Wandern rund um Bonn – einmal durch Bad Godesberg

Einmal durch Bad Godesberg
Von Villen, Burgen und dem Rhein

Pkw/Parken: Parkgelegenheiten in der Straße Am Arndtplatz, Bonn-Bad Godesberg
ÖPNV: Ab Bonn Hbf. mit der Buslinie 611 bis Herz-Jesu-Kirche
Rundweg: Ca. 8,1 Kilometer/2,5 Stunden
Streckenprofil: Überwiegend asphaltierte Strecke, treppenreiche Tour
Einkehr: BaGo-Bistro, Moltkeplatz 4, 53173 Bonn-Bad Godesberg, Tel. (02 28) 3 68 30 83, www.bago-bistro.de; Restaurant Zur Lindenwirtin Aennchen, Aennchenplatz 2, 53173 Bonn-Bad Godesberg, Tel. (02 28) 31 20 51, www.aennchen.de (So geschl.); Restaurant Godesburg, Auf dem Godesberg 5, 53177 Bonn-Bad Godesberg, Tel. (02 28) 31 60 71, www.godesburg-bonn.de (Mo geschl.)
Am Wegesrand: Bad Godesberg; Godesburg, Auf dem Godesberg 5, 53177 Bonn-Bad Godesberg, Tel. (02 28) 31 60 71, www.godesburg-bonn.de; La Redoute; Godesberger Bach; Schnellfähre

Herrschaftliche Villen säumen unseren Weg, wenn wir den altehrwürdigen Kurort Bad Godesberg verlassen. Quakende Enten und schnatternde Gänse warten anschließend an den Ufern des Godesberger Baches auf uns, wenn dieser sein Wasser langsam plätschernd in Richtung Rhein transportiert. Wir wandern im leichten Auf und Ab und erleben den Übergang von Stadt zu Land, genießen die Ausblicke auf das Siebengebirge und wandeln gegen Ende der Tour an den Gestaden von Vater Rhein entlang.

Pkw-Fahrer spazieren die Beethovenallee vom Arndtplatz hausnummernabwärts, sehen die beiden Oldtimer im Vorgarten des Hauses 56, ein rotes Goggomobil sowie einen Renault 4 CV,und treffen auf unserem Ausgangspunkt an der Haltestelle vor der Herz-Jesu-Kirche. Wir bleiben auf der Beethovenallee, wandern durch das mondäne Villenviertel und genießen den Anblick der eleganten Häuser, bis wir zu einem Bahndamm gelangen. Hier wenden wir uns nach rechts, unterqueren die sehr niedrige Unterführung und befinden uns wenige Meter darauf am Moltkeplatz im Bad Godesberger Zentrum, wo wir dem städtischen Treiben vom BaGo-Bistro aus zuschauen können.

Bad Godesberg wurde im Jahr 722 als Kultstätte namens Woudensberg durch die westgermanischen Ubier zum ersten Mal erwähnt. An dieser Stelle wurde im 13. Jahrhundert die Godesburg errichtet. Bekannt wurde Bad Godesberg aber durch die Heilquelle, die Kurfürst Max Franz neu fassen ließ und um die herum ein Kurpark errichtet wurde. Den Titel Bad erhielt die Ortschaft im Jahr 1926. Das berühmte alteingesessene Rheinhotel Dreesen am Flussufer kann sich der Beherbergung zahlreicher Prominenter wie Greta Garbo, Marlene Dietrich, Charlie Chaplin und sämtlicher Kanzler und Bundespräsidenten Deutschlands rühmen. Aber im Rheinhotel wurde auch Geschichte geschrieben: Der britische Premierminister Chamberlain und Hitler verhandelten hier während der Sudetenkrise. Letzterer wohnte mehrfach im Dreesen, zum ersten Mal 1926, wo er sich als staatenloser Schriftsteller ins Gästebuch eintrug. Er besuchte Bad Godesberg mehr als 70 Mal, so dass die Ortschaft den zweifelhaften Ruf erhielt, ein beliebtes Ziel des Diktators zu sein. 1969 wurde Bad Godesberg nach Bonn eingemeindet, wird aber in Adressangaben bis heute noch oft nur als Bad Godesberg geführt. Der Glanz alter Zeiten, die Anwesenheit der Prominenz im Kurpark, ist in den letzten Jahren etwas verloren gegangen.

Den Moltkeplatz verlassen wir halblinks, bummeln an den Schaufenstern der Fußgängerzone bis zur quer verlaufenden Koblenzer Straße und wenden uns dort nach rechts. An ihrem Ende stoßen wir nicht nur auf das Restaurant Zur Lindenwirtin Aennchen, sondern auch auf die Burgstraße und sehen auf der gegenüberliegenden Straßenseite auf einem Hügel den Grund für diesen Straßennamen: die über Treppen erreichbare Godesburg.

1210 ließen die Franken auf einem ehemaligen Vulkan die Godesburg errichten. Als im 16. Jahrhundert der Kölner Erzbischof Gebhard I. Truchsess von Waldburg die Konfession wechselte und das Erzstift säkularisieren wollte, löste er damit den Truchsessischen oder auch Kölner Krieg genannten Konflikt aus, der zu großen Zerstörungen im Rheinland führte. Spanisch-Bayerische Truppen, die dem Kölner Erzstift zu Hilfe kamen, belagerten im Kriegsverlauf die Godesburg und konnten sie am 17. Dezember 1583 erobern. Die durch die Kämpfe teilweise zerstörte Burganlage wurde fortan nicht mehr genutzt. Heute beherbergt die Burg ein kleines Informationszentrum und ein Restaurant. Von der Spitze des Bergfrieds können wir eine wunderbare Aussicht auf Bad Godesberg und das Rheintal genießen.

Nach Besichtigung der Burganlage und einer ausgiebigen Pause im Restaurant Godesburg steigen wir die Treppenstufen wieder hinab und gehen durch die Villichgasse und hinter dem roten Backsteinbau nach rechts. Auf der Straße Am Michaelshof werfen wir noch einmal einen Blick zur über uns thronenden Burg, wenden uns aber nach links verlassen die Fußgängerzone. Wir erreichen den Kurpark und wenden uns nach rechts, überqueren die Kurfürstenallee und gehen auf das mondäne Gebäude La Redoute zu.

Kurfürst Max Franz ließ nicht nur den Kurpark anlegen und die Heilquelle fassen, sondern auch die Redoute, den Ballsaal, am westlichen Ende des Parks errichten. Zur Redoute gehören auch das angrenzende Wohnhaus, ehemals als Hof- und Kammertheater genutzt sowie das ehemalige Gärtnerhaus namens Redüttchen. Schon im Jahr der Fertigstellung spielte Beethoven in dem Haus und traf sich dort mit Haydn. Im darauffolgenden Jahr fand die deutsche Erstaufführung von Mozarts Zauberflöte statt. Im Jahr 2011 wurden an La Redoute umfangreiche Sanierungsmaßnahmen durchgeführt, um es in der Folge an Interessenten aus der Gastronomie zu verpachten.

Wir lassen das Ballhaus Redoute links liegen und biegen hinter ihm in den kleinen Parkplatz ein. Dort wandern wir über Treppenstufen und auf Kopfsteinpflaster im westlichen Abschnitt des Kurparks leicht bergauf. An einer Gabelung halten wir uns rechts, folgen der Beschilderung des Rheinhöhenwegs und verlassen über wenige Stufen den Park. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich ein kleiner Durchgang zwischen den dicht gewachsenen Hecken, der uns in Serpentinen bis zu einer Straße talabwärts führt. Wir wenden uns nach links und erreichen nach wenigen Metern einen kleinen Schotterpfad der uns vor der Marienberger Kirche am Godesberger Bach entlangführt.

Im Pecher Tal entspringt der Godesberger Bach, der nach kurzer Zeit die Ortschaften Arzdorf, Villip und Pech durchquert, bevor er an der Marienforster Promenade auf Bad Godesberg trifft. In weiten Teilen fließt der Bach in seinem natürlichen Bett, lediglich kurz vor der Mündung in den Rhein ist er kanalisiert. Früher trieb der Godesberger Bach zwei Mühlen an. Auf dem Abschnitt, auf dem wir ihn kennen lernen, plätschert er jedoch sanft in Richtung Rhein.

Auf dem kurvigen Pfad überqueren wir den Parkplatz der Minigolfanlage, wo wir unsere Schlagtechnik verbessern können, und verlassen das kleine Tal des Godesberger Bachs an der ersten Möglichkeit nach links, die Treppen hinauf. Sie bringen uns in der Drachenfelsstraße. Wir wenden uns nach rechts und spazieren an der Gabelung halblinks durch die Lohrbergstraße, die von liebevoll gepflegten Vorgärten gesäumt ist. An ihrem Ende geht es nun deutlich steiler zu, wenn wir nach links den Marienforster Steinweg erklimmen. Dabei können wir rechter Hand auch den sehr schmalen Trampelpfad benutzen, der uns durch das Unterholz bringt, dürfen jedoch oben angekommen nicht verpassen, an der Landstraße nach links abzubiegen. Die Landstraße bringt uns mit leichtem Gefälle hinab, und in einer Linkskurve wählen wir einen schmalen Durchgang nach rechts zur Peter-Schwingen-Straße, der wir bis zum Ende folgen.

Wir biegen links ab und schon wenige Meter darauf nach rechts in die Muffendorfer Straße. Zwar wandern wir für ein kurzes Stück neben der Hauptstraße, genießen dafür aber schwungvoll den Abstieg und beobachten dabei das städtische Treiben von Bad Godesberg, überqueren zwei Ampelkreuzungen geradeaus und biegen hinter der Bahnunterführung rechts ab. Schon an der ersten Möglichkeit wenden wir uns nach links und wandern durch eine ruhige Wohnanlage zum Römerplatz. Wir folgen an der Apotheke der kleinen Heisterbachstraße und gehen an ihrem Ende zwischen hohen, steinernen Mauern hindurch bis zum Rhein. Ein wunderschöner Ausblick auf den Petersberg (siehe Route 16, S. XX), der sich auf der anderen Rheinseite erhebt, erwartet uns.

Wir entschließen uns, dem Rhein ein kurzes Stück flussabwärts zu folgen und wenden uns daher nach links. Die breite Promenade führt uns zum Fähranleger Bonn-Bad Godesberg, wo wir die Schnellfähre zum rechtsrheinischen Flussufer nutzen könnten.

Die Autoschnellfähre GmbH pendelt mit zwei 40 Meter langen Fähren aus den 1960er Jahren zwischen Bad Godesberg und dem rechtsrheinischen Niederdollendorf. Mit den beiden Schiffen St. Christophorus und Konrad Adenauer erspart man sich einen 10 Kilometer langen Umweg über die südliche Rheinbrücke. Nur wenige Meter neben dem heutigen Fähranleger wurde durch die amerikanischen Streitkräfte im Jahr 1945 eine Pontonbrücke gebaut, die den Vormarsch über den Rhein hinweg ermöglichte. Sie wurde nach dem Kommandeur der 1. US-Armee, Hodges, benannt und diente bis Dezember 1945 als Behelfsbrücke.

Wir aber gehen aber noch ein paar Schritte dem Rhein entlang, bevor wir am einstigen Standort der Hodgesbrücke den Godesberger Bach, der nun in den Rhein mündet, überqueren und links abbiegen. Durch das elegante Villenviertel in der Simrockallee gelangen wir zur Ubierstraße, benannt nach den ersten Siedlern des heutigen Stadtgebietes. Wir überqueren sie und wandern neben der Straße Am Arndtplatz bis zu unserm Pkw. ÖPNV-Nutzer biegen hinter dem Arndtplatz links ab und erreichen wenig später in der Beethovenallee die Haltestelle.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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