Oak Ridge und das Manhattan Projekt

Oppenheimer ist in fast aller Munde. Der Hollywood-Streifen von Christopher Nolan erzählt die Lebensgeschichte des Physikers Robert Oppenheimer. Er galt als der Vater der Atombombe und war wissenschaftlicher Leiter im Manhattan-Projekt. Das Manhattan-Projekt hat nichts mit New York zu tun, sondern mit mehreren anderen Städten, teilweise sogar geheime Städte. Oak Ridge war zum Beispiel eine dieser geheimen Städte. Während einer meiner Roadtrips durch die USA habe ich Oak Ridge in Tennessee besucht.

Kleines Besucherzentrum am Manhattan Projekt
Kleines Besucherzentrum am Manhattan Projekt

In mehreren Städten der USA wurde über das gesamte Land verteilt an der Entwicklung der Atombombe gearbeitet. Zu den drei Hauptorten gehörten die Hanford Site nahe der Stadt Richland im Bundesstaat Washington, Los Alamos in New Mexico und eben Oak Ridge in Tennessee. Die Hanford Site wurde als Site W bezeichnet und diente zur Erzeugung von Plutonium. Los Alamos bekam die Bezeichnung Site Y und war das eigentliche Forschungszentrum. Es befindet sich nicht weit von der Trinity Site in der Wüste von New Mexico, in der die erste Atombombe der Welt gezündet wurde. Diesen Testort hatte ich schon auf einer vorherigen Reise durch die USA besucht. Zwei Mal im Jahr darf man das ansonsten abgesperrte Gelände innerhalb eines Militärstützpunktes besuchen.

Park in Oak Ridge
Park in Oak Ridge

Oak Ridge in Tennessee kann man jederzeit besuchen. Mitterweile. Denn wie eingangs erwähnt war die Stadt einst geheim. Niemand durfte von ihrer Existenz erfahren. Das dortige Laboratorium trug das Kürzel Site X und diente dazu, das für die Atombombe notwendige Uran anzureichern.

In Oak Ridge wurde Uran angereichert

Die Stadt erstreckt sich über drei parallel verlaufende Täler, weshalb der Ort überhaupt ausgewählt wurde, um hier das Labor zu errichten. Denn durch die dreifache Tallage war es besonders geschützt. Sowohl vor Einblicken als auch für den Fall von unvorhergesehenen Ereignissen. Das Labor existiert noch immer und beschäftigt mehrere tausend Mitarbeiter. Die Stadt jedoch kann nun ganz normal besucht werden.

Rundgang mit Infos
Rundgang mit Infos

Dafür eignet sich zunächst einmal die Fahrt zum Besucherzentrum des Manhattan National Project Historical Park. Das darf man sich auf keinen Fall zu groß vorstellen. Eigentlich handelt es sich nur um eine ganz normale Theke. Und zwar in einer ehemaligen Grundschule. In diesem ist mittlerweile ein Museum untergebracht, das sich an Kinder richtet und naturwissenschaftliche, aber auch geschichtliche Themen – vor allen Dingen zum Zweiten Weltkrieg – behandelt. Begrüßt wird man von einem Ranger, ganz klassisch gekleidet, wie man das von den Nationalparks der USA auch kennt.

Die Friedensglocke von Oak Ridge
Die Friedensglocke von Oak Ridge

Da ist man dann zunächst mal verwundert, denn es ist ja kein Nationalpark. Aber es handelt sich eben um einen National Historic Park, was dem nahe kommt. Hier geht es halt nicht um Natur, sondern um Geschichte und betreut wird er ebenfalls vom National Park Service (NPS). So klärt dann der Ranger, oder in unserem Fall die Rangerin, darüber auf, dass das gesamte Stadtgebiet zum National Historic Park erklärt wurde. Also nicht nur symbolisch das Besucherzentrum oder Teile des Labors oder irgendwelche bedeutenden Straßenzüge. Nein, einfach alles.

Die gesamte Stadt ist ein National Historic Park

Ehe man sich versieht, hat man dann auch schon entsprechend einen Stadtplan in der Hand und bekommt erläutert, was man sich anschauen kann, anschauen sollte und was eventuell nicht zugänglich ist oder kaum noch erkennbar, aber dennoch geschichtlich interessant. Da wir nur auf der Durchreise waren, haben wir uns dann ein paar Punkte herausgepickt, die uns für den kurzen Stadtbesuch empfohlen wurde. Weil das Besucherzentrum eben Teil einer ehemaligen Schule ist, befindet es sich mitten in einem Wohnviertel, das wir zunächst verließen.

Für uns kam in Frage, dass wir in das Stadtzentrum fahren würden. Man kann natürlich auch noch am Stadtrand einiges aus der Zeit der Geheimnisse besichtigen. Doch wir wollten mitten rein und im Zentrum von Oak Ridge den AK Bissell Park besuchen. Dabei handelt es sich um eine relativ gewöhnliche Grünanlage gleich neben dem Highway 95, dem Oak Ridge Turnpike. Der Park ist nun nichts außergewöhnliches, aber er beherbergt eine Friedensglocke.

Man darf hier die Glocke erklingen lassen
Man darf hier die Glocke erklingen lassen

Eine Friedensglocke hängt in einem Park in Oak Ridge

Eine riesige Glocke hängt unter einem hölzernen Dach und wurde mit verschiedenen Aufschriften gegossen. Da wäre zum einen erst einmal das Wort Peace, also Frieden, zu lesen. Rechts und links davon erinnern vier Daten an vier verschiedene Ereignisse. Da wäre der 6. Dezember 1941 als Tag des Angriffs auf Pearl Harbor, gleich darunter der VJ Day, der 2. September 1945 als Victory over Japan Day. Dabei handelt es sich um den Tag der Kapitulation Japans. Rechts neben dem Peace-Schriftzug erinnern die beiden Daten vom 6. und 9. August 1945 an die beiden Abwürfe von Atombomben auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki.

Man selber kann die Glocke jederzeit ertönen lassen, indem man den neben der Glocke hängenden Baumstamm schwingen und gegen die Außenseite der Glocke treffen lässt. Ein Spazierweg führt durch die Grünanlage an einem Freizeitzentrum vorbei bis zum sogenannten Secret City Commemorative Walk. Hierbei handelt es sich um eine kleine Gedenkstätte, die mit mehreren Informationstafeln an die damalige Zeit der geheimen Stadt Oak Ridge erinnert und einen über die Vergangenheit informiert. Das war alles sehr interessant, wie die ganze Stadt an sich und wer die Zeit hat, sollte Oak Ridge ruhig mal einen Besuch abstatten und sich mit den Ereignissen von damals befassen.

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