Wandern rund um Bonn – Dollendorfer Hardt

Zur Dollendorfer Hardt und zurück
Ein frommer Klosterbesuch, eine weite Bergumrundung und ein angenehmer Waldspaziergang

Pkw/Parken: Parkplatz am Kloster Heisterbach, Heisterbacher Straße, Königswinter
ÖPNV: Mit der Stadtbahnlinie 66 ab Bonn Hbf. bis Oberdollendorf, von dort mit dem Bus 520 bis Heisterbach Kloster
Rundweg: Ca. 10,5 Kilometer/3 Stunden
Streckenprofil: Breite Waldwege und Schotterpfade wechseln sich ab
Einkehr: Klosterstube Heisterbach, Heisterbacher Straße, 53639 Königswinter, Tel. (0 22 23) 70 21 75, www.klosterstube-heisterbach.de
Am Wegesrand: Weilberg mit geologischem Aufschluss; Heisterbacherrott; Versuchsgut Frankenforst; Paffelsberg; Dollendorfer Hardt

Hoch hinaus und dennoch entspannt wandern, das lässt sich mit dieser Route angenehm kombinieren. Denn nach einem kurzen Besuch in einem idyllischen Örtchen wandern wir über sanfte Kuppen, genießen dabei malerische Ausblicke und erreichen einen Wald, in dem sich der höchste Punkt der ehemaligen Bundeshauptstadt befindet und bereits auf uns wartet. Durch den lauschigen Wald geht es an einem plätschernden Bach wieder ebenso sanft hinab zu unserem Ausgangspunkt.

Der Parkplatz am Kloster Heisterbach ist unser Ausgangspunkt (BP mit Route 16). In der Klosterstube Heisterbach haben wir die Möglichkeit uns zu stärken, um die folgende Wanderung voller Tatendrang zu starten. Wir verlassen zunächst den Parkplatz und gehen am Eingang des Klosters vorbei, um die Landstraße zu überqueren. Auf einem schmalen Schotterweg betreten wir das Naturschutzgebiet Dollendorfer Hardt und folgen der Ausschilderung nach Heisterbacherrott. Wir überqueren einen glucksenden Bach, der sich plätschernd durch die grüne Landschaft schlängelt, und biegen kurz danach an der nächsten Möglichkeit nach rechts ab. Ab der grün-weißen Schranke wandern wir nun ein gutes Stück deutlich bergauf zum gar nicht so hohen Weilberg.

Rund 30 Millionen Jahre ist es her, dass die vulkanische Tätigkeit mit einem mächtigen Ascheregen begann und die Basaltlava im Trachyttuffgestein des Weilbergs stecken blieb und in der Folgezeit abkühlte. Die typischen vier- bis sechseckigen Basaltsäulen geben noch heute einen Einblick über das damalige Naturschauspiel. Ein Großteil des Basaltes wurde jedoch im mittlerweile still gelegten Steinbruch abgebaut und zur Verwendung von Schotter genutzt. Im nahe gelegenen Heisterbacherrott befindet sich das Leddeköpp-Denkmal, welches an die beschwerliche Arbeit im Steinbruch erinnert. Der Begriff Leddeköpp bezeichnet den ledernen Kopf- und Schulterschutz, den die Arbeiter damals trugen. Die Einwohner von Heisterbacherrott werden gelegentlich auch heute noch als Leddeköpp bezeichnet.

Wir haben nun zwei Wandermöglichkeiten: Wer den geologischen Aufschluss besichtigen möchte wandert geradeaus, folgt der Ausschilderung und setzt dann seinen Weg fort. Wer den ehemaligen Vulkan umrunden möchte, biegt an der ersten Möglichkeit des Aufstieges links ab und folgt dem schönen, einsamen Wanderweg. Beide Wanderwege treffen sich an der Südwestflanke des Weilberges an den beiden Sitzbänken wieder. Wir gehen den bergab führenden Weg, der uns zwischen Feldern und vorbei an einem einsamen Bienenstand, von dem deutliches Summen zu vernehmen ist, in das kleine Dorf Heisterbacherrott geleitet.

Heisterbacherrott gehört seit 1969 zur Stadt Königswinter, hat sich aber seinen dörflichen Charakter nicht zuletzt auch wegen seiner Abgeschiedenheit bewahrt. Die Stadt der Leddeköpps verfügt nicht nur über eine sehenswerte Pfarrkirche aus den 1890er Jahren, sondern ist auch Wallfahrtsort. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts werden die Reliquien des Heiligen Judas Thaddäus in der Kirche aufbewahrt. Schon bald darauf pilgerte eine Einwohnerin aus Bad Godesberg monatlich zur Kirche, um dem heiligen Judas Thaddäus für die Genesung nach langer Krankheit zu danken. Im Laufe der Zeit schlossen sich ihr immer mehr Leute an, und so wurden zwischenzeitlich bis zu 25.000 Pilger pro Jahr gezählt. Nicht minder sehenswert ist die kleine ursprünglich im 12. Jahrhundert errichtete benachbarte Nikolauskapelle. Nach der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg wurde der Neubau schnell zu klein und man errichtete die Pfarrkirche. Damit verlor die Kapelle an Bedeutung und verfiel, aber sie wurde – inzwischen bereits mehrmals – restauriert.

Wir überqueren die Straße Am Fronhof, passieren einen hübschen Bildstock und beobachten das Treiben der Enten und Gänsen an einem kleinen Weiher. Dort wenden wir uns nach links und halten uns auch an Gabelungen in der Weilbergstraße immer links. Die ruhige Straße führt uns zum Dorf hinaus und wird zu einem landwirtschaftlichen Nutzweg. Hohe Bäume und weite Koppeln, auf dem Pferde grasend zu uns herüber schauen, wechseln sich am Wegesrand ab, während unter unseren Schuhen der Schotter leise knirscht. Leicht bergauf wandernd, halten wir uns an einer Gabelung links und wenden uns an dem darauf folgenden Abzweig nach rechts in Richtung Kasseler Heide. Mit weiten Ausblicken auf das Siebengebirge und Ortschaften wie Oelinghoven verläuft unsere Wanderung ruhig über diese sanfte Kuppe bis wir vor dem Versuchsgut Frankenforst stehen.

Im 15. Jahrhundert wurde der Hof Frankenforst zum ersten Mal schriftlich festgehalten. Im Laufe der Jahrhunderte wechselte der Hof mehrfach den Besitzer, bis er im Jahr 1929 an den preußischen Staat überging. Dieser richtete daraufhin hier das Versuchsgut der landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Bonn ein. Die Forschungsstation dient mit ihren Einrichtungen und dem Tierbestand dem Institut für Tierwissenschaften und befasst sich mit Forschungen aus den Bereichen der Tierzucht, der Biotechnik und der Tierernährung. Außerdem werden hier nicht nur Studenten der Landwirtschaftlichen Fakultät, sondern auch Landwirte praxisnah ausgebildet.

Vor dem metallenen Tor des Guts wenden wir uns nach links, umwandern die Stallungen und durchqueren ein kleines Wohnviertel. An einer Hauptstraße biegen wir rechts ab, wenden uns aber sogleich an der Bushaltestelle nach links in den Alten Heeresweg. An einer Kreuzung mit einem kleinen Wegekreuz wenden wir uns nach links, befinden uns nach wenigen Metern wieder zwischen weiten Feldern und streben dem vor uns liegenden Wald zu. Nach Erreichen des schattigen Forstes biegen wir an einem hölzernen Unterstand links ab. Kurz darauf verrät uns die Inschrift auf einem Felsen, dass wir an dieser Stelle mit dem 194,8 m hohen Paffelsberg den höchstgelegenen Punkt der Stadt Bonn erreicht haben. Das bedeutet, dass es jetzt auf Bonner Stadtgebiet nur noch bergab gehen kann, und so wandern wir mit leichtem Gefälle durch den dichten Wald und lauschen dem Tirilieren der Vögel über unseren Köpfen. Wir überqueren die Landstraße 490 und einen dahinterliegenden Parkplatz. Damit sind wir an der Dollendorfer Hardt angekommen, von wo aus es auf Königswinterer Gebiet wieder leicht bergauf geht.

Die Dollendorfer Hardt ist zwar höher als der Paffelsberg, liegt aber bereits auf dem Stadtgebiet von Königswinter. Er gilt als der nördlichste Berg des Siebengebirges und ist an seinem Westhang Standort für mehrere Weinberge. Diese werden von einem zwei Kilometer langen Weinwanderweg durchzogen, der herrliche Ausblicke auf den weiter unten liegenden Ortsteil Königswinter-Oberdollendorf bereithält. Die Kuppe der Dollendorfer Hardt ist jedoch durchwegs bewaldet und wird von alten Buchen und Eichen geprägt. Darüber hinaus findet man aber auch Eschen, Lärchen und gelegentlich einige Fichten.

An einer Informationstafel über die Flora und Fauna der Dollendorfer Hardt wandern wir geradeaus, biegen an einer T-Kreuzung links ab und orientieren uns an der Ausschilderung zum Kloster Heisterbach, die uns sicher bis zur Landstraße bringt. Wir queren sie und halten uns direkt dahinter rechts, schauen dem Wasser eines schmalen Bachs hinterher und erkennen spätestens an der nächsten Gabelung, dass sich unser Kreis geschlossen hat. Wir halten uns rechts, überqueren zunächst den Bach sowie kurz darauf die Landstraße und befinden uns wieder an unserem Ausgangspunkt, dem Kloster Heisterbach. Wer mehr über das Kloster und seine Geschichte erfahren möchte, kann hier die Route 16 direkt anschließen.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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