Mythen- und Sagenpfad in Bad Laasphe

Wandern im Sauerland – Tourinfo kompakt
Anspruch: Leichte Wanderung mit Unterhaltung unterwegs.
Länge/Dauer: 12,3 km / ca. 4 Std.
Höhendifferenz: 502 m
Saison: ganzjährig
Tourcharakter: Wanderung mit einer kurzen Stadtbesichtigung zu Beginn und im weiteren Verlauf Waldetappe mit Schautafeln über verschiedene Sagen und Legenden der Region.
Ausgangspunkt: Parkplatz und Wohnmobilstellplatz in der Mühlenstraße in Bad Laasphe (50.924655, 8.412989).
Markierung: ein auf der Seite liegendes S innerhalb eines nicht vollständigen Kreises, ähnlich wie ein @. Besonderheiten: Infotafeln über Mythen und Sagen der Region, Besichtigung der Altstadt von Bad Laasphe

Wegbeschreibung:

Vorbei an den Parkplätzen und dem Wohnmobilstellplatz in der Mühlenstraße erreichen wir am Ende der Straße den kleinen Marktplatz vor dem Haus des Gastes. Zum richtigen Zeitpunkt herrscht hier reges Treiben und wir können uns für unsere kleine Wanderung noch mit frischem Proviant eindecken. Neben der Touristeninformation entdecken wir Holzschilder, die auf zahlreiche weitere Wanderwege rund um Bad Laasphe hinweisen. Wir überqueren jedoch die Lahnstraße und begeben uns über die Königstraße zunächst in das schmucke Zentrum der Ortschaft.

Bad Laasphe wurde Ende des 8. Jahrhunderts bereits zum ersten Mal erwähnt und erhielt im 13. Jahrhundert Stadtrechte. Sie gehörte zur Grafschaft Wittgenstein und erhielt eine Stadtmauer, von der seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr viel zu sehen ist. Das „Bad“ im Namen darf die Stadt seit dem Jahr 1984 tragen, denn Bad Laasphe ist ein überregional bekanntes Kneipp-Heilbad.

An der Ampelkreuzung, die wir überqueren, werden wir auch auf Wanderweg aufmerksam, den die Stadt dem Fluss verdankt, der neben der Mühlenstraße fliegt. Es handelt sich um die Lahn und damit um den Lahnwanderweg.

Die Lahn ist in Bad Laasphe noch verhältnismäßig jung, da sie nur wenige Kilometer entfernt auf dem 624 Meter hohen Lahnkopf entspringt. In der Nähe dieser Quelle befinden sich übrigens auch die Quellen der Eder und der Sieg. Sowohl die Sieg als auch die Lahn münden beide in Rhein, jedoch fließt die Sieg direkt in Richtung des Stromes, während die Lahn sich zunächst ostwärts begibt, eben durch Bad Laasphe fließt und erst nördlich von Marburg schlagartig die Richtung ändert. Weitere interessante Städte am Fluss sind Gießen, Wetzlar, Weilburg, Limburg, Bad Ems und Lahnstein direkt an der Mündung – gegenüber vom berühmten Schloss Stolzenfels am Mittelrheintal. Während die Lahn 245 Kilometer lang ist, bringt es ein Wanderer entlang des Flusses auf 288 Kilometer Fußmarsch. Das Besondere am Lahnwanderweg ist, dass er als Fernwanderweg die ideale Verbindung zwischen dem Rothaarsteig und dem Rheinsteig bildet.

Doch für heute soll eine Wanderung auf den Höhen rund um Bad Laasphe ausreichen. Auf dem Kopfsteinpflaster spazieren wir durch die gemütliche Innenstadt. Fachwerkhäuser wechseln sich mit schiefergedeckten Fassaden ab und traditionelle Restaurants laden schon zu Beginn unserer Wanderung zu einer Einkehr ein. Das Gasthaus Zum Roten Ochsen wurde zum Beispiel bereits in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erbaut. Es lohnt sich, den Blick auch ein wenig nach rechts und links in die kleinen Seitengassen zu werfen. Doch am Ende der Straße stoßen wir auf die erste Sagengeschichte des Mythen- und Sagenwegs. Erzählt wird die Geschichte eines Riesen, der ein junges Mädchen entführt und von ihrem Vater gerettet wird. Bei diesem Vater soll es sich um einen Grafen von Wittgenstein gehandelt haben, erstmals erwähnt wurde ein Graf Wittgenstein im Jahr 1174. Heute kennt man einen Zweig des Geschlechts als Familie Sayn-Wittgenstein.

Hinter dem sehenswerten Fachwerkhaus auf der rechten Seite, in dem sich von 1709 bis zum Jahr 1848 die erste Apotheke der Stadt befand, biegen wir rechts in die Bergstraße ein. Nach wenigen Metern überqueren wir den kleinen Wasserlauf des Flüsschens Laasphe, der am anderen Ende des Zentrums in die Lahn münden wird.

Der Straße folgen wir bergauf und sehen bald auf der linken Seite eine Sitzbank, an der ein schmaler Schotterpfad in die Höhe führt. Oben angekommen, wenden wir uns nach links und wandern am Parkplatz der Berghütte Zur Teufelskanzel vorbei. Dabei entscheiden wir uns an einer Gabelung für den halblinks weiter führenden Weg. Dort erwartet uns eine weitere Sage, die auf das Schloss Wittgenstein anspielt. Das Schloss sehen wir auf einer Kuppe links von uns. Entstanden ist es aus einer Burg, die im ausgehenden 12. Jahrhundert zum ersten Mal namentlich erwähnt wurde. Heute präsentiert sich das Bauwerk als dreiflügelige Anlage, die im Laufe der Jahrhunderte immer wieder erweitert wurde. Bis 1950 war es von den Fürsten zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein bewohnt, dient heute jedoch als Gymnasium.

Wir folgen dem Weg durch den Wald und treffen erneut auf eine Gabelung, an der wir halbrechts hinauf gehen. Nach unserem Rundweg werden wir hier wieder auskommen. Auf breiten Pfaden wandern wir durch das Grün und haben gelegentlich die Möglichkeit, links in das tiefe Tal der Laasphe hinunter zu blicken.

Dabei umrunden wir in einem weiten Linksbogen ebenfalls das deutlich kleinere Butzebachtal, das mit einer gruseligen Sage aufwartet. Die Hinweistafel erklärt aber zum Glück auch gleich, warum es in früheren Zeiten zu solchen Schauergeschichten gekommen ist. Daher wandern wir ganz beruhigt weiter auf dem breiten Forstweg bis zur nächsten Sagengeschichte. Diese handelt wieder von der Adelsfamilie der Wittgensteins und erläutert uns nebenbei die Zweige dieses Adelsgeschlechts.

Wir wenden uns scharf nach links und genießen stellenweise den Ausblick über junge Bäumchen hinweg auf die bewaldeten Kuppen östlich von Saßmannshausen. An einer T-Kreuzung wenden wir uns nach rechts, folgen weiterhin der Beschilderung des Mythen- und Sagenpfads und lesen spannende Legenden über den Zug der Wildtiere im Rothaargebirge und über heilende Quellen in den Bergwäldern. An einer Kreuzung mit einem gemütlichen Picknickplatz biegen wir scharf rechts ab und passieren eine weitere Geschichte, dieses Mal über den heiligen Bonifatius, der hier in der Region gewesen sein soll, was aber nicht zutrifft.

Unter dem dichten Blätterwerk der Bäume wandern wir nun auf dem Hettmann-Weg langsam wieder abwärts, treffen auf einen Abzweig, an dem wir rechts abbiegen, gehen an einer wahren Räuberpistole vorbei und wieder leicht bergauf bis zu einer Kreuzung. Hier wandern wir, etwas nach rechts versetzt, geradeaus weiter bis zu einer größeren Kreuzung. An dieser schwenken wir nach links und folgen nun dem deutlichen Abstieg. An einer vom Orkan Kyrill geschädigten Waldfläche genießen wir abermals den Ausblick und achten weiterhin auf die Beschilderung des Sagenweges. Auf der rechten Seite folgt nach einiger Zeit die letzte Mythengeschichte, die sich an der sogenannten Teufelskanzel befindet, eine etwas unterhalb des Weges gelegene Gesteinsformation.

Nach dem kurzen Besuch der Teufelskanzel gehen wir weiter geradeaus und verpassen nach rund 300 Metern nicht den Abzweig nach rechts, durchqueren eine Spitzkehre und erkennen die bereits bekannte Gabelung wieder. Wenig später lockt abermals die Berghütte Zur Teufelskanzel mit einer Rastmöglichkeit, bevor wir uns über den schmalen Pfad rechts hinab zur Bergstraße begeben. Nach der Überquerung der Laasphe biegen wir links ab und bevor wir die Königstraße komplett durchqueren, werfen wir noch einen Blick auf die evangelische Kirche zu unserer Rechten. Sie ist das älteste erhaltene Gebäude von Bad Laasphe und besitzt einen Turm aus dem 16. Jahrhundert, der sich mit einem hohen Helm schmückt. Wenig später überqueren wir wieder die Bundestraße und kommen an der Touristinformation und dahinter an der Mühlenstraße aus.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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