Auf der Schlossroute rund um Kallenhardt

Wandern im Sauerland – Tourinfo kompakt
Anspruch: Angenehm leichte Wanderung.
Länge/Dauer: 9,1 km / ca. 3 Std.
Höhendifferenz: 253 m
Saison: ganzjährig
Tourcharakter: Angenehme Wanderung, die auf einem Bergkegel beginnt und zwar daher zunächst bergab verläuft, zum Schluss jedoch eine deutliche Steigung erfordert. Unterwegs gibt es neben historischen Informationen schöne Ausblicke auf Kallenhardt.
Ausgangspunkt: Parkplatz an der St. Clemenskirche in Kallenhardt (51.453068, 8.424437)
Markierung: grünes W auf weißem Grund (Schlossroute der Waldroute)
Besonderheiten: Schloss Körtlinghausen am Wegesrand

Wegbeschreibung:

Unsere Wanderung rund um Kallenhardt starten wir am Parkstreifen neben der St. Clemenskirche, die 1722 erbaut wurde und eine Vorgängerkirche aus dem 13. Jahrhundert ersetzte. Im Inneren befindet sich ein gotisches Sternengewölbe, während die Ausstattung mit ihrer Orgel, der Kanzel und den Seitenaltären im barocken Stil gehalten wurde. Auch diese wurden im Laufe des 18. Jahrhunderts erschaffen. Wir gehen links an dem denkmalgeschützten Gotteshaus vorbei und rumrunden dabei den massiven Kirchturm, der einst zu einer Burg gehörte.

Auf der linken Seite sehen wir nicht nur einen schmalen Weg, der uns von dem Bergkegel hinab führt, sondern auch eine Informationstafel über die einstige Kallenhardter Burg und einem genauen Lageplan. Die Burg wurde im frühen 13. Jahrhundert erbaut, aber schon in der Mitte desselben Jahrhunderts durch Bischof Simon I. von Paderborn zerstört. Dabei erscheint die Lage der Burg, hier auf dem frei stehenden Bergkegel, als sicher. Damals trug die Ortschaft den Namen Ostervelde und bestand aus einer kleinen Siedlung. Die Stadt Kallenhardt wurde erst im Jahr 1297 gegründet, also nach der Zerstörung der Burg und ungefähr zeitgleich mit der Errichtung der St. Clemenskirche. Die Stadt wurde mit einer bis zu fünf Meter hohen Mauer und drei Tortürmen befestigt, die erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts wieder geschleift wurde.

Wir halten kurz inne und lassen den Blick über die weiter unten gelegenen Fachwerkhäuser von Kallenhardt schweifen. Im Hintergrund sehen wir in einiger Entfernung bereits die ersten Gebäude von Warstein. Auf dem steilen Weg gehen wir hinab in den Ort und erreichen den Platz, an dem sich eines der drei erwähnten Stadttore befand. Als äußerstes Tor beherbergte es sowohl eine Wachstube als auch eine Arrestzelle. Gedanklich gehen wir durch das nicht mehr vorhandene Steintor hindurch, indem wir scharf links abbiegen und auf dem Schmiedeweg weiter bergab wandern. An den Fachwerkhäusern, die wir eben noch vom Bergkegel aus sahen, gehen wir nun vorbei. Diese entstanden zu der Zeit, als die Stadtmauer abgetragen wurde als Siedlungsgebiet mit dem Namen „Untere Steinpforte“ Anfang des 19. Jahrhunderts.

Auf der rechten Seite fällt uns ein dunkles Landhaus auf, vor dem uns ein Biergarten zu einer Stärkung für die weitere Wanderung einlädt. Dieses Landhaus wurde ebenfalls erstmalig zu Beginn des 19. Jahrhunderts erwähnt und war ursprünglich ein Gemeinschaftsstall für mehrere Bewohner von Kallenhardt. Der Stall ist zwar verfallen, die Grundmauern aber geblieben. Auf diesen wurde ein Landhaus errichtet, das im Laufe der Jahrzehnte die Besitzer wechselte und mehrere Anbauten erhielt. Im Wesentlichen wurde es jedoch noch bis zum Jahr 2000 als Bauernhof genutzt. Erst der jetzige Besitzer gestaltete das Gebäude zum heutigen Landhaus Rabencafé um.

Wir gehen an dem farbenfrohen Raben, der vor dem Café steht, vorbei und erreichen einen nach rechts führenden Abzweig. Mit leichtem Gefälle passieren wir eine weitere Wohnsiedlung von Kallenhardt, lassen den Ort aber langsam hinter uns. An einer T-Kreuzung bleiben wir geradeaus und wandern über einen Grasweg auf ein frei stehendes Gebäude zu. Hinter dem Wohnhaus wenden wir uns nach rechts und gehen sofort halblinks auf dem asphaltierten Landwirtschaftsweg weiter. Um uns herum erheben sich sanft die Hügel mit ihren Feldern und Wäldern und wenn wir zurück blicken, sehen wir, wie sich Kallenhardt stolz auf dem Bergkegel präsentiert.

Nach wenigen Augenblicken erreichen wir jedoch ein weiteres, interessantes Bauwerk. Denn auf der rechten Seite befindet sich etwas weiter unterhalb unseres Weges das Schloss Körtlinghausen. Schon im ausgehenden 13. Jahrhundert befand sich an der Stelle eine Wasserburg, bestehend aus einem Wirtschaftshof und der eigentlichen Burg, die auf zwei kleinen Inseln erbaut wurden. Dieser Rittersitz verfiel im Laufe der Zeit und wechselte oftmals den Besitzer. Erst, als sich das Areal im Besitz des Adelsgeschlechts von Weichs befand, erlebte es wieder bessere Tage. Bauherr Franz Otto Freiherr von und zu Weichs ließ den Rittersitz im 18. Jahrhundert unter hohen Schuldenlasten zu einem Schloss ausbauen. 1830 geriet es aber in den Besitz der Freiherren von Fürstenberg, die noch heute Eigentümer von Schloss Körtlinghaus sind. Dietger Freiherr von Fürstenberg wurde im Jahr 2004 für seine Bemühungen in der Denkmalpflege mit einem Preis ausgezeichnet. Das Schloss Körtlinghausen besteht aus einem rechteckigen Herrenhaus, das wir von unserem Weg aus mit einem Blick über den Schlossgarten deutlich erkennen können, und aus zwei Nebengebäuden, die sich hinter dem Hauptgebäude auf derselben Insel befinden.

Wir wandern weiter geradeaus und erreichen nach einem gemütlichen Abstieg hinter einer scharfen Rechtskurve das Schloss Körtlinghaus. An den barocken Kavaliersgebäuden, die privat von den Freiherren von Fürstenberg genutzt werden, gehen wir vorbei und folgen dem landwirtschaftlichen Weg, der uns leicht bergauf führt. Dabei passieren wir zudem noch die landwirtschaftlichen Gebäude des Schlosses und biegen an einer T-Kreuzung nach links ab. Vor einem Feld wandern wir nach rechts bis zu einem Unterstand für landwirtschaftliches Gerät und biegen gleich dahinter links ab. Mit dem Blick über die weiten Felder erreichen wir eine Kreuzung und wenden und abermals nach rechts. Dabei achten wir auf die Beschilderung der Waldroute, die uns rund um Kallenhardt begleitet.

Wir wandern nun fortan zwischen Feld und Wald im Norden von Kallenhardt und genießen dabei die Ausblicke auf die Stadt, die sich zu unserer Rechten auf einem Hügel erhebt. Markant ist dabei die St. Clemenskirche, die wir dabei als Ziel unserer Wanderung lange Zeit im Auge haben. Wenn sich der Wald zu unserer Linken lichtet, biegen wir links ab, bleiben auf dem Grasweg und wandern weiterhin in einem weiten Bogen um die Stadt herum. Wald, Felder und auch ein wenig Heidelandschaft wechseln sich auf unserer Wanderung ab und nach einiger Zeit erreichen wir das Diözesanzentrum Rüthen, das im Jahr 1966 ursprünglich als einfache Zeltwiese eröffnet wurde und mittlerweile zu einer Jugendbildungsstätte herangewachsen ist. Hinter dem Zentrum wandern wir ein kurzes Stück auf der Zufahrtsstraße bis zum Wanderparkplatz Eulenspiegel, folgen dem sandigen Weg hinab zur Landstraße, um diese zu überqueren. Die Ausschilderung der Waldroute führt uns auf dem sogenannten Biberpfad, in dem wir nach weiten Kurven auf einen Kreuzweg stoßen.

Am Kreuzweg biegen wir rechts ab, nutzen die Treppen hinab und passieren die einzelnen Stationen des Kreuzwegs bis zu einem befestigten Weg. Diesem folgen wir neben einer Landstraße, halten uns an einem Abzweig halbrechts und erreichen die Glenne. Die Glenne entspringt im Arnsberger Wald und mündet nach etwas über 17 Kilometern in die Möhne. Dabei passiert sie auch Schloss Körtlinghausen, wo wir den kleinen Wasserlauf bereits einmal überquerten.

Die Glenne unterquert nach rechts die Landstraße und wir folgen ihr durch die Unterführung. Nach einer Rechtskurve gelangen wir zur Siechenkapelle, die bereits Mitte des 16. Jahrhunderts erstmalig erwähnt wurde. Heute ist das kleine, weiß leuchtende Gebäude Teil des Kreuzwegs, der auf den Kalvarienberg führt, von dem wir teilweise herabgestiegen sind. Vor der Kapelle wenden wir uns scharf nach links, überqueren erneut die Glenne und biegen vor der alten Kallenhardter Stadtmühle aus dem 14. Jahrhundert halbrechts ab. Auf dem schmalen, grasigen Mühlenweg wandern wir nun deutlich bergauf und folgen dem Wegverlauf bis wir die ersten Häuser von Kallenhardt wieder erreicht haben.

Auf der Burgtorstraße stoßen wir zunächst auf den Standort der einstigen Unteren Pforte, dem zweiten der drei erwähnten Stadttore. Anschließend sehen wir auf der linken Seite ein massives Bauwerk, das Rathaus von Kallenhardt, das zeitgleich mit der Stadtgründung erbaut wurde und die vielen Jahrhunderte schadlos überstanden hat. Vor dem Rathaus gehen wir nach links und die Kirchstraße hinauf, um nach einem abschließenden Aufstieg unseren Ausgangspunkt an der St. Clemenskirche zu erreichen.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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