Kleine Wanderung auf dem Rothaarsteig

Wandern im Sauerland – Tourinfo kompakt
Anspruch: Mittelschwere Wanderung mit einer Steigung aus einem Tal heraus.
Länge/Dauer: 16,7 km / ca. 6 Std.
Höhendifferenz: 547 m
Saison: ganzjährig
Tourcharakter: Abwechslungsreiche Wanderung auf zwei Varianten des Rothaarsteigs und einem Abschnitt des Waldskulpturenwegs inkl. der optionalen Überquerung einer Hängebrücke.
Ausgangspunkt: Parkplatz am Gasthof Kühhude (51.115956,8.381172)
Markierung: unterschiedlich, auf den Abschnitten des Rothaarsteigs mit einem auf dem Rücken liegenden R auf rotem Grund. Auf dem Waldskulpturenpfad mit einem schwarz-weißen Skulpturensymbol
Besonderheiten: Hängebrücke, Waldskulpturen

Wegbeschreibung:

Schon am Parkplatz der Kühhude stehen wir vor der Entscheidung, ob wir uns vor oder nach der Tour stärken wollen. Unser erster Schritt wird aber sein, mit dem Parkplatz im Rücken, nach links auf den Rothaarsteig einzubiegen.

Der Rothaarsteig ist einer der bedeutendsten Fernwanderwege im Sauerland und beinahe an jedem Ort der Region stößt man entweder auf den Weg oder auf einen seiner zahlreichen Zuwege. Er Ist fast 155 Kilometer lang und führt von Brilon in Nordrhein-Westfalen nach Dillenburg in Hessen. Dabei verläuft er durch Winterberg und über den Kahlen Asten. Auf dem größten Teil des Wegs ist man jedoch überwiegend in verhältnismäßig dünn besiedeltem Gebiet unterwegs. Als Symbol steht ein weißes R auf rotem Grund, das auf dem Rücken liegt. Zuwege erkennt man am gelben Hintergrund. Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten am Wegesrand gehören von Nord nach Süd die Quelle der Möhne, die Bruchhauser Steine, der Langenberg als höchster Punkt Nordrhein-Westfalens, die Ruhrquelle, die Lennequelle am Kahlen Asten, der Weiler Kühhude bzw. der Schmallenberger Ortsteil Schanze als Nebenvariante, der Rhein-Weser-Turm, die Quellen der Eder und der Sieg und der Wilhelmsturm bei Dillenburg. Der Rothaarsteig, der 2001 offiziell eröffnet wurde, und vom Deutschen Wanderinstitut als Premiumwanderweg ausgezeichnet ist, wird vom eigens eingerichteten Rothaarsteigverein e.V. unterhalten und damit deutlicher vermarktet als andere Fernwandersteige in Deutschland. Das führt zum Beispiel dazu, dass der Name Rothaarsteig geschützt ist und Wanderbetriebe wie Restaurants und Hotels nur in Kooperation mit dem Verein damit werben dürfen. Auch hat man bei der Vermarktung auf ein Coperate Design geachtet. Das auf dem Rücken liegende R findet man beispielsweise auch in abgewandelter Form auf den Dächern der Schutzhütten wieder, die ebenso geschwungen sind. Ähnliches gilt für die Sitzbänke, die ein typisches Rothaarsteig-Design aufweisen.

Wir wandern auf dem breiten, geraden Weg und es dauert gar nicht lange, bis wir auf der linken Seite auf ein skurriles Gebilde stoßen. Es handelt sich um die Skulptur Stein – Zeit – Mensch, denn wir befinden uns zurzeit nicht nur auf dem Rothaarsteig, sondern auch auf dem Waldskulpturenweg. Dieser ist deutlich kürzer als der Rothaarsteig und verbindet die beiden Ortschaften Schmallenberg und Bad Berleburg auf einer Länge von 25 Kilometern miteinander. Er wurde im Jahr 2000 eröffnet und beherbergt elf überdimensionale Skulpturen am Wegesrand. Die hiesige Skulptur stammt vom bildenden Künstler Nils-Udo, der besonders im Bereich Land Art populär ist. Stein – Zeit – Mensch soll wie ein Tempel aus Baumstämmen wirken, in dessen Zentrum sich ein riesiger Quader aus Quarzit befindet. Dieser wiegt stattliche 150 Tonnen.

An der Kunstinstallation zweigt der Waldskulpturenpfad links ab, wir bleiben jedoch halbrechts auf dem Rothaarsteig. Dem Skulpturenpfad werden wir später wieder begegnen. Zunächst erfahren wir aber an einer Hinweistafel, dass der Rothaarkamm, auf dem der gleichnamige Steig verläuft, in früheren Zeiten nicht nur eine Territorialgrenze zwischen Siegen-Wittgenstein und den Westfalen war, sondern daher auch eine Sprachgrenze. So lesen wir also, dass wir im Wittgensteiner Dialekt nicht durch den Wald gehen, sondern „genn“, während wir im Sauerländer Platt „gon“. Übrigens, der Grenzstein neben dem Hinweisschild ist nur einer von vielen, die es an dieser einstigen Grenze noch heute gibt. 

Wir biegen auf einen Holzsteg ab und gehen ein kurzes Stück auf einem Pfad bergab, um plötzlich vor einem Tal zu stehen, das von einer Hängebrücke überspannt wird. Weniger Wagemutige sehen aber sofort, dass man die Brücke nicht benutzen muss, sondern, dass man auch einfach drumherum gehen kann. Die Brücke wurde zur Attraktivitätssteigerung des Rothaarsteigs erbaut und es ist eine interessante Erfahrung, auf der schwankenden Brücke den kleinen Geländeeinschnitt zu überqueren. Für die Wanderung auf dem Rothaarsteig oder auch auf unserer Wanderung wird die Brücke jedoch nicht benötigt.

Wir folgen noch einige Zeit dem Rothaarsteig, treffen auf eine T-Kreuzung und biegen an dieser rechts an. Kurz darauf verlassen wir den Rothaarsteig an einer Schutzhütte und steigen in einer weiten S-Kurve hinab und wandern durch das Tal des kleinen Bachs Klotzlochsiepen, um auf Schmallenbergs Ortsteil Latrop zu treffen. Die Ortschaft, die erstmals im 13. Jahrhundert erwähnt wurde und im Jahr 2004 die Goldmedaille im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ gewann, streifen wir jedoch nur kurz. Wer einkehren möchte, wendet sich nach links zu den Gasthöfen Hubertushöhe oder Zum Grubental. Um weiter zu wandern, biegen wir aber rechts ab und wundern uns nicht, dass wir wieder auf dem Rothaarsteig sind, denn wir doch eigentlich in den Höhen verlassen hatten. Hierbei handelt es sich aber um die bereits erwähnte Talvariante über den Ortsteil Schanze.

Durch das Grubental folgen wir wieder dem Rothaarsteig und passieren dabei nicht nur das Naturdenkmal Dicke Eiche, sondern wandern am Bach Grubensiepen entlang bis zum sogenannten Altarstein. Die senkrecht im Bach stehende Steinplatte soll der Überrest einer heidnischen Opferstätte sein. Mönche errichteten im 18. Jahrhundert an der Stelle ein Holzkreuz, das im folgenden Jahrhundert durch die heute sichtbare Gedenksäule aus Bruchsteinen ersetzt wurde.

Wir verlassen das Tal und steigen nun deutlich wieder in die Höhe, um nach einem weiteren Wegabschnitt auf dem Rothaarsteig den Schmallenberger Ortsteil Schanze zu erreichen. Schanze ist auch ein beliebter Wintersportort mit einem weitläufigen Loipennetz sowie einem Lift. Und auch in Schanze haben wir wieder die Möglichkeit einzukehren. Die ganzjährig geöffnete Skihütte Schanze und das Gasthaus Bräutigam-Hanses warten mit leckeren Köstlichkeiten auf uns Wanderer. Nach der Pause lassen wir den Rothaarsteig wieder zurück, biegen rechts ab und gehen die befestigte Straße bis zu ihrem Ende, wo der Krummstab uns deutlich macht, dass wir wieder auf dem Waldskulpturenweg unterwegs sind. Diese 7,50 Meter hohe Skulptur stammt vom Bildhauer Heinrich Brummack und wurde aus Aluminium gefertigt.

Zu unserer Linken haben wir übrigens noch die Möglichkeit, auf einem Kyrill-Lehrpfad einiges über die Schäden zu erfahren, die der gleichnamige Orkan Kyrill im Januar 2007 anrichtete. Wir wandern geradeaus weiter auf dem Waldskulpturenweg bis zu einer T-Kreuzung, wenden uns nach rechts und passieren noch die 64 Tonnen schwere Skulptur „Kein leichtes Spiel“ von Ansgar Nierhoff. Seine Arbeiten bestehen überwiegend aus Edelstahl und wurden nicht nur auf der documenta in Kassel, sondern auch in so renommierten Häusern wie dem Folkwangmuseum in Essen präsentiert. Wenig später erkennen wir unseren Ausgangspunkt an der Kühhude wieder.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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