Pilgern auf dem Mosel Camino

Buen Camino heißt es als Gruß auf dem legendären Jakobspilgerweg in das nordspanische Santiago de Compostela. Einen kleinen Abschnitt des sogenannten Mosel Camino wollen wir in dieser Route kennen lernen. Auf dem Weg von Treis-Karden entlang der berühmten Jakobsmuschel treffen wir auf das sehenswerte Kloster Maria Engelport. Außerdem erreichen wir das romantische Beilstein, welches uns ebenfalls mit einem prachtvollen Kloster begrüßt. Da der Jakobsweg naturgemäß nur in eine Richtung begangen werden kann, belohnen wir uns nach der Pilgerfahrt mit den bequemen Sitzen an Bord eines Schiffes auf der Mosel.

Der folgende Text stammt aus meinem nicht mehr erhältlichen Reiseführer „Wanderungen an der Mittelmosel“. Die Angaben können daher veraltet sein.

Mit einer kurzen Besichtigung der Ortschaft Treis-Karden beginnen wir diese Wanderung bzw. die Pilgerung auf dem Jakobsweg. Den kleinen Marktplatz von Treis-Karden verlassen wir über die Hauptstraße und lassen dabei den Kirchturm zu unserer Linken. An steinernen Häusern, die von Weinranken umgeben sind, wandern wir sanft bergauf. Wir gehen über eine Kreuzung hinweg und lassen die letzten Wohnhäuser von Treis-Karden hinter uns.

Der Mosel Camino führt durch den Wald
Der Mosel Camino führt durch den Wald

Am Abzweig zum Freibad bleiben wir noch rund 200 Meter neben der Landstraße. Diese verlassen wir jedoch in einer scharfen Rechtskurve geradeaus in die kleine Straße Wildburgmühle (GPS: 50.165106, 7.29772). Mit Blick auf den Bergfried der Höhenburg von Treis wandern wir an der ehemaligen Wildburgmühle vorbei. Damit sind wir nun auf dem ruhigeren und sanft ansteigenden Abschnitt des Jakobswegs.

Santiago de Compostela heißt das Ziel zahlreicher Jakobspilger seit Jahrhunderten und liegt im nordspanischen Galicien. Der Hauptweg des Jakobswegs verläuft über 900 Kilometer von den Gipfeln der Pyrenäen durch Nordspanien bis zum Atlantik, nördlich von Portugal. Doch der eigentliche Weg eines Pilgers beginnt schon beim Verlassen seines Wohnortes, weshalb sich heute ein weites Geflecht von Jakobswegen über den gesamten europäischen Kontinent zieht. Zu erkennen sind die Wege an der meist gelben, stilisierten Jakobsmuschel auf blauem Grund, die in den meisten Fällen gleichzeitig die Richtung angibt.

In Spanien wird der Weg auch oftmals mit einer gelben Pfeilmarkierung auf dem Boden angezeigt. Sämtliche Jakobswege außerhalb Spaniens treffen schließlich an der französisch-spanischen Grenze zusammen. Dort münden sie in den sogenannten Camino, der schließlich zum weiter westlich gelegenen Wallfahrtsort führt. Die Kathedrale von Santiago de Compostela gilt als Grabkirche des Apostels Jakob dem Älteren, welcher oft an seinem Attribut, einer Jakobsmuschel, erkennbar ist.

Leider ohne Jakobsmuschel im Gepäck folgen wir jedoch der Beschilderung in Form einer stilisierten Jakobsmuschel oberhalb des grün leuchtenden Flaumbachtals. Während der schmale Flaumbach weiter untern an uns vorbei rauscht, wandern wir auf dem Mosel Camino unter den dichten Kronen von Buchen und Eichen. Dabei genießen wir die Abgeschiedenheit dieser hübschen Region. Bei Blankenrath im Hunsrück entspringt der kleine Flaumbach, welcher am Kloster Maria Engelport vorbeirauscht und nach 28 Kilometer beinahe unauffällig in die Mosel mündet. Zahlreiche Weiden und Erlen säumen sein Ufer und geben Lebensraum für Graureiher, Stockenten und auch Wasseramseln.

Immer der Jakobsmuschel folgen
Immer der Jakobsmuschel folgen

Mit etwas Glück sehen wir aber auch einen farbenprächtigen Eisvogel. Mindestens jedoch erfreuen wir uns an dem vielfältigen Gezwitscher zahlreicher Vogelarten. Ein weites Stück gehen wir unseres Weges und erleben den Mosel Camino auf diese Art sehr intensiv bis der Wald für einige Felder Platz macht. Hinter dem Zugang zum Beurenhof treten wir wieder in den Wald hinein, wenden uns jedoch an der ersten Möglichkeit nach rechts. Auf dem leicht abschüssigen Weg folgen wir weiterhin der blau-gelben Jakobsmuschel und wandern in weiten Kurven bis zu einer Landstraße. An dieser gehen wir einige Stufen hinauf und stehen direkt vor dem sehenswerten Kloster Maria Engelport (GPS: 50.125297, 7.278847).

Ankunft im Kloster Maria Engelport

Bereits im Jahr 1220 wurde das Kloster Maria Engelport gegründet und wurde sowohl von Zisterzienserinnen, Dominikanerinnen als auch von Prämonstratenserinnen bewohnt. Immer wieder stand die Anlage im Laufe der Jahrhunderte aber lange leer, weil die Schwestern vertrieben wurden oder sich die Landwirtschaft nicht mehr lohnte. Im gesamten 19. Jahrhundert war das Kloster eine Ruine, bevor es 1903 in den Besitz der Oblatenmissionare, auch Hünfelder Oblaten genannt, kam. In der Klosterkirche befinden sich Reliquien des Gründers der Oblaten, Eugen von Mazenod, weshalb die Anlage auch als Wallfahrtsstätte gilt.

Kloster Maria Engelport am Mosel Camio
Kloster Maria Engelport am Mosel Camio

Nach Besichtigung des Klosters ganz im Stil eines Jakobspilgers gehen wir vor dem Kloster nach rechts zum Parkplatz . Dort wandern wir an der Mariengrotte vorbei, wieder in den Wald hinein. Der schmale Pfad, auf dem wir pilgern, steigt nun deutlich an, während wir abermals in die Stille des Waldes eintauchen. Pilze am Wegesrand recken ihren Kopf in die Höhe und Amseln rascheln im Unterholz auf der Suche nach Futter. Wir hingegen überwinden eine Serpentine und erreichen nach einiger Zeit eine weitere Landstraße.

An dieser wenden wir uns nach rechts, bis wir nach rund 150 Metern auf der linken Seite die Schutzhütte Am Schafstall (GPS: 50.120035, 7.257991) erreichen. Sie markiert zwar noch nicht ganz den höchsten Punkt unserer Wanderung, aber größere Aufstiege folgen nicht mehr, weshalb sie ein idealer Ort für eine Pilgerpause ist.

Mariengrotte am Kloster Maria Engelport
Mariengrotte am Kloster Maria Engelport

Pilgern auf dem Mosel Camino

Wir wandern rechts an der Hütte vorbei, nochmals mit einem sanften Aufstieg. Doch schon nach kurzer Zeit bleiben wir in der Höhe und wandern zunächst auf dem ebenen Schotterpfad. An einer T-Kreuzung wenden wir uns nach links. Wir lassen kurz den Blick über ein Feld zu unserer Linken streifen und wandern wieder durch den dichten Forst. Hinter einer Linkskurve verlieren wir zunächst langsam an Höhe, gelangen aber schon nach kurzer Zeit zu einem steilen Abstieg. Dieser führt uns durch mehrere Serpentinen hindurch abwärts.

Dabei folgen wir weiterhin der Jakobsmuschel und können bereits immer wieder einen herrlichen Blick auf Beilstein und das Moseltal werfen. Schließlich erreichen wir eine kleine Landstraße, überqueren diese und gehen über die kleine Klosterstraße bis zur Klosterkirche St. Joseph, in der die „Wunderbare Schwarze Madonna“ eine beliebte Wallfahrtsstätte für Pilger ist.

Das malerische Beilstein
Das malerische Beilstein

Damit haben auch wir Jakobspilger diesen Abschnitt unserer Pilgerreise beendet. Jedoch können wir der Jakobsmuschel über Trier, Metz, Vézelay bis in das spanische Santiago de Compostela folgen. Doch für heute soll es reichen, wenn wir durch das malerische Städtchen Beilstein bis zum Moselufer schlendern. Anschließend lassen wir uns von einem Ausflugsschiff gemütlich zurück nach Treis-Karden bringen.

1 Kommentar zu „Pilgern auf dem Mosel Camino“

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