Schottland bietet natürlich hervorragende Möglichkeiten zum Wandern. Sei es nun in den Highlands oder auf den zahlreichen Inseln der Orkneys, Shetlands oder der Hebriden. Die Auswahl reicht dabei von kurzen, eher außergewöhnlichen Wanderungen durch das Langass Woodland auf den Äußeren Hebriden bis hin zu den Klassikern wie einer Wanderung auf den Ben Nevis, dem höchsten Berg Großbritanniens.

Die Wanderung, die ich heute vorstellen möchte und gemacht habe, als ich im letzten Jahr mit dem Wohnmobil durch Schottland fuhr, ist gar nicht so weit vom Ben Nevis entfernt und bringt uns ebenfalls auf einen Gipfel der Highlands.

Die Tour starten wir im Glen Coe, südöstlich von Fort William. Glen Coe ist ein bedeutendes und vor allen Dingen beliebtes Tal, das aus gutem Grund zu den top Sehenswürdigkeiten Schottlands zählt und auch mehrfach als Filmkulisse diente. Es befindet sich zwischen der gleichnamigen Ortschaft Glencoe, wo auch ein Besucherzentrum existiert und dem Rannoch Moor.

Die Landschaft des Rannoch Moor und des Glen Coe gehen fast nahtlos ineiander über und sind über die Straße A 82 miteinander verbunden. Während die Straße durch die Weite des kargen Rannoch Moor verläuft, wird sie im Glen Coe von den hohen Bergen flankiert. Die meisten von ihnen sind sogenannte Munros.

Als Munro bezeichnet man die schottischen Berge, die höher als 3.000 Fuß, also 914 Meter, sind. Über 280 Gipfel gelten als Munro, die nach Sir Hugh Munro bezeichnet werden. Er hat sie als Erster schriftlich festgehalten und sie bis auf zwei Berge bestiegen.

Wandermöglichkeiten gibt es hier natürlich noch und nöcher. So verläuft in unmittelbarer Nähe zum Beispiel auch der Westhighland Way, der als Fernwanderweg Glasgow mit Fort William verbindet.

Unsere Wanderung im Glen Coe ist jedoch bedeutend kürzer, reicht aber immerhin auf einen Munro hinauf und bietet die Möglichkeit, einen zweiten Munro relativ einfach gleich auch noch zu besteigen.

Ungefähr auf der Hälfte der Strecke des Tals lassen wir das Auto an einem Wanderparkplatz stehen (GPS: 56.662719, -4.958008). Kommt man von Süden, dann befindet sich der Parkplatz einige Zeit hinter dem Abzweig zu King’s House auf der linken Seite.

Vom Parkplatz aus geht es vom ersten Moment an nur in die Höhe – und zwar bis man den Gipfel erreicht hat. Abgesehen von der steten Steigung ist der Weg selbst aber relativ einfach zu begehen. Er besteht aus einem breiten Pfad, der an seinen steilsten Stellen mit mehreren Steinplatten zu einer Art Treppe gestaltet wurde. Auf beliebten Wanderwegen ist diese Art von Wanderweg in Großbritannien nicht unüblich. Die Wege zum Ben Nevis und auch der Wanderweg zum höchsten Berg Englands, dem Scafell Pike, sind ähnlich ausgestattet.

Gut 500 Höhenmeter legt man auf einer Strecke von knapp zweieinhalb Kilometern zurück. Im oberen Bereich ist der Weg nicht immer gut erkennbar, weil er sich auf einer Art Hochplateau fast wie ein Flussdelta ausbreitet. Im Umkehrschluss heißt das aber, das es egal ist, wo man entlang geht. Hauptsache nach oben.

Witzig ist daran aber die Tatsache, dass man noch lange nicht oben ist, wenn man oben ankommt. Denn das vermeintliche Hochplateau entpuppt sich als Bergrücken. Immerhin hat man damit das Massiv des Buachaille Etive Beag erreicht, doch erst jetzt erkennt man, dass sich der Weg teilt und man die Auswahl zwischen zwei Munros hat. Auf der rechten Seite gelangt man zum Gipfel des Stob Dubh, der es auf eine Höhe von rund 956 Metern bringt. Er ist der höhere von beiden und erfordert demnach noch einen steilen Aufstieg von knapp 200 Höhenmetern.

Munro erwandern am Glen Coe
Wir hatten uns damals aber für den linken Aufstieg entschieden. Nicht etwa deshalb, weil der dortige Gipfel mit 925 Metern etwas niedriger ist – das wussten wir zu dem Zeitpunkt gar nicht – sondern weil wir uns von eben diesem Gipfel einen Ausblick in das näher gelegene Glen Coe erhofften. Sein Name ist Stob Coire Raineach. Übrigens: Geradeaus hätten wir auch weiter gehen können. Aber der Weg hätte uns wieder in die Tiefe geführt und zwar in das Tal des River Coupall, einem Seitental des Glen Coe. Auch durch dieses Tal kann man wunderbar wandern, man käme am Loch Etive aus.

Wir folgten also dem verhältnisäßig kurzen Aufstieg zum Stob Coire Raineach und genossen schon bald den Rundumblick. Er reichte bis zum erwähnten Loch Etive, natürlich durch weite Teile des Glen Coe und hinüber zum Ben Nevis. Dieser war ziemlich gut zu erkennen, obwohl er von dicken Wolken eingehüllt war. Aber eben das ist typisch für den Ben Nevis und er war der einzige Berg in der näheren Umgebung, der sich in den Wolken versteckte.

Zusammengefasst war das eine relativ einfache Wanderung, zu der wir uns ganz spontan auf dem Parkplatz entschlossen und die nicht mehr als einen halben Tag in Anspruch nahm. Man sollte sie dennoch nicht unterschätzen, da der Höhenunterschied nicht wenig ist und man ohne Pause deutlich bergauf steigt.
Und zum Schluss gibt es noch ein Video. Es hat zwar nichts mit der Wanderung zu tun, doch es stammt von meiner Wohnmobilreise durch Schottland zwei Jahre zuvor und zeigt das Glen Coe fast in voller Länge. Bei Minute 3:00 ist der Wanderparkplatz und der erklommene Munro Stob Coire Raineach zu sehen: