Wandern im Süden des Möhnesees

Wandern im Sauerland – Tourinfo kompakt
Anspruch: Leichte Wanderung ohne nennenswerte Anforderungen.
Länge/Dauer: zwischen 11,2 und 14 km / ca. 4 Std.
Höhendifferenz: 348 m
Saison: ganzjährig
Tourcharakter: Einfache Wanderung, die besonders zu Beginn flach ist, da der erste Teil der Tour am Ufer des Möhnesees verläuft. Später waldreiche mit sanften Anstiegen.
Ausgangspunkt: Parkplatz am Südufer, an der L 857 (51.480518,8.109063)
Markierung: keine spezielle Markierung
Besonderheiten: Möhnesee und ehemaliges Jagdschloss St. Meinolf am Wegesrand

Wegbeschreibung:

Den Parkplatz verlassen wir in Richtung Straße, überqueren diese und gehen hinab bis zum Ufer des Möhnestausees. Dort wenden wir uns nach rechts und folgen dem asphaltierten Uferpfad zwischen Straße und See entlang. Nach einiger Zeit wandern wir an einem kleinen Bootshafen vorbei und sehen auf der linken Seite einen Imbiss mit dem Namen Möhne-Grill, wo wir unsere erste kleine Pause einlegen können. Gleichzeitig erkennen wir auf der linken Seite eine Brücke, die über den Möhnesee führt.

Der Möhnesee oder auch Möhnetalsperre ist einer der wichtigsten Stauseen im Sauerland und auch von Nordrhein-Westfalen. Namensgeber ist die Möhne, die am Poppenberg bei Brilon entspringt und nach insgesamt 65 Kilometern Flusslauf in die Ruhr mündet. Das markante Bauwerk der Talsperre besteht aus Bruchstein und besitzt 105 Öffnungen, in denen das Wasser überlaufen kann. Somit hat die Talsperre keinen eigenen Hochwasserentlastungsturm, wie man ihn meistens bei Staudämmen sieht. Zuletzt lief der Möhnesee im Jahr 2007 nach zahlreichen starken Niederschlägen über. Ungewöhnlich für einen See sind auch die drei Brückenbauten mit denen man vom Süd- zum Nordufer wechseln kann und diese den See in vier Abschnitte unterteilen. Wer mit dem Auto von Norden angereist ist, wird vermutlich über die Bundesstraße 229 die westliche Brücke überfahren haben. Im Süden bildet der See einen Nebenarm, der einen eigenen Zulauf hat. Dort mündet die 22 Kilometer lange Heve in den See und bildet dabei den Hevesee bzw. Hevearm. In diesem Seitenarm verschwand das Dorf Kettlersteich, als die Talsperre im Jahr 1913 nach fünfjähriger Bauzeit fertiggestellt und geflutet wurde. Überregional bekannt wurde die Möhnetalsperre in der Nacht vom 16. auf den 17. Mai 1943, als britische Bomber das Bauwerk zerstörten. Im Rahmen der Operation Chastise flogen 19 Bomber der Royal Air Force in Baumwipfelhöhe nach Deutschland, um eigens entwickelte Rollbomben auf vier Stauseen abzuwerfen. Während die Sorpe- und die Ennepetalsperre ohne Schäden davon kamen, wurden die Edertalsperre in Hessen und die Möhnetalsperre komplett zerstört. Die Flutwelle der Möhne reichte weit in das Ruhrtal hinein und sogar im 100 Kilometer entfernten Essen kam es dadurch zu Todesopfern. Die meisten der schätzungsweise 1.600 Toten waren in einem Kriegsgefangenenlager zu beklagen, das sich unterhalb der Staumauer befand. Der Wiederaufbau der Talsperre erfolgte umgehend und war nach nur dreieinhalb Monaten abgeschlossen. Heute ist der Möhnesee nicht nur ein wichtiges Trinkwasserreservoir, sondern auch ein beliebtes Ausflugsziel mit zahlreichen Sportmöglichkeiten für Tagestouristen aus dem Ruhrgebiet.

Wir gehen am Ufer des Möhnesees weiter und passieren das mittlere der drei erwähnten Brückenbauwerke, auf dem wir an das Nordufer gelangen könnten. Doch wir gehen daran vorbei und genießen weiterhin die Aussicht auf den See. Kurz hinter einer Jugendherberge auf der rechten Seite lockt uns das Forsthaus Wiesmann zu einer Einkehr ein. Die Anlegestellen des Regatta- und Fahrtenseglerclubs folgen als nächstes, bevor wir wenig später einen ruhigen Picknickplatz direkt am Seeufer ausmachen und es uns im schwingenden Schaukelstuhl gemütlich machen. Es folgt nicht nur ein weiterer Segelclub, sondern auch der Stockumer Damm, der östliche Übergang zum Nordufer. Auch an diesem bleiben wir noch geradeaus, lassen aber schon bald den Möhnesee vorläufig hinter uns.

Auf der rechten Seite sehen wir eine Leitplanke, vor der wir rechts in ein Naturschutzgebiet einbiegen. Auf dem breiten Schotterweg steigt unser Weg nun sanft aber stetig an und wir spüren, dass wir es hier mit dem nördlichen Anstieg in das Sauerland zu tun haben.

Gleichzeitig symbolisiert uns ein grünes W als Wandersymbol, dass wir uns auf einem Zuweg zur Waldroute befinden, die wir bald auch schon überqueren werden. An einer rot-weißen Schranke vorbei, wandern wir tiefer in den Wald hinein und überwinden einige Höhenmeter, bleiben dabei aber stets auf dem breiten Hauptweg. An einer überdachten Picknickstelle auf der linken Seite haben wir abermals die Möglichkeit zu einer kleinen Rast und überqueren geradeaus die bereits erwähnte Waldroute, die Iserlohn mit Marsberg bzw. Warstein verbindet.

Im leichten auf und Ab geht es an zwei frei stehenden Häusern vorbei bis zu einer T-Kreuzung vor dem historischen Fachwerkhaus St. Meinolf. Eine Hamburger Bankiersfamilie ließ das ursprüngliche Schloss im ausgehenden 19. Jahrhundert errichten. Weitere Um- und Anbauten in den Folgejahren ließen das Fachwerk und den Turm des Gebäudes entstehen. Spätere Besitzer von St. Meinolf waren der Autobauer Wilhelm von Opel und das Erzbistum Paderborn. Zuletzt stand das einstige Jagdschloss im Besitz eines niederländischen Hoteliers. Im Frühjahr 2013 sind die Pläne für einen Hotel- und Restaurantbetrieb jedoch gescheitert und es bleibt abzuwarten, was mit dem stattlichen Anwesen geschehen wird.

Wir gehen rechts herum an dem Gebäude vorbei und passieren eine rot-weiße Schranke, um wieder in den Wald hinein zu gehen. Das hiesige Naturschutzgebiet Arnsberger Wald ist dabei ein Teil des gleichnamigen Naturparks Arnsberger Wald und nach dem rheinischen Naturschutzgebiet Siebengebirge das größte in Nordrhein-Westfalen. Prägend sind dabei im Hevetal die Eichen- und Hainbuchenwälder.

Wir genießen die Stille auf dem teilweise asphaltierten Waldweg und gelangen zu einigen Stationen eines sogenannten Klangwaldes. Dieser Klangwald beschreibt eine rund dreieinhalb Kilometer kurze Runde durch den Naturpark zwischen Möhnesee und Hevetal. Zehn Stationen in Form von Klangkunstobjekten regen den Hörsinn an und wurden im Rahmen eines Ideenwettbewerbs im Jahr 2007 aufgestellt. An Station Nummer 3, dem Windspiel gehen wir vorbei und bleiben auf dem gut ausgebauten Weg. In der Stehharfe, der zweiten Station im Klangwald, stellen wir uns in die hölzerne Halbschale und zupfen sanft an den metallenen Stäben, um leise Töne zu erzeugen.

Gleichzeitig sehen wir schon zu unserer linken Seite zwischen den Bäumen hindurch den kleinen Hevesee und passieren noch die erste Station, die Klangspinne. Wenig später erreichen wir das Torhaus Möhnesee, wo wir im Skulpturengarten gemütlich einkehren können.

Am Parkplatz vom Torhaus biegen wir links ab, halten uns aber sofort rechts. Wir haben die Möglichkeit, die Bundesstraße 229 zu überqueren und am Uferweg einen weiten Bogen um die Halbinsel zwischen Hevesee und Möhnesee zu machen. Hierfür gehen wir einfach geradeaus weiter und bleiben stets auf dem Weg, der direkt am Ufer verläuft. Wer ein wenig abkürzen möchte, wendet sich nach links, bleibt parallel zur Bundesstraße und geht nach wenigen hundert Metern hinab zum Ufer des Möhnesees. Hier treffen sich beide Wege wieder und wir biegen vor dem Campingplatz Delecke rechts ab. Auf dem breiten Rad- und Wanderweg genießen wir noch einmal die Wanderung am Möhneseeufer und erreichen nach kurzer Zeit unseren Ausgangspunkt.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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