Kulturhistorische Route im kurfürstlichen Thiergarten

Wandern im Sauerlan – Tourinfo kompakt
Anspruch: Angenehme Wanderung mit leichten Steigungen.
Länge/Dauer: 12,4 km / ca. 4 Std.
Höhendifferenz: 474 m
Saison: ganzjährig
Tourcharakter: Tour an zahlreichen kulturhistorischen Elementen des einstigen kurfürstlichen Thiergartens entlang. Überwiegend durch Wald, lediglich zu Beginn der Wanderung in Begleitung der Ruhr.
Ausgangspunkt: Parkplatz an der Jägerbrücke in Arnsberg (51.399255, 8.057462)
Markierung: weißer Hirsch vor grünen Bäumen
Besonderheiten: QR-Codes für Smartphones erläutern die Hinweistafeln auf dem Wanderweg

Wegbeschreibung:

Schon an dem kleinen Parkplatz sehen wir die Ruhr, die träge von rechts nach links an uns vorüber zieht. Wir werfen direkt am Ruhrtalradweg einen Blick auf die Übersichtskarte der Kulturhistorischen Route im Kurfürstlichen Thiergarten Arnsberg und folgen der Beschilderung über die Hauptstraße hinweg in die Tiergartenstraße. Durch das Wohnviertel gehen wir bis zur Pirschstraße, wenden uns nach rechts und wenden uns an ihrem Ende nach links. Parallel zur Ruhr wandern wir bis zum Brückenbauwerk der Ruhrtalbahn. Die Route durch den Kurfürstlichen Thiergarten ist mit einigen Stichwegen versehen, die zu historischen Orten führen. Vor der Brücke ist der erste Stichweg, der nach links zur Hauptstraße führt. Dort befindet sich bereits die Station 4 der Wanderroute. Bis 1870 stand dort eine Mühle, die der Kurfürst errichten ließ und dazu diente, Schwarzpulver zu mahlen.

Wir gehen unter der Brücke hindurch und überqueren den kleinen Fluss Walpke, der hier in die Ruhr mündet. Wenig später unterqueren wir eine modernere Eisenbahnbrücke und biegen gleich dahinter links ab. Zu kurfürstlichen Zeiten befand sich an dieser Stelle eine Brücke für den Kurfürst, damit dieser einen direkten Weg vom Schloss in den Tiergarten hatte. Wir gehen an zwei Feldern vorbei und sehen auf der rechten Seite das ehemalige Rittergut Obereimer, das im 17. Jahrhundert die Funktion eines kurfürstlichen Jagdhauses erhielt und in dem heute das Forstamt Arnsberg untergebracht ist. Etwas weiter bergauf gehen wir durch eine Eisenbahnunterführung, wenden uns nach rechts und folgen dem leicht aufwärts führenden Asphaltweg bis zu einer rot-weißen Schranke, hinter der wir geradeaus in ein Naturschutzgebiet hineingehen.

Auf dem Hauptweg durch den Wald erreichen wir bald die Überreste künstlicher Teiche, die im 18. Jahrhundert angelegt wurden, um das kurfürstliche Schloss mit Fisch versorgen zu können. Auf der rechten Seite können wir im Wald eine deutliche, trockengelegte Mulde erkennen.

Wenig später erreichen wir die Stationen 10 und 11, bei denen es sich um Gräben der Wasserwirtschaft bzw. um Hohlwege handelte, die zum Transport von Holz dienten. In einem weiten Bogen wandern wir weiter durch den Wald und passieren zu unserer Linken eine Naturwaldzelle, in der der Wald sich selbst überlassen wird. Daher sollten wir sie nur von unserem Weg aus betrachten und keine Eingriffe vornehmen, denn auch Totholz ist natürlich Lebensraum für Kleinstlebewesen.

Wir überqueren einen Bach und erreichen wenig später einen Weiher zu unserer Linken. Hinter dem Weiher können wir direkt nach links abkürzen, oder aber wieder einem Stichweg nach rechts folgen. Dieser Stichweg führt uns zunächst an Station Nummer 15, der ehemaligen Grenze des Tiergartens hinweg zu einem ganz besonderen Baum. Auf der rechten Seite erhebt sich die 400 Jahre alte und 33 Meter hohe Eiche, der von den Jagden in der gesamten kurfürstlichen Zeit berichten könnte.

Nach einem weiten Linksbogen gelangen wir zu einem weiteren Weiher, vor dem wir rechts abbiegen und leicht bergauf wandern. Auf der linken Seite erhebt sich ein kleiner Grenzstein, der vor etwa 300 Jahren aufgestellt wurde und die Grenze zwischen dem Gut Wicheln und dem Gut Obereimer markierte. Nur ein kurzes Stück ist, ebenfalls zu unserer Linken, ein Bodendenkmal zu erkennen. Der geschwungene und deutlich erkennbare Erdwall trägt den Namen Schwedenschanze und soll im Dreißigjährigen Krieg als Schutzwall gedient haben. An der Schwedenschanze endet dieser Stichweg und wir kehren zum Weiher zurück, an dem wir der weiteren Beschilderung folgen.

Wir wandern durch das Tal Teufelssiepen, durch das sich ein kleiner Bach schlängelt, der ungefähr zur vorletzten Jahrhundert zahlreiche Fischteiche mit Wasser speiste. Der Gockelsteich (Station 19) und der Teufelsteich (Station 20) sind noch heute gut erkennbar. An einem großen Platz mit Sitzbänken lohnt sich eine kurze Verschnaufpause, denn es folgt nun ein deutlicher Aufstieg bis zur Station 23. Dort wurde einst ein Kohlenmeiler unter Feuer gehalten wurde. Kurz hinter dem Kohlenmeilerplatz biegen wir scharf nach rechts ab und wandern am Waldrand entlang weiter bergauf. Unser Weg verläuft in einem Linksbogen durch den Wald, wo wir abermals einige Erdwälle erkennen. Ursprünglich wurde angenommen, es handele sich um Pingen durch früheren Erzbergbau. Untersuchungen haben aber ergeben, dass die Wälle deutlich jünger sind und als militärische Unterstände im Zweiten Weltkrieg dienten.

Wir folgen dem Weg bis zum Waldrand, gehen nach links und haben wieder die Möglichkeit, einem Stichweg zu folgen. Er bringt uns nach links zu einem weiteren Bodendenkmal, dem Kurfürstlichen Tempelberg. Kurfürst Maximilian Heinrich ließ diesen aufschütten, um im Schutze einer Palisade das Wild im Tiergarten beobachten und jagen zu können.

Den Tempelberg verlassen wir, wenden uns nach links und folgen in einem weiten Bogen dem abwärts führenden Schotterweg. Hinter einer Schranke stoßen wir auf einen großen, überdachten Picknickplatz. Links des Picknickplatzes beginnt ein kurzer Rundweg, auf dem wir eine terrassenförmige Geländeformation erkennen können, die beweist, dass hier vor Jahrhunderten Ackerbau betrieben wurde. Der Rundweg endet wieder am Picknickplatz und wir folgen der weiteren Ausschilderung der Thiergarten-Route.

An einer Sitzbank im Wald können wir sofort links abbiegen und dem weiteren Weg folgen, oder aber noch geradeaus zum Ende eines weiteren Stichwegs gehen. Dort wartet weiter unten ein rekonstruierter Zaun auf uns, der das Ende des einstigen Thiergartens markiert. Er befindet sich auf einem Erdwall, der wiederum als Bodendenkmal unter Schutz steht.

Gehen wir zurück zur erwähnten Sitzbank, so wandern wir nun nach rechts und folgen dem abwärts führenden Weg durch das sogenannte Dichtertal. Den Namen hat das Tal durch die Goethe-Buche und Schiller-Eiche erhalten, die sich zu unserer Linken befinden. Beide Bäume werden auf weit über 300 Jahre geschätzt, doch die Schillerbuche konnte dem Sturm Kyrill im Jahr 2007 nicht standhalten und liegt nun in seiner vollen Pracht vor uns. Noch ein kurzes Stück weiter hinab, erhebt sich ebenfalls auf der linken Seite ein weiterer mächtiger Baum. Die Max-Heinrich-Buche ist ebenfalls zwischen 350 und 380 Jahren alt und stand in früheren Zeiten vermutlich frei, was man angesichts des dichten Waldes heute fast gar nicht glauben kann.

Wir gehen weiter hinab, biegen vor einer Straße rechts ab, überqueren eine weitere Straße und mit einem Schwenk nach links auch die Landstraße. Geradeaus überqueren wir wieder den kleinen Fluss Walkpe, biegen nach links ab und gehen auf dem befestigten Weg deutlich bergauf. An einem überdachten Picknickplatz gehen wir links vorbei, folgen der Beschilderung der Thiergartenroute und erreichen nach einigen Kurven einen Aussichtsplatz, von dem wir einen wunderbaren Blick auf Arnsberg genießen können. Hier können wir rechts abbiegen und den Weg abkürzen, lohnenswert ist jedoch noch der kurze Aufstieg nach links, um nach wenigen Minuten die Ruine der Rüdenburg zu erreichen.

Die Rüdenburg wurde vermutlich Mitte des 11. Jahrhunderts als Höhenburg errichtet, doch schon zuvor soll es an dieser Stelle eine sächsische oder karolingische Wallburg gegeben haben. Doch der Niedergang der Burg begann schon im Mittelalter und bereits im 17. Jahrhundert dienten die damaligen Überreste als Steinbruch für das Rittergut Obereimer. Erst im 20. Jahrhundert begann mit archäologischen Grabungen. Heute kann man einige teilweise rekonstruierte Reste der Burganlage sehen. Gleichzeitig bietet das Gelände einen herrlichen Ausblick auf das Ruhrtal und auf die Stadt Arnsberg auf der gegenüber liegenden Seite des Flusses. Wer genau hinschaut, sieht auch weiter unten unseren Ausgangspunkt, zu dem wir nun zurückkehren werden.

Hierfür wandern wir zum Aussichtspunkt zurück und gehen an der neogotischen Kreuzbergkapelle vorbei. Sie wurde Mitte des 19. Jahrhunderts eingeweiht und ist das Ziel eines Kreuzweges, der von Arnsberg hier hinauf führt. Wir folgen dem Kreuzweg in umgekehrter Richtung und gehen mit einer Spitzkehre hinab bis zur Wennigloher Straße, wo wir auf der anderen Straßenseite unseren Ausgangspunkt erreichen.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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