Der Zonser Grind erfreut uns mit seiner Abgeschiedenheit und Idylle und erinnert uns daran, dass der Rhein nicht immer so friedlich ist, wie er sich am Tage unserer Wanderung präsentiert. Auf schmalen Pfaden wandern wir unter hohen Bäumen und entdecken vielleicht den einen oder anderen Waldkauz, der im Grind ansässig ist. Das Treideldenkmal in Stürzelberg erinnert uns wiederum an die harte Arbeit, die die Treidler früher verrichteten. Wir hingegen wandern durch die herrliche Natur und besichtigen zum Abschluss das mittelalterliche Zentrum von Zons.
Pkw/Parken: Parkplatz am Herrenweg, Zons. Kostenpflichtig.
ÖPNV: Ab Dormagen Bahnhof mit dem Bus 875 oder dem Bus WE 2 bis Dormagen, Zollstraße. Von dort Fußweg durch die Zollstraße bis Herrenweg.
Rundweg: Ca. 12 Kilometer/3 Stunden
Streckenprofil: Pfade und breite Wege durch den Grind, Landwirtschaftswege zwischen Stürzelberg und Zons
Einkehr: Diverse Einkehrmöglichkeiten im Zentrum von Zons
Am Wegesrand: Zonser Grind; Treideldenkmal; Naturschutzgebiet Hannepützeheide; Zons
Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels stammt aus meinem nicht mehr erhältlichen Reiseführer über Wanderungen in im Rhein-Kreis Neuss. Die meisten Informationen werden daher veraltet sein und dieser Artikel kann nur als grobe Richtschnur dienen.
Nördlich des Zonser Stadttores beginnen wir unsere Wanderung am Parkplatz und begeben uns dort in Richtung Fähranleger. Auch wenn eine Schiffsfahrt hinüber zum rechtsrheinischen Ufer verlockend erscheint, gehen wir doch geradeaus weiter und bleiben geradeaus auf dem schmalen Wanderweg entlang des Rheins. An den Rheinauen lassen wir die letzten Häuser hinter uns und wandern auf einem schmalen Trampelpfad flussabwärts. Während die Schiff an uns vorüber ziehen, blicken wir auf die Scharen von Gänsen und Enten, die sich am Ufer wohl fühlen. Felder und kleinere Waldstücke säumen hingegen unseren Weg auf der linken Seite. Wir genießen die Wanderung, bei der wir auf der einen Seite über den breiten Fluss blicken und auf der anderen Seite den Blick tief in den Zonser Grind schweifen lassen können.
Der Zonser Grind ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen und umfasst die Rheinschlinge zwischen Stürzelberg und Zons auf linksrheinischer Seite. Auf der anderen Seite des Stromes liegt der Düsseldorfer Süden mit Urdenbach und dem Schloss Benrath. Überwiegende Teile des Ufers bestehen aus flachen Sand- bzw. Kiesablagerungen. Anders als in vielen anderen Abschnitten des Rheins müssen die Schiffe hier einen weiten Bogen fahren. Gleichzeitig wird natürlich auch die Fließgeschwindigkeit des Flusses deutlich verringert. Dies führt wiederum dazu, dass nach der Schneeschmelze oder langen Regenperioden das Wasser langsamer abfließen kann und damit der Zonser Grind überflutet wird. Das bedeutet aber nicht, dass die Rheinschlinge zum nutzlosen Brachland verkommt. Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten haben sich diesen periodischen Überflutungen angepasst und gehören zu den besonders schützenswerten Artengruppen. Zudem existiert neben Salbei- und einer Streuobstwiese auch Ackerland, immer wieder unterbrochen von Kopfweiden und Pappelreihen, die charakteristisch für den Grind sind und Heimstätte für den hier lebenden Steinkauz.
Ganz mit Ruhe wandern wir entspannt am Rheinufer, blicken auch immer wieder zum anderen Flussufer, wo sich die Urdenbacher Kämpe befindet – ein alter Rheinarm, der ebenso wie der Zonser Grind bei Hochwasser überschwemmt wird. Geradeaus erreichen wir nach einiger Zeit einen Campingplatz, je nach Jahreszeit nur an den Stellplätzen zu erkennen, die in der Nebensaison wegen der Hochwassergefahr geräumt werden. Wir gehen links daran vorbei und biegen nach wenigen Stellplätzen scharf links ab, um nun quer durch den Zonser Grind zu wandern. Weite grün leuchtende Flächen rechts und links lassen uns die Natur genießen und mit etwas Glück sehen wir einen der hier ansässigen Brutvögel, wenn wir an hohen Baumreihen und schmalen Feldern weiter wandern. An einem nach rechts führenden Abzweig gehen wir vorbei, kommen zu einer Kreuzung, an der wir halblinks auf einem schmalen Trampelpfad weiter gehen. Auf diesem überqueren wir eine Kreuzung und nähern uns dem Hochwasserschutzdamm auf der linken Seite. Am Ende des Wegs gehen wir zum Damm hinauf und legen neben dem Treideldenkmal eine kurze Pause ein.
Treidelwege findet man an vielen Flüssen und Kanälen. Angelegt und genutzt wurden sie für den Transport der Schiffe, die sich auf dem Wasser nicht, so wie heute, aus eigener Kraft fortbewegen können. Flussabwärts war das Treideln natürlich nicht notwendig, hier ließ man sich mit der Strömung treiben oder nutzte zusätzlich noch den Wind. Doch um einen Fluss gegen die Strömung befahren zu können, benötigte man Hilfe vom Ufer aus. In der Regel wurden Zugtiere wie Ochsen oder Pferde benutzt, doch in nicht wenigen Fällen wurde auch mit Menschenkraft getreidelt. In einem Teil Habsburgs wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts das Treideln sogar als Ersatz für die abgeschaffte Todesstrafe verhängt. Rund zwei Drittel der so Bestraften starben dennoch, da das Treideln und die daraus resultierenden Bedingungen natürlich hart waren. Für eine Schiffsladung von rund zehn bis 15 Tonnen Last wurden bis zu zehn Personen, alternativ ein Pferd, benötigt. Bei schwereren Lasten konnte es durchaus passieren, dass ein Schiff von rund 200 Mann gezogen wurde. Das Treideln am Rhein ist bereits seit dem 8. Jahrhundert bekannt, es ist jedoch davon auszugehen, dass bereits die Römer diese Art des Transportes kannten und anwendeten.
Am Denkmal gehen wir geradeaus weiter durch die Biesenbachstraße und durchqueren das kleine Stürzelberg, indem wir direkt am nächsten Kreisverkehr links abbiegen. Rund 700 Meter gehen wir auf der Feldstraße entlang und verlassen dabei Stürzelberg. Auf einem Landwirtschaftsweg wandern wir durch die Felder an einem Bauernhof vorbei und gehen geradeaus auf einen Wald zu, der zum Naturschutzgebiet Hannepützeheide gehört.
Richtig heißt das Naturschutzgebiet eigentlich Wahler Berg, Hannepützeheide und Martinsee und umfasst auch eben diese drei Gebiete. Es wurde eingerichtet, um die Flugsanddüne an der kleinen Erhebung am sogenannten Wahler Berg mit seinen offenen Sandflächen zu schützen. Darüber hinaus besteht die Hannepützeheide aus einem Wald-Heide-Komplex, der ebenfalls seit 1982 zu den schutzwürdigen Biotopen der Umgebung zählt. Ursprünglich bestand das Naturschutzgebiet jedoch bloß aus drei Abgrabungsgewässer, die mittlerweile aber zu einer Kiesgrube verschmolzen sind. Im südöstlichen Bereich des Schutzgebietes befindet sich ein kleiner Teich, der bei Anglern und auch Ausflüglern sehr beliebt ist – zum Leidwesen der Natur, die hier dadurch gestört wird. Am Nordufer des Sees wachsen dennoch Hasel, Traubenkirsche, Schlehe und Weißdorn. In Ost-West-Richtung wird das Naturschutzgebiet von einer schmalen Flugsanddüne geprägt, die Grundlage für das hier wachsende Silbergras bildet. Unzählige andere Pflanzenarten können sich hier ausbreiten, während auf dem See Haubentaucher und Höckerschwan ihre Kreise ziehen.
An einer Gabelung am Waldrand wenden wir uns nach rechts, gehen an einer Schranke vorbei und erreichen wenig später eine Kreuzung, an der wir linker Hand eine kleine Schutzhütte sehen und als Ratsmöglichkeit nutzen. Anschließend gehen wir am Spielplatz vorbei, biegen an der ersten Möglichkeit rechts ab und halten uns an der von rechts kommenden Einmündung halblinks. Eine Kreuzung wird noch überquert und schon gehen wir langsam wieder aus dem Wald heraus. Nach der Überquerung eines Landwirtschaftswegs gehen wir geradeaus an einem Baggersee namens Martinsee entlang, biegen an der ersten Gelegenheit links ab und sehen vor uns die Häuser von Zons. Auf dem Feldweg gehen wir geradewegs auf das schöne Städtchen zu, biegen nach den ersten Häusern auf der linken Seite rechts in den Wilhelm-Busch-Weg ein und überqueren an ihrem Ende die breite Aldenhovenstraße. Auf einem schmalen Fußweg wandern wir am Ortsrand entlang, erreichen einen Parkplatz und halten uns dort halblinks, um zur Stadtmauer und zur Windmühle von Zons zu gelangen.
Etwa in der Hälfte des siebten Jahrhunderts ist zum ersten Mal von einem Gut Zuonico die Rede. Erste wesentliche Bedeutung erlangte Zons jedoch im Jahr 1372 als der Rheinzoll von Neuss dorthin verlegt wurde. Gleichzeitig befestigte man das mittlerweile kleine Städtchen und schon im darauffolgenden Jahr erhielt Zons Stadtrechte. Ungefähr zur selben Zeit gab es ein schweres Hochwasser, durch das in der Folge der Rhein sein Bett verlegte. Das zu Zons gehörende Gut Brügel befindet sich seitdem auf rechtsrheinischer Seite. Zons erlangte auf Grund seiner Zollfeste eine gewisse Bedeutung und erhielt sogar eine eigene Münzprägestätte. Doch immer wieder wurde das kleine Städtchen von Feuersbrünsten und Pestepidemien heimgesucht. Heute ist Zons ein beliebtes Ausflugsstädtchen, welches sich seinen mittelalterlichen Charme bewahrt hat und einige sehenswerte Baudenkmäler bietet. Näheres zu Zons erfährt man selbstverständlich auch in der Touristeninformation gleich gegenüber dem Stadtmuseum.
Vor der Mühle gehen wir nach links, wandern an der Stadtmauer entlang und erreichen bald die Schloßstraße, wo wir halblinks das Schweinedenkmal sehen. Eine Informationstafel erläutert uns die einstige Schweinefehde von Zons, an der die Schweineskulpturen erinnern. Nach rechts gehen wir in das malerische Zons hinein, sehen auf der rechten Seite den Juddeturm während sich zu unserer Linken hinter einer Gasse die Kirche verbirgt. Gemütlich schlendern wir an den Schaufenstern vorbei und haben die Gelegenheit gegenüber der Touristeninformation das Heimatmuseum im Schloss Zons zu besichtigen. Hinter der Touristeninformation gehen wir links, werfen einen Blick in den Kräutergarten zur Linken und wandern zwischen der Stadtmauer und mehreren gastronomischen Betrieben entlang, die uns mit ihren Düften zu einer leckeren Mahlzeit verführen. Geradeaus erreichen wir das Stadttor, durchschreiten es und gehen noch ein kleines Stück weiter zu unserem Ausgangspunkt.
Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.
Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.
Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.
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