Wandern bei Düsseldorf – Unterwegs in Zons

Von Zons nach Rheinfeld und zurück
Auf Treidelpfaden in das Mittelalter

Pkw/Parken: Parkplatz und Wohnmobilstellplatz am Herrenweg, Zons
ÖPNV: Buslinien 875 und 886/887 oder WE2 ab Dormagen-Bahnhof bis Haltestelle Zollstraße
Rundweg: Ca. 9,6 Kilometer/2,5–3 Stunden
Streckenprofil: Schmale Pfade am Rheinufer, später befestigte schattenlose Straßen
Einkehr: Landgasthaus Piwipp, Piwipper Straße, 41539 Dormagen-Rheinfeld, Tel. (0 21 33) 21 92 29, www.landgasthaus-piwipp.de (Mo geschl.); Gasthof Zur Post, Herrenweg 17, 41541 Dormagen-Zons, Tel. (0 21 33) 4 39 72, www.bergischer-hof.de.vu; Gasthof Zum Feldtor, Schloßstraße 40, 41541 Dormagen-Zons, Tel. (0 21 33) 2 45 90, www.zum-feldtor.de; Restaurant Altes Zollhaus, Rheinstraße 16, 41541 Dormagen-Zons, Tel. (0 21 33) 4 10 95, www.zollhauszons.de
Am Wegesrand: Rheinfähre; Myriameterstein; Monheim am Rhein; Sondermülldeponie; Rheinfeld; Zons mit Juddeturm, Pfefferbüchse und Kreismuseum, Schloßstraße 1, 41541 Dormagen-Zons, Tel. (0 21 33) 5 30 20, www.kreismuseumzons.de;
Tourist-Information, Schloßstraße 2-4, 41541 Dormagen-Zons, Tel. (0 21 33) 2 76 28 15

Auf ausgetretenen Treidelpfaden wandern wir durch Alleen am Rheinufer und beobachten, wie die Frachtschiffe gemütlich an uns vorbeiziehen. Wir umrunden eine renaturierte Sondermülldeponie, auf der sich seltene Pflanzenarten niedergelassen haben, und durchqueren einen Altrheinarm. Abschließend besichtigen wir das mittelalterlich wirkende Städtchen Zons mit seiner wehrhaften Stadtmauer, dem imposanten Juddeturm und den schmalen Gassen zwischen dem Rheintor und dem als Pfefferbüchse bezeichneten Wachturm.

ÖPNV-Nutzer wandern ab der Haltestelle durch die Zollstraße und an ihrem Ende nach links zum Park- und Wohnmobilstellplatz am Herrenweg. Da wir die Stadt Zons zum Abschluss unserer Runde besuchen, gehen wir zunächst in Richtung Fähre (BP mit Route 9), biegen jedoch kurz davor nach rechts auf den Deichweg ab.

Die Fährverbindung zwischen Zons und Düsseldorf-Urdenbach bietet die einzige Rheinquerung zwischen den beiden Autobahnbrücken der A 1 bei Leverkusen und der A 46 zwischen Neuss und Düsseldorf. Der Rheinfährbetrieb Jansen & Söhne überquert die Strecke mit einer 30 Tonnen schweren Fähre aus dem Jahr 1970, die 17 Pkw und 190 Personen befördern kann. Sie pendelt im Viertelstundentakt und benötigt rund 4 Minuten für die Passage. Dabei muss der Fährmann die Fließgeschwindigkeit des Rheins von 56 km/h genauso berücksichtigen wie die 200.000 Binnenschiffe, die jährlich seinen Weg kreuzen und vorfahrtberechtigt sind.

Wir aber wenden uns an den rot-weißen Absperrpfosten nach rechts und benutzen den Deichweg. Auf der Deichkrone – mit Blick auf den träge dahinfließenden Fluss – wandern wir rund 200 Meter, bis wir linker Hand eine Treppe hinabsteigen und uns wenige Meter später auf dem Schotterweg nach rechts wenden. Nun genießen wir zunächst einmal unsere Wanderung entlang des Rheins, welcher sanft an seine Ufer plätschert. Dabei entdecken wir zwischen der Uferbepflanzung einen Myriameterstein.

Myria ist das griechische Wort für zehntausend. Ein Myriameterstein entspricht als Vermessungsmarke daher einer Entfernung von 10.000 Metern, also 10 Kilometern. Die Myriametersteine am Rhein wurden erstmals im 19. Jahrhundert aufgestellt, um damit die Gesamtlänge des Rheins vermessen zu können. Die ersten Myriametersteine waren schwarz-weiß bemalt, erst im Jahr 1883 wurden sie durch beschriftete Steine ersetzt. Auf diesen konnte man die Entfernung zum Rotterdamer Hafen sowie zur Mittleren Brücke in Basel ablesen. Bis heute sind noch rund 40 Steine vorhanden, wobei die Marken sowohl in Rheinland-Pfalz als auch in Düsseldorf als Denkmäler geschützt sind. Myriametersteine wurden jedoch auch von den Königlich-Sächsischen Eisenbahnen genutzt. Einer dieser Steine an der Bahnanlage in Sachsen wurde bis heute nicht durch moderne Mittel ersetzt und hat daher noch Gültigkeit. Myriametersteine am Rhein haben jedoch nur noch denkmalwert, auch weil die Entfernungsmessung für die Rheinschifffahrt mittlerweile bei Konstanz beginnt.

Auf unserer interessanten Rhein-Wanderung können wir rechts vor uns bereits eine kleine Halde erkennen, die wir im Verlauf unserer Tour noch umrunden werden. Doch zunächst unterqueren wir einen Hochspannungsmast und benutzen dahinter den geradeaus führenden Trampelpfad. In den Rheinauen tanzt das Gras im Wind, während wir auf unserer Wanderung eine Allee erreichen. Zwischen den Bäumen hindurch sehen wir auf der anderen Flussseite an einer Hochwasserschutzanlage die Beschriftung Monnem am Rhing, rheinisch für Monheim am Rhein.

Erstmals erwähnt wurde das Städtchen im Jahr 1150, im darauf folgenden Jahrhundert erhielt Monheim eine Stadtbefestigung. Ältere Bürger Monheims waren in den letzten Jahrzehnten Einwohner mehrerer Gemeinden, obwohl sie nie umziehen mussten. Ab 1929 gehörte Monheim nämlich zunächst zum Kreis Solingen-Lennep, der später den Namen Rhein-Wupper-Kreis erhielt, 1951 wurde Monheim dann zwar vorläufig eine eigenständige Gemeinde, doch schon 15 Jahre später wurde die Stadt nach Düsseldorf eingemeindet. Monheim klagte mit Erfolg und ist mittlerweile eine Stadt im Kreis Mettmann. Landesweite Schlagzeilen machte der Ort im Jahr 2009, als dort mit dem damals 27-jährigen Daniel Zimmermann der jüngste Bürgermeister in NRW gewählt wurde.

Unsere Wanderung am Ufer des Rheins endet gegenüber von Monheim, genauer gesagt am Landgasthaus Piwipp, einer ehemaligen Herberge und Wechselstation für die Pferde, die in früheren Zeiten auf den Treidelpfaden die Schiffe den Rhein gegen die Strömung zogen. Am Landgasthaus Piwipp gehen wir noch vorbei, lassen dann aber den Rhein hinter uns und biegen hinter dem Parkplatz nach rechts auf einen Asphaltweg. Wir passieren einen weiteren kleinen Parkplatz, und vor uns erhebt sich die Halde einer Sondermülldeponie.

Bei der 1976 in Betrieb genommen Deponie der Bayer AG handelt es sich um eine Sondermülldeponie, deren Verfüllung bis zum Jahr 2018 abgeschlossen sein soll. Eine Informationstafel erläutert nicht nur die Sicherheit der Halde, sondern berichtet auch über die zahlreichen Pflanzenarten, die im Rahmen eines Aktionstages im Jahr 2008 von Schülern gefunden wurden. Dabei hatte wohl niemand gerechnet, dass sich mittlerweile mehr als ein halbes Dutzend gefährdeter Pflanzenarten, wie die Schwarznessel und der Kleine Vogelfuß, hier angesiedelt haben.

Wir steigen auf den Deich hinauf und halten uns an den Informationstafeln der Sondermülldeponie rechts. An der Zufahrt zur Deponie wandern wir auf dem asphaltierten Weg geradeaus und erreichen das Ortseingangsschild von Dormagen-Rheinfeld.

Rheinfeld ist ein Stadtteil von Dormagen und liegt heute linksrheinisch. Würde man die Zeit zurückdrehen können, befände sich die Gemeinde auf der rechten Rheinseite und zum Teil auch im Bett des Stromes. Noch bis in das frühe Mittelalter hinein verlief der Rhein nämlich an dieser Stelle etwas weiter westlich – bis der Fluss nach einem Hochwasser ein neues Bett fand.

Wir streifen Rheinfeld nur am Rande, während sich rechter Hand Felder ausbreiten. Am Buswendeplatz und der Haltestelle verlassen wir die Piwipper Straße, gehen nach rechts und durchwandern eine Wohnsiedlung. An der Pferdekoppel zur Rechten bleiben wir geradeaus. Auch am Ortsausgangsschild halten wir die Richtung bei. Auf der wenig befahrenen Asphaltstraße wandern wir die folgenden beiden Kilometern zwischen weiten Feldern an zwei Bauernhöfen vorbei und haben dabei die Häuser von Zons schon fest im Blick.

Etwa in der Hälfte des siebten Jahrhunderts ist zum ersten Mal von einem Gut Zuonico die Rede. Erste wesentliche Bedeutung erlangte Zons jedoch im Jahr 1372, als der Rheinzoll von Neuss dorthin verlegt wurde. Zur selben Zeit wurde das mittlerweile kleine Örtchen befestigt und erhielt schon im darauf folgenden Jahr die Stadtrechte. Ungefähr in dieser Zeit führte das erwähnte schwere Hochwasser dazu, dass der Rhein sein Bett verlegte und damit das zu Zons gehörende Gut Brügel rechtsrheinisch wurde. Zons erlangte auf Grund seiner Zollfeste eine gewisse Bedeutung und erhielt sogar eine eigene Münzprägestätte. Doch immer wieder wurde das kleine Städtchen von Feuersbrünsten und Pestepidemien heimgesucht. Heute ist Zons ein beliebtes Ausflugsstädtchen, welches sich seinen mittelalterlichen Charme bewahrt hat und einige sehenswerte Baudenkmäler bietet. Näheres zu Zons erfährt man selbstverständlich auch in der Touristeninformation gleich gegenüber dem Kreismuseum.

Unmittelbar vor der Festung gehen wir auf dem schmalen Fußweg der Mauer entlang nach links. Dabei umrunden wir die Windmühle und erreichen an der Schloßstraße den Gasthof Zur Post. Vor dem Schweinebrunnen, der an die Schweinefehde erinnert, welche sich 1577 zwischen den Zonser Bürgern und dem Kölner Erzbischof zugetragen hat, biegen wir rechts ab und spazieren nun durch das malerische Örtchen. Nach wenigen Metern sehen wir in Nachbarschaft zum Gasthof Zum Feldtor zu unserer Linken die dreischiffige Pfarrkirche im neogotischen Stil, während sich wenig später auf der gegenüberliegenden Seite der 36 Meter hohe Juddeturm erhebt. Als Teil der Stadtbefestigung konnte man von seiner Spitze aus frühzeitig Gefahren erkennen, während sich im Untergeschoss ein 11 Meter tiefes Verlies befand. Ein sehr schmales Fenster diente lediglich zur Belüftung, das Licht drang jedoch nicht bis zu den Gefangenen. Heute können wir den Turm besteigen, ohne uns vor Gefahren fürchten zu müssen, und eine schöne Fernsicht auf das Umland genießen.

Am Ende der Schloßstraße erreichen wir das Kreismuseum Zons, welches Einblicke in die Geschichte des Ortes gewährt,und die gegenüberliegende Touristinformation, die weitere Tipps für das heutige Zons bereithält. Hinter der Touristinformation biegen wir nach links ab und wandern an der sogenannten Pfefferbüchse durch die schmale Rheinstraße. Auch die Pfefferbüchse war einstmals ein Wachturm und diente ebenfalls als Gefängnis. Gleich daneben markieren Steine im Boden einen ehemaligen Brunnen und eine kleine Infotafel erzählt seine Geschichte.

Auf dem historischen Kopfsteinpflaster wandeln wir am Restaurant Altes Zollhaus vorbei und durch das Rheintor hindurch. Dabei spazieren wir aus der Stadt hinaus und verweilen für einen Augenblick an dem beliebten Treffpunkt vor dem Stadttor. Nach einem letzten Blick auf das malerische Zons lassen wir das Tor hinter uns und spazieren auf dem Herrenweg geradeaus. ÖPNV-Nutzer wenden sich an der ersten Möglichkeit nach links, gehen durch die Zollstraße zurück zur Haltestelle, während Pkw-Fahrer geradeaus zum Parkplatz gelangen.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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