Die Lausitz ist eine Region, die bisher nur wenige Male von mir besucht wurden. Meistens waren es dann auch nur Durchreisen. Aber ich hatte sie schon länger auf meiner Liste der Regionen, in der ich auch mal gerne ein paar Tage verbringen möchte. Gleiches gilt eigentlich auch für den Spreewald, der für mich als Ruhrgebietler ja „gleich daneben“ liegt.
Nun hatte ich endlich die Gelegenheit, endlich mal ein paar Tage länger dort zu verweilen. Ich brauchte mal wieder Bildmaterial für einen Reiseführer. Auf meiner Liste mit den Orten, zu denen ich auf jeden Fall reisen musste, stand das Inseldorf Lehde im Spreewald und einige Motive der Lausitz. Und dieses Mal empfand ich den Besuch der Ortschaften gar nicht als „Muss“, denn das Inseldorf Lehde hat mich ohnehin schon lange privat interessiert.
Es sollte auch gleich eines der ersten Ziele auf der Tour durch die Lausitz sein. Vorab hielt ich noch an einer schönen, sehenswerten Fachwerkkirche und schon traf ich nach einer stundenlangen Autobahnfahrt in Lübbenau ein. Lehde ist ein Ortsteil von Lübbenau und liegt mit seinen berühmten Fließen mitten im Spreewald. Ich hatte einen Wohnmobilstellplatz und alternativ dazu einen Campingplatz als Endstation für den Anreisetag auserkoren. Doch was ich nicht auf der Rechnung hatte: Es war voll. Extrem voll. Das hätte ich weder im Spreewald noch in der Lausitz gedacht.
Vatertag in Lübbenau
Es war Vatertag, oder wie man dort sagt: Herrentag. Beim Stellplatz brauchte ich gar nicht erst einzubiegen. Schon an der Zufahrt stand ein Schild, dass er komplett belegt sei. Ein alternativer Stellplatz am Bahnhof sah nicht besser aus. Das erklärte, warum ich bei der Anfahrt nach Lehde schon ein Wohnmobil auf einem Supermarktparkplatz stehen sah, obwohl es ja Feiertag war.
Ein Hinweisschild zu einem kleinen privaten Campingplatz gab mir Hoffnung, doch weit gefehlt. Auch dieser war komplett dicht. Und der große Campingplatz, den ich im Vorfeld als letzte Alternative ausgewählt hatte? Nun ja, lassen wir das. Auch hier gab es nichts mehr. Was also tun? Mein Plan bzw. mein Wunsch war nämlich, dass ich nach der langen Fahrt gemütlich durch Lübbenau und durch Lehde schlendern könne, um dann nur noch einfach einen entspannten Abend im Wohnmobil zu haben. Daraus wurde aber offensichtlich nichts.
Für mich sah es also so aus, als müsste ich irgendwo parken, meine Arbeit machen und dann anschließend doch noch weiter fahren. Das wäre nicht nur schade, sondern auch noch anstrengender als geplant. Immerhin hatte ich ja schon sechs Stunden Autobahn hinter mir. Also stellte ich das Wohnmobil auf dem großen Parkplatz direkt vor Lehde ab, wo das Parken des Nachts verboten ist. Schade eigentlich.
Spaziergang durch das Inseldorf Lehde
So ging ich dann zu Fuß durch den kleinen Ort mit seinen vielen Wassergräben. Hin und wieder konnte man diese über Brücken überqueren, während Kanus und Ausflugsboote unten durch fuhren. Es wirkte ein klein wenig wie Venedig, nur eben in einem Wald. Aber voll wie rund um den Canal Grande war es hier auch. Und noch voller wirkte es alleine durch das Humptata des Herrentags. Das ist so gar nicht meine Welt und erinnerte mich an eine meiner Harz-Wanderungen, wo der Wald im Harz auch von mobilen Lautsprechern beschallt wurde.
An sich war aber alles recht schön und nett. Auch der anschließende Spaziergang durch den nahen Hauptort Lübbenau war völlig in Ordnung und hat mir gefallen. Nur halt schade, dass ich nicht bleiben konnte. Also fuhr ich weiter in die Lausitz, so der Plan.
Ich schaute also in den diversen Apps, wo man in der Lausitz unterkommen könnte, ohne ewig lange zu fahren. Allerdings sollte der Platz dann schon ungefähr in der Richtung liegen, in die ich am nächsten Tag sowieso hin muss. Ganz so viel wurde mir da allerdings nicht angeboten und daher stellte ich mich darauf ein, nach Ratzdorf zu fahren. Dort gibt es einen kleinen Stellplatz in der Nähe der Neißemündung, die ebenfalls eines meiner geplanten Ziele war.
Doch Ratzdorf liegt nicht mal eben bei Lübbenau. Rund eineinhalb Stunden Fahrt nannte mir das Navi mit einem Schwenk über Cottbus. Aber wenn das so ist, dann ist das halt so. Die App nannte mir auch einen Stellplatz in Cottbus, der mir aber zumindest online nicht so sehr zusagte. Da ich aber nun sowieso daran vorbei fahren würde, könnte man ja mal einen Blick drauf werfen.
Übernachtung auf dem Wohnmobilstellplatz Cottbus
Und siehe da: So einen schlechten Eindruck machte er doch gar nicht. Dabei rede ich von dem Stellplatz an der Lagune am Nordring. Innerstädtische Plätze meide ich eigentlich in der Regel. Aber angesichts der vorgerückten Stunde und der Tatsache, dass dort vier Fahrzeuge standen, entschied ich mich, in der Lagune zur Anmeldung zu gehen. Dort bezahlte ich und ließ dann den Abend ruhig ausklingen. Anders als gehofft, aber so war es auch in Ordnung.
Auf dem Weg zur Neißemündung passierte ich noch die Peitzer Teiche in der Lausitz. Diese standen auch auf meinem Pflicht-Besichtigungsprogramm, aber eigentlich eher später. Denn die Neißemündung war für mich eine Sackgasse und ich hätte ohnehin wieder nach Süden gemusst. Aber wenn man jetzt schon morgens einmal dran vorbei fährt, dann kann man ja auch einen Stopp einlegen.
Und dieser hat sich absolut gelohnt. Die Bilder waren jetzt nicht so dolle, dafür war das Wetter hier in der Lausitz nicht ganz so schön. Doch die Tierstimmen an den Peitzer Teichen entschädigten für alles. Frösche quakten, Kuckucksvögel riefen und auch alles andere, was zwei Flügel hat, schmetterte drauf los. Das war richtig schön, besonders für so einen Morgenspaziergang zwischen den vielen Teichen hinweg.
Zu Besuch an der Mündung der Neiße in die Oder
Danach ging es dann aber wirklich zur Neißemündung an der deutsch-polnischen Grenze. Den Stellplatz hatte ich mir auch angeschaut und er wäre sogar ein schöner, ruhiger Platz gewesen. Aber die Fahrt dorthin wäre am Vorabend doch noch ganz schön lang geworden. Insofern war alles gut, wie es war. Auch an der Oder bzw. der Neiße spazierte ich ein wenig am Flussufer entlang. Die Neißemündung hatte ich ein wenig anders in Erinnerung. Aber mein letzter Besuch dort lag auch schon 18 Jahre zurück, als ich mit dem Fahrrad dort radelte.
Ziemlich entspannt fuhr ich nach meinem Besuch an der Neißemündung wieder südwärts in die Lausitz. Leider musste ich einen ziemlichen Umweg in Kauf nehmen, weil die direkte Strecke auf der Bundesstraße 112 gesperrt war. Aber das passiert mir ja immer wieder und letzten Endes war es auch nicht dramatisch.
Ich erreichte Bad Muskau, stellte das Wohnmobil auf dem Parkplatz des Fürst-Pückler-Parks ab und spaziert mit meiner Kamera ausgerüstet durch das Weltkulturerbe. Schön war der Park und auch das Schloss hat mir gut gefallen.
Länger als nötig bin ich aber dennoch nicht geblieben. Ich wollte noch weiter und zwischendurch in Polen einkaufen gehen. Dabei geht es mir ja nicht um Alkohol oder Zigaretten, weil ich beides nicht konsumiere. Aber Lebensmittel, die es so bei uns nicht gibt und spezielle Schokoladen verweigere ich in der Regel nicht. Allerdings gab es auf der polnischen Seite keinen großen Supermarkt wie ich ihn erwartet und mir gewünscht hätte. Der Schwerpunkt lag dort auf dem sogenannten Polenmarkt.
Einkaufen in Polen
Der reizte mich aber überhaupt nicht und so fuhr ich lieber weiter ins Landesinnere in die Stadt Żary, wo ich denn auch fündig wurde und meinen Lebensmittelvorrat deutlich aufstockte. Am späten Nachmittag überquerte ich die Grenze wieder nach Deutschland bzw. in die Lausitz und fuhr geradewegs an Bad Muskau vorbei zum Parkplatz vom Rhododendronpark in Kromlau.
Auch hier spazierte ich wieder ein wenig durch die Landschaft und genoss den Park. Die berühmte Rakotzbrücke hätte ich auch gerne in ihrer vollen Pracht fotografiert, doch das funktionierte nicht, weil sie restauriert wurde. Das wusste ich allerdings schon vorher. Doch die Rhododendren konnte ich zumindest fotografisch mitnehmen.
Danach machte ich mich wieder auf die Suche nach einem weiteren Stellplatz in der Lausitz. Eigentlich hatte ich hierfür den Felixsee auserkoren. Doch als ich dort am frühen Abend ankam war alles rappelvoll. Einen Platz am Rande hätte ich zwar noch gehabt und ja, das wäre auch noch halbwegs okay gewesen. Aber was mich vielmehr störte und weshalb ich freiwillig das Feld räumte, war die Bezahlmöglichkeit.
Wieder zurück in der Lausitz
Denn laut Beschilderung ist erst jemand am nächsten Morgen um viertel vor 10 vor Ort, um die Gebühr einzuhalten. Sorry, aber das ist nicht meine Zeit. Wenn ich dann noch bedenke, dass andere vor mir stehen, sich eine Schlange bildet, dann kann ich getrost davon ausgehen, dass ich erst um halb 11 vom Platz fahre.
Nein, das ist mir entschieden zu spät. Ich habe ja keinen Urlaub, wenn ich unterwegs bin. Also fuhr ich weiter, allerdings wusste ich auf die Schnelle kein anderes Ziel. Und die Ziele, die mir so einfielen, könnten an diesem Wochenende durchaus wieder einmal komplett belegt sein. Also traf ich die Entscheidung zwischen Bad Muskau und Cottbus.
Der Stellplatz in Cottbus war in der Nacht zuvor völlig okay und da wusste ich, was ich hatte. Allerdings war es eigentlich nicht die richtige Richtung, doch das war mir jetzt egal. Kurze Zeit später kam ich in Cottbus an und weil ich von Süden in die Stadt hinein fuhr, nahm ich mir noch die Zeit, auch den Stellplatz am dortigen Tierpark in Augenschein zu nehmen.
Zweite Übernachtung in der Lausitz
Doch sehr nahe kam ich nicht heran, denn der Platz ist mit einem Schiebetor verschlossen. Den Schlüssel hierfür erhält man an der Kasse des Tierparks – aber natürlich nur zu den Öffnungszeiten. Das ist absolut unpraktisch. So konnte ich also abends diesen Stellplatz nicht nutzen (und sehr spät war es noch nicht) und am nächsten Morgen hätte ich wieder auf jemanden warten müssen.
So etwas ist für mich kein Stellplatz. Auf einen Stellplatz sollte man rund um die Uhr fahren können, so wie wir es bei unserem Wohnmobilstellplatz in Nordkirchen auch anbieten. Alles andere geht mir zu sehr in Richtung Campingplatz und schränkt einen in der Flexibilität ein. Daher fuhr ich dann doch zu dem Stellplatz an der Lagune.
Ich kam noch rechtzeitig, um die Übernachtung dort zu bezahlen und der Unterschied zu dem Platz am Tierpark ist, dass ich hier auch noch am späten Abend hätte drauf fahren können. Blöderweise, und jetzt kommt wiederum der Vorteil eines abgesperrten Stellplatzes, kam ich an dem Abend nicht zur Ruhe. Denn der Stellplatz an der Lagune zeigte sich an diesem Freitagabend nun ganz anders als an dem Feiertagsabend zuvor.
Spontaner Wechsel des Wohnmobilstellplatzes
Es stand dort kein anderes Wohnmobil, dafür jedoch immer wieder Leute, die mir ein wenig suspekt vorkamen. Ein Pkw-Fahrer stellte sich genau neben mein Wohnmobil und tippt 20 Minuten auf seinem Smartphone herum. Kann er ja machen. Aber seltsam finde ich es schon, dass er das auf dieser freien und riesigen Fläche nur einen Meter neben mir machen muss. An anderer Stelle tauschten sich Personen untereinander aus und der angrenzende Nordring zeigte sich an diesem Abend deutlich lauter als am Abend zuvor.
Es war halt jetzt Wochenende und nicht mehr ein ruhiger Abend an einem Feiertag. Und so stärkte ich wieder meine Abneigung gegen innerstädtische Stellplätze. Nach den guten Erfahrungen am Tag zuvor dachte ich schon, ich müsste meine Vorbehalte ablegen. Letztendlich gab ich auf. Ich wusste, dass der Tierpark ruhiger gelegen ist und dass der Parkplatz dort genug Platz für eine Übernachtung bietet. Er war auch nicht weit weg und ich überlegte, ob ich nicht dort lieber nächtigen sollte.
Mit dem Gedanken, dass ich im schlimmsten Fall in 20 Minuten wieder hier sein könnte, fuhr ich los. Und ich blieb dort. Ich hatte den Platz an der Lagune zwar schon bezahlt, aber das war mir egal. Ich wollte meine Ruhe haben.
Am nächsten Morgen steuerte ich mein Wohnmobil zum östlichsten Punkt Deutschlands. Auch diesen Ort wollte ich schon länger mal besuchen. Heute bekam ich endlich die Gelegenheit. Den Wagen parkte ich in einer kleinen Ortschaft namens Zentendorf, von wo aus ich den Rest zu Fuß durch die Felder an der Neiße zurücklegte.
Stippvisite am östlichsten Punkt Deutschlands
Ich trug mich noch in das dort ausliegende Zipfelbuch ein, so wie ich es immer mache und war dann auch schon wieder verschwunden. Neben dem Zipfelbuch lag ein Zeitungsausschnitt, dass genau an diesem Ort schon mehrfach Vandalismus betrieben wurde. Sehr schade. Der östlichste Punkt Deutschlands liegt so schön ruhig und idyllisch, dennoch gibt es Idioten, die keinen Respekt haben.
Wo ich so nah an Görlitz war, dachte ich mir, es wäre eine nette Sache, noch einmal nach Polen hineinzufahren. Auf polnischer Seite gibt es viel leckerere Backwaren und es wäre eigentlich schön, ein bisschen für den Abend einzukaufen. Also tat ich das und war wenig später in Zgorzelec, der polnischen Seite von Görlitz. Auf deutscher Seite hatte ich ja schon viele Jahre zuvor einen Zwangsaufenthalt, weil mein Wohnmobil mich auf dem Rückweg von Polen nach Deutschland verließ. Aber das ist ja schon lange her.
Als nächstes fuhr ich zum Haus der tausend Teiche nordöstlich von Bautzen, wo ich mich einige Zeit aufhielt und mich vor allen Dingen an dem lila-leuchtenden Mohnfeld erfreute. Anschließend besuchte ich noch das nahegelegene Schloss Milkel und das Barockschloss in Neschwitz, womit meine Arbeit getan war.
Ich verlasse die Lausitz in Richtung Thüringen
Das war sehr erfreulich, denn am folgenden Tag müsste ich ja wieder zuhause sein und wäre schon froh, nicht alles an einem Stück fahren zu müssen. Jetzt war nur die Frage, wo ich hin möchte. Ich entschied mich für Bad Salzungen. Dort war ich erst im letzten Jahr, als ich in Thüringen unterwegs war und einige Kilometer der Heimfahrt hätte ich dann bis dahin schon hinter mir. Außerdem hätte ich dadurch am nächsten Tag noch die Möglichkeit, schon weitere Bilder für ein späteres Projekt zu machen.
So steuerte ich also die Autobahn 4 an und fuhr an Dresden, Gera und Jena vorbei. In Jena überraschte mich die Autobahn mit den neuen Tunneln. Ich bin ja früher sehr oft die Strecke gefahren, bis dann irgendwann mal die Autobahn 38 am Harzrand fertig wurde. Seither fahre ich in Richtung Südpolen für gewöhnlich eine andere Strecke und war dann doch über diesen Neubau erstaunt, der mir aber gut gefiel. Zuvor war die A4 bei Jena ja doch recht eng und wenig modern.
Kurz vor Bad Salzungen hätte ich den Thüringer Wald durchqueren müssen, doch da stoppte mich das Ortsschild von Bad Tabarz. Ich erinnerte mich noch sehr gut daran, dass ich bei meinen vielen Wanderungen durch den Thüringer Wald hin und wieder auch in Tabarz nächtigte. Warum nicht auch dieses Mal? Der Stellplatz ist normalerweise schön ruhig gelegen und auch günstig.
Übernachtung auf dem Wohnmobilstellplatz in Bad Tabarz
Am Stellplatz angekommen stand dort ein Zirkus, aber es lief schon die letzte Vorstellung. Danach wurde es dann ruhig. Die nette Dame im Schwimmbad ließ mich noch die Toilette leeren, woran ich vorher gar nicht mehr gedacht hatte und dann ging ich noch ein kurzes Stück durch den Ort, den ich allerdings noch gut kannte. So war ich dann auch schnell wieder im Wohnmobil.
Der letzte Ausflug auf dieser Reise führte mich schließlich in die Rhön, genauer gesagt in die Ortschaften rund um den Milseburgtunnel. Diesen wollte ich mir auch schon seit längerer Zeit anschauen. Ich spazierte auf der ehemaligen Bahntrasse, die heute ein reiner Radweg ist von West nach Ost und durchquerte den gesamten Tunnel zu Fuß. Schon beim Näherkommen spürte man die Kühle des Tunnels deutlich. Etwas besonderes ist dieser Radwegetunnel, weil er im Winter gesperrt wird und dann nur den Fledermäusen zur Verfügung steht und weil er sogar Notrufstationen für die Radfahrer beherbergt.
Hat mir auch wieder gut gefallen, so wie die gesamte Reise. Diese ging dann damit zu Ende und ich war am Nachmittag schließlich wieder in der Heimat angekommen.