Wanderung zum Lörmecketurm

Wandern im Sauerland – Tourinfo kompakt
Anspruch: Sehr leichte Wanderung, für das letzte Viertel ist festes Schuhwerk jedoch sinnvoll.
Länge/Dauer: 6,8 km / ca. 2,5 Std.
Höhendifferenz: 65 m
Saison: ganzjährig
Tourcharakter: Einfache Waldwanderung ohne nennenswerte Steigungen. Höhepunkt ist der Lörmecke-Turm mit einer prachtvollen Aussicht und der idealen Möglichkeit für ein kleines Picknick. Zum Abschluss Wanderung über einen Pfad.
Ausgangspunkt: Parkplatz an der Bundesstraße 55 zwischen Meschede und Warstein (51.392485, 8.306329)
Markierung: A4 im Stil des SGV
Besonderheiten: Lörmecke-Turm, Jahresbaumpfad, Kapellenplatz

Wegbeschreibung:

Wir drehen auf dem Parkplatz der Straße unseren Rücken zu und gehen in den Wald hinein. An einer rot-weißen Schranke gehen wir vorbei und spüren das Knirschen des Schotterwegs unter unseren Schuhen. Unser breiter Waldweg verläuft kurvig und auch im leichten Auf und Ab auf dem Plackweg. Eine Abzweigung nach rechts ignorieren wir und haben wenig später an einer Sitzbank schon die erste, kurze Pausenmöglichkeit. Der Plackweg ist eine Hauptwanderstrecke des Sauerländischen Gebirgsvereins und erinnert an einen alten Handelsweg, der am ehemaligen Kloster Himmelpforten in Möhnesee begann und nach Brilon führte. Der heutige Plackweg dient natürlich nicht mehr dem Handel, sondern der Freizeit und ist ein 144 Kilometer langer, durchgehend markierter Wanderweg. Er beginnt weiter im Westen, bei Hagen und endet zudem auch östlicher als Brilon, nämlich erst an der Diemeltalsperre.

Am Holländerholz, dem Namen eines Flurgrundstücks, gehen wir ebenfalls vorbei, genauso wie an der Wildlecke, wo uns eine Schutzhütte Schatten spendiert. Hier stellen wir zudem fest, dass wir uns auf einem Höhenkamm befinden, denn zu unserer Rechten bietet eine Schneise im Wald einen wunderbaren Ausblick Richtung Süden, wo wir einzelne Häuser von Eversberg erkennen. Wir bleiben weiter geradeaus und stoßen auf eine Kreuzung, an der wir uns vom Plackweg verabschieden. Dieser verläuft halbrechts als Hauptweg weiter, während wir halblinks den etwas schmaleren Weg benutzen. Ein Abzweig scharf nach links in Richtung Jahresbäume und Kapellenplatz macht uns zwar neugierig, aber dazu kommen wir später noch.

Zunächst gehen wir geradeaus weiter, passieren einen moosbewachsenen Gedenkstein auf der rechten Seite, der uns mit der Inschrift „memento mori“ mahnt, an den Tod zu denken. Nur wenige Augenblicke später lichtet sich der Wald und plötzlich erhebt sich der fragil wirkende Lörmecke-Turm vor uns.

35 Meter hoch ist der Turm, der im Juni 2008 eingeweiht wurde und aus 144 Holzstämmen der Douglasie errichtet wurde. Diese bilden jedoch nur die Außenhülle. Im Inneren des Turms befinden sich Stahlringe und eine metallene Wendeltreppe mit 204 Stufen. Diese führen auf drei Aussichtsplattformen hoch, wobei die unteren beiden Plattformen eher dienen, beim Aufstieg eine kurze Pause einzulegen, denn eine Aussicht ist von dort, bedingt durch die hohen Bäume ringsherum, gar nicht möglich. Doch wer die oberste Stufe erklommen hat, der befindet sich nicht nur in einer Höhe von 615 Metern über dem Meeresspiegel, sondern kann auch ein wunderbares Panorama erleben. Weit über die Baumwipfel [Im Jahr 2024 waren die Flächen rund um den Lörmecketurm komplett entwaldet. Baumwipfel wird es hier auf längere Sicht keine mehr geben.] hinweg erkennen wir zum Beispiel Warstein, erahnen das Ruhrtal und erfahren von kleinen Hinweistafeln, in welcher Richtung wir bestimmte Objekte sehen. Der Blick reicht dabei bis in den Teutoburger Wald und in das Münsterland hinein. Aber natürlich ist auch das Rothaargebirge mit dem Hunau und die Bruchhauser Steine zu sehen.

Mit dem Turm befinden wir uns gleichzeitig am höchsten Punkt des Naturparks Arnsberger Wald. Der Naturpark wurde 1961 gegründet und umfasst die bereits erwähnte Plackweghöhe und ist wesentlicher Bestandteil des nördlichen Sauerlands. Er erstreckt sich zwischen den beiden Flusstälern der Ruhr im Süden und der Möhne weiter im Norden, dabei grenzt er direkt an den Möhnesee. Neben den Gewässern ist der Naturpark natürlich auch von den bewaldeten Bergen und Kuppen geprägt, die hier im sogenannten Plackwald ihren höchsten Punkt erreichen. Viele dieser Kuppen sind jedoch namenlos.

Am Fuße des Lörmecketurms befinden sich zudem holzgeschnitzte Wanderfiguren und zahlreiche Sitzbänke, die uns zu einer gemütlichen Rast einladen. Anschließend machen wir uns wieder auf den Weg und gehen in den Wald zurück. Dabei benutzen wir den Weg, auf dem wir den Turm erreicht haben, gehen am Gedenkstein vorbei und treffen auf die Kreuzung, wo wir nun rechts in Richtung Jahresbäume und Kapellenplatz abbiegen.

Schon nach wenigen Metern sehen wir den ersten Baum des Jahres, die Stiel-Eiche. Die „Baum des Jahres – Dr. Silvius Wodarz Stiftung“ ruft jedes Jahr im Oktober eine heimische Baumart als Baum des Jahres aus. Ziel ist hierbei die Aufklärung der Bevölkerung über die Bedeutung und Eigenart des jeweiligen Baumes. Berücksichtigt wird aber auch die Seltenheit oder Bedrohung einer Baumart. Der Baum des Jahres ist jedoch keine internationale Angelegenheit, sondern nur auf die Bundesrepublik Deutschland beschränkt. Angesichts anderer einheimischer Bäume in entfernteren Regionen wäre das auch gar nicht sinnvoll. Aber auch in anderen Ländern werden regelmäßig Bäume zum Baum des Jahres gekürt, so zum Beispiel in Österreich und auch in Ungarn. Die erste Baumart in Deutschland, die diesen Titel erhielt, war im Jahr 1989 die Stiel-Eiche. Es folgten die Rotbuche, die Sommer-Linde, die Berg-Ulme, der Speierling, die Europäische Eibe, der Spitzahorn, die Hainbuche, die Eberesche, die Wildbirne, die Silberweide, die Sandbirke, die Esche, der Gemeine Wacholder, die Schwarzerle, die Weißtanne, die Gewöhnliche Rosskastanie, die Schwarzpappel, die Waldkiefer, die Echte Walnuss, der Bergahorn, die Vogelkirsche, die Elsbeere, die Europäische Lärche und im Jahr 2013 der Holzapfel.

Am Ende des Jahresbaumpfads gelangen wir noch zu einer kleinen Kapelle, die im Jahr 2004 errichtet wurde. Ihr schräg gegenüber befindet sich ein kleiner Gedenkstein, der an den originalen Standort einer älteren Kapelle erinnert. Diese ließ Kurfürst Erzbischof Clemens August von Köln im 18. Jahrhundert erbauen. Wir gehen den Weg hinab bis zu einem breiten Forstweg, biegen links ab und wandern weiter durch den Wald. Ohne es zu merken befinden wir uns dabei übrigens auf der Sauerland-Waldroute.

Die Sauerland-Waldroute ist eigentlich ein 240 Kilometer langer Fernwanderweg zwischen Iserlohn und Marsberg und wurde im Jahr 2008 eröffnet. Zwischen Warstein und Marsberg gibt es zwei Möglichkeiten, das Sauerland auf der Waldroute kennenzulernen, denn der Weg teilt sich dort in eine Nord- und eine Südroute auf. Im näheren Umfeld der Waldroute befinden sich aber zudem auch kleinere Rundwege, wie zum Beispiel rund um das Felsenmeer bei Hemer oder entlang des Fünf-Bäche-Wegs im Süden des Paderborner Lands. Auch die hiesige Tour zum Lörmecketurm gehört zu der Vielzahl von Rundwegen der Waldroute. Zu beachten ist, dass das Wegesymbol der Waldroute aus einem weißen W auf grünem Grund besteht, die Rund- und Zuwege jedoch aus einem grünen W auf weißem Grund.

An einem kleinen Weiher überqueren wir den Wideybach und verlassen wenige Meter später den breiten Waldweg, um nach links auf einen schmalen Pfad einzubiegen. Der wurzelige Weg ist gerade noch erkennbar, aber durch den Sauerländischen Gebirgsverein auch deutlich markiert, so dass wir sicher durch den Wald gelangen und bald die Bundesstraße 55 erreichen. In einiger Entfernung wandern wir abschließend parallel zur Straße und erreichen wieder den Ausgangspunkt.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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