Wandern rund um Bonn – Von Beuel nach Bonn

Von Beuel nach Bonn
Brücken verbinden Nachbarn – und dienen uns zum Wandern

Pkw/Parken: Parkmöglichkeiten in der Rheinaustraße, Bonn-Beuel
ÖPNV: Mit den Stadtbahnlinien 66 und 67 oder mit den zahlreichen Buslinien (Beispiele: 529, 537, SB55) ab Bonn Hbf. bis Haltestelle Konrad-Adenauer-Platz
Rundweg: Ca. 7,6 Kilometer/2 Stunden
Streckenprofil: Trampelpfade in den rechtsrheinischen Auen, feste Wege auf linksrheinischer Seite
Einkehr: Biergarten Schänzchen, Rosental 105, 53111 Bonn, Tel. (02 28) 9 63 65 29; Rüen Thai Restaurant, Berliner Freiheit 14, 53111 Bonn, Tel. (02 28) 65 15 76, www.ruenthai-bonn.de
Am Wegesrand: Kennedybrücke; ehem. Bröltalbahn; Rheinauen; Planetenlehrpfad, Castra Bonnensia

Mit Lichtgeschwindigkeit durch das Sonnensystem laufen wir zwar nicht, aber Wissenswertes über die Planeten und Fixsterne in unserem Kosmos erfahren wir bei einer Tour entlang des Rheinabschnitts im nördlichen Bonn. Auch die alten Römer, auf die wir zwischen zwei Brücken treffen werden, orientierten sich schon an den Gestirnen am Firmament, doch wir können getrost auf die Angaben in dieser Wegbeschreibung zurückgreifen. Daher wandern wir ganz bodenständig am rechten sowie linken Rheinufer und benötigen hierfür keinen Scottie, der uns hochbeamt.

An der Haltestelle am Konrad-Adenauer-Platz beginnt bereits die Rampe der Kennedybrücke. Das Bauwerk, welches von den Parkplätzen am Rheinufer deutlich sichtbar ist, ist unser Ausgangspunkt der Wanderung und verbindet die Zentren von Beuel und Bonn miteinander.

Bonn besitzt drei Rheinbrücken. Die fast 400 Meter lange Kennedybrücke ist die mittlere und die einzige ohne Autobahn. Schon im 17. Jahrhundert befand sich an dieser Stelle eine Gierseilfähre, welche den Verkehr zwischen den beiden Rheinufern ermöglichte. Im ausgehenden 19. Jahrhundert beschlossen die damals eigenständigen Gemeinden Bonn und Beuel den Bau einer Brückenverbindung, konnten sich jedoch zunächst nicht über den genauen Standort einigen. So begann Bonn mit der Errichtung der Brücke, die auf Beueler Seite südlich des damaligen Dorfes mitten in den Feldern stand, dort wo es zum damaligen Zeitpunkt noch nicht einmal Straßen gab. Dieser Nachbarschaftsstreit wurde durch das sogenannte Bonner Brückenmännchen untermauert, eine Steinskulptur an einem der Brückentore, welche ihren Hintern damals in Richtung Beuel ausstreckte. Vier Jahre nach Fertigstellung hatte man Beuel an die Brücke angebunden und die erste Straßenbahn konnte den Rhein queren. Am 8. März 1945 sprengten deutsche Truppen auf ihrem Rückzug das Bauwerk. Dabei blieben die Pfeiler jedoch stehen, auf denen vier Jahre später die heutige Brücke eingeweiht werden konnte. Die ehemals ungeliebten Nachbarn hielten nun zusammen und setzten das Brückenmännchen mit seinem Hinterteil Richtung Frankfurt um – der damaligen Konkurrenz in der Frage nach einer neuen Hauptstadt für die Bundesrepublik. Ihren heutigen Namen erhielt die Brücke wenige Wochen nach dem tödlichen Attentat auf den amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy.

Wir überqueren den Rhein jedoch nicht, sondern biegen vor dem Fluss rechts ab und wandern am gepflasterten Rheinufer flussabwärts. Es dauert nicht lange, bis rechter Hand ein einzelnes Bahngleis sehen, das an die Bröltalbahn erinnert.

Die erste Schmalspurbahn des öffentlichen Personennahverkehrs pendelte zwischen Hennef und Waldbröl und trug den Namen Bröltalbahn. Die eigentliche Streckenlänge betrug 31 Kilometer, doch das Schienennetz mit einer Spurweite von 785 Millimetern, entsprechend zweieinhalb Rheinischen Fuß bzw. 30 preußischen Zoll, verfügte über mehrere Abzweigungen und damit eine Gesamtlänge von 87 Kilometern. Einer dieser Abzweige verlief von Hennef nach Beuel, weshalb hier das Denkmal errichtet wurde. Ein anderer Abschnitt führte über Dahlhausen nach Asbach. Im ehemaligen Lokschuppen von Asbach kann daher ein kleines Museum inkl. einer über 50 Tonnen schweren Dampflokomotive besichtigt werden. .

Wir aber wandern weiter geradeaus, bis sich vor uns die Rheinauen ausbreiten. Wir wenden uns nach rechts und schwenken gleich vor der Bebauung nach links. Der Weg mündet in einen schmalen Trampelpfad, der uns mit einem schönen Blick auf das Zentrum der Bundesstadt Bonn wieder zum Rhein führt. Dort schwenken wir nach rechts. Linker Hand der Fluss, rechter Hand die weiten Rheinauen mit ihren niedrigen Bäumen und dem hohen Gras und vor uns die bereits sichtbare Autobahnbrücke wandern wir bis zur weißen Betonstele mit der überdimensionalen 4, die der Schifffahrt den Rheinkilometer signalisiert. Wir gehen nach rechts bis zum Deich, vor dem wir uns nach links wenden und überqueren den schmalen Villicher Bach, der in Bonn-Holtorf entspringt und nur wenige Meter von hier in den Rhein mündet.

Quer durch die grüne Auenlandschaft wandern wir auf einem Trampelpfad, schauen dabei den vorbeiziehenden Schiffen hinterher und erreichen auf dem Trampelpfad die Brücke der Autobahn 565. Vor der Brücke wandern wir rechts hoch und passieren den Grenzstein der Fischereibruderschaft zu Bergheim an der Sieg. Diese Gemeinschaft von Berufsfischern existiert bereits seit über 1000 Jahren, zählt heute noch 500 Mitglieder und ist damit eine der ältesten Vereinigungen dieser Art in Deutschland.

Über eine Serpentine gelangen wir auf die nach dem ersten Reichspräsidenten Friedrich Ebert benannte Schrägseilbrücke und überqueren auf ihr den Rhein. Aufgrund einer dringend notwendigen Komplettsanierung ab 2012 kann es hier für die nächsten vier Jahre zu einigen Behinderungen und Engstellen kommen.

Richtung Süden genießen wir den Ausblick auf den trägen Fluss, der rechts von der Stadt Bonn und links im Hintergrund vom Siebengebirge gerahmt ist. Am linken Rheinufer verlassen wir das Bauwerk über ein Rondell, und ein asphaltierter Uferweg führt uns direkt zum Neptun, einer Station des Bonner Planetenlehrpfades.

Auf einem Planetenlehrpfad bzw. einem Planetenweg hat man die Möglichkeit unser Sonnensystem zu Fuß in mehrfacher Lichtgeschwindigkeit zu durchschreiten – abhängig vom Maßstab. Hier in Bonn beträgt dieser 1 : 1 Milliarde. So reihen sich seit dem Jahr 2000 die Planeten von der Sonne bis zum Pluto, der ja eigentlich nicht mehr als Planet zählt, auf einer Länge von 5946 Metern aneinander. Bei einem normalen Gehtempo reist man also mit ungefähr vierfacher Lichtgeschwindigkeit vom zum äußeren Rand unseres Sonnensystems bis zu seinem Zentralgestirn, der Sonne. Sie befindet sich rheinaufwärts ganz in der Nähe des Post-Towers (siehe Route 09, Seite XX), während wir uns hier am Neptun am vorletzten Himmelskörper befinden. Zum Pluto kämen wir nach rund eineinhalb Kilometern Wanderung flussabwärts. Weit länger ist man auf dem längsten Planetenweg der Welt unterwegs, der in Schweden im Maßstab 1 : 20 Millionen erstellt wurde und demnach 950 Kilometer beträgt. Übrigens, würden wir die Originale am Himmel tatsächlich mit Lichtgeschwindigkeit bereisen, bräuchten wir von der Sonne bis zum Pluto immerhin 5 Stunden.

Auf dem weiteren Weg Richtung Sonne werden wir leider keinem weiteren Planeten begegnen, dafür erreichen wir schon nach wenigen Metern das ehemalige römische Lager Castra Bonnensia.

Wenige Jahre vor Christi Geburt erhielt der römische Heerführer Druses von seinem Stiefvater, Kaiser Augustus den Auftrag, 50 Kastelle am Rhein sowie eine Brücke in der Höhe des heutigen Bonns zu errichten. Mit dieser Gründung des Römerlagers Castra Bonnensia war der Grundstein für das heutige Bonn gelegt. Rund 7.000 Soldaten waren im Lager stationiert, bis zu 18.000 Menschen lebten während der 500 Jahre andauernden Anwesenheit der Römer auf dem Gebiet des heutigen Bonns – so viele wie nach Abzug der Truppen lange nicht mehr, denn diese Einwohnerzahl wurde erst wieder Mitte des 19. Jahrhunderts erreicht.

Nach galaktischen Gestirnen und römischen Ruinen wird es Zeit für eine erfrischende Pause, für die sich der Biergarten Schänzchen anbietet, welcher von seiner Terrasse aus einen schönen Ausblick auf den Rhein und das Siebengebirge bietet. Anschließend wandern wir unter Patenschaftsbäumen, die zur Erinnerung an deutsche Länder und Städte im Osten gepflanzt wurden. Ein 1972 errichteter Gedenkstein mit der Bezeichnung Deutscher Osten zählt dabei auch noch Städte wie Danzig, Breslau und Königsberg auf, was aus heutiger Sicht seltsam anmutet. Wenig später unterqueren wir die Kennedybrücke, steigen rechts die Treppe nach oben und haben zum Ende der Wanderung hin die Gelegenheit, im Restaurant Rüen Thai asiatische Speisen zu verkosten oder das Zentrum von Bonn kennen zu lernen. Ob mit oder ohne Stadtbesichtigung wandern wir mit einem letzten Blick auf das Rheinwasser über die Kennedybrücke geradewegs auf unseren Ausgangspunkt den Konrad-Adenauer-Platz zu. Autofahrer wenden sich nach rechts und wandern am Rhein bis zu ihrem Fahrzeug zurück.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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