Im Oberpfälzer Wald befindet sich die kleine Ortschaft Flossenbürg, die vor allen Dingen für ihre KZ-Gedenkstätte bekannt ist. Ein weiterer Punkt, den man besuchen sollte, wenn man gerade in Flossenbürg ist, ist die Burgruine. Von ihr hat man einen schönen Rundumblick über diese Region in der Oberpfalz.
Doch es gibt noch etwas weiter außerhalb ein Dorf namen Hildweinsreuth. Dieses Hildweinsreuth ist ein Ortsteil von Flossenbürg und hat einen geografischen Mittelpunkt zu bieten. Da ich ja geografische Mittelpunkte sammle, ließ ich es mir nicht entgehen, in das abgelegene Dörfchen zu fahren und mit die Markierung für den Mittelpunkt anzuschauen.
Der Mittelpunkt befindet sich in Hildweinsreuth
Zwei große Infotafeln erläutern diesen geografischen Mittelpunkt von Mitteleuropa. Einerseits wird ganz gut erklärt, dass es keine klare Abgrenzung gibt, wo Mitteleuropa beginnt oder aufhört. Hier müsste man kulturelle oder politische Grenzen ziehen. Andererseits wird aber auch darüber informiert, dass die Berechnung dieses Mittelpunkts auf Maßgaben des 18. Jahrhunderts zurück gehen.
Damals habe man wohl gesagt, dass die Hälfte der Strecke zwischen den beiden wichtigen Handelsstädten Triest und Lübeck als Mittelpunkt Europas gilt. Allerdings gilt das natürlich nur in Nord-Süd-Ausdehnung. Im Mai 1981 habe dann der Bayerische Rundfunk diese Berechnung aufgegriffen und man nahm zur Berechnung die Kirche in Lübeck und die Hafenmole in Triest als Endpunkte. Welche Lübecker Kirche gemeint war, ist jedoch nicht erwähnt.
Messung des Mittelpunkts von Mitteleuropa
Aber ich habe das mal bei Googlemaps nachgemessen. Verbinde ich die Lübecker Marienkirche mit der Mole in Triest, dann verläuft die Messlinie tatsächlich exakt über die Markierung des Mittelpunktes von Mitteleuropa. Nur die Abstände stimmen nicht ganz genau. Denn zwischen Kirche und Mole sollen es laut Googlemaps 939 km sein. Die Markierung befindet sich jedoch an Kilometer 471, ab Lübeck betrachtet. Wenn es demzufolge auch 471 Kilometer nach Triest wären, dann kämen wir aber auf eine Gesamtlänge von 942 km.
Diese Ungenauigkeit schiebe ich jetzt aber mal auf Googlemaps. Ansonsten sieht es mit der Berechnung schon ganz gut aus. Es bleibt nur eben immer noch die Tatsache, dass wir hier eigentlich keinen klassischen Mittelpunkt eines Kreises haben, sondern den Mittelpunkt an einer Geraden zwischen zwei willkürlich genannten Orten, die zu dem Zeitpunkt eine größere Bedeutung hatten.
Wie auch immer. Der geografische Mittelpunkt von Mitteleuropa ist mit einem Findling markiert und mit einer gewölbten Granitscheibe, auf der Europa sehr gut erkennbar ist. Außerdem wird er von Betonplatten umrahmt, die sich kreisförmig um den Mittelpunkt ranken. Uns hat es gefallen.