Wandern rund um Bonn – Holtorfer Hardt

Um die Holtorfer Hardt
Naturgenuss mit frischer Waldluft

Pkw/Parken: Wanderparkplatz an der Oberkasseler Straße zwischen Bonn-Beuel und Bonn-Holtorf
ÖPNV: Mit den U-Bahnlinien 66 und 68 ab Bonn Hbf. bis Ramersdorf, von dort mit dem Bus 636 bis Haltestelle Oberkasseler Straße
Rundweg: Ca. 8 Kilometer/2,5 Stunden
Streckenprofil: Schmale und breite Waldwege, zwischendurch auf wurzeligen Pfaden
Einkehr: Restaurant Dreizehn Linden, Löwenburgstraße 39, 53229 Bonn (Di geschl.); Brauhaus am Ennert, An den Hecken 1, 53229 Bonn-Beuel-Pützchen, Tel. (02 28) 43 17 84, www.brauhausamennert.de
Am Wegesrand: Holtorfer Hardt; Pützchen; Rheinsteig; Foveaux-Häuschen

Wo sich die Buchen im Wind wiegen, die Eschen ihre Blätter rauschen lassen und die Eichen Schutz vor der heißen Sonne bieten, kann es nur bedeuten, dass wir uns in einem großen Mischwald befinden. Mit sanften Auf- und Abstiegen wandern wir sowohl auf breiten Waldwegen der Holtorfer Hardt als auch auf schmalen Steigen und unterbrechen die angenehme Tour, um unseren Füßen in gemütlichen Gasthäusern im Ennert eine Erholung zu spendieren.

Wir überqueren den Wanderparkplatz an der Haltestelle, verlassen ihn an der hölzernen Schranke direkt in den Wald hinein und folgen zunächst der Ausschilderung zum Dornheckensee. Schon nach kurzer Zeit erreichen wir einen Unterstand, an dem wir links abbiegen. Nach einem leicht bergauf führenden Weg halten wir uns an einer Kreuzung halblinks und überqueren den rund 4,5 Kilometer langen und naturbelassenen Ankerbach, der später in den Rhein münden wird. Wir lassen das Plätschern des Baches hinter uns, genießen die frische Waldluft und halten uns auf dem wurzeligen Waldweg nach rechts. Spechte klopfen an die Rinde der Bäume, und das knackende Unterholz verrät ein scheues Reh. Die Idylle des Waldes endet für uns zum Glück nur vorläufig, wenn wir auf einer Asphaltstrecke nach links abbiegen und mit dem Erreichen von Holtorf für kurze Zeit die Holtorfer Hardt am Ennert verlassen.

Die Holtorfer Hardt ist ein Teil des Ennert, welcher wiederum als bewaldeter Höhenzug den Übergang der Kölner Bucht in das Siebengebirge bildet. Damit ist der Ennert zwar kein Teil des Siebengebirges, wird aber zum Naturpark Siebengebirge gezählt. Die Wälder auf dem Ennert sind teilweise noch sehr jung. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts war der Höhenzug noch stark von der Landwirtschaft geprägt, und es waren überwiegend Felder, die sein Aussehen bestimmten. Diese verschwanden, als man auf dem Höhenzug mit dem Abbau von Alaun und Braunkohle begann. In dieser Zeit musste das Gebiet zahlreiche Verunreinigungen, deutliche Erdbewegungen und nicht wenige Bergbaustollen ertragen. Erst im Anschluss daran wurde der Ennert aufgeforstet, was als eine der frühesten Rekultivierungsmaßnahmen bezeichnet werden kann. Heute trifft man bei einer Wanderung über den Ennert mit ein wenig Glück und Geduld auf Feuersalamander und Blindschleichen, die über den Weg huschen.

Am Waldrand biegen wir rechts in den Herrenacker, wandern nach links auf der Weinheimstraße leicht bergab, erreichen nach einer weiten Rechtskurve die Löwenburgstraße und überqueren sie. Geradeaus in der Bleibtreustraße erwartet uns der gemütliche Biergarten des Restaurants Dreizehn Linden. Die kleine Straße verjüngt sich und mündet in einen schmalen, asphaltierten Waldweg, auf dem wir den Bonner Ortsteil Holtorf verlassen.

Geradeaus wandern wir an einem Mobilfunkmast vorbei wieder in den Schatten spendenden Wald und biegen hinter einer rot-weißen Schranke rechts ab. Begleitet vom Singen der Vögel wandern wir im leichten Auf und Ab durch den idyllischen Wald bis zu einer Kreuzung, an der wir an einer Bank eine kurze Pause einlegen, dann gehen wir geradeaus weiter. Stetig steigend, führt uns der Weg in einer weiten Linkskurve durch die Holtorfer Hardt. Die Ausschilderung mit dem liebevoll klingenden Namen Pützchen leitet uns zur Pützchens Chaussee.

Pützchen ist im Rheinländischen Dialekt der Begriff für Brünnchen oder Quelle. Im Fall des gleichnamigen Bonner Stadtteils bezieht sich die Bezeichnung auf den kleinen Brunnen, der zu Ehren der heiligen Adelheid, der ersten Äbtissin des Stiftes Vilich, gebaut wurde. Einer Legende nach kniete sie auf freiem Feld und flehte während einer langen Dürre um Beistand. Dort, wo sie mit ihrem Stab in den Boden stach, entsprang plötzlich eine Quelle – eben die Quelle, die heute in Pützchen als Adelheitsbrünnchen gefasst ist.

Schon kurz nach ihrem Tod zu Beginn des 11. Jahrhunderts entwickelte sich Pützchen zu einem Wallfahrtsort. Doch Pilger wollen selbstverständlich auch verpflegt und untergebracht werden. So entstand im Laufe der Zeit ein mittelalterlicher Markt, welcher erstmals im Jahr 1367 als Pluutenmarkt, also als Plundermarkt, erwähnt wurde. Seit Anfang des 18. Jahrhunderts entwickelte sich der Plundermarkt zu einem Jahrmarkt, welcher traditionell im September stattfindet und mittlerweile über eine Million Besucher anlockt. Damit wird in dem kleinen Pützchen mit seinen rund 5.000 Einwohnern eines der größten Volksfeste in Deutschland gefeiert.

Wir biegen nach rechts auf die Pützchens Chaussee ab und wandern neben der Straße leicht abwärts. Ungefähr 100 Meter hinter einem Wanderparkplatz zu unserer Linken zweigt ein privater Waldweg nach links ab und führt uns südlich von Pützchen entlang. Auf diesem Weg schreiten wir stets geradeaus, passieren eine grün-weiße Schranke und gelangen zum Brauhaus Am Ennert, welches sich unmittelbar vor der Autobahn 59 befindet.

Die Autobahn 59 wird auch als Flughafenautobahn bezeichnet, da sie unmittelbar am Flughafen Köln/Bonn vorbei führt. Am Dreieck Heumar mündet sie zunächst in die Autobahn 3, verläuft ab Leverkusen jedoch wieder einzeln und weiter westlich bis Düsseldorf. Ein dritter Abschnitt dieser Straße befindet sich als Nord-Süd-Tangente auf dem Stadtgebiet von Duisburg. Hier im Ennert befinden wir uns am südlichen Ende des Teilstücks, das zunächst in die bis Bad Honnef autobahnähnlich ausgebaute Bundesstraße 42 mündet. Im weiteren Verlauf reist man auf der B 42 bis Mainz und dadurch durch das idyllische Weltkulturerbe des Mittelrheintales direkt am Rheinufer entlang.

Nach einer erholsamen Pause mit einem gekühlten Getränk biegen wir am Parkplatz der Gaststätte links ab und wandern auf einem schmalen Pfad direkt der Schallschutzmauer entlang. Eine wenig befahrene Asphaltstraße bringt uns nach links wieder aufwärts. An ihrem Ende biegen wir nach rechts auf einen Waldweg ab und sehen nach kurzer Zeit rechter Hand eine Treppe, die steil den Berg hinabführt. Sie ist Teil des Rheinsteigs, dem wir aber nach links folgen.

Auf ungefähr 320 Kilometern verläuft der Rheinsteig ab dem Bonner Marktplatz durch das Siebengebirge bis Koblenz, durchquert das Obere Mittelrheintal und endet am Schloss Biebrich in der hessischen Hauptstadt Wiesbaden. Aufgrund seines Wegeverlaufs werden wir auch noch in anderen rechtsrheinischen Wanderrouten dieses Buches auf ihn treffen. Zu erkennen ist er an einem blau-weißen stilisierten R, welches man auch als Symbol für den Rhein verstehen kann. Gelbe Wanderwegsymbole hingegen weisen auf seine Zuwege von Bahnhöfen oder Ortszentren hin. Der Rheinsteig gilt als Prädikatswanderweg. Diese Gütesiegel werden nur unter strengen Auflagen vom Deutschen Wanderverband bzw. vom Deutschen Wanderinstitut vergeben und müssen nach drei Jahren erneuert werden. Zu den Kriterien gehören unter anderem die Wegbeschaffenheit, die Verkehrssicherheit, die durchgehende Markierung und auch die Attraktivität des Wegs und der ihn umgebenden Landschaftsformation.

Nach Überwindung der steilen Passage erreichen wir das kleine, im Jahr 1820 erbaute Foveaux-Häuschen, welches nach seinem Erbauer, einem Kölner Tabakfabrikanten benannt wurde. Nach einer kurzen Pause an dem kleinen Haus mit seinem charakteristischen Dreiecksgiebel, das uns eher an ein Tor erinnert, wenden wir uns nach rechts und folgen der Rheinsteigbeschilderung bergab. Hinter einer Kreuzung wandern wir durch eine weiterhin bergabführende Rechtskurve und biegen an der nächsten Möglichkeit links ab. An der folgenden Gabelung halten wir uns rechts, überqueren wieder den Ankerbach und wandern leicht bergauf zu unserem Ausgangspunkt, dem Wanderparkplatz an der Oberkasseler Straße.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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