Mit dem Wohnmobil ins Baltikum – Von Vilnius nach Ignalina

  • Vilnius – Ignalina

Entfernung: ca. 120 km, ohne Abstecher.
Strecke: A14 – Nebenstraße zum Europos Parkas – Straße und A14 zum Zentrum Europas – Nebenstraße und Straße 172 bis Molėtai – Straße 114 bis Ignalina.
Reisedauer: Mindestens ein Tag.
Höhepunkte: Europos Parkas*, der Mittelpunkt Europas*.

Route: Aus Vilnius geht es nordwärts über die A 14. Wir erreichen diese, wenn wir der Straße, die in die Stadt führt, weiter folgen. Ausgeschildert ist die A2/E272. Doch nach rund einem Kilometer geht es rechts in Richtung Utena zur A14. Auf der rechten Seite erscheint ein überdimensionales Einkaufszentrum. Auf der A14 erscheinen nach nur 5 Kilometern zwei touristische Hinweisschilder. Zum einen zum geographischen Mittelpunkt Europas und zum anderen zum Europapark. Dem letzteren folgen wir nach rechts. Er führt uns gleichzeitig aus Vilnius hinaus. Bitte Vorsicht nach dem Ortsausgangsschild. Die Straße hat dort sehr große Schlaglöcher! ●

Europos Parkas oder zu Deutsch Europa Park (geöffnet 10.00 bis Sonnenuntergang, E-Mail: hq(at)europosparkas.lt, Web: www.europosparkas.lt) ist eine Einrichtung des Skulpturenkünstlers Gintaras Karosas. Er hatte das Ziel nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit ein geographisches Zentrum der Kunst zu errichten. Aus diesem Grund wählte er die Nähe zum europäischen Mittelpunkt und schuf 1991 inmitten eines großen Waldes diesen Park auf einer Fläche von 55 ha. Rund 90 Werke verschiedener Künstler aus 29 Staaten sind hier aufgestellt. Eines davon schaffte es sogar, eine Auszeichnung des Guinness-Buch der Rekorde zu erhalten. Es sind die fast 3.000 defekten Fernsehgeräte, die in einer Reihe aufgestellt sich durch die Bäume schlängeln und so zum Kunstwerk „größte Anhäufung ausgedienter TV-Geräte“ wurden. Einige Litauer nutzten dabei die Gelegenheit, ihren Fernseher zu entsorgen und spendeten diesen dem Park. Weitere Kunstwerke sind beispielsweise ein überdimensionaler Stahlsessel oder Stahlsäulen. Im Freilichtmuseum befinden sich auch ein Restaurant mit Außenterrasse, eine Postfiliale und ein Souvenirshop.

Route: Wenn Sie den Parkplatz des Europaparks verlassen, biegen Sie bitte links ab und fahren auf der Schlaglochstrecke bis zum Ende. Dort biegen Sie links auf die Straße 108. Nach sechs Kilometern treffen Sie wieder auf die A14 und biegen dort in Richtung Norden bzw. nach Utena rechts ab. Knapp 3 km später geht es links auf einen kleinen Parkplatz zum geographischen Mittelpunkt Europas. ●

Im Jahre 1989 war es, als Litauen in den Mittelpunkt Europas gerückt wurde. Eigentlich war Litauen schon immer der zentralste geographische Punkt, doch in dem Jahr wurde es durch Wissenschaftler des Französischen Nationalinstitutes belegt. Der exakt berechnete Mittelpunkt liegt bei 54°54’ Nord, 25°19’ Ost in der Nähe des Dorfes Purnuškes. Man erreicht das Ergebnis dieser Berechnungen, wenn man folgende Daten zu Grunde legt: Als nördlichste Grenze benutzt man Spitzbergen, im Süden werden die Kanarischen Inseln mit einbezogen, die Ostgrenze liegt am Ural, genauer gesagt am Fluss Kara, auf dem Kamm des Uralgebirges, am Fluss Ural, am Kaspischen Meer bis zur Halbinsel Apschesan, auf dem höchsten Kamm des Kaukasus und am Schwarzen Meer bzw. an den Dardanellen sowie am Bosporus. Im Westen hingegen nutzte man einfach die Inseln Island und Madeira. Aus unbekannten Gründen hat man jedoch Malta und die Insel Nowaja Semlja nicht mit in die Berechnung einbezogen. Nach Angaben des Nationalinstitutes hätte das jedoch nur einen Unterschied von rund 100 m ausgemacht. 1992 hat man den Ort des geographischen Mittelpunkts Europas schließlich zur kartographischen Schutzzone erklärt und am 1. Mai 2004 enthüllte man bei einer feierlichen Präsentation aus Anlass des litauischen EU-Beitritts das Zentrum mit einer Granitsäule und einer Sternenkrone, die vom litauischen Bildhauer Gediminus Jokūbonis geschaffen wurde.

Seitlich davon hängen an zahlreichen Fahnenmasten die Flaggen aller europäischen Staaten. Trotz alledem ist nicht ersichtlich, wo denn nun der Mittelpunkt ist. Denn in alten Reiseführen und Prospekten des Tourismusbüros ist die Rede von dem Felsen der mitten auf dem Weg liegt. Die Granitsäule ist aber rund 30 m von ihm entfernt.

Route: Auf der A14 geht es weiter Richtung Utena. Wer jedoch ruhigere Straßen bevorzugt und dem Schotterpisten nichts ausmachen, dem wird empfohlen, nach drei Kilometern links abzubiegen. Ansonsten ist es besser die Landstraße A14 bis nach Molėtai zu benutzen. Wenn Sie abgebogen sind, wird die Straße nach wenigen hundert Metern zur Schotterpiste. In Paberžė biegen Sie rechts ab auf die Asphaltstraße 172. Hinter dem Ort Giedraičiai geht es links und nach der kleinen Mülldeponie wieder rechts auf die Schotterpiste, wo man nur langsam vorankommt. Doch kurz hinter dem Ort Ambraziškiai erscheint ein schöner Campingplatz. ●

Camping Apfelinsel, am Garbuostas-See beim Dorf Žalvariai, Tel.: 38-35 00 73, E-Mail: info(at)appleisland.lt, Web: www.appleisland.lt. Eine komplette Insel (14 ha) als Campingplatz, die über eine schmale Holzbrücke zu erreichen ist. Auf der rechten Seite befinden sich zahlreiche Zeltplätze. Die linke Seite ist mit Parzellen für Wohnmobile reserviert. Der Name des Platzes kommt von der alten Apfelmühle, in der sich heute die sauberen und modernen sanitären Einrichtungen befinden. Ebenso gibt es ein Café, einen Billardraum, Tischtennis, Waschmaschine und einen Fernsehraum. Der Platz wird von Niederländern geführt. Leider ist er deutlich teurer als andere Plätze in Litauen; Komfortausstattung. V & E für Wohnmobile.

Route: Weiter geht es auf der 172 nach Molėtai. ●

Auf dem Stadtgebiet der 7.000 Einwohnergemeinde Molėtai befinden sich mehrere Seen, die durch einen kleinen Fluss miteinander verbunden sind. Am Ufer des Pastovi-Sees gibt es einen kleinen Skulpturenpark einheimischer Künstler, mehr ist in dem Ort jedoch nicht zu sehen. Machen Sie aber doch einen kleinen Abstecher in das 10 km nördlicher gelegene Dorf Kulionys. Dort befinden sich das Ethnokosmologische Museum sowie das Observatorium. Letzteres bietet bei einer Führung die Möglichkeit, mit seinen drei Parabolspiegeln einen Blick in das Universum zu werfen. Das Ethnokosmologische Museum hingegen zeigt zusätzlich eine Ausstellung über die Sonnenflecken. Beide gehören zusammen und werden von der Akademie der Wissenschaften in Vilnius finanziert (geöffnet Mi – So 10 – 18.00 Uhr. Web: www.cosmos.lt oder www.astro.lt/mao).

Praktische Hinweise – Molėtai
Touristeninformation, Inturkės gatvė 4, Tel.: 38-35 11 87, E-Mail: turizmas(at)moletai.lt, Web: www.infomoletai.lt.
Feste und Folklore: Anfang Juni wird das Popfestival Vaikystės Aitvarai veranstaltet während sich im August die Dixiebands zu einem Festival treffen.
Gästehaus Senoji Užeiga, Vilinius gatvė 19, Tel.: 67-60 44 63.

Route: Von Molėtai aus führt die Landstraße 114 auf den nächsten 56 km bis nach Ignalina. Doch zuvor passieren wir den Ort Labanoras.

Eine kleine Kirche aus dem 18. Jahrhundert steht in der Ortschaft Labanoras. Der Ort ist zugleich Namensgeber des Regionalparks, der ihn umgibt.

Praktische Hinweise – Labanoras
Camping, auf der Straße 114 erscheint ein Campingschild nach rechts. Er führt zu einem kleinen See mit einem Privathaus. Die Besitzerin bietet ihre private Wiese (0,5 ha) zum Camping an. Es gibt keine Dusche, nur WC und auf Wunsch auch Strom. Sehr schöne Lage und äußerst preisgünstig (15 Lt. je Wohnmobil), Mindestausstattung.
Camping Mindūnų Kaimas**, Molė raj. Tel.: 370-61 44 44 45, Web: www.ignaturas.lt, E-Mail: info(at)ignaturas.lt. Dieser Campingplatz (3 ha) wurde 2005 neu gegründet und liegt mitten im Wald. Der Weg von der Straße 114 zum Campingplatz ist sehr sandig aber befahrbar. Lediglich Wohnanhänger könnten Probleme bekommen. Es gibt einen Tretbootverleih, eine komplett eingerichtete Küche, Kajakverleih und zwei Saunen. Es sollen vier Zimmer im Dachboden des Sanitärgebäudes folgen. Die sanitären Anlagen sind modern und sauber. Der Platz verfügt über ca. 50 Stellplätze für Wohnmobile und Caravans sowie über Waschmaschine und Trockner; gute Standardausstattung.

Route: Die Straße 114 führt weiter durch die Ortschaften Kaltanėnai und Palūšė. ●

Eine Holzkirche aus dem Jahr 1757 ist die Attraktion des gemütlichen Dorfes Palūšė. Im Inneren kann man trotz einer Renovierung im 19. Jahrhundert, gut sehen, wie die traditionelle Bauweise angewendet wurde, dennoch sind Spuren des Barocks zu erkennen. Rund um die Kirche sind einzelne Holzskulpturen, die von verschiedenen Künstlern gefertigt wurden. Jedes Jahr feiern die Menschen aus der Region das St. Laurin-Fest rund um die Kirche.

Praktische Hinweise – Palūšė
Camping Palūšė, Tel.: 370-61 52 14 03, geöffnet von April – Sept.; Der Platz (1 ha) befindet sich gleich hinter der Kirche und ist eingezäunt. Es existieren 14 Stellplätze mit Strom und ca. weitere 30 Plätze auf einer Wiese. Im Sanitärgebäude ist eine komplett eingerichtete Küche vorhanden. Jedoch ist dieser Platz im Verhältnis zur Lage und zum Angebot relativ teuer; einfache Standardausstattung.

Palūšė liegt bereits im Nationalpark Aukštaitija. Wer Ruhe und Erholung sucht, wird diese hier im Park finden. Die größten Besiedlungen im Nationalpark sind vier kleine ethnographische Dörfer, die an ein Freilichtmuseum erinnern aber dennoch bewohnt sind. Die Holzarchitektur zeigt den typischen Aufbau der regionalen Dörfer aus den Anfängen des 19. Jahrhunderts. Die beiden Orte Strazdai und Šuminai wurden auf den Heuwiesen vorangegangener Dörfer gebaut. Vaišnoriške wiederum besteht aus fünf Höfen, ist eine Waldaufsehersiedlung und liegt idyllisch an einem kleinen Fluss. Zu guter Letzt bleibt die Siedlung Meironys, die im 16. Jahrhundert als Atadringė benannt wurde. Rund um die Ortschaften führen zahlreiche Naturpfade und Wanderwege. Einer von ihnen verläuft zum so genannten Eishügel, der den Aussichtspunkt des Parks markiert. Von ihm hat man ein wunderschönes Panorama auf den Nationalpark und die Umgebung.

Nicht zu den ethnographischen Ortschaften gehört Stripeikiai. Dieses etwas modernere Dorf lockt dafür die Touristen mit etwas anderem. In einem der dortigen Höfe ist ein Bienenmuseum (geöffnet Mai – Mitte Okt. Di – So 10 – 19.00 Uhr) untergebracht, das die Arbeiten eines Imkers zeigt und die Arbeit der fleißigen Insekten in ihren Bienenstöcken näher bringt.

Wem das im Nationalpark noch zu viel Trubel ist, der findet mehr Ruhe an einem der zahlreichen Seen. Denn der Park ist bekannt für seine Seenplatte, die rund 15% des Areals ausmachen. Diese Gewässer stammen aus der Eiszeit und sind fast alle miteinander durch kleinere Flüsse verbunden. So bietet sich ein ideales Gebiet für mehrtägige Kanutouren. Für die Übernachtung ist auch gesorgt, da in Ufernähe zahlreiche Biwakplätze bzw. Lagerstellen eingerichtet sind. Ausgestattet sind sie im Normalfall mit einem Toilettenhäuschen, einem Picknickplatz bzw. Bänken und Tischen und einer Stelle für Lagerfeuer. Auch die Benutzung mit einem Wohnmobil ist erlaubt und je nach Wegzufahrt möglich. Eine Entsorgungsmöglichkeit gibt es jedoch nicht, daher die eindringliche Bitte, dies nur an dafür vorgesehenen Stellen oder auf Campingplätzen zu entsorgen. Die meisten Biwakplätze sind mit kleinen privaten Hinweisschildern ausgeschildert. Vom Wasser aus erkennen Bootsfahrer ebenfalls die Plätze an Hand von Beschilderungen. Die Adresse der Nationalpark-Direktion lautet: Aukštaitija NP, Palūšė, 4759 Ignalina, Tel.: 38-65 28 91, Fax: 38-65 31 35, E-Mail: anp(at)is.lt, Web: www.anp.lt.

Am östlichen Rand des Parks liegt die Stadt Ignalina, die erst Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden ist und ihren Aufschwung zu einer 7.000 Einwohnerstadt dem Bau der Eisenbahnstrecke zwischen St. Petersburg und Warschau zu verdanken hat. Ansonsten ist Ignalina nur Namensgeber des Atomkraftwerks in der Ortschaft Visaginas und ein guter Ausgangspunkt für Touren durch den Nationalpark.

Praktische Hinweise – Ignalina
Touristeninformation, Taikos gatvė 11, Tel.: 38-65 25 97, Fax: 38-65 31 48, E-Mail: tic(at)ignalina.lt, Web: www.ignalinatic.lt.
Hotel Žuvėdra, Mokyklos gatvė 11, Tel.: 68-60 90 69, E-Mail: info(at)zuvedra.com, Web: www.zuvedra.com.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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