zu träumen wagte. Nun sind wir damit wieder gemeinsam unterwegs und kommen nach jeder Reise gerne wieder in unsere kleine, feste Wohnung.
Ob ich wieder im Wohnmobil wohnen würde?
Grundsätzlich ja. Damit hätte ich kein Problem. Doch wahrscheinlich nur, wenn ich wirklich müsste. Denn es ist natürlich auch schön, wenn man den Wasserhahn aufdreht und sofort heißes Wasser heraussprudelt. Und so viel spart man nicht, wenn man im Wohnmobil lebt, dass sich das unkomfortablere Leben rechtfertigen würde. Es ist deutlich mehr Aufwand, Wäsche zu waschen, Müll zu entsorgen, zu duschen oder schlicht diese Zeilen ins Internet zu setzen als an einem stationären Platz. Und Diesel und Gas werden auch nicht billiger. Ganz davon abgesehen ist es einfach so, dass man ein Wohnmobil deutlich schneller “verwohnt”, als wenn man nur ein paar Wochen im Jahr darin Urlaub macht. Das macht sich schnell beim Wiederverkauf bemerkbar. Wer so etwas macht, der muss es sehr lange machen, um Kosten deutlich einzusparen.
Fazit:
Es waren drei wundervolle Jahre, die ich nicht missen möchte. Aber es ist deutlich schöner, ein Wohnmobil für das zu nutzen, für das es gebaut wurde – damit zu verreisen.
Übrigens: Ich habe es zeitlich nie geschafft, mir eine Pizza ans Wohnmobil liefern zu lassen. 😉
Hallo,
es ist natürlich verständlich, als Deutscher das Wort Wohnmobil zu verwenden. Aber das was du benutzt hast ist kein „Wohnmobil“ es ist ein Reisemobil. Ein Wohnmöbil hat mindestens 40mm PU-Isolation in den Wänden und 70mm im Boden und an der Decke. Seine Tanks sind beheizt oder anders von Kälte geschützt. Gas ist in einem 80 bis 120 Liter-Tank und wird mit Autogas gefüllt. Ein richtiges Wohnmobil sieht nur so ähnlich aus, kostet aber meist den 3fachen Preis. Es ist etwa der Unterschied zwischen einen richtig guten Besteck oder den Plastikbesteck von der Imbisbude.
Hallo,
danke für den Hinweis. Ein Alkovenfahrzeug nicht als Wohnmobil bezeichnen zu können, ist mir allerdings neu. Demnach wären alle meine Wohnmobil-Reiseführer, die von Lektoren gegengelesen werden, falsch und viele Menschen, die sich selbst als Wohnmobilisten bezeichnen, wären eigentlich auf Wohnmobilstellplätzen am falschen Ort?
Ich denke, ich handhabe das in Zukunft weiterhin so, wie die meisten Wohnmobilfahrer: Wenn ich damit unterwegs bin, ist es meinetwegen ein Reisemobil und wenn ich drin übernachte, koche oder die Toilette benutze, ist es eben ein Wohnmobil. Für mich sind das Synonyme.
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Lieber Michael
Ein sehr interessanter und auch amüsanter Bericht über deine 3 Jahre im Womo. Hast du Erfahrung bzw. Tips was die Anschaffung eines Womo s angeht. Wir wollen uns eines kaufen, soll schon ein wenig komfortabler sein und wir wollen evtl. Auch darin leben. Kostenpunkt bis max 40 000 €. Was würdest du uns empfehlen ? Was ist besonders wichtig? Wir freuen uns über eine Rückmeldung von dir
Liebe Grüsse Alex und Georg
Hallo ihr zwei,
Erfahrung bei der Anschaffung eines Wohnmobils ist genug da. Aber euch etwas zu empfehlen wird da schon schwieriger. Es kommt ja drauf, was ihr wollt. Ein Kastenwagen dürfte zu klein sein, um dauerhaft drin leben zu können. Ein Fahrzeug mit Aufbau werdet ihr neu kaum für 40.000 bekommen. Aber ein gutes Gebrauchtes sicherlich. Die nächste Frage ist jedoch dabei, an was für eine Fahrzeuggröße ihr denkt? Drin zu leben ist ja doch etwas anderes, als zwei Wochen Urlaub damit zu verbringen. Ohne zu wissen, ob ihr überhaupt irgendwelche Womo-Erfahrung besitzt und auf was ihr Wert legt, kann ich euch zu nichts raten. Die Bandbreite hierfür ist einfach zu groß.
Viele Grüße
Michael
Hallo Michael,
ich überlege mir ernsthaft für ein Jahr in einem Womo zu hausen. Leider hab ich da so meine Bedenken wegen der rechtlichen Lage. Was ist z.B. wenn ich irgendwo pennend auf nem Parkplatz erwischt werde…hab gelesen das kann bis zu 5000 Euro kosten. Würde gerne von deinen Erfahrungen darüber hören. Danke