Eifelsteig – Etappe 4 von Einruhr nach Gemünd

Anspruch: mittel
Länge: ca. 21 km
Dauer: ca. 6,5 Std.
Höhenmeter: ca. 700
Wanderzeit: ganzjährig
Kurzinfo: Sehr schöne und beliebte Etappe mit großer Abwechslung. Zunächst wasserreich, später geht es hinauf auf die Dreiborner Hochfläche, die nicht nur landschaftlich, sondern auch historisch interessant ist. Zum Abschluss wandert man hinab in das Tal der Urft und damit nach Gemünd.

Hier geht es zur vorherigen Eifelsteig – Etappe 3 von Monschau nach Einruhr.

Wegbeschreibung:

Den Rurstausee lassen wir in Einruhr zunächst einmal hinter uns und gehen von der Brücke bzw. dem Parkplatz auf der Rurstraße bis zum dreieckigen Platz mit seiner kleinen Grünanlage. Dort am Dorfplatz sehen wir das Haus Helene mit der kleinen Gasse gleich rechts daneben. Auf diesem engen Weg gehen wir bergauf und biegen, oben angekommen, rechts ab. Der Straße Wilhelmsgarten folgen wir halbrechts bis zu ihrem Ende und ehe wir uns versehen haben wir bereits die letzten Häuser von Einruhr erreicht.

Am Waldrand geht unsere Wanderung zwar immer noch bergauf, aber wir gehen nicht in den Wald hinein, sondern biegen links ab. Im Zickzack führt unser Weg weiterhin am Wald auf der rechten Seite entlang, während wir nach links über Einruhr hinweg auf den Rursee blicken können.

An einer Picknickhütte können wir eine kurze Pause einlegen, achten aber darauf, dass wir anschließend rechts abbiegen, sonst gelangen wir wieder nach Einruhr hinein und hätten aus der vierten Eifelsteig-Etappe bloß einen kurzen Rundwanderweg gestaltet.

Der Weg führt uns durch einen dichten Wald, dennoch können wir immer wieder nach links durch die Bäume hindurch das schimmernde Wasser des Rursees erkennen. Mit einem leichten Gefälle gelangen wir in einer Serpentine zu einer weiteren Schutzhütte, die uns eine Pause ermöglichen würde. Wir gehen jedoch hinab und erreichen wenig später das Ufer des Sees und eine der Anlegestellen der Rurschifffahrt. Gleich gegenüber erhebt sich der dicht bewaldete Kermeter. Der Kermeter ist das Hauptgebiet des Nationalpark Eifel und eines der größten Waldgebiete der Region. Es handelt sich um einen Bergrücken, der bis zu 527 Meter in die Höhe ragt. An seiner höchsten Stelle erhebt sich nördlich von Gemünd ein weithin sichtbarer, ehemaliger Feuerwachturm, der heute als Aussichtsturm dient. Bei klarer Sicht kann man von dem 1971 gebauten Holzturm den Blick über die Zülpicher Börde bis zum Kölner Dom und in das Siebengebirge genießen. Hierfür sind lediglich 94 Stufen zu überwinden. Abgesehen vom östlichen Abschnitt ist der größte Teil des Kermeter von den Seen der Rur und der Urft umgeben. Dieser Bereich ist nur mit dem Fahrrad und zu Fuß erreichbar und bietet daher zahlreiche Wandermöglichkeiten. Außerdem entspringen im Kermeter zahlreiche kleine Bäche, die schon nach einem kurzen, aber steilen Lauf in die Rurtalsperre münden.

Wir entscheiden uns am Ufer für den Weg nach rechts und betreten nach wenigen Metern den Nationalpark Eifel.

Der Nationalpark Eifel ist der erste und bis heute einzige Nationalpark in Nordrhein-Westfalen. Er wurde im Jahr 2004 eingerichtet und umfasst Teile des Kermeter, die Urfttalsperre und die davon südlich gelegene Dreiborner Hochfläche mit angrenzenden Wäldern. Wer den Eifelsteig verlässt und sich lieber dazu entschließt, sämtliche Wanderwege des Nationalparks zu erkunden, wird einige Zeit dafür benötigen. Mittlerweile sind rund 240 Kilometer Weg ausgeschildert. Darüber hinaus gibt es fünf Besucherzentren, die als Nationalpark-Tor bezeichnet werden und zahlreiche Informationen ausgeben. Jedes einzelne Nationalpark-Tor hat sich zudem einem bestimmten Thema verschrieben. Die einzelnen Besucherzentren befinden sich in Nideggen, wo das Thema Mensch und Natur erläutert wird, in Höfen sind die Narzissenwiesen das Hauptthema, in Rurberg geht es passenderweise um das Thema Wasser, in Gemünd um den Wald allgemein und im alten Bahnhofsgebäude von Heimbach ist ein begehbares Hörspiel untergebracht, das sogenannte Waldgeheimnisse verrät. Doch es gibt auch schon seit einigen Jahren Kritik am Nationalpark, da dieser sich nicht selbst überlassen werde, sondern dem Tourismus und Kommerz preisgegeben würde. Letzteres insbesondere durch starke Kahlschläge, die sogar in Wirtschaftssendungen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens thematisiert wurden. Wer sich von der Schönheit des Nationalparks überzeugen möchte, kann dies natürlich bei einem individuellen Besuch machen oder sich einem Ranger bei einer Führung anschließen. Besonders schön ist der Nationalpark auch in der Nacht, wie die International Dark-Sky Association im Jahr 2014 festgestellt hat. Diese aus Arizona stammende Vereinigung hat es sich zum Ziel gesetzt, die weltweit immer größere Lichtverschmutzung zu bekämpfen. Da kann es fast schon als Ritterschlag gelten, wenn eine Region im dicht besiedelten Deutschland als sogenannter Sternenpark geadelt wird, in dem durch die Dunkelheit ein wunderbarer Blick auf den nächtlichen Sternenhimmel besteht.

Unsere ersten Schritte durch den Nationalpark führen uns durch einen kleinen Wald, der von einzelnen Lichtungen unterbrochen wird. An einer Kreuzung bleiben wir geradeaus und wandern in einem weiten Linksbogen bis zum Ende einer bewaldeten Halbinsel. Vom Landschaftsbild her ist es kaum zu erkennen, dass wir hier an einem besonderen Ort sind. Am Ende dieser Halbinsel sind wir logischerweise fast komplett von Wasser umgeben und pauschal würden wir uns dazu verleiten lassen, zu sagen, dass sei alles der Rursee. Dem ist aber nicht so. Linker Hand befindet sich der von der Rur gespeiste Obersee, während sich von rechts nun die Urft nähert. Wären die beiden Wasserläufe also nicht mit mehreren Mauern gestaut, würde hier die dann deutlich kleinere Urft in die Rur münden – so wie es einst mal gewesen war.

Wir folgen dem Eifelsteig und lassen damit die Rur endgültig hinter uns. Der Wasserlauf, der uns bis zum Ende dieser Etappe begleiten wird, ist folglich die Urft. Auf 46 Kilometer Länge kommt die Urft, die bei Schmidtheim in der Nordeifel auf einer Höhe von rund 581 Metern entspringt. Auf seinem Weg folgen einige interessante Sehenswürdigkeiten, die wir im Laufe der Eifelsteig-Wanderung noch kennenlernen werden. Dazu zählt zum Beispiel der Grüne Pütz und die Oleftalbahn. Hinter Gemünden wird die Urft, bedingt durch das Aufstauen zur Urfttalsperre breiter.

Die Talsperre wurde nach fünfjähriger Bauzeit im Jahr 1905 fertiggestellt und war damals noch der größte europäische Stausee. Der See ist Teil des Nationalparks Eifel und liegt genau zwischen dem Kermeter am Nordufer und der Dreiborner Hochfläche am Südufer. In der Zeit von 1946 bis zum Jahr 2005, dem hundertjährigen Bestehen der Staumauer konnte der See nur sehr stark eingeschränkt genutzt werden, da er Teil des Truppenübungsplatzes war. Knapp unterhalb der Staumauer mündet die Urft in die Rur, was aber wenig als Mündung wahrgenommen wird, da die Rur an dieser Stelle bereits zum Obersee gestaut ist. Das meiste Wasser jedoch fließt gar nicht durch die Staumauer weiter in der Urft und dann in die Rur, sondern nimmt durch den sogenannten Kermeterstollen unterirdisch eine Abkürzung bis zum Kraftwerk Heimbach, das sich unterhalb der Rurtalsperre befindet. Der Stollen ist etwas über zweieinhalb Kilometer lang und wurde zusammen mit der Urfttalsperre gebaut. In fast gerade Linie durchquert er den bewaldeten Hügel des Kermeter und endet bei Heimbach, wo somit das Wasser der Urft zur Energieerzeugung genutzt wird.

Auf dem schotterigen Waldweg genießen wir die Ruhe des Nationalparks und zudem die momentan flache Wegstrecke. Doch das ist natürlich nur von vorübergehender Natur. Nachdem wir nämlich einen kleinen Bach überqueren geht es auch schon wieder in die Höhe. Zunächst noch recht harmlos, nämlich nur bis auf das Höhenniveau der Urftsee-Staumauer. Nicht nur, dass hier ein toller Ausblick auf die Mauer und die Talsperre erfolgt – für eine Pause lohnt sich auch die Überquerung der Mauer bis zum Café und Imbiss auf der gegenüberliegenden Seite.

Anschließend folgt dann der deutlich steilere Aufstieg mit nicht wenigen Höhenmetern auf das Hochplateau der Dreiborner Hochfläche. Wie der Urftstausee ist auch die Dreiborner Hochfläche Teil des Nationalparks Eifel und kann erst seit dem Jahr 2006 betreten werden. Wenn man einem Truppenübungsplatz etwas Positives abgewinnen möchte, dann wohl die Tatsache, dass es zumindest wenig bauliche Maßnahmen gibt, die die Natur in der Zeit eingeschränkt hat. So auch auf der Dreiborner Hochfläche, wo die belgischen Streitkräfte stationiert waren und heute durch Alt- und Totholz teilweise ein urwaldähnlicher Zustand herrscht. Die einstigen Flächen, die vor der Stationierung als Ackerflächen genutzt wurden, sind heute Offenlandschaften und besonders im Mai sehenswert, wenn der mittlerweile hier weit verbreitete Ginster blüht. Ein großes Manko ist jedoch die weiterhin eingeschränkte Begehbarkeit der Fläche. Sie ist durch die jahrzehntelange Nutzung als militärischer Übungsplatz stark mit Munitionsaltlasten verseucht. Daher wird man bei einer Wanderung über die Dreiborner Hochfläche immer wieder auf Absperrungen treffen, die nicht nur davor warnen, die befestigten Wege zu verlassen, sondern es auch verbieten. Für die Natur hat dies natürlich den Vorteil eines Rückzugsgebietes und so ist es mit viel Geduld und Ruhe möglich, Rotwild und Füchse aus geeigneter Entfernung beobachten zu können.

Auf der linken Seite überblicken wir die Hochfläche und sehen am Horizont bereits das Forum Vogelsang auf dem Gelände der ehemaligen NS-Ordensburg, das wir im weiteren Verlauf der Wanderung noch erreichen werden. Doch zur achten wir an mehreren Weggabelungen selbstverständlich auf die Beschilderung des Eifelsteigs, die uns durch Offenlandschaften und Grünlandflächen bis zur Wüstung Wollseifen geleitet.

Im Sommer 1945 war der Zweite Weltkrieg nach sechs furchtbaren Jahren endlich zu Ende und es folgte die Zeit des Wiederaufbaus. Zerrissene Familien versuchten, sich wiederzufinden und kehrten in ihre Häuser zurück, wenn diese noch vorhanden waren. So auch in der Eifel, genauer gesagt, im kleinen Eifelörtchen Wollseifen. Der Ort wurde durch die Kämpfe zwischen der Wehrmacht und der vorrückenden alliierten Einheiten stark beschädigt und musste im Herbst 1944 evakuiert werden. Zwar war eine sorglose Zukunft noch in weiter Ferne, doch die Bewohner hatten gerade die gröbsten Schäden an ihren Häusern notdürftig repariert und die ersten Felder waren auch wieder bestellt. Ein Neuanfang war gestartet und es konnte von nun an nur noch aufwärts gehen – für gerade mal ein Jahr. Im August 1946 lebten in Wollseifen wieder rund 500 Einwohner, als die britische Militärverwaltung beschloss, das Areal für einen Truppenübungsplatz nutzen zu wollen. Den Bewohnern wurden ganze drei Wochen Zeit gegeben, um ihre Habseligkeiten zu packen und Wollseifen zu räumen. Die letzte Ernte durfte noch eingefahren werden, doch ansonsten war Wollseifen bereits ab dem 1. September 1946 Sperrgebiet und konnte nicht mehr betreten werden. Anfangs durften die Angehörigen einmal im Jahr die Gräber ihrer verstorbenen Familienangehörigen aufsuchen, doch auch das endete, als Mitte der 1950er-Jahre die Ortschaft regelmäßig unter Beschuss geriet. Von den Häusern des Dorfes ist nichts mehr geblieben. Die St. Rochuskirche, die den Krieg fast unversehrt überstanden hatte, brannte durch Truppenübungen im Jahr 1947 komplett aus, wobei die gesamte Inneneinrichtung zerstört wurde. Die künstlich wirkenden Häuser vor der Kirche wurden durch das belgische Militär, das das Areal nutzte, zu Übungszwecken aufgebaut. Noch im Jahr 2001 wurde hier für den Häuserkampf im damaligen Kosovokrieg trainiert. Der Truppenübungsplatz wurde im Jahr 2005 aufgegeben und wenig später der Öffentlichkeit übergeben. Seither wurde die Ruine der Kirche restauriert, Wanderwege wurden angelegt und in den einstigen Straßen Wollseifens hat man Straßenschilder angebracht, um die Geschichte des Dorfes lebendig zu halten.

Für die Besichtigung von Wollseifen sollte man sich ruhig ein wenig Zeit lassen. Auch, oder gerade weil die später für das Militär errichteten Häuser leer stehen und sonst kaum noch Gebäude des Ortes vorhanden ist, stimmt die Historie über das Dorf und seine Einwohner nachdenklich. An der verbliebenen und teilweise restaurierten Kirche befindet sich außerdem an einem schattigen Plätzchen ein Picknicktisch, der natürlich zu einer Pause einlädt.

Hinter der Kirche gehen wir weiter über die Dreiborner Hochfläche, an einem ehemaligen Trafohäuschen vorbei und wenden uns an einer Gabelung nach links, um gleich an der nächsten Gabelung halbrechts abzubiegen. Auf dem leicht abschüssigen Weg gelangen wir zu weiteren Überbleibseln von Wollseifen und wenden uns nach rechts. Es geht nun deutlich steiler bergab, bis wir einen kleinen Bach überqueren und an diesem entlang bis zu der bereits erwähnten ehemaligen Ordensburg Vogelsang gelangen. Aufmerksame Wanderer werden merken, dass wir uns auf dieser Etappe scheinbar mit jedem Schritt in die Vergangenheit zurück bewegen. Zuerst war die Rede vom Nationalpark Eifel, dann vom vor anzutreffenden Truppenübungsplatz für den zuvor das Dorf Wollseifen weichen musste. Und nun tauchen wir noch weiter in die Geschichte ein und erreichen die düsterste Zeit Deutschlands.

Die einstige Ordensburg Vogelsang ist kein mittelalterliches Burggebäude, sondern stammt aus der Zeit des Nationalsozialismus. Bereits ein Jahr nach Hitlers Machtergreifung wurde im Jahr 1934 der Grundstein für das sogenannte Reichsschulungslager Vogelsang gelegt. Später wurde die Anlage, die nur zwei Jahre darauf bereits fertiggestellt war, als NS-Ordensburg bezeichnet. Noch heute ist gut erkennbar, welche Ausmaße die Anlage hatte und dabei war das noch nicht alles, was die für die damals übliche Zeit größenwahnsinnigen Baupläne hergaben. Die größten Sportstätten Europas sollten hier entstehen und eine überdimensionale Bibliothek mit einer Grundfläche von 100 mal 300 Metern. Nicht alles ist fertig geworden, da kam den Nationalsozialisten der eigene Zweite Weltkrieg dazwischen, weswegen weitere Bauprojekt eingestellt wurden. Bis zum Kriegsausbruch wurde Vogelsang als Schulungszentrum aber auch als Repräsentationsbau genutzt. So wurden hier nicht nur NSDAP-Mitglieder, die überwiegend Mitte 20 waren, geschult, sondern auch Hitler selbst war mehrmals persönlich vor Ort. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde der Gebäudekomplex von der Wehrmacht übernommen, die hier zwei Mal ihr Truppenquartier aufschlugen. Einmal im Jahr 1940 beim Westfeldzug Richtung Belgien ein weiteres Mal kehrten sie vier Jahre später wieder hierhin, als die deutschen Truppen von den Alliierten zurückgedrängt wurden. Zu diesem Zeitpunkt war man bereits so verzweifelt, dass man auf der Ordensburg 15 und 16 Jahre alte Jugendliche zu Wehrzwecken ausbildete. Nach dem Krieg bezogen zunächst die Briten die Anlage, übergaben diese aber dann an die belgischen Streitkräfte, die das Areal, zusammen mit dem restlichen Truppenübungsplatz zum 1. Januar 2006 räumten. Seither wird die ehemalige Ordensburg als Vogelsang ip bezeichnet, wobei das Kürzel ip für Internationaler Platz steht und symbolisieren soll, dass die Anlage nun für jeden zugänglich ist. Heute finden im ehemaligen belgischen Kino Konzerte statt und es werden auf der Anlage Führungen angeboten. Außerdem ist ein Teil von Vogelsang vom Roten Kreuz angemietet worden, das hier eines der größten Rot-Kreuz-Museen Europas untergebracht hat.

Der Eifelsteig führt – unverständlicherweise – am Forum Vogelsang vorbei, dabei sollte man der Anlage ruhig seine Aufmerksamkeit schenken. Während sich im unteren Bereich in der Nähe des Thingplatzes das Rotkreuzmuseum befindet, führen die bergauf verlaufenden Wanderwege am Appellplatz vorbei bis zum sogenannten Adlerhof, wo sich das eigentliche Forum befindet und sich zudem ein wunderbarer Ausblick auf den Urftsee offenbart.

An der ehemaligen belgischen Kaserne, dem belgischen Kino und dem Parkplatz, der einstmals als Panzerwaschplatz diente, gelangt man zum Hauptportal der großen Anlage, wo wenig später wieder der Eifelsteig unseren Weg kreuzt. Hier heißt es links abbiegen, sonst drehen wir uns nur im Kreis gelangen wir zur Ordensburg zurück. Über einen schmalen Weg geht es hinab bis zum Morsbach, den wir überqueren, um mit einem sanften Gefälle zum Aussichtspunkt Kickley zu gelangen.

Kickley, Uhusley, Kuckucksley, Munterley und Dietzenley sind nur einige geografische Namen, die mit der Silbe –ley enden. Und diese steht in ihren unterschiedlichen Schreibweisen, wie zum Beispiel Lay, Lai, oder Lei für den Begriff Fels oder auch für eine Klippe. Ein häufiges Vorkommen hat die Wortendung ley besonderes im rheinischen Sprachgebrauch. So gibt es in Koblenz zum Beispiel den Ortsteil Lay in der Ortschaft Erpel am Rhein den mächtigen, aus Vulkangestein entstandenen Basaltfelsen Erpeler Ley. Doch am bekanntesten, nicht nur am Rhein, sondern bundesweit und auch über Deutschland hinaus ist die Loreley, die mit ihrem Namen ebenfalls erläutert, um was es sich hierbei handelt. Wenn wir also bei der Wanderung auf dem Eifelsteig zu Aussichtspunkten gelangen, die auf ley enden, können wir davon ausgehen, dass wir einen Felsen besteigen, der durch seine Abbruchkante einen wunderbaren Ausblick verspricht. Übrigens: Die CDU-Politikerin Ursula von der Leyen hat ihrem Namen nach ebenfalls Vorfahren, die in einem Ort lebten, der von Fels und Schiefer geprägt war.

In südliche Richtung geht es weiter bergauf auf den Modenhübel, der einen weiteren wunderbaren Ausblick ermöglicht. Außerdem informiert uns hier eine Hinweistafel über den Nationalpark. Bei einem Rundblick an der kuriosen Sitzbank erkennen wir im Osten bereits das Ziel dieser Eifelsteig-Etappe, Gemünd. Und wer sich fragt, warum die Sitzbank so seltsam geformt ist, der möge seinen Kopf schräg halten. Die Bank symbolisiert ein liegendes E, dem Anfangsbuchstaben der Eifel.

Wir steigen vom Modenhübel langsam ab, halten uns an einer Gabelung halblinks und biegen noch vor dem Erreichen eines Hauses scharf links ab. Hier jedoch bitte nicht den mittleren der drei Wege benutzen!

Es geht auf dem Eifelsteig wieder deutlich bergab und wir gelangen in das schmale Tal des kleinen Laßbachs, dem wir fast bis zu seiner Mündung in die Urft folgen. Wir bleiben auf dem Waldweg und wandern in einer weiten Rechtskurve parallel zur mittlerweile sehr schmalen Urft. Es dauert nicht lange bis wir die ersten Häuser von Gemünd erreichen.

Durch die Schöttgasse gelangen wir zum Dreiborner Weg, wenden uns nach links und biegen später nach links in die Urftseestraße ein, wo wir fast schon im nächsten Augenblick zum ersten Mal auf der Wanderung die Urft überqueren – außer wir haben vorhin eine Pause an der Urftseestaumauer eingelegt. Durch die Straße In der Streng wandern wir bis zur Jugendherberge, biegen an dieser nach rechts in den Wald ein. Am Wohnmobilstellplatz vorbei, wandern wir am Ortsrand von Gemünd entlang, überqueren kurz darauf erneut die Urft und sehen vor uns eines der sogenannten Nationalparktore. Wir wenden uns nach links, erreichen auf dem Marienplatz die Dreiborner Straße und damit auch das Zentrum von Gemünd und das Ende dieser vierten Etappe.

Als Gemunde wurde die 4.000 Einwohner zählende Ortschaft Gemünd zum ersten Mal im frühen 13. Jahrhundert schriftlich festgehalten. Der Name leitet sich von der Mündung der Olef in die Urft ab. Bis zum Wiener Kongress im Jahr 1815 war Gemünd eine geteilt Ortschaft. Der nördlich der Urft gelegene Teil gehörte zum Herzogtum Jülich, während sich die Einwohner am linken Flussufer zur Grafschaft von Harff zählen durften. Dies machte sich auch auf die Konfession bemerkbar. Die evangelische St. Trinitatiskirche aus dem 18. Jahrhundert erhebt sich am rechten Flussufer, während die katholische St. Nikolauskirche nur 100 Meter Luftlinie nahe der Olefmündung steht. Zwar wurde diese erst Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut, also als Gemünd bereits vollständig zu Preußen zählte, doch ersetzte sie einen Vorgängerbau an derselben Stelle. Neben der Fußgängerzone in der Dreiborner Straße besticht Gemünd seit der Entstehung des Nationalparks Eifel mit einem Nationalparktor und lädt auch in den Kurpark am südlichen Hang des Kermeters ein. Wer die Nacht in Gemünd verbringt und vom Wandern nach dieser Etappe noch nicht genug hat, kann vom Kurpark aus an der Jugendherberge vorbei in rund einer halben Stunde den zwei Kilometer entfernten und bereits weiter oben erwähnten Aussichtsturm Wolfgarten erreichen.

Hier geht es zur nächsten Eifelsteig – Etappe 5 von Gemünd nach Steinfeld

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


Die Weltenbummler – ältester deutschsprachiger Reiseblog (seit 2000)

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